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Wanderung am GR221 von Es Capdella bis Pollenca im April 2015

17.4.2015: Wien – Palma – Es Capdella – Estellencs

Auf 03:15 stelle ich mir am Vorabend den Wecker, denn der Flug nach Mallorca geht schon um 05:45 von Wien Schwechat weg. Traditionell bin ich ein wenig nervös, ob ich auch wirklich alles eingepackt habe, und ob alles klappen wird. Wohl unter anderem deswegen wache ich um 03:05 auf, setze alle eingestellten Wecker zurück und trinke noch einen Kakao bevor es mit dem Auto Richtung Flughafen geht. Am Weg durch Wien gable ich noch Sonja und Susanne auf, die mich bereits letztes Jahr in Korsika begleitet haben. Das Auto lasse ich im Parkhaus 8 stehen, meine Frau wird es im Laufe des Tages wieder holen und den Kindern die Flugzeuge beim starten und landen zeigen.

Der erste Flug des Tages
Der erste Flug des Tages

Um ca. 04:15 treffen wir in der Abflughalle ein, wo wir auch gleich auf Christine (ebenfalls schon voriges Jahr dabei) sowie die Großcousinen Maria und Martina treffen. Für beide ist es die erste mehrtägige Wandertour und für Maria sogar der erste Flug. Dementsprechend sind beide noch ein wenig zurückhaltend und warten einmal ab, wie es weitergeht. Damit ist der österreichische Teil der Wandergruppe komplett. In Es Capdella wird noch Nick dazustoßen, der durch meine Facebook-Seite auf diese Reise gestossen ist, und sich angemeldet hat. Der Flug verläuft problemlos, außer dass wir bei der Landung einige Minuten Verspätung aufreissen. Gemeinsam mit den endlos langen Wegen am Flughafen Palma sowie den mehrfachen WC-Gängen der Reisegruppe genügt dies jedoch, um nach der Fahrt mit dem Bus vom Flughafen nach Palma den geplanten Bus um 09:15 nach Es Capdella zu verpassen. Da der nächste Bus erst um 11:45 wegfährt, bleibt uns bereits vor der Wanderung ein wenig Zeit, durch Palma zu bummeln und am Placa Mayor ein zweites Frühstück einzunehmen.

Zweites Frühstück am Placa Major
Zweites Frühstück am Placa Major

Die Leckereien in den Auslagen der Bäckereien stimmen bereits froh, auf das was die nächsten Tage auf uns zukommen wird. Der Bus bringt uns dann mit ca. einer Stunde Fahrzeit nach Es Capdella, alle sind ein wenig müde vom frühen Aufstehen und neugierig, was die nächsten 8 Tage bringen werden. Neugierig sind wir auch auf Nick, der von unserer Verspätung per SMS verständigt wurde und daher pünktlich und abmarschbereit bei der Busstation von Es Capdella auf uns wartet.

Gruppenfoto ohne Wanderführer am Start
Gruppenfoto ohne Wanderführer am Start

Auf meinem Wunsch hin machen wir beim ersten GR221-Wegweiser ein Gruppenfoto, damit wir am Schluss eine Vorher/Nachher-Gegenüberstellung machen können. Der Weg verlässt Es Capdella in Richtung Norden zuerst noch auf asphaltierter Strecke, später wird es ein Karrenweg. Nach ca. einer Stunde Gehzeit passieren wir die Finca Galatzo eine öffentliche, weitläufige Anlage am Fuße des gleichnamigen über 1000m hohen Berges Galatzo.

Vor der Finca Galatzo
Vor der Finca Galatzo

Auch nach der Finca geht es noch eine Weile nur leicht ansteigend und zumeist durch schattige Wäldchen dahin. Wir passieren Köhlerplätze und einen schönen Rastplatz, auf dem einige Pferde grasen, bevor der Weg langsam aber merklich steiler ansteigt und zusammen mit der starken Mittagssonne dafür sorgt, dass wir alle sehr zu kämpfen haben. Am meisten zu kämpfen hat Martina, die trotz guter Kondition schnell einen hohen Puls erreicht. Ihr ausgeborgter Rucksack sitzt zudem nicht optimal, weswegen ihr die mehr als 10 Kilo komplett auf den Schultern lasten. So bilden Maria und Martina das Schlusslicht, während Sonja den Turbo einschaltet, um dem Pass zwischen S´Esclop und Galatzo näher zu kommen.

Leiterüberquerung am Sattelpunkt
Leiterüberquerung am Sattelpunkt

Nach ca. 2,5 Stunden Gehzeit und der Überwindung einer kleinen Leiter ist der Pass dann erreicht, und wir suchen Zuflucht im Schatten einiger Bäume. Die nachkommenden Cousinen verpassen die Leiter zuerst, entdecken den Irrtum zum Glück aber noch rechtzeitig, bevor sie den Gipfel des S´Eslcop erreichen, und stoßen mit ein wenig Verspätung hinzu. In der Sonne hat es sicher über 25 Grad und so sind die meisten Wasservorräte auf der Passhöhe verbraucht. Nach der Pause geht es auf einem breiten Karrenweg bergab. Durch die intensive Schotterauflage und Steilheit kommt es zu einigen Rutschern, die aber alle glimpflich ausgehen. Nach ca. einer Stunde treffen wir auf die Küstenstrasse Ma10 und entscheiden uns, dieser ein Stückchen zu folgen, was uns ca. 30 Minuten Gehzeit erspart.

Blick auf Estellencs
Blick auf Estellencs

Schon bald eröffnet sich ein erster Blick auf unser erstes Ziel Estellencs und nach einigen Serpentinen auf einer Nebenstrasse abwärts stehen wir auch schon vor unserem Ziel, dem Hotel Maristel (4*). Leider ist die Reservierung über booking.com nicht bei der Dame an der Rezeption angekommen, doch zum Glück sind in der Nebensaison noch ausreichend Zimmer für uns frei.

Entspannung am Pool
Entspannung am Pool

Nach dem Einchecken verbringen einige von uns noch Zeit im hoteleigenen Pool mit Meerblick andere entspannen im Spa-Bereich. Da das Zimmer mit Frühstück gebucht ist, nehmen wir unser Abendessen im unweit vom Hotel gelegenen Restaurant Montimar zu uns.

Im Restaurant Montimar
Im Restaurant Montimar

Dieses überrascht zu Beginn mit einer Rampe auf der die Tische mit ungleich langen Tischbeinen begradigt wurden und anschließend mit einer ausgezeichneten, wenn auch leicht angebrannten Paella und einer „Mandelsauerei“ (Zitat Christine), die auf Mallorquin Greixonera genannt wird. Nach dem langen Tag geht es zeitig zu Bett, um für die nächsten Tage fit zu sein.

18.4.2015: Estellencs – Esporles

In der teuersten Unterkunft unserer Reise erwartet uns am Morgen ein Buffet, das alle Stückchen spielt. Der ursprünglich nette Kellner verwandelt sich allerdings zum Kerberos, als er herausbekommt, dass wir uns vom Buffet ein paar Kleinigkeiten für untertags abzweigen wollen, sodaß wir einer Rucksackkontrolle beim Verlassen des Frühstückraumes nur knapp entkommen 🙂
Apropos Rucksackkontrolle – Sonja und ich sehen uns den Rucksack von Martina genauer an und es gelingt uns, das Befestigungssystem so umzustellen, dass die Hauptlast des Gewichtes nun auf der Hüfte liegt, so wie es auch sein soll. Martina dankt es in den folgenden Tagen mit hoher Marschgeschwindigkeit ;-). Wir verlassen gegen 09:00 Uhr das Hotel.

Kunstwerk in Estellencs
Kunstwerk in Estellencs

Die ersten Meter geht es durch das nette Örtchen Estellencs auf der Küstenstraße vorbei an einigen Kunstwerken. Nicht weit nach der Ortschaft geht der Weg zuerst unterhalb und danach oberhalb parallel zur Straße und bietet schöne Blicke zurück auf Estellencs und auf das Meer. Ursprünglich ging der GR221 durch die mittlerweile gesperrte Finca Es Rafal, nun zweigt der Weg rechts ab und führt über einige Serpentinen zur öffentlichen Finca Planicia.

Aussicht am Weg zu Es Planicia
Aussicht am Weg zur Finca Planicia

Hilfe bei der Orientierung geben uns orangefarbene Baustellenbänder, die alle paar Meter befestigt sind. Diese sind wegen des Ultra Marathon Serra de Tramuntana (www.umsdt.com) gesteckt, der am heutigen Tag um 00:00 Uhr gestartet ist, und bei dem die Läufer unsere Wochenstrecke in 12 – 24 Stunden absolvieren. Knapp vor 11:00 Uhr kommen wir an der Finca Planicia an, wo wir den schönen Ausblick auf die Umgebung genießen, und uns eine Vormittagspause genehmigen.

Vormittagspause bei der Finca
Vormittagspause bei der Finca

Der weitere Weg geht im Schnitt leicht abfallend auf einem schönen Waldweg entlang. Nach ca. einer Stunde treffen wir wieder auf den ursprünglichen Weg. Wir halten uns geradeaus, wo wir immer leicht abfallend einem Karrenweg folgen.

Karrenweg in Richtung Esporles
Karrenweg in Richtung Esporles

Als wir der Uferstrasse immer näher kommen, zeigt ein Blick auf die Karte, dass wir an dieser Stelle dem etwas unscheinbareren Weg rechts hätten wählen sollen. So machen wir erst einmal Mittagspause, während ich die Karte studiere und einen Weg auskundschafte, der uns wieder auf den richtigen GR221 zurückbringt. Zum Glück gibt es einen Weg. Auch wenn er mit „Coto Privado de Caza“ beschildert ist, bringt er uns nach ca. 80 überwundenen Höhenmeter wieder zurück zum Original, wo wir auch wieder mehr Menschen begegnen. Ganze Schulklassen dürfte gerade Tagesausflüge unternehmen und die meisten Entgegenkommenden werfen uns ein spanisch klingendes „Hola“ entgegen. Nach einer weiteren Stunde Gehzeit und zweimaligen Kreuzen der Straße erreichen wir unser heutiges Etappenziel Esporles wo uns unsere Unterkunft Hostal Esporles gleich am Ortsanfang erwartet.

Das Hotel Hostal Esporles
Das Hotel Hostal Esporles

Wir lassen diese jedoch vorerst links liegen und fallen ins erste Kaffeehaus entlang der Hauptstraße durch den Ort ein. Das Überqueren der Hauptstrasse ist relativ gefährlich da um diese Jahreszeit sehr viele Fahrradfahrer unterwegs sind und diese fast lautlos mit Höllentempo über die Straßen rasen.

Gemütliches Kaffeehaus in Esporles
Gemütliches Kaffeehaus in Esporles

Nach dem Kaffeehaus machen wir noch einen Supermarkt ausfindig, der auch am Samstag bis 22:00 Uhr und am Sonntag offen hat, sodass wir unsere Wasservorräte wieder auffüllen können. Zurück im Hostal, begrüßt uns Gori der Manager und zeigt uns gleich unsere Zimmer. Ich bekomme gemeinsam mit Nick ein Zimmer im Innenhof zugewiesen mit direkten Blick auf den schönen, tropischen Garten, der sich auch gut zum Wäsche trocknen eignet. Beim Abendessen haben wir diesmal nicht so einen guten Griff. Das Lokal überzeugt zwar durch riesige Portionen aber nicht durch die kreativsten Speisen, deswegen muss nachher noch ein Eis in der hiesigen Heladeria herhalten, bevor wir uns zur Ruhe legen.

19.4.2015: Esporles – Valldemossa

Heute steht eine relativ kurze Etappe am Programm, die im Reiseführer mit einer Gehzeit von 4 Stunden angegeben ist – ich stelle meiner Gruppe also beim Frühstück einen „wanderfreien Nachmittag“ in Aussicht. Nick möchte diesen nutzen, um nach seiner Familie zu schauen. Beide Kinder zu Hause sind krank und die daheimgebliebene, schwangere Frau kommt nicht zum Schlafen. Für Erheiterung beim Frühstück sorgt dann noch eine ältere Dame, als Sie den Saal betritt und fragt, ob wir die „Wikinger“ sind. Wikingerreisen ist ein Veranstalter von organisierten Wanderreisen mit Gepäckstransport und überwiegend Tageswanderungen, die Dame ist also bei uns nicht ganz richtig ;-).

Tolles Blumenarrangement in Esporles
Tolles Blumenarrangement in Esporles

Die ersten Meter unseres heutigen Weges führen durch Esporles bevor es langsam aufwärts geht auf asphaltierten Straßen vorbei an kleineren und größeren Villen mit teilweise interessanter Flora. Das Wetter ist heute nicht ganz so makellos wie die Tage davor.

Nebel am Weg nach Valdemossa
Nebel am Weg nach Valdemossa

Die dichten Wolken fliegen heute tief, sodass wir manchmal nur knapp nicht in den dichten Nebel eintauchen. Als wir laut der Streckenbeschreibung die Strasse verlassen, endet auch die offizielle Mrkierung des GR221. Die Strecke von hier bis nach Deia ist nicht beschildert und so muss man sich an Steinmännchen orientieren, oder öfter die Karte befragen. Der Weg passiert den Coll (=Sattel) de sa Basseta, und geht dann relativ direkt bergauf bis uns plötzlich eine Mauer den Weg versperrt. Da uns eine Gruppe von jenseits der Mauer entgegenkommt, ist klar, dass wir hier drüber müssen. Nach der Mauer nehmen wir wieder die Fährte der Steinmännchen auf, bevor wir einen Karrenweg erreichen. Bei den zahlreichen Kreuzungen auf der Hochebene Son Pacs versuche ich anhand der Wegbeschreibung meiner Unterlagen die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Auf der Hochebene Son Pacs
Auf der Hochebene Son Pacs

Bei der gefühlten zehnten Gabelung packe ich Kompass und GPS aus und sehe, dass Norden genau auf der anderen Seite liegt, als vermutet. Eine Kreuzung weiter kommen wir bei einem Haus vorbei, welches definitiv nicht auf unserer Wegstrecke liegt. Als ich gerade die Karte studiere, kommt uns eine gut 25-köpfige spanische Wandergruppe entgegen. Sonja wirft Ihre Spanisch-Kenntnisse in die Waagschale, um aus den fünf gleichzeitig sprechenden Spaniern rauszuhören, wo wir sind und wo unser Weg verläuft. Schließlich schlagen die Spanier vor, dass wir sie einen Teil Ihres Weges begleiten sollen, und sie uns dann die richtige Abzweigung zeigen. Darauf steigen wir ein und gehen relativ lange genau den gleichen Weg zurück, den wir gekommen sind, bevor uns der „Chef“ der Gruppe den Weg weist. Wenige Meter auf diesem Weg sehen wir die in der Wegbeschreibung angeführten halbrund ausgeführten Viehunterstände.

Blick aufs Meer nach dem Irrlauf
Blick aufs Meer nach dem Irrlauf

Der Weg wird nun schmäler und geht ziemlich steil bergab, bevor wir den Coll de Sant Jordi erreichen und es wieder bergauf geht und wir mit einer Stunde Verspätung den Bergrücken des Sa Camuna erreichen. Das Finden des optimalen Mittagspausenplatzes übergebe ich vertrauensvoll an Christine, die uns einen schönen Flecken mit Blick auf die mallorquinische Ebene aussucht.

Susannes Powernap während der Mittagsrast
Susannes Powernap während der Mittagsrast

Nach einem kurzen Powernap verabschiedet sich Nick, damit er das für 14:00 Uhr bestellte Taxi nach Hause erreicht. Die restliche Gruppe macht sich ein wenig später auf den Bergabweg nach Valldemossa. Auf diesem begegnen wir zum dritten Mal an diesem Tag einem einsamen Wanderer mit großen Rucksack. Dieser heißt Torres und schleppt fast 20kg durch die Gegend, darunter auch ein Kaffeekocher und ein Zelt. Es geht steil bergab und immer wieder sehen wir bereits unser heutiges Ziel Valldemossa.

Valldemossa von oben
Valldemossa von oben

Um 14:30 laufen wir etwas später als geplant in Valldemossa ein, wo wir uns in der Bar Meriendas niederlassen, um Kaffee und Eis zu genießen. Zufällig ist diese Bar auch der Check-In für unsere nächste Unterkunft. Kein Wunder schließlich ist das „Hotel“ auch gleich darüber. Es besteht aus drei übereinander liegenden 2-Bett-Zimmern, ist also mit uns 6 Wanderern voll belegt.

Alle drei Zimmer der Unterkunft in Valldemossa
Alle drei Zimmer der Unterkunft in Valldemossa

Den Nachmittag verbringen wir mit einer Ortsbesichtigung von Valldemossa bzw. trinken wir mallorquinischen Rotwein und genießen die Sonne, die sich am Nachmittag durch die Wolken gekämpft hat.

Auf diesem Bild fehlt doch was ?
Auf diesem Bild fehlt doch was ?

Bei der Wahl des Abendlokals verlassen wir uns auf die Empfehlung des Hotelverwalters und wählen Can Mario. Dieses Lokal ist außen kaum als solches erkennbar, das Erdgeschoss sieht eher aus wie eine Art Museum, doch im ersten Stock ist es ein richtiges Lokal. Abgesehen von der ersten Flasche Wein, die von unseren Weinexpertinnenen sofort als „korkend“ erkannt wurde, verwöhnt uns das Lokal mit hervorragenden Speisen und Nachspeisen. Satt und zufrieden endet dieser schöne Tag in unserem extrem zentral gelegenen Hotel.

20.4.2015: Valldemossa – Deia – Refugi Muleta

Leider erreicht mich in der Früh die Nachricht, dass Nick bei seiner Familie in Santa Ponca bleibt, und wir den Rest der Reise nur mehr zu sechst unterwegs sein werden. Schade, aber das Wohl der Familie geht natürlich vor. Wir essen unser Frühstück im hoteleigenen Kaffeehaus, was den Vorteil hat, dass wir neben Kaffee, Orangensaft und Marmeladebrötchen auch beliebig aus der Kuchenvitrine wählen können. Neben der mallorquinischen Spezialität Ensaimada (Schnecken aus gezuckerten, fermentierten und im Ofen gebackenen Teig mit Pudding oder Zuckerglasur) gibt es die für Valldemossa Coca de Patatas (ungefüllte Krapfen aus Kartoffelteig). Diese tunkt man in heiße Schokolade, die von der Konsistenz auch problemlos für ein Schokoladenfondue verwendet werden könnte und schon hat man die Kalorien eines Tages mit einer Mahlzeit zu sich genommen ;-). Wie üblich brechen wir um 09:00 Uhr auf, wie üblich natürlich nicht ohne unsere Wasservorräte wieder aufgefüllt zu haben.

Aufstieg von Valldemossa
Aufstieg von Valldemossa

Ab heute geht es die nächsten drei Tage auf Wegen, die ich bereits vor 2 Jahren einmal gegangen bin. Dies denke ich zumindest bis kurz nach dem Verlassen von Valldemossa am Wegesrand ein kleines Hüttchen steht. Darin sitzt ein junger Spanier, der uns erklärt, dass das vor uns liegende Gebiet ein Naturschutzgebiet ist und nur beschränkt durchwandert werden darf. Zur Umgehung wurde eigens eine Alternativroute angelegt, die uns der junge Spanier auf der Karte zeigt. Er protokolliert ausserdem, wieviele Personen seine Hütte an diesem Tag passieren. Wir sind an diesem Tag die zweite Gruppe.

Sonja als Modell
Sonja als Modell

Nach einer dreiviertel Stunde Anstieg über gemütliche Serpentinen im Wald erreichen wir die Hochebene Pla Es Pouet, auf der wir aufgrund der schönen Aussicht ein paar Modellfotos machen, bevor eine Gruppe der Alpinschule Innsbruck mit sächsischen Wanderführer den gleichen Punkt erreicht. Wir machen uns rasch auf den Weg, bei dem man an manchen Stellen sieht, dass er erst vor kurzem gemacht wurde.

Aufstieg zum Es Caragoli
Aufstieg zum Es Caragoli

Er führt die längste Zeit durch niederen Wald bevor wir nach ca. 2 Stunden Gehzeit den Berg Caragoli erreichen, von dem man einen herrlichen Blick auf das Meer, auf Deia und sogar bis Port de Soller geniessen kann.

Blick in die Ferne
Blick in die Ferne

Es geht ein Stückchen auf dem Hochplateau bergab, wobei mir beim Finden des Ausstiegs zugute kommt, dass ich hier schon einmal gegangen bin. Später erfahren wir, dass so mancher bis ans Ende des Plateaus geht, und dann vor der mehrere hundert Meter steilen Kante wieder umdrehen muss.

Abstieg nach Deia
Abstieg nach Deia

Auch unser Weg geht vor allem zu Beginn ziemlich steil bergab, weswegen ich erstmalig die Stöcke als Unterstützung meines Knies beim Bergabgehen einsetze. Nach einiger Zeit wird der Abstieg ein wenig flacher, als uns ein älteres, englisches Pärchen entgegenkommt und der Mann (neidisch?) feststellt, dass ich alleine mit 5 Frauen unterwegs bin. Der Weg flacht Richtung Deia immer mehr ab, zieht sich aber noch ganz schön durch teilweise urwaldähnliche Vegetation dahin, bevor wir um 13:00 Uhr Deia erreichen. Wir beschließen, das schöne Örtchen Deia links liegen zu lassen und gleich die halbe Stunde zur Cala Deia abzusteigen.

Lokal an der Caja Deia
Lokal an der Cala Deia

Dort haben im Unterschied zum Februar auch zwei Lokale geöffnet, wir setzen uns in jenes mit der besseren Aussicht. Aufgrund des Windes ist es aber doch ziemlich frisch und somit wechseln wir nach der obligatorischen Cervesa zum Strand für eine Mittagsrast. Dort kann Susanne nach 3 Tagen Badeentzug endlich wieder planschen gehen und findet sogar einen zweiten mutigen Urlauber, der sich mit Ihr ins relativ kalte Meer stürzt. Wir beschließen den auf der 1:25000 Karte eingezeichneten Weg zwischen Deia und Port de Soller zu versuchen, der durchgehend immer der Küste entlang geht.

Am Piratenweg
Am Piratenweg

Den ersten Teil kenne ich bereits, hier sind zwei umgestürzte Bäume zu über(unter)queren und uns kommen noch ziemlich viele Wanderer entgegen. Als wir auf diesem wunderschönen Küstenpfad die Abzweigung nach Llucalcari passieren endet der offizielle Weg und ein kleines Abenteuer beginnt. Netterweise haben viele Wanderer Steinmännchen aufgestellt, was die Orientierung erleichtert, trotzdem sind immer wieder Bäume zu übersteigen und zugewachsene Wege zu finden, um am Weg zu bleiben. Auch der Blick nach vorne, wo wir ziemlich direkt auf einen felsigen Abhang zugehen verheißt nichts Gutes. In Zusammenarbeit mit Sonja finden wir aber doch immer wieder einen Anhaltspunkt wie der Weg weitergeht und nach zwei Stunden Gehzeit kommen wir wieder auf einen breiteren Weg und sehen ein Hinweisschild, das uns bestätigt, dass wir richtig sind.

Ein Schild gibt wieder Hoffnung
Ein Schild gibt wieder Hoffnung

Aufgrund der Länge der Etappe war dieses Stückchen aber für einige aus der Gruppe sicherlich grenzwertig. Ein letztes Mal geht es vom Meeresniveau auf Asphaltstraße bei noch immer hohen Temperaturen gute 150m aufwärts, bevor wir wieder auf den offiziellen GR221-Weg stoßen. Nun ist das anstrengendste geschafft und es geht noch ca. eine dreiviertel Stunde eben bis leicht abwärts über die Muleta Gran zum Refugi Muleta welches herrlich am Cap Gros gelegen ist und fast Rundumblick aufs Meer bietet. Das Refugi hat einen großen Speisesaal und leider nur einen großen Schlafsaal mit 15 Stockbetten.

Refugi Muleta
Refugi Muleta

Dies ist besonders diese Nacht von Nachteil, da eine Gruppe von 15 deutschsprachigen Wanderern bereits beim Abendessen so laut ist, dass wir uns kaum unterhalten können. Zusammen mit dem reichlich konsumierten Wein sorgt diese Gruppe dann auch in der Nacht für eine Geräuschkulisse mit unterschiedlichsten Schnarchlauten. Das Abendessen ist einfach – es gibt Buchstabensuppe und anschließend einen Eintopf mit Kartoffeln, Erbsen und Fisch sowie einen Apfel oder eine Orange als „Nachspeise“. Pro drei am Tisch sitzenden Gästen gibt es eine Flasche des roten Hausweines gratis dazu, was bei einem Preis für das Abendessen von EUR 8,– / Person nicht zu erwarten war. Der alleine arbeitende Hüttenwart wirkt etwas gereizt und führt ein strenges Regiment. Teller und Besteck müssen selbst von Speiseresten befreit und in die dafür vorgesehenen Behältnisse gestellt werden und getrennte Gläser für Wasser und Rotwein sind bei diesem Preis einfach nicht drinnen 🙂

Sonnenuntergang am Cap Muleta
Sonnenuntergang am Cap Muleta

21.4.2015: Refugi Muleta – Sa Calobra – Mirador de ses Barques – Refugi Muleta

Nachdem wir heute abend wieder im Refugi Muleta übernachten werden, können wir den heutigen Tag mit leichten Rucksäcken mit Tagesgepäck bestreiten. Um 08:30 Uhr verlassen wir die Refugi, ich muss meinen Mädels bzgl. der Geschwindigkeit und Pünktlichkeit in der Früh auf alle Fälle ein Kompliment aussprechen.

Sonnenaufgang über Port de Soller
Sonnenaufgang über Port de Soller

Nach einer dreiviertel Stunde erreichen wir den Hafen von Port Soller, dem wunderschön kreisrund geformten Strand von Soller. Sonja und ich besorgen die Tickets für unsere Schiffsfahrt, während die anderen sich in der Sonne auf den nächsten schönen Tag vorbereiten.

Warten auf das Schiff
Warten auf das Schiff

Pünktlich um 10 besteigen wir das Ausflugsschiff der Gesellschaft barcos azules, welches uns in einer Stunde Fahrzeit zur Sa Calobra Bucht bringt. Vom Boot aus hat man zahlreiche herrliche Ausblicke auf die zerklüftete Küste Mallorcas und wir sehen auch schon Teile des Weges, welchen wir heute zurückgehen werden. Das Boot legt einmal in Cala Tuent an und wenn ich Martina und Maria nicht zurückgewunken hätte, wären sie schon vorzeitig ausgestiegen.

Sa Calobra vom Meer aus
Sa Calobra vom Meer aus

Vor der Sa Calobra Bucht macht das Boot noch einmal eine große Runde, sodass der Ausgang des Torrent de Pareis auch schön vom Meer zu sehen ist. Mit ca. 60 anderen Touristen verlassen wir das Boot und gehen durch die beiden beleuchteten Tunnel zur Sa Calobra Bucht.

Die menschenleere Sa Calobra Bucht
Die menschenleere Sa Calobra Bucht

Dort ist es fast noch menschenleer, während Martina, Maria, Christine und Susanne beschließen die „Freizeit“ bis 12:15 mit Sonnenbaden und Schwimmen zu verbringen, möchte ich ein wenig in den Torrent de Pareis hineingehen und schauen, wie schwierig diese eindrucksvolle Schlucht wirklich zu begehen ist. Sonja schließt sich mir an und nach 15 Minuten auf groben Schotter beginnt der anspruchsvollere Teil der Schlucht.

Beim Schluchtenklettern
Beim Schluchtenklettern

Das Klettern und Suchen des richtigen Weges macht viel Spass, doch leider müssen wir nach einer halben Stunde wieder umdrehen, um wieder rechtzeitig bei den anderen zu sein. Unsere eigentliche Wanderung beginnt nach einer Eis-Pause heute erst knapp vor 13:00 Uhr – das Timing ist trotzdem gut, so hat das nächste Ausflugsboot von Soller doch mehrere 100 Touristen an Land gespült, sodass die Bucht nun schon ein wenig überlaufen ist. Wir gehen ein paar Minuten die Bergstrasse von Sa Calobra begleitet von zahlreichen Radfahrern bergan, bevor wir rechts abbiegen und in einem Taleinschnitt zum Coll de Sant Lorenc aufsteigen.

Iihhhh - Aahhhh
Iihhhh – Aahhhh

Von dort sieht man bereits die Serpentinen zur Cala Tuent hinab. Diese sind seit meinem Besuch vor zwei Jahren leider nicht kürzer geworden und Abkürzung gibt es auch noch immer keine. So schrauben wir uns mühsam in die Bucht hinunter, um auf der anderen Seite zum Coll de na Polla aufzusteigen. Bei diesem Sattelpunkt überquert man eine Mauer und ein wunderbares Meerespanorama breitet sich plötzlich vor einem aus. Für uns ein guter Platz für die Mittagspause mit Brot, Wurst, Käse, Oliven und Tomaten und anderen Leckereien aus dem Supermarkt von Port de Soller.

Der schöne Weg an der Küste
Der schöne Weg an der Küste

Um 15:00 Uhr setzen wir unseren Weg fort und laut Rother-Wanderführer müssen wir noch mit einer Gehzeit von 2:40 Stunden rechnen, da wird es mit dem Bus um 17:40 ziemlich knapp. Wir lassen uns dennoch nicht hetzen und genießen die schönen Ausblicke mit leichtem Gepäck. Bei einer kleinen, älteren Wandergruppe aus Deutschland, die uns begegnet, kommt eine Dame zu Sturz und schlägt sich die Nase blutig. Ungefähr eine Sekunde vorher hat Susanne gesagt: „Machts Pause, ihr könnt´s doch eh nicht mehr“. Die fachkundige Kontrolle durch unsere mitgereisten Krankenschwestern ergibt jedoch Entwarnung, es ist nichts gebrochen. Wir setzen unseren Weg fort, nach einiger Zeit biegt der Weg rechts bergan in den Wald zum Coll de Biniamar. Heute fühlt sich die Sonne besonders heiß an, und unsere Trinkvorräte gehen schön langsam zu Ende. Trotzdem müssen wir noch einmal ca. 200m bergab an einem Bauenhof vorbei und wieder 200m bergauf, bevor es das letzte Stück flach zu unserem Zielpunkt geht. Wir beschleunigen das Gehtempo zwar ein wenig, aber nach dem letzten Anstieg ist klar, dass wir den Bus (einer von zwei, die pro Tag fahren) knapp verpassen werden.

Lokal am Mirador de ses Barques
Lokal am Mirador de ses Barques

Da schon alle müde vom heutigen „Ruhetag“ sind, beschließen wir, die restliche Strecke nicht zu Fuß nach Soller zu gehen, sondern hoffen auf eine Mitfahrgelegenheit oder ein Taxi. Ca. 10 Minuten nach Abfahrt des Busses, kommen wir am Mirador de ses Barques an. Dort befindet sich ein Lokal mit Aussichtsterrasse, von der man einen tollen Blick über Port de Soller und unser Refugi hat. Wir geniessen erst einmal eine kühle Cervesa und Sonja nutzt ihre Spanisch-Kenntnisse, um uns zwei Taxis zu bestellen.

Port Soller und Cap Muleta von oben
Port Soller und Cap Muleta von oben

Diese bringen uns um EUR 20 pro Fahrzeug bis vor die Eingangstür des Refugis – so hatten wir gleich zwei Vorteile daraus, dass wir den Bus verpasst haben. Unser heutiges Abendessen verläuft wesentlich ruhiger, als jenes am Tag zuvor, da nur noch 6 weitere Personen heute mit uns speisen. Es gibt etwas ähnliches wie am Vortag nur sind heute Fleischbällchen statt Fischstücke im Eintopf. Ich bezahle unsere Unterkunft gleich am Abend, denn am nächsten Tag wollen wir schon um 07:45 aufbrechen, damit wir die erste Strassenbahn nach Soller um 08:30 erwischen.

22.4.2015: Soller – Coll de L`Ofre – Cuber See – Lluc

Wie geplant geht es gleich nach dem standardisierten Refugi-Frühstück (ungesalzenes mallorquinisches Brot, Butter, Marmelade, Kaffee/Kakao, 1 Blatt Schinken, 1 Blatt Käse) wieder hinunter nach Port de Soller, wo wir auf die einzige Strassenbahn Mallorcas warten, die Soller mit Port de Soller verbindet.

Verwackeltes Bild bei rasanter Fahrt
Verwackeltes Bild bei rasanter Fahrt

Der Preis von EUR 5,5 pro Person ist zwar hoch aber man muss das wohl auch als Eintrittsgebühr für das Sightseeing betrachten. In Soller klappern wir verschiedene Geschäfte und Bäckereien ab, um für das Picknick der nächsten 3 Tage einzukaufen, weil es erst in Pollenca die nächste Einkaufsmöglichkeit gibt. Gestärkt durch Kaffee und Ensaimadas gehen wir direkt vom Hauptplatz von Soller auf der Straße nach Biniaraix wo der Torrent de Biniaraix beginnt. Auf diesem Weg ist die komplette Baukunst der Mallorquiner zu sehen.

Barranc de Biniaraix
Barranc de Biniaraix

Der ganze Weg ist mit Steinen gepflastert und die steilen Hänge links und rechts der Schlucht sind mit Trockenmauern terrassiert, damit Olivenbäume auf den Terrassen wachsen können. Langsam steigen wir die unzähligen Stufen bergauf und überqueren zweimal einen fast komplett ausgetrockneten Flusslauf.

"Brücke" über den Bach
„Brücke“ über den Bach

Zum Glück ist heute eine dichte Wolkendecke, denn bei direkter Sonneneinstrahlung wird es vermutlich knapp mit den Wasservorräten. Bei den immer enger werdenden Serpentinen holen wir Bea und Oli ein, ein jüngeres, sympathisches, deutsches Pärchen welches mit etwas zu viel Gepäck die nächsten drei Tage auf dem gleichen Weg wie wir unterwegs sein wird. Oli erzählt mir, dass Sie heute im Refugi Tossal Verds übernachten werden, das angeblich schon vor dem 1. Mai aufgemacht hat. Wenn ich das rechtzeitig gewusst hätte, hätte ich mir die zweimalige Busfahrt nach/von Lluc ersparen können, aber da das Refugi schon im Herbst 2013 für Renovierungsarbeiten geschlossen wurde, war nicht abzusehen, wann es tatsächlich wieder öffnet. Nach insgesamt rund drei Stunden Gehzeit erreichen wir den Coll de l`Ofre, wo sich schon einige Wanderer versammelt haben, es ist ja auch wirklich ein ausgezeichneter Platz für eine Pause.

Letzter Blick zurück auf Soller
Letzter Blick zurück auf Soller

Als wir es uns gerade so richtig gemütlich eingerichtet haben und unsere frisch eingekauften Picknick-Vorräte testen, fallen die ersten Regentropfen aus der inzwischen durchgehend grauen Wolkendecke. Da es nicht so aussieht, dass der Regen gleich wieder aufhört, packen wir unsere Sachen zusammen und ziehen erstmalig in Mallorca unsere Regensachen an. Der Weg führt gemächlich bergab, bis zum Cuber See, den man links oder rechts umgehen kann – wir entscheiden uns für links. Der Regen ist nicht von Dauer und wird immer schwächer, aber immerhin haben wir den Regenschutz nicht umsonst mitgeschleppt.

Das klassische Foto am See Cuber
Das klassische Foto am See Cuber

Am Ende des Cuber Sees ist das Ende unserer heutigen Etappe, denn um 15:45 hält dort ein Bus, der uns zum Refugi Son Amer beim Kloster Lluc bringt. Wir sind ca. eine Stunde zu früh dort und verabschieden uns von Bea und Oli, die heute noch ein schönes Stück vor sich haben, wenn sie zum Refugi Tossal Verds wollen.

Warten auf den Bus
Warten auf den Bus

Wir warten auf diesen nicht besonders schönen Platz direkt neben der Strasse auf unseren Bus und fragen uns, warum hier soviele Leute parken, eine kleine Runde drehen und dann wieder weiterfahren. Pünktlich um 15:45 Uhr kommt der Bus um die Ecke und hält auch für uns an. Um 1,85 EUR bringt er uns in knapp 15 Minuten vom Cuber See nach Lluc, was unserer morgigen Etappe entspricht.

Blick auf das Kloster Lluc
Blick auf das Kloster Lluc

Der Bus hält direkt vor dem Kloster, wo wir die mittlerweile wieder scheinende Sonne nutzen, um vor einem Kaffeehaus Kuchen oder Eis zu verzehren und das rege touristische Treiben vor dem Kloster zu beobachten. Plötzlich sehen wir bekannte Gesichter. Jene Gruppe, die im Refugi Muleta aufgrund Ihrer Lautstärke für eine unruhige Nacht gesorgt hat, ist auch eingetroffen. Für uns alle ist klar, dass nun rasch gehandelt werden muss. Wir packen unsere Sachen zusammen und gehen zügig die kleine Anhöhe zum Refugi Son Amer hinauf in der Hoffnung uns ein kleines Zimmer sichern zu können, bevor wir in ein Zimmer mit diesen ungeliebten Zeitgenossen eingeteilt werden.

Abendstimmung beim Refugi Son Amer
Abendstimmung beim Refugi Son Amer

Wir haben Glück, denn wir erhalten ein 6-Bett-Zimmer, was für eine 6-Personen-Gruppe natürlich optimal ist. Die Zeit bis zum Abendessen vertreiben wir uns im Garten des schönen Refugi, welcher einen tollen Blick auf die Klosteranlage Lluc bietet. Plötzlich hören wir eine Gruppe lauter Wanderer den Berg hoch kommen und mir kommt die Assoziation mit den Orks, die Helms Klamm im „Herr der Ringe“ stürmen wollen. Vor allem Susanne greift diesen Gedanken gerne auf, und ab nun verwenden wir den Begriff „Orks“ für alle Arten von lästigen oder lauten Touristen. Zum Abendessen gibt es eine Suppe mit einer kugelförmigen Pastaeinlage und anschließend wieder einen Eintopf. Nach dem Abendessen setzen wir uns noch mit Torres, mit dem sich auch hier wieder unsere Wege kreuzen, und einer Kärntnerin zusammen. Die Kärntnerin ist am Tage zuvor die Torrent de Pareis – Schlucht gegangen und ich befrage sie zum Weg, da ich überlege, morgen auch diese angeblich schönste Wanderung Mallorcas zu probieren.

23.4.2015: Lluc – Cuber See – Lluc

Über die Nacht habe ich ein wenig gegrübelt. Obwohl meine Gruppe gesagt hat, dass sie den normalen GR221 auch ohne mich gehen würde, habe ich mich entschlossen, nicht durch den Torrent de Pareis zu steigen. Da ich den Weg noch nicht kenne, ist es mir mit meinem lädierten Knie zu unsicher, auch ist mir mein Rucksack für die Engstellen in der Schlucht zu voluminös. Daher steigen wir nach dem Frühstück alle zusammen mit unseren Tagesrucksäcken in zwei Taxis, die uns an den Endpunkt unserer gestrigen Etappe bringen. Ursprünglich habe ich geplant, dass wir in die entgegengesetzte Richtung gehen, und mit dem gleichen Bus wie gestern nach Lluc fahren, aber bei den niedrigen Taxipreisen auf Mallorca haben wir uns für diese Variante entschieden.

Eine Schaffamilie in den Wäldern Mallorcas
Eine Schaffamilie in den Wäldern Mallorcas

Am Cuber See gehen wir ein paar Meter unseres Weges, als wir einige Feuer im Wald sehen. Diese sind aber von mallorquinischen Forstarbeitern bewußt gelegt worden und unter Kontrolle. Die Forstarbeiter zeigen uns auch den richtigen Weg, der nun für gut 45 Minuten immer entlang einer Wasserleitung führt.

Blick auf den Gorg Blau
Blick auf den Gorg Blau

Das Prinzip der Leitung ist mir zwar nicht ganz klar, da das Gefälle mal in die eine, mal in die andere Richtung geht, aber es dürfte hier öfters Wasser durchfließen, da es neben dem Weg immer wieder Lacken gibt, die nicht von den nicht vorhandenen Regenfällen der letzten Tage stammen können. Dieser fast ebene Weg ist rasch absolviert, bevor es ein wenig bergauf in den Wald hineingeht und wir bald auf die Abzweigung zum Refugi Tossal Verds treffen.

Waldweg am Fusse von Tossal Verds
Waldweg am Fusse von Tossal Verds

Die Richtung ändert sich nordwärts und es geht stetig bergauf, immerhin erreichen wir heute den höchsten Punkt unserer gesamten Wanderung auf über 1.100m. So bei 800m dürfte hier in Mallorca die Baumgrenze liegen, dann ab dann gehen wir wieder in der prallen Sonne bergauf Richtung Coll des Prat. Heute gibt es die Chance einer Zusatzetappe auf den Massanella, den zweithöchsten Berg Mallorcas und den höchsten, den man als Zivilist besteigen kann.

Massanella - der zweithöchtste Berg Mallorcas
Massanella – der zweithöchtste Berg Mallorcas

Diese Zusatzetappe bedeutet jedoch mindestens 1,5 Stunden mehr Gehzeit und bedeutet ein wenig Kletterei. Trotzdem findet Sonja in Christine eine Begleitung für diese Bergwertung und so trennen sich an der Abzweigung unsere Wege und Maria, Martina, Susanne und ich setzen Richtung Coll des Telegraf fort. Wir vereinbaren, dass wir am Puig Gallileo unser Mittagspause so lange halten, bis Sonja und Christine von Ihrer Extratour wieder zu uns stossen. Wir erreichen wenig später den höchsten Punkt unserer heutigen Tour und erhalten einen herrlichen Ausblick auf den Puig Mayor und die restliche Bergwelt Mallorcas.

Der Puig Major
Der Puig Major

Auch können wir von unten die Wand der Massanella hinaufblicken und ein paar Menschen erkennen, die oben am Gipfel stehen. Auch unser Mittagspausenplatz ist schon zu sehen und sollte in einer dreiviertel Stunde erreicht sein. Ich hätte schon mögliche Wege ausgemacht, doch tatsächlich müssen wir ein ganz schönes Stück absteigen, bevor der Weg auf der anderen Seite wieder den Berg hochführt. Auf der Abzweigung zwischen dem GR221 und dem Puig Galileo (ca. 10 Minuten abseits des Weges) errichte ich kunstvoll einen Steinpfeil und die Mädels befestigen ein paar „Maria“-Kekse bei einem Steinmännchen um den nachkommenden Damen den Weg zu weisen.

Susanne am Puig Galileu
Susanne am Puig Galileu

Dann machen wir uns auf dem Weg zur großen Pause. Ganz oben am Gipfel bin ich jedoch ganz alleine, da die letzten Meter nur mit ein paar mutigen, großen Schritten über die Felsen zu erklimmen sind und Maria und Martina daher ihr ausgiebiges Sonnenbad lieber 10m unterhalb des Gipfels machen – für die Aussicht ist´s egal, die ist überall großartig.

Aussicht auf die Nachhut
Aussicht auf die Nachhut

Immer wieder kommen Wanderer (diesmal ausschliesslich paarweise) zum Gipfel, schauen sich kurz um und verschwinden wieder und wir beobachten gespannt den Weg, auf dem Sonja und Christine nachkommen müssten. Ca. 1,5 Stunden nach uns treffen die beiden ein, die ein ziemlich zünftiges Tempo an den Tag gelegt haben müssen, da sie ihre Mittagspause auch schon absolviert haben. So machen wir uns gegen 14:30 Uhr auf dem Abstieg zum Kloster Lluc.

Abstieg nach Lluc
Abstieg nach Lluc

Dieser beginnt sehr spektakulär, haben doch die Wegebauer Mallorcas hier wieder wunderschöne Trockensteinwege in Serpentien in die steil abfallenden Hänge gelegt. So verlieren wir rasch an Höhe aber wir müssen auch gut 600 Hm absolvieren. Der Weg taucht nach einiger Zeit wieder in den typischen, mallorquinischen Wald, verliert an Steilheit und bietet manchmal mehrere Wegalternativen, sodass wir immer wieder zusammen warten. Nach über einer Stunden überqueren wir die Küstenstraße MA-10 und nach einer weiteren halben Stunde stehen wir plötzlich wieder vor dem Kloster Lluc. Diesmal wissen wir schon, welche Köstlichkeiten es in der dortigen Cafeteria gibt, sodass jeder von uns schon mit klaren Vorstellungen seine Bestellungen abgibt. Mehrere Kuchenstücke und Kaffee´s später treten wir wieder unseren „Heimweg“ zur Bergfestung Refugi Son Amer an, wo schon unser gemütliches 6-Bett-Zimmer auf uns wartet. Den heutigen Abend verbringen wir gemeinsam mit Oli und Bea, die wir schon gestern getroffen hatten, sowie zwei weiteren deutschen Männern, die gemeinsam durch Mallorca wandern. Ein eher ungleiches Paar, der eine verfügt über relativ schütteres, kurz geschorenes Haar und ist ein heller Typ, währen der andere mehr wie ein gutgebräunter Italiener mit schulterlangen, dichten und dunklen Haar wirkt. Trotzdem stammen beide aus der gleichen Ecke Hamburgs. Auch das heutige Abendessen ist kein kulinarische Highlight, aber es ist reichlich und macht alle satt und der beigestellte Rotwein kann viele Mankos wettmachen 😉

24.4.2015: Lluc – Pollenca

Heute ist bereits der letzte Wandertag. Kommt einem zu Beginn einer Wanderwoche das, was vor einem liegt noch ewig vor, vergeht die Zeit im Laufe der Woche immer schneller und schon muss man wieder Abschied nehmen. Wir lassen uns Zeit beim Frühstück, immerhin bietet dieses Refugi einen kleinen Ofen, in dem man das Brot quasi toasten kann, wenn man geduldig genug ist. Außerdem hat Oli noch einen Abstecher zum Kiosk beim Kloster Lluc gemacht und Bestellungen bei uns entgegengenommen. Das Zusammenpacken der Rucksäcke ist schon Routine und so verlassen wir ca. um 09:00 das Refugi.

Aufbruch zum letzten Wandertag
Aufbruch zum letzten Wandertag

Der Weg verläuft zu Beginn die erste Stunde noch leicht ansteigend durch den Wald, bis wir zum letzten Mal ein Gatter mittels einer Holzleiter überklettern.

Überqueren der Grenzmauer bei Binifaldo
Überqueren der Grenzmauer bei Binifaldo

Anschließend geht es gemächlich bergab teilweise auf einer Forststrasse, teilweise werden Serpentinen dieser Forststrasse abgekürzt. Wir unterhalten uns unterwegs auch eifrig mit Bea und Oli, die uns bei einer kleinen Trinkpause eingeholt haben, und seitdem mit uns gemeinsam unterwegs sind. Der heutige Weg ist eher unspektakulär und es geht rasch voran.

Im Tal von Pollenca
Im Tal von Pollenca

Als wir ins Tal von Pollenca kommen, nutzen wir die Möglichkeit noch vor der Zivilisation eine letzte Mittagspause zu machen. Zwar bietet der Platz keine tolle Aussicht, aber unter den großen Bäumen ist es schattig und sehr gemütlich und Bea´s Picknickdecke gibt dem ganzen einen besonderen Flair. Nach ausgiebiger Pause geht es weiter und bald stossen wir auf die Straße MA-10, die uns schon den ganzen Weg begleitet hat.

Schöne Allee an der MA10
Schöne Allee an der MA10

Teilweise geht es auf der Straße dahin, teilweise führt der Weg knapp daneben. Zahlreiche vorbeifahrende Radfahrer feuern uns aufmunternd an. Manchmal führt der Weg auch entlang des Baches Torrent de la Vall de´n Marc, an einem Stück wird es sogar noch richtig herausfordernd, da der Weg plötzlich zu enden scheint. Nach einigem Schauen ist nur eine kleine Kletterstelle zu überwinden, bevor es wieder entspannt weitergeht. So wie die letzten Kilometer nach Pollenca stelle ich mir den Jakobsweg vor. Die Sonne brennt vom Himmel, und wir gehen auf einer asphaltierten Nebenstraße in der Ebene dahin. Die Landschaft rundherum ist, verglichen mit den Eindrücken der letzten Woche, eher unspektakulär. Also mir ist das abwechslungsreiche Wandern in den Bergen auf jeden Fall lieber.

Die glorreichen 6 vorm Refugi Pont Roma
Die glorreichen 6 vorm Refugi Pont Roma

Um 14:30 Uhr erreichen wir das Refugi Pont Roma, welches gleich am Ortsanfang von Pollenca liegt und Oli macht ein paar Abschlussfotos von der tollen Wandergruppe. Die Leiterin des Refugis ist nicht extrem zuvorkommend und so haben wir Glück, dass wir trotz unseres frühen Ankommens bereits ein 6-Bett-Zimmer beziehen und duschen dürfen. Sonja und ich nutzen die Zeit bis zum Abendessen und heben zwei Geocaches, während Christine, Maria und Martina mit dem Bus nach Port de Pollenca fahren um die Füße ein wenig ins Meer zu stecken.

Pont Roma bei Pollenca
Pont Roma bei Pollenca

Pollenca ist eine nette Stadt, die wie viele kleine spanische Städte einen schönen und belebten Hauptplatz sowie viele enge Altstadtgassen zu bieten hat. Überall wird Eis verkauft (Una Bola EUR 1,80, Dos Bolas EUR 2,90) und ein kleiner Supermarkt bietet alles, was man für eine Tapas-Jause benötigt. Direkt vom Stadtzentrum führen 365 Stufen auf den Kalvarienberg, von dem aus man einen tollen Überblick über die Stadt hat.

Pollenca von oben
Pollenca von oben

Zurück im Refugi, welches als Lokal auch für Personen geöffnet hat, die nicht dort übernachten ist schon ein schöner, großer Tisch für 10 Personen gedeckt. Die ersten Gänge, die auf den Tisch kommen sind schnell verputzt, und als wir freundlich nachgefragt haben, haben wir auch soviel bekommen, dass alle satt geworden sind. Mit der Rückblick auf die letzten Tage und dem Austauschen der Reiseerlebnisse bei einem Gläschen Rotwein endet dieser Tag.

25.4.2015: Pollenca – Port de Pollenca – Palma – Wien

Unser letzter Tag in Mallorca ist auch der Tag des Abschiednehmens. Nach dem Frühstück besichtigen Christine, Susanne, Maria und Martina noch die Kirche auf dem Kalvarienberg bevor wir uns von Maria und Martina verabschieden müssen. Die beiden haben noch zwei Tage Strandurlaub in der Nähe von Palma gebucht und machen sich gleich auf den Weg, während wir noch gemeinsam mit Oli und Bea sowie den beiden deutschen Männern mit dem Bus nach Port de Pollenca fahren.

Sandburg am Port de Pollenca
Sandburg am Port de Pollenca

Dort liegen wir am Vormittag noch gemütlich am Strand, wo die üblichen Verdächtigen ins Meer gehen, während die anderen einfach nur entspannen. Zu Mittag essen wir eine herrliche Paella (3 Portionen für 4 Personen) in einem netten Restaurant direkt an der Strandpromenade. Das Essen von Muscheln und Tintenfischringen ist eine kulinarische Premiere für mich, aber wie immer gilt: „Nirgends schmeckt das Essen so gut, wie im Urlaub“.

Entspannung am Strand
Entspannung am Strand

Nach einem Eis geht es gemeinsam mit Oli und Bea mit dem Bus in einer Stunde nach Palma. Dort verabschieden wir uns auch von den beiden, die noch eine Woche bei einem Freund in Palma wohnen, bevor es auch für sie nach Hause geht. In Palma haben wir noch ca. 3 Stunden Zeit zum Bummeln, wobei um diese Uhrzeit deutlich mehr los ist, als bei unserem Kurzbesuch vor einer Woche. Ich kaufe einen kleinen Rock für meine Tochter im Desigual-Store, wir versuchen gemeinsam erfolglos den Eingang zur Kathedrale von Palma zu finden und essen alte, zähe Ensaimadas in einem nett gelegenen Kaffee im Zentrum von Palma. Die Buslinie 1 bringt uns in 20 Minuten zum Flughafen, wo wir uns dank des Self-Service Terminals das Anstellen in der großen Schlange ersparen. Die Wartezeit auf den Abflug überbrücken wir natürlich mit Essen, wobei wir uns nicht auf ein Lokal einigen können, und alle in unterschiedliche Richtungen ausschwärmen. Wieviel einfacher es in den Refugis nur ist, wo es keine Auswahlmöglichkeiten gibt ;-). Der Flieger bringt uns sicher nach Hause und dank des von meiner Frau bereitgestellten Autos kann ich die Mädels in Wien wieder absetzen, wie ich sie aufgenommen habe.