Lange ersehnt, nun ist er endlich da, der Tag der Abreise zur Wanderwoche auf der Insel Korfu. Für mich bedeutet diese Reise gleich mehrere Premieren. Premiere 1: Ich war zuvor noch nie zuvor in Korfu und auch nicht in Griechenland wandern – die dortigen Gepflogenheiten sind also in der Praxis noch komplettes Neuland. Premiere 2: Erstmals werden wir ausschließlich in Appartements oder Hotelzimmer übernachten, ein wenig entgegen meiner Wanderphilosophie. Premiere 3: Mit insgesamt 11 Mitwanderern erreicht die Gruppengröße eine für mich komplett neue Dimension. Entsprechend ein wenig nervös betrete ich die S-Bahn am Weg zum Flughafen nach Bratislava. In Langenzersdorf steigt Sonja zu, die mir mit ihrer Reiseerfahrung ein wenig als Verstärkung zur Verfügung stehen wird, am Busbahnhof Erdberg warten Heinz, Herta, Susanne und Waltraud auf mich. Heinz, der mich die letzten beiden Jahre auf den Österreich-Touren begleitet hat, hat diesmal seine Frau mitgenommen, die durch die Aussicht auf Badepausen und Doppelzimmer mit privaten Sanitärräumlichkeiten überredet werden konnte. Susanne ist auch schon das dritte Mal dabei, und gehört somit zu meinen A-Kunden. Waltraud ist zwar erstmalig dabei, wird mich aber auch so wie Susanne im Juli nach Island begleiten. Mit dem Flixbus geht es Richtung Flughafen Bratislava.
Beim Stopp am Flughafen Wien steigen Martina und Maria zu, die ich bereits von der Tour in Mallorca kenne, sowie die Schwestern Brigitte und Ingrid, die von den beiden angeworben wurden. Nun ist das Team für die Flugreise von Bratislava nach Korfu komplett, und ich kassiere von allen das Geld für die Quartiere ein und lerne meine neuen Mitwanderer ein wenig kennen. Am Airport Bratislava spielen wir das lustige „Wer hat am wenigsten Gepäck“-Spiel und ich muss allen Mitreisenden mein Lob aussprechen angesichts ihrer Rucksackgewichte zwischen 5,5 und 9kg. Die überwiegend weiblichen Mitreisenden waren sehr sparsam beim Einpacken. Unfreiwillig ein wenig Gewichtsreduktion gibt es dann bei Heinz und Susanne, denen ein Scheckkartentool mit integrierten Schraubenzieher bei der Sicherheitskontrolle abgenommen wird. Bei mir wird wiederum als einzigen in der Gruppe ein Abstrich meiner Hände genommen und auf Sprengstoff getestet, obwohl ich mich optisch eigentlich für unauffällig halte. Der Flug mit Ryanair dauert ca. 1,5 Stunden, die uns von zwei halblustigen Flugbegleitern mit dem Versuch, Rubbellose zu verkaufen, verkürzt wird. Insgesamt hat das Ganze etwas von Kaffeefahrt, nur halt mit dem Flugzeug.
Die Landung in Korfu erfolgt plangemäß um 17:00 Uhr und auf dem kleinen Flughafen haben auch bald alle ihr Gepäck wieder. Ich kümmere mich inzwischen um die Taxifahrt, mit einem Van für 7 Personen und einem Taxi geht es für insgesamt EUR 180,– nach Santa Barbara, den Startpunkt unserer Reise. Meine ersten Eindrücke von Korfu sind eher durchwachsen – viel Schmutz, viele unfertige Rohbauten und eine durchgängig bebaute Küstenstraße begleiten uns die ersten 30 Minuten, bevor es ins Landesinnere geht. Als der Taxifahrer erstmalig von der Hauptstraße abzweigen will, wird er von einer Gruppe älterer, vor einem Haus sitzender Männer davon abgehalten und umgeleitet.
Dank ihnen oder trotz ihnen kommen wir 15 Minuten später in Santa Barbara an, wo schon die letzten Mitwanderer Dusanka und Günter auf uns warten. Sie kommen aus Österreich, wohnen aber seit vielen Jahren in Sivota, einer Stadt an der griechischen Festlandküste gegenüber Korfu. Wegen des Streikes der Fährschiffer an diesem Tag mussten Sie sich privat ein Taxischiff organisieren, um nach Korfu zu übersetzen. Nun gibt es eifrige Begrüßungen und Günter zeigt schon in den ersten Minuten seine Qualitäten als Entertainer. Nach einem Welcome-Drink brechen wir zu unserem 1-stündigen Aufwärmspaziergang nach Agios Georgios auf. Es geht einige Zeit direkt am Strand entlang, bevor der Weg ca. 20 Höhenmeter gewinnt und wir die ersten Häuser dieses Touristenörtchens erreichen.
Der Ort ist eigentlich eine lieblos hingeworfene, über mehrere Kilometer verstreute Ansammlung von zumeist touristischen Etablissements wie Appartements, Hotels, Restaurants, Kiosken usw. Das Finden des Iron House Apartments mittels meiner von booking.com ausgedruckten Karte ist zwar schwierig, aber machbar. Als Wanderführer mit Stolz und Vertrauen in seine Orientierungskenntnisse muss ich mich dagegen wehren, dass Dusanka gleich am Ortsanfang nach dem Weg fragen will :-). Auch ohne Hilfe stehen wir 15 Minuten später vor den Iron House Apartments, wo wir auch schon erwartet werden.
Die Unterkunft hat genau die passende Größe für uns 12, denn sie hat exakt 6 Doppelzimmer. Viele selbstgemachte schmiedeeiserne Gegenstände wie z.B. Zaun oder Eingangstor geben der Unterkunft ihren Namen. Die Gruppenmitglieder machen sich schnell frisch und wir begeben uns auf die erste große Herausforderung unserer Tour – die Suche nach einem passenden Abendlokal für alle 12 Mitreisenden. Das eine Lokal ist zu fleischlastig, das zweite zu italienisch und das dritte bietet nur Snacks – am Schluss wird es das erste Lokal, welches tolle Grillgerichte bietet, aber auch für die Vegetarierin Sonja etwas zu bieten hat. Es schmeckt allen und auch Martina ist nachher nicht mehr „hungergrantig“. Gut gesättigt geht dieser erste Tag zu Ende.