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10-tägige Tour auf dem Dingle und Kerry Way in Irland.

28.05.2017: Wien – London – Tralee

Die Reise nach Irland beginnt zu fünft, obwohl sie eigentlich zu sechst hätte beginnen sollen. Doch leider erfährt Uyangaa, die mongolische Staatsbürgerin ist, zu spät, dass sie für Irland ein Visum braucht, welches sie kurzfristig nicht mehr erhält.
Um 09:00 Uhr warten meine Familie und ich auf Gerlinde am Bahnhof Korneuburg. Diese steigt jedoch nicht aus dem erwarteten Zug aus Göllersdorf sondern überrascht uns von der Park&Ride-Anlage aus kommend. Sie hat einen relativ großen und schweren Rucksack dabei. Gemeinsam geht es zum Flughafen, wo wir auf Rike und Susanne treffen. Rike und Susanne sind mit leichtem Gepäck (ca. 6kg) unterwegs.

Abschied am Flughafen

Nach dem obligatorischen Foto am Flughafen muss ich meine Familie mit dem Passieren der Sicherheitskontrolle leider zurück lassen und ein neues Abenteuer beginnt. Rike ist etwas nervös, bevor wir den EasyJet-Flieger nach London-Luton besteigen, doch der Flug verläuft ereignislos und ruhig. Interessant beim Ankommen in London ist die Möglichkeit, die Passkontrolle durch einen Scan von Pass und Gesicht automatisch vorzunehmen, was wir gleich erfolgreich ausprobieren. Am Flughafen bleiben uns etwas über 3 Stunden zum Umsteigen und so nehmen wir erst unser Gepäck entgegen und stärken uns in einem kleinen Supermarkt. Wieder im Abflugbereich zeigen die Monitore eine Verspätung von 35 Minuten und noch kein Check-In-Gate an. Also verbringen wir die Wartezeit bei BurgerKing und ich warte auf weitere Informationen bzgl. des Check-Ins. Nachdem sich eine Stunde später noch nichts getan hat, gehe ich auf Verdacht zum RyanAir -Schalter, wo mir die Damen sagen, dass wir schon spät dran sind. Also schnell Gepäck abgeben und zum Gate hetzen, welches natürlich das am weitesten entfernte ist. Aber es geht sich alles aus und schlussendlich hebt die Maschine genau mit der angekündigten Verspätung Richtung Flughafen Kerry ab.

Gelandet in Irland

Als nach einem weiteren ruhigen Flug auch noch das Gepäck aller Reisenden vollständig ankommt, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Mit dem Taxi einer alten irischen Lady fahren wir die 15 Minuten zum Bahnhof von Tralee, wo wir Margit vom Zug abholen, die über eine andere Anreisevariante nach Irland gekommen ist.

Gleich sind wir komplett

Gemeinsam gehen wir zu unserem ersten Bed & Breakfast unserer Reise dem Tralee Townhouse. Dort empfängt uns ein älterer Herr mit sehr gepflegten Englisch, der uns unsere Zimmer zuweist. Margit, Rike, Gerlinde und ich gehen am Abend noch in ein Lokal in Tralee um uns der irischen Küche zu nähern. Susanne versucht, eine Verkühlung mit ein wenig extra Schlaf in den Griff zu bekommen. Da am morgigen Tag gleich eine lange Etappe auf uns wartet, bestellen wir unser Frühstück für 07:30 Uhr.

29.05.2017: Tralee – Camp – Castlegregory

Pünktlich 07:30 Uhr steht das Frühstücksbuffet mit Cerealien, Joghurt, Milch, Toast, Butter und Marmelade bereit. Zusätzlich kann man noch aus Full Irish Breakfast, Scrambled Egg, Boiled Egg als warme Speise wählen. Das Full Irish Breakfast besteht aus einer kleinen Bratwurst, ein wenig Ei, einer Tomate, einer Scheibe gebratenen Schinken sowie einer Scheibe Black und White Pudding (Blutwurst und eine andere Fleischsorte gemischt mit Haferkörner oder etwas ähnlichen).

Aufbruch vor unserem ersten B&B

So gestärkt beginnen wir um 08:30 Uhr nach einem Startfoto unsere erste Etappe des Dingle Ways. Nach einigen Metern aus dem Stadtzentrum heraus sehen wir die erste Markierung und le

gen dann die ersten Kilometer Richtung Meer auf einem Rad/Fußweg zurück, der einen Kanal begleitet.

Die Mühle von Blennerville im Hintergrund

Erste Sehenswürdigkeit auf der Strecke ist die Mühle von Blennerville, die direkt am Meer steht. Danach stocken wir bei einer Tankstelle unsere Wasservorräte auf, da das Wasser in der Unterkunft stark nach Chlor gerochen und geschmeckt hat. Weiter geht es auf ein paar Nebenstrassen, die interessanterweise eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 80km/h aufweisen, was bei der Breite der Strasse nur schwer erreichbar scheint.

Der Beginn des ersten „richtigen“ Wanderweges

Nach einer halben Stunde biegt der Dingle Weg nach links ab Richtung Slieve Mish Mountains. Hier steigt der Weg ca. 150Hm an, bevor wir mit der Überquerung einer Leiter (es sollten noch unzählige folgen) den ersten Wanderpfad unserer Reise erreichen. Das Wetter ist zum Wandern optimal, bei ca. 15 Grad ist der Himmel überwiegend bewölkt, aber es bleibt den ganzen Tag trocken.

Gerlinde auf einer der zahlreichen Brücken

Der Weg bleibt die nächsten zwei Stunden immer ungefähr auf gleicher Höhe, wobei ein paar kleine Bäche überquert werden müssen. Diese sind meist mit Eisentraversen überbrückt, sodass wir dabei nicht nass werden. Durch die Höhe von 150m haben wir immer gute Sicht zurück nach Tralee und die Tralee Bay. Wir kommen bei einer Stempelstation vorbei, bei der man sich einen Stempel in seinen Reiseführer holen kann, jedoch ist nicht klar, was hier genau abgebildet sein soll.

Eine Stempelstation

Wir beschließen unsere Mittagspause zu machen, bevor der Weg wieder an Höhe verliert, und sich der Küstenstraße der Dingle Halbinsel nähert. Weiter geht es auf einem prinzipiell befahrbaren breiteren Weg, der jedoch alle 100m durch ein Schaf/Kuhgatter vom nächsten Abschnitt getrennt ist. Zum Glück sind ausnahmslos Leitern angebracht, die das Überqueren ermöglichen. Auf diesen Leitern ist auch eine detaillierte Anleitung aufgedruckt, wie diese richtig überquert werden sollen. Vorbei an einigen Überresten einer alten Siedlung und an unzähligen Fuchsien-Sträuchern, die hier wie Unkraut überall wuchern.

Susanne in den Fuchsien

Auch Himbeeren und Brombeeren gibt es hier in Hülle und Fülle, leider sind wir hierfür noch zwei bis drei Monate zu früh unterwegs. Dank Navi schneiden wir den Originalweg auf der Höhe der Ortschaft Camp ein wenig ab und sparen so zwei Extrakilometer, bevor wir die Küstenstraße überqueren und wenige Minuten später erstmalig direkt auf einen Sandstrand der Dingle-Halbinsel stossen. Susanne kann Ihre Wasserbegeisterung nicht verbergen und steigt zumindest mit den Füssen ins Meer, Gerlinde tut es ihr gleich. Beide beschließen auch die nächsten 3-4 Kilometer am Strand barfuß weiterzugehen, was jedoch etwas anstrengender sein dürfte als mit den Schuhen, obwohl der Strand gut zu begehen ist. Am Ende des Strandes ist dann Zeit für ein Foto im Sonnenschein mit Sonnenbrillen, schließlich wollen wir alle unsere Ausrüstungsgegenstände, die wir mühsam mittragen auch nutzen.

Ein Foto mit Sonnenschein

Die letzten Kilometer zum heutigen Ziel sind etwas langatmig, immerhin haben wir schon 25 Kilometer hinter uns und der asphaltierte Weg geht die letzten Kilometer schnurgerade scheinbar endlos zum Etappenziel Castlegregory. Irgendwann gelangen wir dort an und versammeln uns beim dortigen Spar. Aufgrund der Buchungssituation schlafen wir heute in zwei getrennten Quartieren und so gehe ich mit Margit und Gerlinde zu deren B&B, das etwas ausserhalb liegt. Zuerst ein kurzer Schreck, da das B&B unbewohnt scheint, doch die Lösung ist einfach, denn ich habe an der falschen Tür geläutet. Die Gastgeberin ist sehr nett und bietet mir gleich an, mich wieder in den Ort zurückzufahren und mit Susanne und Rike gemeinsam in das andere Quartier zu bringen. Dies nehme ich gerne an und checken kurz darauf im Castlehouse B&B ein.

Das Castlehouse B&B

Nach der Auswahl von Pancakes mit Obst und (eigentlich wäre ein „oder“ auf der Speisekarte vorgesehen) Rührei mit Lachs fürs morgige Frühstück und einer Duschpause treffen sich die noch fortgehbereiten Margit, Susanne und ich noch zur Erforschung des Nachtlebens von Castlegregory. Wir finden prompt das einzige offene Pub, vor dessen Eingang gleich zu erkennen ist, was passiert, wenn man zuviel Zeit hier verbringt.

Vor dem Pub in Castlegregory

Drinnen ist es sehr gemütlich und mit einer „Schlachtplatte“ für eine Person, an der zwei Leute satt werden und einer großen Portion Fish & Chips lassen wir den Tag ausklingen. Am Heimweg sehen wir sogar noch die Sonne untergehen, die sich hier ca. um 21:30 Uhr Ortszeit verabschiedet.

30.05.2017: Castlegregory – Cloghane

Am nächsten Morgen bieten sich Susanne und mir im gleichen Zimmer zwei unterschiedliche Wetterszenarien. Während ich Richtung Berge einen bewölkten Himmel mit einigen blauen Stellen sehe, blickt Susanne in eine schwarze Wand, die sich bedrohlich vom Meer nähert. Die Hoffnung, dass sich während des sehr leckeren Frühstücks meine Sicht des Wetters durchsetzt, erfüllt sich leider nicht. Beim Frühstückstisch beschwert sich der Mann eines deutschen Pärchens über das Wetter und den schwierigen Weg, den die beiden in den letzten Tagen hinter sich gebracht haben. Wir erfahren, dass wir „falsch“ herum gehen, da alle anderen Wanderer die Halbinsel Dingle im Uhrzeigersinn umwandern. Umso besser für uns, so sind wir überwiegend alleine unterwegs !

Start bei regnerischen Wetter am Strand

Nach dem Aufstocken der Vorräte beim Spar starten wir also bei Regenwetter so gegen 09:00 Uhr und sind nach einigen Schritten wieder auf einem Strand. Am Strand finden sich einige recht gut erhaltene Muscheln und Schnecken, die das Meer angespült hat, eine davon nehme ich als Andenken mit. Heute soll eine große, relativ flache Landzunge entlang des Strandes umrundet werden, ich beschließe aber, den Weg wieder um ein paar Kilometer abzuschneiden. Wir queren daher die Landzunge entlang der Strasse und biegen auf Höhe einer Surfschule auf den Strand auf der anderen Seite ab.

Surfschule

Diese Surfschule macht bei Regen einen recht verlassenen Eindruck und Susanne schnappt sich ein liegengebliebenes, großes, lachsfarbenens Fleece-Handtuch. Nach einer kurzen Pause gehen wir zum Strand und sehen kurz darauf eine Gruppe Kinder und zwei Lehrer in Neoprenanzügen und Minisurfbrettern, die im frischen Wasser herumtoben.

Ein Foto noch in Regenmontur

Wir setzen unseren Weg am längsten Sandstrand Irlands mit einer Gesamtlänge von 12km fort. Das Wetter bessert sich langsam und es hört zu regnen auf. Obwohl man nun schon das heutige Etappenziel am Ende der Bucht sieht und es bis dahin scheinbar endlos auf menschenleeren Sandstrand entlang geht, ist das Wandern auf den Stränden von Dingle sehr kurzweilig. Der Sand ist bis auf ein paar Stellen sehr fest und man benötigt kaum extra Energie. Das Rauschen des Meeres ist ein willkommener Begleiter und wir haben die nächsten Stunden perfekte Sicht auf Mount Brandon. Dieser Berg, den wir morgen überqueren werden, hüllt sich heute jedoch meistens in Wolken.

Mittagspause am Strand

Nachdem gegen Mittag sogar die Sonne herauskommt, bietet es sich an, die Mittagspause direkt am Strand zu machen. Susanne, Gerlinde und Margit schmeissen sich in Ihre extra mitgenommenen Badeanzüge/Bikinis und stürzen sich ins Meer.

Ganz klein sind 3 Badenixen zu erkennen

Aufgrund der Ebbe ist hierfür allerdings ein recht langer Weg notwendig, sodaß die Badenixen von unserem Rastplatz aus kaum mehr sichtbar sind. Nach einer wirklich entspannenden Pause geht es weiter dem Strand entlang und bei Ebbe sieht es so aus, als ob man direkt über die Bucht von Cloghane zu dieser Ortschaft kommen kann.

Rike und Margit vor dem extrem breiten Strand

Tatsächlich endet der Weg am Strand aber vor der Bucht und es geht auf eine kleine Begleitstrasse. Diese steigt ein paar Meter an und umrundet einen 100m hohen „Berg“. Bei den mittlerweile warmen Temparaturen ziehen sich diese letzten Kilometer auf der Asphaltstrasse Richtung Cloghane ein wenig, doch nach einer Stunde ist auch der letzte Abschnitt geschafft.

Die Kirche von Cloghane

Am Eingang von Cloghane gleich gegenüber von der Kirche ist ein kleiner Shop und bei diesem gibt es Kaffee (ganz wichtig für Rike) und Zimtschnecken (ganz wichtig für Susanne und mich) zur Stärkung.

Unsere Nachmittagsjause

Anschließend beziehen wir unsere Quartiere. Gerlinde und Margit sind im O´Connors Guesthouse untergebracht, in dem auch das Pub der Ortschaft untergebracht ist, die anderen drei ca. 50m weiter in der Mount Brandon Lodge (nicht zu verwechseln mit dem Mount Brandon Hostel, dem Mount Brandon Cottage und dem Brandon View B&B). Vom Fenster unserer Unterkunft können wir gut beobachten, wie sich die komplette Bucht von Cloghane durch die Flut langsam mit Wasser füllt.

Das O´Connors Guesthouse

Am Abend erweist sich der Wirt im O´Connors Guesthouse als Entertainer, und erzählt allen Gästen die Geschichte der insgesamt vier deutschen Kriegsflugzeuge, die im Laufe des zweiten Weltkrieges am Mount Brandon zerschellt sind.

31.05.2017: Cloghane – Mount Brandon – An Bothar

Der nächste Tag beginnt neben Toastbrot und Cerealien mit Porridge, welcher mit ausreichend Honig halbwegs genießbar wird. Anschließend gehen wir ein Stück zurück zum Shop unsere Vorräte auffüllen, da die nächste Einkaufsmöglichkeit erst morgen mittag wieder auf uns wartet.

Ausblick über die Bucht von Cloghane am Morgen

Das Wetter meint es weiterhin recht gut mit uns, Mount Brandon und seine Nachbarn sind heute nicht in Wolken gehüllt. Gestern hatte ich nach dem anfänglichen Regen vergessen, mich einzuschmieren und danach zuviel Sonne erwischt, weswegen ich auf Nase, Stirn und Nacken einen ordentlichen Sonnenbrand bekommen habe. Der Fehler passiert mir heute nicht mehr und frisch eingeschmiert starten wir mit einem kurzen Anstieg auf einem Wanderweg.

Friedhof von Cloghane

Wir gehen vorbei an einem typisch irischen Friedhof und einem kleinen süßen Schaf welches kräftig meckert, vielleicht weil sich daneben ein erwachsenes Schaf im Zaun verheddert hat und verendet ist. Wir erreichen wieder eine Asphaltstrasse, die uns langsam der Ortschaft Brandon näher bringt. Kurz vor Brandon müssen wir uns entscheiden, ob wir die heutige Etappe um ca. 2 Stunden um eine sehr aussichtsreiche Variante verlängern. Von meinen Mitwanderern kommen uneinheitliche Signale also entscheide ich für uns, die kürzere Standardvariante zu gehen, die sich auf einer Schotterstraße langsam aber stetig dem Berg hinauf schlängelt.

Schafe am Mount Brandon

Begleitet werden wir ein Stück von einem irischen Schäfer, der mit dem Quad und seinen vier Hunden wesentlich schneller als wir unterwegs ist. Knapp vor Ende der Schotterstraße sehen wir eine Menge Plastiksäcke auf einem Feld liegen. Bei näherem Hinsehen kann man erkennen, dass hier der gestochene Torf getrocknet wird und es sich zum Glück nicht um eine illegale Deponie handelt. Ab nun geht es wieder auf einem Wanderweg weiter, der trotz des trockenen Wetters der letzten Tage einige matschige Stellen zu bieten hat. Aufgrund des Sonnenscheins machen wir noch eine „Frühstückspause“ vor dem letzten Anstieg zum Sattel des Mount Brandon. Dabei lasse ich mich mit Schwung auf einen vermeintlich weichen Moospolster fallen, der sich als niedriges Nadelgehölz entpuppt und ziemlich weh tut.

Eindeutige Markierung

Während unserer Pause sehen wir ungewohnt viele Wanderer von der anderen Seite über den Sattel kommen, denen wir nach unserer Pause begegnen. Der Weg teilt sich auf viele kleine Wege und Schafspfade auf und wird umso steiler und matschiger je näher wir dem Sattel kommen. Hier kann ich mir schon gut vorstellen, dass der Weg bei Nebel und Regen nicht besonders angenehm zu gehen ist. Wie immer, wenn es in die Nähe eines Gipfels geht, werde ich ein wenig schneller und bin so schon 10 Minuten vor den letzten beiden Damen dort.

Rike – erschöpft, aber glücklich

Ich habe inzwischen den Sattel ein wenig nach dem optimalen Mittagspausenplatz abgesucht, aber der Punkt, von dem aus man bis nach Tralee zurückblicken kann, ist eindeutig der schönste. Leider kommen gerade jetzt ein paar Wolken und ein wenig Wind auf, sodass ich die Damen während der zweiten Hälfte meiner Gipfelzigarette mit Ausblick bereits weiterschicke, damit Ihnen nicht kalt wird. Während ich mir Sorgen mache, dass sich meine Mädels evtl. verirren könnten und ich Ihnen früher als geplant nacheile, machen Susanne und Rike ganz entspannt am höchsten Punkt des Sattels ein paar Hüpfbilder.

Blick auf die Dingle Halbinsel hinter dem Sattel

Auf der anderen Seite eröffnet sich ein interessanter Blick auf den gesamten westlichen Teil der Dingle-Halbinsel mit vielen Buchten, Bergen und Stränden. Der Abstieg ist nicht so steil wie der letzte Teil des Anstieges und somit recht angenehm zu bewältigen. Gegen Ende müssen immer wieder einige Schaf- und Kuhgatter geöffnet werden, immer eine gute Gelegenheit für die Gruppe um ein wenig zusammenzuwarten.

Steile Abhänge vom Mount Brandon

Am Fuße des Mount Brandon legen wir noch ca. 3km auf Asphaltstraße zurück, bevor wir das relativ freistehende Pub und B&B An Bothar erreichen. Die Gastgeberin kann sich gleich positiv an mich erinnern, da ich ursprünglich nur für zwei Personen gebucht hatte und dann nach und nach immer mehr Mitwanderinnen dazugekommen sind.

Eine der zahlreichen Callas aus den Gärten der Iren

Rike muss erstmals auf Ihr Einzelzimmer verzichten und entscheidet sich dafür, mit Margit und Gerlinde ein Dreibettzimmer zu teilen. Da wir relativ früh hier sind, wird ein wenig Wäsche gewaschen und der Fernsehraum der Unterkunft genutzt. Das WLAN-Kennwort hat Susanne meist schon herausgefunden, bevor wir die Unterkunft betreten haben ;-). Mit einem feinen, aber einigen Mitreisenden zu kleinen Abendessen im Restaurant-Teil des B&Bs geht dieser schöne Tag zu Ende.

01.06.2017: An Bothar – Dunquin

Am vierten Tag scheint das Wetter so zu werden, wie es Rikes Handy schon für die ganze Woche anzeigt, nämlich regnerisch. Also nutzen wir das schöne Frühstücksbuffet und führen ein Gespräch mit zwei Vorarlbergerinnen, die gestern eine organisierte 4-Tages-Tour mit Gepäckstransport beendet haben und wie alle in die entgegengesetzte Richtung unterwegs waren.

Vor dem B&B An Bothar in Regengewand

Anschließend beginnen wir den heutigen Wandertag im leichten Regen. Es geht eben zwischen Schafs- und Rindweiden im hohen Gras dahin. Schon nach den ersten Minuten sind meine Goretex-Schuhe innen nass und auch meine Hose ist durchnässt, da ich mir die Regenüberhose gespart habe. Nach ca. 30 Minuten wechselt der Dingle-Way wieder auf Asphaltstrasse um dann bei der kleinen Ortschaft Feohanagh auf einen schönen Küstenwanderweg zu wechseln.

Küstenweg in Schlechtwetterstimmung

Diesen können wir aufgrund des immer wieder auffrischenden Regens nicht gebührend genießen und so entschließen wir uns, in der CoastGuard Lodge bei Murreagh eine kleine Vormittagspause mit Kaffee und heißer Schokolade einzulegen. Der Wirt erklärt uns, warum der Capuccino so heißt (lt. ihm wegen der Ähnlichkeit mit dem Hinterkopf der Kapuziner-Mönche bei Sonnenbrand) und im Hintergrund läuft Mrs. Marple. Nach der Aufwärmpause nutzen wir noch einen kleinen Shop zur Aufstockung der Vorräte, die nächste Gelegenheit wird es erst in Dingle-Stadt geben.

Strand bei Murreagh

Der Weg wechselt nun auf den Strand und Susanne und Gerlinde hoffen auf eine kurze Regenunterbrechung für ein Bad in den Fluten.

Rückblick auf Murreagh

Als nach ca. einer Stunde Strandwanderung der Regen sogar noch stärker wird und der Weg wieder weg vom Meer führt, gibt es dann trotz Regens kein Halten mehr.

Ein Selfie vor dem Sprung in die Fluten

Susanne und Gerlinde werfen sich in die Fluten, während Rike, Margit und ich im Windschatten einer Mauer eine improvisierte Mittagspause machen.

Warten auf die Badenixen

Nach dem Badevergnügen geht es weiter bei langsam trockener werdenden Wetter. Wir folgen für einige Kilometer schwach befahrenen Asphaltstrassen vorbei an einem Golfplatz, während die Kleider langsam wieder trocknen. Nach einem Stück auf der stark befahrenen Küstenstrasse kommen wir zu Clogher Strand, wo aufgrund der starken Wellen explizit vor dem Baden gewarnt wird. Mein GPS zeigt mir an, dass bei dieser Natursehenswürdigkeit auch ein Geocache versteckt ist, den ich rasch finde und somit meinen ersten Geocache in Irland loggen kann !

Clogher Strand

Kaum sind wir wieder zurück am Dingle Way lockt eine Töpferei mit integrierten Cafe zur nächsten Pause, bei der ich die zu Mittag ins Wasser gefallene Gipfelzigarette nachhole. Anschließend geht es bei der heutigen Bergwertung ca. 100m über einen Sattel auf einem Schotterweg nach oben, bevor wir in die Bucht von Dunquin, unserem heutigen Etappenziel, absteigen. Vorbei am dortigen Hostel verlassen wir den Wanderweg, um direkt zu unserer heutigen Unterkunft, dem B&B An Portan zu gelangen.

Das B&B An Portan
Das B&B An Portan

Dort bekommen wir drei bungalowartige Zimmer zugewiesen mit einem sehr interessanten Sperrmechanismus. Nach dem Duschen verbringen Margit und ich eine Viertelstunde mit der Erforschung (die Schnalle muss ca. 45 Grad nach oben gedreht werden um zu verriegeln, anschließend muss der Schlüssel zur Fixierung gedreht werden) des Mechanismus. Nachdem die zweite Dinner-Alternative im Ort, das Krugers (angeblich des westlichste Pub Europas) nur Snacks bietet, nehmen wir unser Abendessen im Restaurant unserer Unterkunft An Bothar ein. Die Dame, die uns bedient, überrascht mit gutem Deutsch, mit dem sie bei einigen Fragen zur Speisekarte aushilft. Nach einem guten Essen genieße ich bei der zweiten Zigarette des Tages sogar noch einen Sonnenuntergang.

02.06.2017: Dunquin – Dingle

Heute ist der fünfte Wandertag und der letzte Tag auf der Dingle-Halbinsel. Viele blaue Flecken am Himmel lassen den gestrigen teilweise verregneten Tag vergessen, als wir den Ort Dunquin langsam Richtung Süden verlassen.

Hinweisschild bei Dunquin

Vor der Küste von Dunquin liegen die Blasket Inseln, die bis vor 60 Jahren spärlich aber doch bewohnt waren, ein paar Häuser können wir heute auch gut von unserem Weg aus erkennen. Nach einer halben Stunden Gehzeit erreichen wir bereits ein Highlight des heutigen Tages, den Ausblick über den Coumeenoole Beach.

Ausblick über den Coumeenoole Beach

Zahlreiche Autofahrer bleiben hier ebenfalls stehen, um den Blick über Strand, Felsen, die unruhige See und die vorgelagerten Inseln zu genießen. Für uns geht es noch ein Stückchen weiter auf der Küstenstrasse, bevor der Dingle Weg von der Hauptküstenstrasse abweicht. Es geht gut 150 Höhenmeter hinauf und mit jeden Meter wird die Aussicht über diese grandiose Landschaft besser.

Gerlinde hat den Überblick

Nach einer der mittlerweile gewohnten Leitern über eine Mauer verläuft sich der Weg etwas und die sonst sehr zahlreich gesetzten typischen Markierungen sind nicht mehr zu sehen. Da die Richtung aber klar ist, bleiben wir einfach immer halbwegs auf gleicher Höhe, bevor wir auf eine Steinmauer stoßen, die den Weg klar vorgibt. Wir folgen dieser Steinmauer mal bergauf mal bergab und sehen dabei unter uns immer die Küstenstrasse und einige alte, runde Steinhäuser, die ein bißchen wir steinerne Iglus aussehen.

Entlang und zwischen den Mauern geht es weiter

Am letzten Stück dieses Abschnittes kommen uns erstmals an diesem Tag Menschen auf unserem Weg entgegen. Diese dürften zu einer Reisegruppe gehören, da alle das gleiche Logo auf Ihren Shirts tragen. Wenig später, als wir die Hauptstrasse entlangwandern kommen uns ca. 50 Menschen auf der Strasse entgegengelaufen, die ebenfalls zu dieser Gruppe gehören. Diese schwitzen noch mehr als wir, scheint doch die Sonne mittlerweile ziemlich kräftig auf uns herunter. Unser Weg führt uns weg von der Straße hin zur Küste und wir beschließen, beim Erreichen des Strandes unsere Mittagspause dort zu verbringen.

Unser Mittagspausenstrand

Sonne, Strand und Meer ruft natürlich wieder die Badenixen Susanne, Gerlinde und Margit auf den Plan die den größten Teil der Pause im Wasser dieser ruhigen Bucht verbringen. Aufgrund des schönen Wetters dauert die Pause länger als sonst. Aufgrund der Erfahrung mit dem Sonnenbrand vor drei Tagen suche ich mir einen schattigen Platz unter einer Böschung. Irgendwann setzen wir unseren Weg doch fort, zwei kleine Zuflüsse zum Meer müssen wir über sehr enge Brücken (mit Rucksack kaum passierbar) überwinden. Auch die Iren nutzen das schöne Wetter fürs Badevergnügen, ebenso kommt uns eine Gruppe von Pferden entgegen, die mit ihren Reitern einen Ausritt direkt am Strand macht.

Pferdeausritt in der Bucht von Ventry

Nach drei km Strand entlang der Bucht von Ventry erreichen wir den gleichnamigen Ort. Rike verschafft der Gruppe dank eines dringenden Kaffeebedürfnisses eine kurze Pause, bevor es das letzte Mal am heutigen Tag bergauf geht. Einen extra Haken, den der Dingle-Weg noch schlägt, lassen wir aus und so verlaufen die letzten 1,5 Stunden rein auf einer Nebenstrasse aus Asphalt, die uns in der irischen „Hitze“ nur langsam näher der Stadt Dingle bringt. Ca. 1km vor Dingle befinden wir uns wieder auf der Hauptstrasse. Hier ist es sehr unangenehm dass es keinerlei Gehsteig oder Bankett gibt, da diese stark befahren ist. Überhaupt merkt man, dass die Ortschaft Dingle der touristische Knotenpunkt der Insel ist, denn hier ist soviel los, wie bisher noch nirgends.

Delphin Fungi begrüßt die Gäste von Dingle

Die Statue des Delphin Fungi im Hafen von Dingle kann man kaum ohne Touristen antreffen und das leckere Eis bei Murphies muss man sich auch erst durch Anstellen verdienen. Bei der Tourist-Info erkundige ich mich nach der Lage unserer heutigen beiden Unterkünfte. Bei der „Freundlichkeit“ der dortigen Mitarbeiter wundert es mich nicht, dass ich auf meine Anfrage bzgl. eines Schifftransfers auf die Iveragh-Halbinsel keine Antwort bekam. Nach einem Einkauf im für unsere bisherigen Verhältnisse riesigen Supervalu von Dingle suchen wir das Sraid Eoin B&B und das Old Smokehouse B&B gleich in der Hauptstraße von Dingle auf.

Die Hauptstrasse von Dingle

Im Sraid Eoin müssen sich drei Damen ein Dreibettzimmer teilen, während Susanne und ich im Old Smokehouse mit engen Platzverhältnissen, den Charm der 70er und der unmittelbaren Nähe zu Pizzeria und Pubs zu kämpfen haben. Apropos Pub – diesmal haben wir reichlich Auswahl betreffend unseres Abendessens, die Wahl fällt auf das Dingle Pub, das gute Speisen zu sinnvollen Preisen anbietet und eine schöne Pub Athmosphäre.

Unser köstliches Abendessen im Dingle Pub

Vom regen Treiben in der Hauptstrasse Dingles profitieren Susanne und ich noch in der Nacht. Ab ca. 22:00 Uhr gibt es Live Musik vom gegenüberliegenden Pub und um ca. 2 Uhr kommen einige Angeheiterte lautstark vom Fortgehen zurück und beschallen unser Nebenzimmer.

03.06.2017: Dingle – Caherciveen (Bus) – Mastergeehy

Mit der gestrigen Etappe haben wir unsere Wanderung am Dingle-Way abgeschlossen und wollen noch vier Tage am Kerry-Way wandern. Dazu ist heute früh bereits um 06:45 Uhr Treffpunkt am halben Weg zwischen unseren Unterkünften, da um 07:15 Uhr unser Bus nach Tralee geht.

Das „Old Smokehouse“ um 06:45 in der Früh

Ursprünglich wollte ich mit einem Boot von Dingle nach Caherciveen übersetzen, aber regelmässige Verbindung gibt es keine und von zu Hause ist es mir nicht gelungen, ein Boot zu organisieren. Also geht es heute ohne Frühstück im B&B dafür mit Vorräten aus dem Supervalu auf die Busfahrt nach Tralee. Von dort mit einem anderen Bus nach einem Einkauf von Vorräten für die nächsten beiden Tage nach Killarney und von dort wieder mit einem anderen Bus weiter Richtung Caherciveen im Norden der Iveragh-Halbinsel.

Susanne „zwängt“ sich durch die Kuhsperre

Wir fahren mit dem Bus eines Teil des berühmten „Ring of Kerry“ und auch wenn die Strasse zweifellos ein paar schöne Abschnitte hat, erschließt es sich mir nicht, warum sich hier im Sommer tausende Autos und Busse entlangschieben, um in rund 4 Stunden Fahrzeit einmal die Halbinsel zu umrunden. Ich zeige dem Busfahrer meine Wanderkarte und ersuche ihn, uns ca. 5km vor Caherciveen rauszulassen. Damit ersparen wir uns, diese Strecke auf dem Kerry Way wieder zurückzugehen. Unser heutiger Wandertag beginnt nach den Busfahrten erst um 11:30 Uhr und führt zunächst noch in der Ebene über grüne Wiesen und zwei Bäche.

Rike auf der Steinbrücke

Einmal verstellen ein paar Kühe die Leiter über den Weidezaun, weichen aber rasch aus, als sie uns fünf auf sie zukommen sehen. Den Rest des Tages verläuft der Weg auf einem Bergrücken von Gipfel zu Gipfel wobei diese sich zwischen 200 und 400m bewegen. Der Weg ist sehr matschig und es verlangt viel Geschick seine Schuhe halbwegs trocken zu halten.

Diesen Schildern folgen wir

Von oben kommt jedoch trotz dicht bewölkten Himmel und vielen dunklen Wolken kein Regen nach, da wir glücklicherweise immer dort sind, wo es gerade nicht regnet. Durch den stetig auf dem Bergrücken blasenden Wind beschließen wir unsere Mittagspause in einer kleinen Senke bei einem Sattel zu machen. Aber auch hier wird den Mädels schon kalt, noch bevor ich meine Zigarette fertig geraucht habe und so setzt sich der Troß schon langsam ohne mich in Bewegung.

Ausblick über die Iveragh-Halbinsel

5 Minuten später klettert ein Ire mit gummistiefelähnlichen Schuhen über die Viehleiter und wir gehen ein paar Minuten gemeinsam am Weg, bis wir den Rest der Gruppe eingeholt haben.

Auch in Irland ist Windkraft ein Thema

Der Weg ist größtenteils sehr matschig, wobei meine Schuhe schon nach 5 Minuten innen naß waren. Langsam hanteln wir uns über die Bergrücken immer höher und höher bevor wir mit den Knockavohaun (Höhe 371m) den höchsten Punkt unserer heutigen Wanderung erreichen.

Margit macht sich als Erste auf den Weg bergab

Unten im Tal ist bereits die Jugendherberge erkennbar, in der wir heute übernachten werden. Beim bergabgehen höre ich plötzlich ein lautes „Au“ hinter mir. Rike ist ausgerutscht und mit Kopf und Brustkorb auf einem Stein aufgeschlagen. Rike´s Beine sind abgesehen von ein paar Schrammen unversehrt und nach ein paar Minuten durchschnaufen und toller Unterstützung von Susanne kann sie den Weg unter Schmerzen aber doch fortsetzen. Doppelt vorsichtig gehen wir das letzte Stück bergab, bevor wir auf Strassen stoßen, die uns zu unserer heutigen Unterkunft bringen. Aber auch hier lauern Gefahren. Beim Nebeneinandergehen weichen sowohl Rike als auch ein entgegenkommender Autofahrer zu wenig aus und es kommt zu einer Berührung mit dem Aussenspiegel ! Als auch noch leichter Regen einsetzt sind wir alle froh, dass wir gegen 17:00 Uhr herum die Unterkunft erreichen.

Eine Kirche gleich neben unserer Unterkunft

Die Türen sind offen, aber es ist niemand anzutreffen, also rufe ich bei der Telefonnummer an, die ich bei der Reservierung erhalten habe. 15 Minuten später ist die nette Betreiberin des Hostels hier, weist uns unsere Zimmer zu und erklärt uns die Benutzung der Kücheninfrastruktur und der Waschmaschine. Heute sind wir komplett als Selbstversorger unterwegs, dank eines benachbarten Pubs mit angeschlossenem Shop ist der Tisch mit Nudeln, zweierlei Saucen und einem Salat sowie Keksen als Nachspeise reichlich gedeckt. Susanne und Margit sammeln Wäsche ein und kümmern sich um frische Wäsche und Rike schläft schon früh, um sich vom heutigen Sturz zu erholen.

04.06.2017: Mastergeehy – Waterville – Caherdaniel

Der nächste Tag beginnt mit einem sehr reichhaltigen Frühstück. Mit der gestern geholten Milch, Cerealien und Toastbrot haben wir gemeinsam mit den zahlreichen Aufstrichen, die man so in den Kühlschränken von Jugendherbergen findet, mehr Auswahl als in so manchen B&B. Leider geht es Rike mit ihrer Verletzung im Brustbereich noch nicht wirklich besser. Deswegen erkundige ich mich bei der Betreiberin des Hostels und frage nach der Nummer eines Taxis. Rike versorge ich mit der notwendigen Info, wo das heutige Etappenziel in Caherdaniel genau ist. Mit etwas Verspätung brechen wir restlichen vier auf.

Eine der unzähligen Leitern am Weg

Der Himmel ist bedeckt und die Vorhersage genau wie in den letzten Tagen eher durchwachsen. Der Weg führt ein wenig weg von der Straße und immer auf gleicher Höhe entlang vorbei an einigen schönen Torffeldern, mal überqueren wir ein kleines Bächlein, dann wieder ein Kuhgatter. Ungefähr eine Stunde nach dem Aufbruch erreicht mich ein SMS von Rike, dass alles geklappt hat, und sie bereits in unserem Quartier auf uns wartet. Nach ca. 1,5 Stunden Gehzeit passieren wir den Weiler von Mastergeehy bevor der Kerry Way das Tal verlässt und sich auf einen Bergrücken hinaufschlängelt. Oben müssen wir uns entscheiden, welche Variante des Kerry Way wir weitergehen wollen.

Blick auf den Lough Courrane

Die eine führt im Landesinneren vorbei an den Ufern des Lough Currane um dann über den Pass Windy Gap (ca. 400m) nach Caherdaniel zu kommen. Die zweite führt entlang des Bergrückens bis zur Ortschaft Waterville und von dort der Küste entlang nach Caherdaniel. Da unsere Unterkunft einige km westlich von Caherdaniel liegt und Variante zwei die kürzere ist, entscheiden wir uns aufgrund des unsicheren Wetters für diese.

Mittagspause mit Blick auf Waterville

So bleiben wir die nächste Stunde immer auf dem Bergrücken mit immer schöneren und weiteren Blicken auf den Lough Currane und die Bucht von Waterville. Auf der letzten Erhebung des Bergrückens namens Knag verbringen wir unsere heutige Mittagspause bei wunderbarer Aussicht. Wenn man den richtigen Platz wählt ist es sogar einigermassen windstill.

Panorama bei der Mittagsrast

Nach wie vor bleiben wir heute trocken, doch es macht den Eindruck, dass die Wolken über dem Meer sich einigermassen zusammenziehen. Daher brechen die Damen schon zur Hälfte meiner Mittagszigarette auf, damit wir rasch nach Waterville kommen.

Weitere Gärten voller Callas

Knapp eine Stunde später marschieren wir auf einer langgezogenen Asphaltstraße nach Waterville. Dieser Ort ist geprägt vom „Ring of Kerry“ der hier direkt durchführt. Daher gibt es entlang der Hauptstraße zahlreiche Pubs und Parkmöglichkeiten für Busse, Autos und Motorradfahrer.

Die Strandpromenade von Waterville

Wir nutzen den kleinen Shop und die letzten Sonnenstrahlen für ein Eis, bevor wir entlang der Promenade von Waterville unseren Weg fortsetzen. Zum Glück nur kurz müssen wir ein Stück auf der N70 gehen, bevor wir rechts auf eine Nebenstrasse abzweigen, die sich lange gerade mitten durch einen gerade im Umbau befindlichen Golfplatz zieht. Die ersten Regentropfen fallen, als der Weg in einen unbefestigten Weg übergeht, der langsam, aber stetig ansteigt. Entlang des Weges finden sich immer wieder Schilder, die über Land und Leute informieren, doch Margit ist die einzige, die beim immer stärker werdenden Regen Lust hat, sich das genau durchzulesen.

Der lange Weg nach Caherdaniel

Auch der Wind wird stärker und nach der Querung der N70 fliegen uns fast die Regenjacken um die Ohren, als wir gerade am höchsten Punkt auch noch über eine Leiter steigen müssen. Auf der anderen Seite des Passes taucht unvermutet das Gasthaus Scariff Inn auf. In Anbetracht des Wetters legen wir dankbar eine kurze Trocknungspause ein, die ich dazu nutze, um unsere heutige Gastgeberin telefonisch zu befragen, wie weit wir noch von Ihrem B&B entfernt sind. Die Antwort „rund 500m auf der N70 entlang“ erfreut uns sehr und gewärmt und mit einer Suppe gestärkt, nehmen wir die letzten Minuten in Angriff während der Regen gerade ein wenig nachläßt. Schemenhaft ist manchmal der wunderschöne Ausblick über die Bucht und die vorgelagerten Inseln zu erkennen, wir freuen uns aber mehr über den Anblick des wunderschönen Hauses vom Thidwick B&B, wo uns Rike tiefenentspannt begrüßt.

Die letzten Meter vor der Unterkunft

Clare, die Besitzerin zeigt Gerlinde und Margit Ihr Zimmer anschließend gehen Susanne und ich zum Übernachten zu Clares Nachbarn John, da Clare nicht genügend Zimmer für uns alle frei hatte. John hat einen lauten, aber gutmütigen Hund, den er nur schwer davon abhalten kann uns abzuschlecken. Seine Unterkunft ist ok, aber kein Vergleich zum Paradies ein paar Meter weiter :-). Clares Mann bietet uns an, dass er uns für ein Abendessen nach Caherdaniel führt, jedoch müssen wir den Plan fallenlassen, da aufgrund des Bank Holidays die einzigen beiden Pubs komplett ausgebucht sind.

Die Wäsche kann im Inneren trocken

Also erklärt sich Clare bereit, für uns ein Nudelgericht zu improvisieren und wir kommen zum Genuss eines tollen Abendessens mit internationaler Weinbegleitung in einer Art Wintergarten mit Aussicht.

Clare zaubert ein Essen für uns

Susanne, die den abendlichen Ausflug nach Caherdaniel gar nicht erst antreten wollte, ist leider nicht dabei. Sie wird dafür von John, der Damenbesuch erhält, ebenfalls zu einem Abendessen eingeladen.

05.06.2017: Caherdaniel – Sneem – Kenmare (Bus)

Der Morgen beginnt sehr gut mit einem delikaten Frühstück (viele verschiedene Biomarmeladen), welches wir gemeinsam in Clares Wintergarten einnehmen.

Frühstück im Wintergarten

Das Wetter sieht ein wenig besser aus als gestern abend, zumindest ist der Blick bis zur Bucht frei und Susanne und ich machen wieder „Flugfotos“.

Susanne hebt ab

Rike beschließt, das erste Stückchen nach Caherdaniel mit uns mitzugehen. Dort wird sie Clare wieder abholen und um ca. 16:00 Uhr treffen wir uns in Sneem, dem Ziel der heutigen Wanderung. Da das Thidwick B&B etwas abseits des Kerry Way liegt, rät uns Clare einfach direkt einen alten Weg zu nehmen. Hier finden wir zwar das beschriebene Gatter, welches wir überklettern, aber danach ist von einem Weg keine Spur mehr. Auf steilen, nassen und vor allem stark zugewachsenen Terrain bahnen wir uns unseren Weg, bis wir auf den Kerry Way stoßen. Zum Glück hat vor allem die angeschlagene Rike diese schwierige Extratour gut überstanden. Inzwischen hat es zu regnen begonnen, aber in Hinblick auf das wechselhafte Wetter der letzten Tage beschließe ich, nur Rucksackhülle und Regenjacke, nicht aber die Regenhose anzulegen. Der Weg bis nach Caherdaniel verläuft sehr schön durch kleine Wäldchen und bietet immer wieder schöne Ausblicke auf kleine Sandstrände und Buchten.

Die Ortsmitte von Caherdaniel

Als wir das „Blind Piper“ – Pub in Caherdaniel erreichen, wartet schon Clare auf Rike. Mit mitleidigen Blick aufgrund des stärker werdenden Regens fragt uns Clare, ob noch jemand anderer die Taxi-Option wählen möchte, doch wir widerstehen alle. Den Rest des heutigen Tages gehen wir auf der „Old Butter Road“, auf der früher die Butter aus dieser Gegend nach Killarney gebracht wurde. Als wir im Dauerregen auf dieser nur mehr teilweise erhaltenen „Strasse“ dahinwandern, denke ich darüber nach, wie anstrengend das Leben hier früher gewesen sein muss.

Susanne beißt sich durch

Nach einer Weile treffen wir auf die Abzweigung zum Windy Gap und ich bin froh, dass wir gestern den Küstenweg gewählt haben, sonst hätten wir gute zwei Stunden doppelt gehen müssen. Wir kämpfen uns mühsam im Regen und teilweise starken Wind vorwärts und machen wie üblich bei so einem Wetter keine Pausen.

Wasser wohin man schaut

Der Kerry-Weg verläuft auf diesem Abschnitt teilweise auf Asphaltstrassen und teilweise auf Erd- oder Graspfaden. Dank des Dauerregens bleiben immer weniger trockene Inseln auf den Wegen frei und irgendwann sind dann auch Susannes Bergschuhe als letzte auch innen naß. „Highlight“ ist die Überquerung eines Baches, der zu breit zum Springen ist und ein anschließender Aufstieg auf einen Sattel, bei dem uns der Weg entgegenfließt.

Wandern im Bachbett

Ein anderes Highlight ist eher ein tierisches, als eine Herde von Kühen eine Verbindung von Ihrer Weide zu unserem Wanderweg nutzt, und sich auf einem vier Meter breiten von Mauern begrenzten Weg direkt vor uns aufbaut.

Unmöglich zu passieren

Margit entpuppt sich als Kuhflüsterin und redet solange auf die Tiere ein, bis sie diese schlussendlich bis zum nächsten „Ausgang“ vor sich hertreibt. Zwischen Margit, Susanne sowie Gerlinde und mich schiebt sich aber prompt eine weitere Kuh und macht keine Anstalten aus dem Weg zu gehen. Weder hinter noch vor der Kuh ist ausreichend Platz um einigermassen sicher vorbeizukommen, also warten wir unter sanften Zureden, bis auch diese Kuh sich wieder trollt. Margit und Susanne sind rasch wieder eingeholt und langsam lässt auch der Regen und Wind nach.

Überquerung eines Flusses vor Sneem

Erst jetzt merke ich, dass ich meine Oberschenkel in meiner dauernassen Wanderhose ordentlich aufgerieben habe, und schwöre mir, künftig rascher im Anlegen der Regenüberhose zu sein. So hilft jetzt nur Durchbeissen und die letzten 4 Kilometer bis Sneem können wir zumindest ohne weiteren Nachschub von oben ein wenig trocknen. Im schönen Örtchen Sneem treffen wir punktgenau um 16:00 Uhr auf Rike und stärken uns ein wenig in einer Bäckerei.

Belohnung in der Bäckerei von Sneem

Ich organisiere inzwischen ein Taxi, welches uns in die nächste Ortschaft Kenmare in unsere dortige Unterkunft „The Rose Garden“ bringt. Diese Etappe ist sich leider bei den neun geplanten Wandertagen auf Dingle und Kerry nicht ausgegangen. Der große, aber etwas in die Jahre gekommene Bus bringt uns sicher die 25km nach Kenmare.

Ankunft im „The Rose Garden“

Dort angekommen wollen sich alle nur noch vom vor allem psychisch anstrengenden Regenwandertag erholen, während ich meine Reibwunden mit Bepanthen versorgen. Zum Abendessen bestelle ich eine Runde Pizzas von der Pizzeria in Kenmare womit wir den Abend gemütlich im Bed&Breakfast ausklingen lassen können.

Pizzalieferung in Kenmare

06.06.2017: Kenmare – Killarney

Wir sitzen im gemütlichen kleinen Cafe des B&B The Rose Garden beim Frühstück und überlegen bzgl. der heutigen Etappe. Der Himmel ist bedeckt von dunklen Wolken und es regnet immer wieder. In Anbetracht der gestrigen Etappe und der Tatsache, dass wir heute um 17:30 Margit pünktlich zum Zug nach Killarney bringen möchten, beschließen wir, mit dem Taxi zum Muckross Lake zu fahren, wo wir dann gemeinsam zum Zielpunkt unserer Reise Killarney einmarschieren können.

Gruppenfoto in der Sonne vor der Abfahrt

Gesagt – getan, nach dem leckeren Frühstück erfrage ich von der Betreiberin des B&B eine Taxinummer und bestelle uns ein Taxi, während die Damen packen und die Wartezeit im Wintergarten des B&Bs verbringen. Auch während der Taxifahrt vorbei am Molls Gap und Ladies View regnet es immer wieder und trübt ein wenig die schönen Ausblicke über das Meer, den See Lough Leane und hinein ins Black Valley. Aufgrund der verkürzten Strecke ist heute auch Rike die ganze Zeit mit von der Partie und wir starten unsere heutige letzte Etappe auf asphaltierten Wegen durch eine parkähnliche Landschaft.

Lake Muckross

Wir gehen immer in Sichtweite von Seen und überqueren einige Zu- und Abflüsse der Seenplatte vor Killarney. Anhand der vielen Menschen mit Rädern, Skates oder zu Fuss merkt man, dass es sich hier um ein begehrtes Ausflugsziel aus der Touristenhochburg Killarney handelt. Nach ca. zwei Stunden zeigt mein GPS wieder einmal einen Cache in unmittelbarer Nähe an, was für den heutigen entspannten Tag eine schöne Abwechslung bietet.

Suche nach dem Geocache

Ich überrede Gerlinde mit mir auf die Suche zu gehen, während die anderen drei sich einen schönen Platz für eine Mittagsrast bei Muckross Abbey suchen. Gerlinde und ich durchstöbern lange das Waldstückchen im Park und erst als wir schon aufgeben wollten, zeigt sich der Schatz nur 1m von der Stelle entfernt, wo ich meinen Rucksack hingelegt habe. Mit etwas Mühe finden wir dann auch unsere anderen drei Mitwanderer und legen gemeinsam die letzten Meter im Park zurück, bevor wir entlang der Hauptstrasse N70 Richtung Killarney einmarschieren.

Am Ziel unserer Reise

Zum Glück gibt es zumindest an dieser Stelle einen Geh/Radweg, sodass wir nicht direkt auf der Strasse gehen müssen. Das Wetter zeigt sich heute den ganzen Tag von der gnädigen Seite und trotz dicht bewölkten Himmels sehen wir immer wieder Sonnenstrahlen und vor allem keinen Regen ! Vom ersten Ortsschild von Killarney bis zum Stadtzentrum ist es noch ein relativ langer Weg uns so haben wir auch trotz verkürzter Strecke heute sicher ausreichend Kilometer zurückgelegt.

Auf den Strassen von Killarney

In Killarney angekommen suchen wir uns ein gemütliches Plätzchen, welches wir im Cafe „Underground“ finden, wo ich mir einen Kuchen schmecken lasse. Anschließend suchen wir noch zu fünft unsere Unterkunft in Killarney, welche sich direkt gegenüber von Bahnhof und Busbahnhof befindet. Das Railway Lodge B&B ist das kleinste und einfachste der ganzen Reise, wir haben einen Twin Room mit zwei Einzelbetten und einen Double Room mit einem so schmalen Doppelbett, dass Rike beschließt am Boden zu schlafen. Nach dem Bezug unserer Zimmer bringen wir Margit zum Zug und es heißt Abschied nehmen.

Margit verlässt uns wie sie gekommen war.

Auch wenn es blöd klingt, aber nach 10 Tagen gemeinsam reisen fehlt uns etwas, nachdem wir Margit mit Taschentüchern winkend am Bahnhof verabschiedet haben. Wir machen uns gemeinsam auf der Suche nach einem Lokal für das Abendessen und haben im Unterschied zu bisher die Qual der Wahl aus den vielen Möglichkeiten. Wir entschließen uns für ein relativ großes Lokal, welches ein bisschen an eine Sportsbar erinnert und ein breites Spektrum an Speisen anbietet. Mit einer letzten Runde Guinness stoßen wir zur viert auf eine schöne Reise an und da Margit weg ist, darf ich auch endlich die anderen Mädels fragen, ob es Ihnen gefallen hat (Im Business Englisch „Feedbackrunde“ genannt).

07.06.2017: Killarney – London – Wien

Trotz direkter Lage an einer stark befahrenen Strasse war die Nacht relativ ruhig und nach dem einfachen Frühstück im B&B bleiben uns noch ein paar Stunden, bevor wir um 14:30 Uhr Richtung Flughafen Kerry aufbrechen. Die Rucksäcke können wir im B&B stehen lassen und so streifen wir noch ohne Gepäck durch die Stadt. Ich suche nach einer Möglichkeit, die Flugtickets nach Hause auszudrucken, für die ich gestern am Handy den Online-Check-In gemacht habe. Man könnte dies zwar auch am Flughafen machen, allerdings will Ryanair dafür EUR 50,– pro Person ! Daher investiere ich zwei Euro für vier Ausdrucke in einem Internet Shop. Weiters suche ich noch ein paar Mitbringsel für die Daheimgebliebenen und durchstreife die zahlreichen Souveniers und Schmuckgeschäfte. Dank Whatsapp ist das Risiko eines Fehlkaufes heutzutage schon minimiert und nach einigen Suchen habe ich einen Anhänger für meine Frau und meine Tochter und ein Schaf für meinen Sohn erstanden.

Kakao mit Schlag im „Underground“

Im Outlet Center beim Busbahnhof in Killarney treffen wir uns alle wieder. Der Busfahrer des Flughafenbuses verweigert den direkten Verkauf von Tickets und so kommt noch kurzfristig Hektik auf, als ich die Bustickets in Rekordzeit aus dem Automaten zaubern muss, während der Busfahrer schon fahren möchte. Der kleine Flughafen in Kerry bietet für die 5 Flüge am Tag auch entsprechend wenig Entertainment, doch irgendwann sitzen wir auch im Flieger, der diesmal in London-Stansted landet.

Spaß am Flughafen London Stansted

Der dortige Höhepunkt ist ein Besuch beim BurgerKing, der einen Getränkeautomaten mit über 100 verschiedenen Geschmacksrichtungen bieten. Der Rückflug nach Wien bietet ein wenig Turbulenzen, aber das kann das Ende einer schönen Wandertour auch nicht mehr trüben. Pünktlich um knapp nach 23:00 Uhr Ortszeit landen wir in Wien und Gerlindes Neffe bringt mich mit dem Auto bis vor die Haustüre nach Korneuburg.