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8 Tage auf dem Dolomiten-Höhenweg Nummer 8 von Brixen nach Kaltenbrunn

11.08.2018: Wien – Brixen – Plosehütte

Um 5:26 Uhr in der Früh stehe ich schon bereit bei der Schnellbahn in Korneuburg. „Dank“ Umbauarbeiten der ÖBB im Inntal müssen wir schon den Zug erwischen, der um 06:30 Uhr vom Hauptbahnhof wegfährt. Heinz, der nun schon das sechste Mal bei einer Tour dabei ist, steigt am Handelskai zu und Katharina ist pünktlich um 06:05 Uhr beim McDonalds am Hauptbahnhof, der jedoch zur Enttäuschung aller keine Ham and Eggs bietet. Wenig später steigen wir in den Zug und in Wien Meidling steigt noch Gerhard dazu, den ich beim Fussballzuschauen kennengelernt habe, und dessen „Schwiegermutter“ Brigitte bereits mit mir in Korfu war. Gleich zu Beginn entbrennt eine Diskussion darüber, ob unser Zug über Innsbruck fährt, oder ob wir schon in Wörgl umsteigen müssen.

Umsteigen in Wörgl

Nach Rückfrage beim Schaffner steigen wir in Wörgl aus und kaufen schnell ein Eis und ein wenig Proviant, bevor wir in den EC nach Rimini einsteigen. Der deutsche Zugschaffner unterhält uns mit witzigen Durchsagen. Als der Zug am Brenner länger als geplant stehenbleibt, erzählt er uns zum Beispiel, dass der Italienische Fahrer erst gefunden werden muss und man in der Zwischenzeit seine Nikotinsucht befriedigen kann. Mit 33 Minuten Verspätung kommen wir schlussendlich in Brixen an.

Ankunft am Bahnhof im Brixen

Dies holen wir aber rasch wieder auf, da der Bus, der uns zur Plosebahn Talstation bringt, nur 6 Minuten nach unserer Ankunft in Brixen einfährt. Trotz Hungers entscheiden wir, zuerst die Bergfahrt mit der Plose Kabinenbahn zu machen und erst dann einzukehren. Eine gute Entscheidung, da wir so das perfekte Essen im Restaurant bei der Bergstation schon mit Aussicht genießen können.  Von hier aus sieht man den Peitlerkofel und die eindrucksvollen Wände der Geisler-Gruppe, die wir übermorgen von der Nähe sehen werden – ein toller Einstieg für diese Tour.

Auf der Plose mit Geislergruppe im Hintergrund

Hier ist der Bär los – Wochenende, schönes Wetter und die bequeme Auffahrt spülen hunderte Leute auf die Berge. Einige davon werfen sich mit ihrem Gleitschirm gleich wieder ins Tal, was sehr schön anzusehen ist. Nach dem Essen gehen wir unsere ersten Schritte in den Dolomiten und müssen ca. 400 Hm bis zur Plosehütte überwinden. Da es bereits 15:30 Uhr ist, kommt uns die Mehrzahl der Leute entgegen und bei den Mengen ist das höfliche Grüßen, welches sonst in den Bergen gepflegt wird, schon ziemlich mühsam.

Die ersten Wandermeter auf dem Plose

Der Plose ist ein untypischer Berg in den Dolomiten, ist er doch gar nicht felsig, sondern eher ein überdimensionaler Grashügel, der leider von vielen Liften und Sendeanlagen verunstaltet ist. In knapp einer Stunde erreichen wir die Plosehütte, die immerhin schon auf 2.440m liegt und somit einen schönen Unterschied zu unserem heutigen Startpunkt in Wien auf 200m darstellt.

Die Plosehütte

Ein junger Mitarbeiter des Hüttenteams weist uns unser 8-Bett-Zimmer zu, welches wir zu viert benutzen können. Die Dusche bietet auch ohne Münzen unbegrenzt warmes Wasser, was auf Berghütten ebenfalls nicht selbstverständlich ist. Insgesamt sind in dieser Nacht nur knapp 30 Personen auf der Hütte, was schon eine wohltuende Abwechslung zu dem Gewimmel untertags darstellt. Sowohl die nachmittägliche Buttermilch als auch das Abendessen und die Kuchen sind von vorzüglicher Qualität, sodass niemand von uns hungern muss.

Abendpanorama vom Plosegipfel aus

Aufgrund der kurzen Nacht davor wird es in unserem Zimmer rasch ruhig und um 21:30 Uhr ist Nachtruhe.

12.08.2018: Plosehütte – Schlüterhütte

Wie fast immer, wenn ich unterwegs bin, wache ich schon früh auf und bin daher der Erste um 07:00 Uhr beim Frühstücksbuffet. Es gibt Weißbrot und Vintschgerl, Käse, Schinken, div Marmeladen, Honig und Butter sowie kalte weiche Eier. Zum Trinken O-Saft und sogar einen eigenen Krug mit Kakao. Der Blick aus dem Fenster lässt uns nicht weit blicken.

Ausblick am Morgen

Dort wo gestern das fabelhafte Panorama der Felswände war, ist heute nur eine weiße Nebelwand. Wir sind trotzdem optimistisch und beschließen, vom Dolomiten-Höhenweg 8 abzuweichen und bis zum Gabler am Kamm zu wandern und erst dann runter zur Edelweisshütte und Halslalm zu gehen. In der Nacht hatte es nur 5 Grad was eine angenehme Abwechslung zu den letzten 14 Tagen Hitzewelle in Wien darstellt. Auch in der Früh ist es im Hochnebel noch frisch, aber nach dem Aufbruch um 08:30 Uhr kommt immer öfter die Sonne durch und es herrscht perfekte Wandertemparatur.

Am Weg zum Gabler

Der Weg geht immer am Kamm entlang ohne große Höhenunterschiede abgesehen vom letzten Stück auf den Gabler hinauf. Dort machen wir 20 Minuten Pause und treffen die ersten Wanderer für den heutigen Tag – eine Gruppe von 4 Erwachsenen die 4 kleine Kinder auf den Berg hinaufmotiviert hat.

Das Gipfelkreuz am Gabler

Der Abstieg führt zunächst über sanfte, grasige Abhänge hinab, bis wir bei ca. 2000m in niedrigen Nadelwald eintauchen. Dort treffen wir auch wieder auf den Originalweg, der uns wenige Minuten später auf eine Wiese führt, auf der gerade eine Feldmesse abgehalten wird. Im Hintergrund wird schon der Griller vorbereitet und auf den nächsten 20 Gehminuten kommen uns ca. 200 Wanderer entgegen, die alle zu diesem Almfest kommen wollen. Wir gehen gegen den Strom und erreichen um 11:30 Uhr die Halsl-Alm, wo wir eine Kaffee/Eis-Pause einlegen. Auch hier ist viel los und die Grillhändl für mittags werden schon vorbereitet.

Die Wege sind sehr gut markiert

Unser Weg führt uns nun ein wenig auf der Strasse, bevor wir wieder auf einen Wanderweg schwenken, der uns der Peitlerscharte näherbringt. Einige Kühe wollen uns aufhalten, aber Gerhard treibt sie solange vor sich her, bis sie sich schließlich doch mit ausreichend Sicherheitsabstand überholen lassen.

Gerhard der Kuhtreiber

Der Himmel ist zwar bewölkt, aber meist scheint die Sonne, als unser Weg zuerst ein paar Gebirgsbäche überquert, und dann immer steiler Richtung Peitlerscharte ansteigt. Sobald wir auf den Rundweg um den Peitlerkofel treffen, erhöht sich das Wandereraufkommen schlagartig und häufiges Grüßen ist wieder angesagt. Aufgrund des längeren Anstieges und der nun warmen Temperaturen zieht sich das Feld etwas auseinander. Während ich mich zwar langsam, aber stetig dem Platz unserer Mittagspause nähere, macht Gerhard immer wieder kurze Pausen um den heutigen höchsten Punkt zu bezwingen.

Die letzten Meter vor der Peitlerscharte

Schlussendlich schaffen es dann natürlich alle und das abermals fabelhafte Panorama auf die Bergwelt auf der anderen Seite der Scharte entschädigt für die Anstrengungen. Nach der Gipfelzigarette und ausgiebigen Jausnen fehlt uns nur noch eine halbe Stunde Gehzeit zur Schlüterhütte, wo wir heute übernachten werden.

Edelweiss auf der Peitlerscharte

Der Weg ist eben bis leicht bergab und gerade als wir die Hütte erreichen, fallen ein paar Tropfen vom Himmel aus einer der Wolken, die schon den ganzen Tag hin- und herziehen. Bei der Anmeldung erfahren wir, dass die Hütte komplett voll ist, dank rechtzeitiger Reservierung bekommen wir aber zwei schöne Zweibettzimmer zugewiesen.

Die Schlüterhütte

Nach Stärkung mit Kuchen und Apfelstrudel stellen wir uns in die Schlange bei den beiden Duschen im Haus (diesmal mit Duschmarke um EUR 2,5), und genießen ein wenig die Sonne, die nun wieder auf die Hütte scheint. Beim Abendessen in der voll belegten Hütte teilen wir uns insgesamt zu zwölft einen Tisch für acht Personen. Durch die räumliche Nähe kommt es aber zu netten Gesprächen mit einer Runde von 4 deutschen Mädels, die allesamt zuviel Sonne erwischt haben.

Ausblick von der Schlütterhütte

Morgen steht mit der Überquerung der Geislergruppe durch die Panascharte eine erste Schlüsselstelle am Programm. Da für den Nachmittag Regen angesagt ist, überlegen wir uns, welche Weg-Alternativen es gibt, entscheiden uns dann aber für den ursprünglichen Plan. Wie gestern geht es wieder zeitig ins Bett.

13.08.2018: Schlüterhütte – Regensburger Hütte

Der Morgen beginnt verheissungsvoll mit einem Blick aus dem Fenster, wo nur wenigen Wolken die Spitzen der Geisler-Gruppe bedecken. Um Punkt sieben öffnet der Frühstücksraum und man muss sich in einer schon beachtlichen Schlange von hungrigen Wanderern anstellen, bevor man zu Käse, Schinken und Frühstücksei kommt. Trotzdem schaffen wir es, bereits um 08:00 Uhr abmarschbereit vor der Hütte zu stehen. Zum Warm-Up geht es eine Forststraße 200Hm bergab, vorbei an einer kleinen Alm, auf der man auch übernachten hätte können.

Gehen auf der Forststrasse zum Aufwärmen

Ich denke mir, dass ich bei einer evtl. nächsten Tour in den Dolomiten eher kleinere Übernachtungsmöglichkeiten suchen würde. Gerhard „verneigt“ sich vor einem Südtiroler Forststraßenverbesserer, kommt aber zum Glück mit einer kleinen Wunde davon. Wir gehen entlang des Adolf-Munkel-Weges überwiegend im Wald immer in der Nähe der Schotterfelder der Geislergruppe.

Gedenktafel Adolf-Munkel-Weg

Mein Blick ist oft auf diese steil aufragenden Felsspitzen gerichtet, auch um nach Wanderern Ausschau zu halten, die über eine der Scharten dieses Gebirge queren.

Beratschlagung über den weiteren Weg

Aufgrund des angesagten Regens für den Nachmittag entscheiden wir, den Umweg über die Brogleshütte nicht zu gehen und über den Steig 6A gleich direkt zur Panascharte aufzusteigen. Alle Wanderwege in den Dolomiten sind mit Nummern bezeichnet und diese sind bei jeder Kreuzung von zwei Wegen deutlich ausgeschildert, sodass der Blick auf die Karte oder gar auf das GPS eigentlich nicht notwendig ist.

Panorama am Weg zur Panascharte

Wie schon am Tag zuvor zerstreut sich das Feld am Weg hinauf zur Scharte, jeder geht sein eigenes Tempo und an der Stelle wo unser Weg mit dem Weg von der Brogleshütte zusammentrifft, warten wir wieder zusammen. Unmittelbar darauf erhalten wir einen ersten Einblick in die Panascharte und werden gleich von ein paar fallenden Steinen begrüsst, die ein Vater mit seinen drei kleinen Kindern auslöst. Der Weg ist sehr schmal, manchmal knapp an den Felsen entlang, aber eigentlich gut mit riesigen Baumstämmen abgesichert, bzw. kleine Holztreppen angelegt.

In der Panascharte

Es ist relativ viel Verkehr, was aus meiner Sicht das Gefährlichste an diesem Weg ist. Wir begegnen einer italienischen Familie mit einer traumatisierten Teenager-Tochter, die kaum einen Schritt voranwagt und einer Gruppe Österreichern, wo ein Mädel sich mit starken Knieschmerzen auf den Weg hinunter durch die Scharte macht. Heinz schenkt ihr seine Wanderstöcke, damit sie eine bessere Chance hat, dies gesund zu überstehen. Als wir das Ende der Scharte erreichen, stellen sich gleich zwei „Wow“-Erlebnisse ein. Der erste Blick fällt auf die gegenüberliegende Gebirgskulisse von Langkofel und der Rosengartengruppe.

Der Langkofel-Stock in den Wolken

Der zweite Blick auf hunderte von Halbschuhtouristen, die auf der Alm-Landschaft auf der Südseite der Geislergruppe herumlaufen.

Ein Sessellift bis zur Spitze und dutzende Restaurants und Almen auf dem golfplatzgepflegten Rasen tun ihr Übriges dazu, den Kontrast zu dem alpinen Aufstieg riesengroß erscheinen zu lassen.

Almabtrieb

Wir lassen uns nicht aus der Ruhe bringen und ich verbringen die Mittagspause damit, den Leuten beim Aufstieg durch die Panascharte zuzusehen. Für unsere letzte Stunde Wegzeit zur Regensburger Hütte versuchen wir das Gewimmel möglichst zu umgehen und nehmen dafür sogar ein paar Extrameter in Kauf.

Eindrucksvolle Steinformation

Auf der Regensburger Hütte kommen wir um 14:30 Uhr an und Gerhard bestellt sich endlich den ersten Kaiserschmarren auf dieser Tour, nachdem er dies schon öfter zuvor angekündigt, aber nicht umgesetzt hat.

Regensburger Hütte – Rifugio Firenze

Wir bekommen ein Drei-Bett- und ein Einzelzimmer zugewiesen. Dieses überlassen wir gerne unserer Mitwanderin Katharina. Da wir so früh am Ziel angelangt sind, habe ich noch Lust die gegenüberliegende Scharte Forc de Piza zu erklimmen. Dort ist ein Fels zu sehen, der je nach Betrachtungswinkel wie ein Finger oder wie ein Seepferd aussieht. Ich kann Heinz überreden mitzukommen, während Gerhard und Katharina unseren Aufstieg von der Hütte aus beobachten können. Beim Aufstieg scheint nach wie vor die Sonne, aber rundherum sind schon einige dunkle Wolken zu sehen. Die letzten zwanzig Minuten sind wir wieder in einer Scharte, die wie die Panascharte mit Holzstämmen und Treppen aber gut abgesichert ist.

Ausblick auf die Extratour von Heinz und mir

Als wir nach einer Stunde Gehzeit oben angelangt sind, fallen die ersten Tropfen Regen und wir werfen nur einen kurzen Blick auf die andere Seite des Kammes. Durch das Donnern in der Ferne werden wir bergab immer schneller und das Ganze endet in einem Bergablauf, der uns knapp 20 Minuten später wieder zur Hütte bringt ! Zum Glück sind wir kaum nass geworden, bevor es wirklich stark zu regnen beginnt. Beim Abendessen fällt vor allem eine extrem lautstarke Gruppe von Bayern am Nebentisch auf, die allzu langes Verweilen im Gastraum unangenehm macht. Heinz lädt uns noch auf eine Runde Nussschnaps ein, bevor es wieder recht zeitig zu Bett geht.

14.08.2018: Regensburger Hütte – St.Ulrich – Schlernhaus

 

Heute soll Susanne, die mich schon bei vielen meiner Reisen begleitet hat, in St. Ulrich dazustossen. Gestern haben wir schon einige Nachrichten von Ihr erhalten, dass ihre Anreise zwar etwas mühsamer als geplant verlaufen ist, sie es aber schlussendlich doch nach Brixen geschafft hat.

Morgenstimmung bei der Regensburger Hütte

Nach einigen Regen in der Nacht beginnt unser Tag wieder mit einem überwiegend blauen Himmel und einem Frühstücksbuffet mit warmen weichen Eiern und der sonstigen Standardausstattung. Wir wollen um ca. 10:30 Uhr in St. Ulrich sein, und müssen dafür noch 800 Hm absteigen. Deshalb starten wir wieder kurz nach acht und die erste Viertelstunde geht es noch leicht aufwärts zum Col Raiser und dann abwärts über die Gamsblut-Alm.

Katharina, Heinz und ich am Col Raiser
Katharina, Heinz und ich am Col Raiser

Danach geht es auf angenehmen Wanderwegen stetig abwärts mit zahlreichen schönen Ausblicken auf den Langkofel-Stock und die Seiseralm. Um 09:30 Uhr kommt St. Ulrich ins Blickfeld und wir können am Gegenhang schon die Seilbahn entdecken, die uns zur Seiseralm hochbringen wird. In der Zwischenzeit neue Nachrichten von Susanne, dass es auch bei der Anreise nach St. Ulrich Probleme gegeben hat, sodass sie auch erst um 10:30 Uhr dort sein wird.

Blumenschmuck in St. Ulrich

Kurz darauf erreichen wir die ersten Ausläufer von St. Ulrich und wählen einen Weg, der uns bei einem Supermarkt vorbeibringen soll. Wir kommen zwar zu einer schönen Promenade, die unmittelbar zum Ortszentrum führt, finden jedoch außer Touristenshops keine sinnvolle Möglichkeit, unsere Vorräte aufzustocken. Dafür verwenden wir standesgemäß für Wanderer die Rolltreppe mitten im Ort, die uns näher der Liftanlage Seiser Alm bringt.

Gerhard und Co. auf der Wander-Rolltreppe

Als wir bei der Talstation ankommen, sehe ich gerade Susannes Bus auf der Hauptstraße vorbeifahren und telefoniere kurz mit ihr, um ihr zu sagen, dass wir schon auf sie warten. Zwanzig Minuten später meldet sie sich von der Talstation Raschötz und wundert sich, dass wir nicht dort sind. Nur 10 Minuten später hat Susanne ihren Fauxpass korrigiert, und unsere Gruppe ist nun endgültig komplett. Wir besteigen die Seiser-Alm-Kabinenbahn und beginnen nach einem ersten Gruppenfoto zu fünft unsere heutige Almenwanderung.

Die vollständige Gruppe vor dem Langkofel

Mit eifrigen Tratschen mit Susanne geht es recht gemütlich eine Stunde dahin, bevor wir das Alm-Hotel Ritsch-Schwaige erreichen. Da es bereits knapp nach 12:00 Uhr ist, verbringen wir hier unsere Mittagspause, wo uns eine resche, vom Akzent her aus Ungarn stammende Kellnerin bedient. Während der Mittagspause hat sich der Himmel etwas eingetrübt und in der Ferne sieht man bereits einige Regenfälle. Für uns geht es weiter vorbei an der Panorama-Alm, wo zwei kleine Alpakas zu bewundern sind.

Alpakas auf der Seiser Alm

Als wir uns bei der Saltner-Hütte dem Schlernmassiv nähern, donnert es schon und die Wolken hüllen unser heutiges Tagesziel ein. Immerhin schaffen wir noch die Hälfte unseres 500Hm Anstieges trocken, bevor es zu regnen beginnt. Doch das Wetterglück bleibt uns treu und es hört nach wenigen Minuten wieder auf, obwohl es in einigen Tälern rundherum wettermäßig richtig schlecht aussieht.

Rückblick auf die Seiser Alm

Als wir die Hochebene des Schlerns erreichen, werden wir von einer Kuhherde lautstark begrüsst, vermutlich freuen die sich auch, dass diese heutige lange Tagesetappe langsam zu Ende geht. Nur 20 Minuten später erreichen wir das imposante, steinerne Schlernhaus auf 2.440m Höhe.

Das Schlernhaus

Wir erhalten ein 2-Bett und ein 3-Bett-Zimmer in einem eigenen Schlafhaus zugewiesen, die wir sauber, nach Geschlecht getrennt aufteilen. Dusche gibt’s heute keine, dafür zumindest warmes Wasser für die Katzenwäsche am Waschbecken. Dafür bleibt mehr Zeit, unser Essen im großen Speisesaal des Schlernhauses zu genießen.

Der rosa Rosengarten

Nach dem Essen blitzt ein wenig die Sonne unter der Wolkendecke hervor und taucht das gegenüberliegende Rosengartenmassiv in ein beeindruckendes rotes Licht.

15.08.2018: Schlernhaus – Vajolethütte

Der nächste Tag beginnt wie immer mit Frühstück, diesmal gibt es Kekse und Kuchen als Besonderheit und einen Kakao, in dem der Löffel steckt.

Perfektes Wanderwetter

Nach den nächtlichen Regenfällen ist der Himmel fast wolkenlos, doch es hat abgekühlt. Ausserdem bläst hier auf der Hochebene eine steife Brise, sodass die meisten von uns zwei bis drei Schichten anziehen. Susanne kam schon fertig gepackt zum Frühstück beim Aufbruch fehlt sie jedoch wieder. Gerhard geht inzwischen voraus, wir sehen ihn am ersten Teil der Wanderung nur mehr von hinten. Als Susanne wieder auftaucht, brechen dann alle anderen auf. Schon nach 15 Minuten gemütlicher Wanderung auf der Hochebene Richtung Rosengarten ist es wieder warm genug, um alles bis auf eine Schicht auszuziehen.

Bei der Abzweigung zum Klettersteig

Nach einer Dreiviertelstunde erreichen wir die Abzweigung zum Maximilian Klettersteig, den wir links liegen lassen. Kurz darauf ist schon unsere erste Zwischenstation die Tierser Alpl Hütte zu sehen, es soll jedoch weitere 45 Minuten dauern, bevor wir sie erreichen.

Die Tierser Alpl Hütte

Während Heinz und Katharina die neu renovierte Hütte von innen erkunden, beobachte ich einige Menschen dabei, wie sie den direkt hinter der Hütte befindlichen Klettersteig begehen. Es sind schon einige Leute unterwegs, auch mit den Mountainbike ḱommt man offensichtlich gut auf diese Hütte. Am nächsten Anstieg zum Molignon-Pass überholen wir eine Gruppe von zwei deutschen Damen und einem Mädchen, welches angeschlagen von Fieber gerade das Weitergehen verweigert. Unsere Krankenschwester Susanne kümmert sich um das Mädchen und gibt ihr aus Ihrem Medikamentenvorrat etwas für den Notfall. Auf jeden Fall geht es auch für das Trio weiter und wir treffen sie noch mehrmals im Laufe des Tages.

Susanne und die Hagelkörner

Wir passieren ein paar Haufen von Hagelkörnern, die wohl eines der Gewitter der letzten Tage hier abgesetzt haben, bevor wir den Molignon-Pass auf 2.600 Hm erreichen. Hier bietet sich ein eindrucksvoller Blick hinüber zur Grasleitenpasshütte auf gleicher Höhe und den gleichnamigen Felskessel, den wir vorher noch durchschreiten müssen.

Felskessel vor dem Grasleitenpass

Es geht in engen Serpentinen steil und schottrig bergab und ich frage mich, wo die grünen Flecken sein sollen, die auf der Karte eingezeichnet sind. Knapp vor dem Boden des Kessels zweigt der Weg nach links ab und wir halten zumindest einen Teil der Höhe bevor es auf der gegenüberliegenden Seite wieder steil bergauf geht. Wie öfter in den letzten Tagen gehe ich hinauf mein Tempo, Susanne haftet sich mit der Aussicht auf ein Powernap an meine Fersen, der Rest erreicht die Grasleitenpasshütte erst bei Halbzeit meiner Gipfelzigarette.

Die Grasleitenpass-Hütte und viele Menschen

Auf der Hütte ist der Bär los, wir haben ein ähnliches Aha-Erlebnis wie nach der Panascharte, denn vom Vajolettal pilgern die Massen auf die Grasleitenpasshütte und einige noch ẃeiter auf eine Schulter des Kesselkogels. Die sehr kleine Hütte ist so voll, dass Gerhard und Heinz beim Zahlen fast Platzangst bekommen. Das Personal ist wie bisher auf allen Hütten ausgenommen freundlich und lässt sich von der vielen Arbeit nicht beeindrucken.

Gruppenfoto vor dem Vajolet-Tal

Nach einer Stunde Pause geht es für uns die letzte knappe Stunde im Gänsemarsch mit den Tagestouristen hinunter zur Vajolethütte unserem heutigen Tagesziel. Diese liegt auf einem Zwischenplateau im Vajolettal auf dem eine große Gruppe Jugendlicher uns bereits mit dem Singen von Liedern begrüßt.

Am heutigen Tagesziel

Beim Einchecken müssen wir uns in die WC-Schlange einreihen, doch diese Aufgabe übernimmt diesmal Katharina und holt die Schlüssel für ein 5-Bett-Zimmer im 2. Stock. Da es gerade einmal 15:00 Uhr ist, schlägt Heinz noch eine Extratour vor, und so erkunden wir heute noch eine der beiden möglichen Varianten für morgen. Dazu klettern wir den an und für sich anspruchsvollen Steig durch die Gartlschlucht hoch zur Gartlhütte. Dieser wird jedoch von so vielen Wanderern aller Altersstufen in unterschiedlichen Ausrüstungen begangen, dass er offensichtlich nicht schwer genug ist ;-). Nach ca. 1 Stunde kommen wir bei der Gartlhütte an, unser Ziel für die Extratour ist jedoch die Erkundung des Santnerpass-Klettersteigs. Also gehen wir noch knapp weitere 20 Minuten bergauf zur Santnerpass-Hütte, die diese Saison jedoch geschlossen hat.

Die Laurinswand

Zwischen der Laurinswand und der Rosengartenspitze eröffnet sich uns ein eindrucksvoller Ausblick über den Rosengarten, das Latemar-Gebiet und ein Fernblick bis zur Ortlergruppe. Allein beim Anblick der Laurinswand, die einige hundert Meter nahezu senkrecht abfällt wird mir ein wenig schwindlig. Heinz ist davon unbeeindruckt und setzt sich so hin, dass seine Beine direkt den Abhang hinunterhängen.

Aussicht genießen an der Westwand des Rosengartens

Ein paar Fotos und eine Gipfelzigarette später gehen wir weiter zum Einstieg des Santnerpass-Klettersteigs und wagen uns die ersten Passagen abwärts. Der Klettersteig ist zwar nur mit A/B bewertet, aber es wird bald klar, dass wir als Gruppe ohne Ausrüstung hier auf keinen Fall gehen sollten.

Ich hänge im Santnerpass-Klettersteig

Wir machen ein paar Fotos und gehen wieder hinunter zur Hütte, wo wir rechtzeitig zur Dusche und zum Abendessen eintreffen. Das Abendessen ist diesmal in Form einer Halbpension, wobei wir bei allen drei Gängen aus zwei bis drei Alternativen wählen können. Alle Speisen sind geschmacklich und von der Portionsgröße top und obendrein gibt’s noch einen Teller vom Salatbuffet, welches mit Kichererbsen und Krautsalat mit Speck ebenfalls mehr als die 08/15-Dinge enthält. Kulinarisch ein absolutes Highlight unserer Dolomitentour ! Wir unterhalten uns sehr gut mit einer Gruppe von drei Deutschen, die hauptsächlich zum Klettern hier sind und kommen ausnahmsweise erst mit der Hüttenruhe um 22:00 Uhr ins Bett.

16.08.2018: Vajolethütte – Tschagerjoch – Paolinahütte

Das Frühstücksbuffet auf der Vajolethütte kommt leider nicht ganz an den Standard des Abendessens heran, zählt aber trotzdem zu den reichhaltigeren Varianten auf unserer Tour. Nachdem die original Variante des Dolomiten-Höhenweges Nummer 8 über den Santnerpass-Klettersteig für uns gestorben ist, bleiben wir heute vorerst im Vajolet-Tal, wo wir uns langsam an der Ost-Seite des Rosengartenmassivs hocharbeiten.

Heinz mit der Vajolethütte im Hintergrund

Dabei beobachten wir eine Gruppe von Kletterern, die sich in den imposanten Hängen hochkämpft und kurz darauf ein Rudel von Rotwild, unsere erste Wildtiersichtung auf der Tour.

Unsere erste Wildtiersichtung

Nach gut 1,5 Stunden treffen wir auf die Abzweigung zum Tschagerjoch. Dieser Weg führt direkt zur Kölner-Hütte und kommt daher der ursprünglichen Planung am nächsten. Auf der Karte ist er als Forststrasse eingezeichnet, was natürlich kompletter Nonsens ist, aber auch in echt sieht er zumindest so aus, als ob er für uns passen würde. Also entschließen wir uns, das Joch zu erklimmen, was uns eine Stunde später nach einigen leichten Kletterstellen auch gelingt.

Rastplatz am Tschagerjoch

Nun kommen alle zu dem gleichen tollen Ausblick, den Heinz und ich bereits gestern vom Santnerpass aus genossen haben. Auf der anderen Seite des Joches ändert sich die Frequentierung des Weges nun leider stark. Haben wir bisher ca. 10 Leute getroffen, strömen uns beim Abstieg zur Kölnerhütte mindestens 100 entgegen, die alle mit dem Sessellift hier hochgespült werden.

Am Weg zur Rosengartenhütte

Susanne, die ein wenig an der Hüfte bedient ist, plagt sich den steinigen, oft rutschigen Weg hinunter und Katharina erwischt bei einer der Kletterstellen einen blöden Schritt und klagt über Schmerzen im Knie, als sie bei der Kölnerhütte eintrifft. Wir genießen trotzdem erstmal ein verfrühtes Mittagessen, da um 11:30 Uhr noch ausreichend Plätze auf der Aussichtsterrasse frei sind.

Verfrühte Mittagsrast

Der restliche Weg zur Paolinahütte verläuft leicht abfallend immer der Westseite des Rosengartens entlang. Wir passieren drei eindrucksvolle kleine Wasserfälle, die bei warmen Temparaturen kleine Oasen der Kühle darstellen.

kleiner Wasserfall

Um 14:00 Uhr, so früh wie noch nie, erreichen wir unser Tagesziel. Also erstmal ein Radler auf der Aussichtsterrasse und erst danach auf unserem 5-Bett-Zimmer einchecken. Heute bieten sich keine Extra-Touren an, daher verbringen wir den Nachmittag mit Duschen, Wäschewaschen und Sonnenliegen und überlegen mit Blick auf das Latemar-Gebirge bereits, wie wir die morgige Tour zur Torre Di Pisa Hütte bewältigen werden.

Das Nachmittagsprogramm

Katharina spekuliert in Bezug auf ihr Knie damit, morgen nur noch bis zum Karer-Pass abzusteigen und dann mit dem Bus nach Bozen zu fahren. Die sehr nette Hüttenwirtin (stellt uns extra einen Wäscheständer zum Trocknen zur Verfügung), gibt mir den Hinweis, dass es eine Möglichkeit der Umgehung der Hochgebirgsroute über das Latemar gibt. Während des a la carte Abendessens (wir bestellen fast einheitlich Spiegelei mit Speck und Röstkartoffeln, nur Gerhard isst wieder Kaiserschmarren) diskutieren wir den morgigen Tag.

Blick auf das Latemargebirge, die morgige Etappe

Heinz und ich werden die Original-Route probieren, während Susanne und Gerhard nach dem Karerpass zuerst auf 1700 Hm das Latemargebirge umrunden werden, und dann die Torre Di Pisa Hütte von „hintenrum“ erklimmen werden. Wir bekommen noch eine Einschulung zur Hüttennutzung von der Hüttenwirtin, die am Abend absteigt und uns und einigen wenigen weiteren Gästen die Hütte über Nacht überlässt.

17.08.2018: Paolinahütte – Refugio Torre Di Pisa

Die klapprigen Betten mit extrem weichen Matratzen haben uns nicht unbedingt gut schlafen lassen. Wir beobachten um 07:00 Uhr wie der Sohn der Hüttenwirtin sich langsam dem Hang unter dem Sessellift hochkämpft. Erst als er ankommt, gibt es ein einfaches Frühstück mit Brot, Käse und süßen Aufstrichen. Wie üblich verlassen wir ziemlich pünktlich um 08:00 Uhr unsere Hütte und kommen nach einer entspannten Stunde bergab um 09:00 Uhr am Karerpass an. Katharina macht Ihre Ankündigung wahr, und muss hier Ihre Dolomitentour aufgrund von Knieproblemen beenden. Sie wird mit dem Bus nach Bozen fahren, und dort einen Tag entspannen.

Letztes komplettes Gruppenselfie am Karer-Pass

Hoffentlich wird sie uns morgen am Abend im Bozen vollständig und fit willkommen heißen können. Die Wege von Gerhard und Susanne sowie Heinz und mir trennen sich dann wenige Meter später. Gerhard wird für seine „Minigruppe“ die Reiseleitung übernehmen und bekommt von mir die Wanderkarte.

Gerhard orientiert sich mittels Schilderwald

Die letzten Tage hat er sich schon selbst immer eingelesen und kennt die Nummern der Wege mittlerweile besser als ich 😊. Heinz und ich gehen zunächst noch Forststraßen bergauf und wir passieren bald eine Art Panorama-Kino.

Panorama-IPad

Der Weg wird nun enger und steiler und es wird gewarnt, dass dieser ab nun nur noch für Experten geeignet wäre. Zunächst geht es in einer breiten Rinne noch in Serpentinen bergauf teilweise weglos über den nackten Fels, später hin wird dann immer öfter der direkte Weg gewählt.

Aufstieg auf den Latemar

Zum Glück befindet sich die Rinne am Vormittag im Eigenschatten des Latemar-Gebirges weswegen der Aufstieg nicht ganz so schweißtreibend ist. Hier sind im Vergleich zum Rosengarten nur wenige Leute unterwegs, gerade mal einer kommt uns beim Aufstieg entgegen. Als wir nach fast 800 Hm Anstieg auf der kleinen Latemar Scharte ankommen, treffen wir dort neben einigen Vögeln ein älteres Paar, wo der Mann mit großer Kamera viele Fotos schießt.

Pause nach den ersten 800 Hm

Nach einer kurzen Pause geht es weiter bergauf. Anfangs ist dieser Weg noch einfach und ich denke mir schon, dass wir alle hätten hier drübergehen können, doch später kommt eine Kletterstelle nach der anderen. Bei einer uns entgegenkommenden Gruppe gibt es deutlich zu hören Diskussionen ob der Schwierigkeit des Weges. Für Heinz ist dies sicher ein Highlight dieser Wanderwoche. Er klebt mir auf den Fersen und wartet ungeduldig, bis ich mich langsam aber sicher über die Kletterstellen bewege. Kaum wird der Weg auf den letzten Metern zur Latemar-Spitze technisch wieder einfacher, fällt er wieder ein wenig zurück 😊.

Das obligatorische Rucksackfoto

Der Ausblick beim Gipfelkreuz ist grandios. Wir sehen zurück zum Schlern, überblicken den kompletten Rosengarten und sehen auch den bei Touristen beliebten Karersee von oben.

Rosengarten und Schlern

Knapp drei Stunden haben wir vom Karerpass hierher gebraucht und erreichen unsere Mittagsrast somit kurz nach 12:00 Uhr. Wir machen eine ausgiebige Pause und Heinz zieht am vorletzten Tag unserer Wanderung noch ganze Brotlaibe und Käsestücke aus seinem Rucksack. Nach einiger Zeit erreicht ein Pärchen aus Deutschland das Gipfelkreuz von der anderen Seite und machen ein paar Gipfelfotos von uns.

Gipfelsieg !!!

Sie zeigen uns unser heutiges Tagesziel, die Torre Di Pisa – Hütte, die man von hier aus schon sehen kann und warnen uns vor dem Abstieg, der ausgesetzt und rutschig sein soll. Zurecht, wie sich wenig später herausstellt, erwartet uns beim Abstieg zur großen Latemar-Scharte das wahrscheinlich schwierigste Stück der gesamten Tour. Es ist sehr steil und durch viel loses Geröll auch sehr rutschig und es gibt viele Stellen, wo ausrutschen verboten ist.

Mutter mit Baby auf gefährlichen Pfaden

Dies hält allerdings eine Mutter mit vielleicht 1jährigen Baby in einer Tragehilfe nicht davon ab, dieses anspruchsvolle Stück bergauf zu klettern ! :-o. Nach mühsamen Abstieg erreichen wir die große Latemar-Scharte, wo rund um das Bivak E.Rigatti einiges los ist. Hier endet ein Klettersteig, der unmittelbar unter den Latemarspitzen entlanggeht und trotz fast 3-stündigen Zustiegs (!) sehr begehrt ist. Wir lassen die ca. 15 Kletterer rechts liegen und setzen unseren Weg fort. Dieser verläuft nun spektakulär auf kleinen Absätzen am steilen Rücken der Latermarspitzen.

Wo geht es hier weiter ?

In großen Bogen verläuft dieser Weg und der Frontalblick auf den Weg ist teilweise furchteinflößend, aber zum Glück täuscht die Perspektive und es ist beim Drübergehen nicht so schlimm. Obwohl der Himmel überwiegend bedeckt ist, gehen wir sehr viel in der Sonne und die 2 Liter Wasser, die wir in der Früh mitgenommen haben, gehen langsam zur Neige. Seit dem Karerpass gab es keinen einzigen Bach oder keine Quelle und die vielen Steine und Felsen reflektieren unbarmherzig die Hitze der Sonne. Zum Glück haben wir permanent unser Ziel vor Augen, welches wir nach einem letzten Anstieg mit leichter Kletterei um 15:30 Uhr auch erreichen. Beim Blick von der Terrasse der Hütte hinab auf die gegenüberliegende Seite sehen wir auch Susanne und Gerhard,

Susanne bei der Talumrundung des Latemar

die sich gerade den Berg hochkämpfen und nur 10-15 Minuten nach uns eintreffen. Die Hütte wurde 2017 renoviert und erweitert und bietet unerwarteten Luxus. Es gibt Dusche (5 EUR) und WC-Spülung und unser 5-Personenzimmer ist riesengroß, modern eingerichtet und die Betten haben Super-Matratzen.

Unser Luxuszimmer

Da wir heute nur zu viert sind, gesellt sich noch Manfred aus Bremen zu uns, der heute ebenfalls von der Paolina-Hütte hierher kam. Kaum haben wir die Hütte erreicht, beginnt es zu regnen, später gehen sogar Gewitter mit Hagelschauer nieder, wie immer diese Woche haben wir Glück mit dem Wetter.

Das 2017 renovierte Refugio Tore die Pisa

Beim Abendessen können wir theoretisch aus 3 Alternativen bei 3 Gängen wählen, schlussendlich bekommen wir dann aber das serviert, was gerade aus der Küche kommt. Das Team ist noch nicht ganz „eingespielt“ und die Herrin des Hauses schimpft lautstark auf italienisch mit Ihrer Crew. Ohne Schnaps geht es diesmal ins Bett und wir verbringen eine ruhige und kühle Nacht auf unserer letzten Berghütte.

18.08.2018: Refugio Torre Di Pisa – Kaltenbrunn – Bozen

Der letzte Tag beginnt mit einem einfachen Frühstück – zumindest nach Nachfrage bekommen wir jedoch mehr als nur eine Semmel pro Person geliefert, um Butter und Honig daraufzuschmieren. Susanne nimmt noch einen Extraschluck Honig, bevor sie sich auf den Weg bergab macht, während wir noch in Ruhe unsere Sachen packen.

Wieder eine tolle Morgenstimmung

Da Susanne nach wie vor Hüftschmerzen hat, möchte sie alleine langsam über die durchaus schwierigen Passagen von der Torre Di Pisa Hütte hinunter zum Reiterjoch gehen. Auch Gerhard geht etwas früher als Heinz und ich, beim Abzweig zum Weg 22 treffen wir wieder zusammen. Nach den ersten 600Hm, die wir nun rasch abgebaut haben, verläuft der Rest des Tages eher leicht abfallend überwiegend durch Wald.

Der Weg verläuft überwiegend durch Wald

Um 11:00 Uhr erreichen wir den Lavazé Pass mit dem gleichnamigen See. Susanne, die sonst kein Wasser zum Schwimmen auslässt, ist dieser See jedoch zu flach und algenreich, außerdem dürfte es sich um einen Fischer-Teich handeln. Also kaufen wir uns nur ein Eis in einem der Restaurants bevor wir weitergehen zum Jochgrimm. Dabei müssen wir die letzten 200 Bergauf-Höhenmeter unserer Tour überwinden. Das Jochgrimm scheint ebenfalls ein beliebtes Ausflugsziel zu sein. Hunderte Autos sind dort geparkt und auch einige fliegende Händler haben dort Ihren Stand

aufgebaut. Dementsprechend pilgern auch Dutzende Wanderer die 20 Minuten hinüber zur Gurndinalm, die auch wir für unsere Mittagsrast ausgewählt haben.

Mittagessen auf der Gurndinalm

Die innen sehr ursprünglich erhaltene Alm hat außen viele Bänke und Sonnenschirme aufgestellt, die fast alle besetzt sind. Zum Glück finden wir einen Platz und als es wenige Minuten nach Eintreffen zu regnen beginnt, lichten sich die Reihen ein wenig. Wir lassen uns davon nicht stören und genießen neben kalter Platte und Speckknödelsuppe auch einen Strauben (ein süßes Backwerk, das zubereitet wird, indem flüssiger Teig – bestehend aus Mehl, Butter, Milch, Eiern und Zucker – durch einen Trichter spiralenförmig in eine Pfanne mit siedendem Öl eingelassen und ausgebacken wird). Durch den Regen verzögert sich unser Aufbruch auf 14:15 Uhr.

Schlittenfahren verboten

Wir weichen vom original Dolomiten-Höhenweg Nr. 8 ab, der noch einmal die Kugelspitze erklimmen würde und bleiben die ganze Zeit am Weg 7 der auf schönen Wegen langsam aber stetig an Höhe verliert. Ein besonders schönes Stück verläuft unmittelbar neben einem kleinen Bächlein, welches mehrfach gequert wird.

Gerhard der Kuhflüsterer

Wir passieren auch eine Kuhweide, bei der sich Gerhard wieder als Kuhflüsterer betätigen kann und unmittelbar zwischen zwei Kühen durchgeht, die mitten auf unserem Weg stehen. Bei 1200Hm erreichen wir eine asphaltierte Strasse bei Radein und man merkt die deutlich höhere Temperatur, die es auf so „geringen“ Höhen hat.

Der letzte Wegweiser in Kaltenbrunn

Als wir um 16:15 Uhr in Kaltenbrunn eintreffen und zur Busstation gehen, kommt gerade ein Bus an. Die Nachfrage ergibt, dass uns dieser Bus nach Auer bringt, wo wir auf den Bus nach Bozen umsteigen können. Also steigen wir ein und ein Blick auf meinen Plan zeigt, dass wir ohne auf die Uhr zu sehen, genau jenen stündlichen Bus erwischt haben, der für die Rückfahrt nach Bozen vorgesehen war. Als wir in Auer umsteigen bekommen wir einen ordentlichen „Hitzeschlag“. Bei über 30 Grad schätzen wir nun umso mehr die angenehmen Temperaturen der letzten Woche. In Bozen ist die Jugendherberge nur wenige Meter vom Bahnhof und Busbahnhof entfernt und wir beziehen ein modernes Vierbettzmmer mit eigener Terrasse und Dusche. Katharina finden wir auch bald und so ziehen wir am Abend noch gemeinsam durch Bozen und essen Pizzas im Römerkeller.

Pizzaessen in Bozen

Die Nacht in der Jugendherberge in Bozen ist dann so heiß, dass ich nach einer Stunde schwitzen beschließe, die Matratze auf die Terrasse zu legen und dort nach dem Gewitter bei angenehmer Temperatur weiterzuschlafen.

19.08.2018 Bozen – Wien

Nach heißer Nacht gibt es ein vergleichsweise üppiges Frühstück im Innenhof der Jugendherberge, bevor wir uns von Katharina verabschieden, die schon früher aufbricht. Die restlichen vier machen noch einen kleinen Bummel durch Bozen.

Seltsamer Baum in einem Kloster in Bozen

Susanne besucht die Messe, die drei Männer einen Shopping-Tempel und alle gemeinsam den Loacker-Shop mit den Südtiroler Waffeln aus Bozen.

Susanne am Weg zur Messe

Um 12:30 Uhr steigen wir in den Zug nach Wörgl, wo wir noch gut Platz finden. Der Railjet in Wörgl ist dann leider so voll, dass wir bis Salzburg einen Stehplatz einnehmen.

Wir passieren die Lokomotive der Achenseebahn

In Salzburg verabschiedet sich Susanne und wechselt in den Zug nach Schwarzach, der Rest fährt nun auf Sitzplatz weiter nach Wien, wo auch der Großteil dieser Zeilen verfasst wurde. Somit hat sich das Mittragen der externen Tastatur für mein Handy doch noch rentiert 😉