Obwohl unser Schlafraum gut gefüllt ist, war es die ganze Nacht sehr ruhig. Der Grossteil der Gäste verlässt die Unterkunft bereits früh und auch Waldtraud ist bereits weg, als ich aufwache. Da Susanne und Katharina noch schlafen, mache ich mich auf den Weg, um unser improvisiertes Frühstück (Tee und ein Karamellpudding auf Wasserbasis mit getrockneten Mangos und Nüssen) zuzubereiten. Schließlich sitzen wir komplett am Frühstückstisch und können einer Vorturnerin in papageienfarbener Leggings dabei zusehen, wie sie eine Gruppe amerikanischer Wandertouristen auf den Wandertag einschwingt. Gleichzeitig mit dieser Gruppe verlassen wir dann auch die schöne Unterkunft Basar. Nach kurzem Weg in der Ebene von Thorsmörk geht es stufenförmig bergauf in das Godaland (Land der Götter), welches geprägt ist von tollen Gesteinsformationen in schwarz überzogen von kräftigen Grün und in höheren Lagen durchbrochen vom Weiß des Altschnees.
Nach ca. einer halben Stunde kommen wir zur ersten Schlüsselstelle von heute, dem Kattarhryggar. Er wird im Wanderführer als messerscharfer Grat beschrieben, ist aber für den durchschnittlichen Alpenwanderer nicht extrem spektakulär. Weiter geht es bei immer mehr Sonnenschein bergauf, das letzte Stück ziemlich steil, bevor wir die Hochebene Morinsheidi erreichen.
Sehr beeindruckend, dass die Natur eine kilometerlange fast ebene Fläche gestaltet hat, während es rundherum steil bergauf oder bergab geht. Dort machen wir ein wenig Pause und müssen aufgrund des Windes trotz Sonnenschein eine zusätzliche Schicht anziehen. Der Übergang der Morinsheidi zum finalen Anstieg zum Fimmvörduhals heisst Heljarkambur (Höllenkamm) und diesen habe ich als sehr herausfordernd in Erinnerung.
Diesmal wirkt er aber aufgrund des trockenen Wetters und des Sonnenscheines gar nicht so schlimm und Susanne, Katharina und ich überwinden diese Stelle recht rasch. Ein entgegenkommendes Pärchen erzählt uns, dass der gestrige Tag bei Ihnen komplett verregnet war und sie auch heute noch bis vor einer Stunde im Nebel und Regen unterwegs waren. Mutig steigen wir trotzdem den Brattafönn (steilen Schnee) hinauf, bis wir die Passhöhe erreichen.
Die schwarzen Lavaströme, die sich im Jahr 2010 von der Eyjafjallajokull-Eruption Ihren Weg hinab Richtung Godaland gebahnt haben, sind eindrucksvoll zu erkennen. Nicht minder beeindruckend sind die beiden Erhebungen Magni und Modi, wenn man bedenkt, dass es diese erst seit 6 Jahren gibt.
Das Wetter meint es gut mit uns und so haben wir nur leichten Nebel bis wir die Hütte Baldvinsskali auf der anderen Seite des Fimmvörduhals-Passes erreichen.
Diese Hütte war vor zehn Jahren eher eine Notunterkunft und wurde mittlerweile vom FI (Ferdafelag Islands) renoviert. Die Hüttenwirtin begrüsst uns freundlich und zeigt uns die Räumlichkeiten. Unten gibt es einen Koch- und Aufenthaltsraum mit 3 Tischen und 15 Sitzplätzen und oben im Giebel des dreieckigen Hauses liegen einfach 15 Matratzen dicht an dicht am Boden.
Wasser wird in 3 Kanistern durch die Hüttenwartin in unregelmässigen Abständen per Jeep vom nächsten Fluss geholt – Sparsamkeit ist also angesagt. Das Wetter verschlechtert sich wieder und so versammelt sich neben einer achtköpfigen spanischen Gruppe, die das Nachtquartier mit uns teilt auch eine große Gruppe aus Russland und Lettland im Aufenthaltsraum, was den Lärmpegel doch deutlich nach oben schraubt. Wir verwenden das Nudelwasser der Spanier zum Kochen unseres Nudelsnacks, das spart Wasser, Energie und Zeit.
Bei einer Rauchpause komme ich mit einem in London lebenden Australier ins Gespräch, der erstmalig eine längere Wandertour unternimmt, und viel zu wenig Essen dabei hat. Die Russen haben ein Einsehen mit ihm und überlassen ihm ihre Reste. Ebenfalls mit uns übernachten die drei Israelis, die wir bereits vor zwei Tagen getroffen haben.
Eine sehr schöne Beschreibung!
Ich habe eine Frage, wir wollen nächste Woche zur Hütte BALDVINSSKALI wandern und dort mit dem Zelt übernachten. Ich habe verschiedene Aussagen gelesen, ob das erlaubt ist oder nicht. Könnte mir jemand diese Frage beantworten?