Dank störungsfreier Nacht und früher Bettruhe brechen wir heute schon früh auf und kratzen schon einige Minuten vor 09:00 Uhr an den Türen des hiesigen Netto-Supermarktes. Neben der obligatorischen Mehlspeise (Zimtschnecke oder Vinarbröd) decken wir uns hier auch mit Lebensmittel zum Kochen der nächsten beiden Abendessen ein. Aufgrund der Preise in den isländischen Lokalen haben wir beschlossen, weiterhin als Selbstversorger das Abendessen zu bestreiten. Nach dem Einkauf geht es mit dem Leihwagen weiter Richtung Nordwesten. Das Wetter zeigt sich zu Beginn noch ähnlich wie gestern mit vereinzelten Regenschauern, aber als wir das Hochland bei Mödrudalur erreichen, lockert es auf und auch einige Flecken blauer Himmel sind zu bewundern. Die Autostrecke ist gut ausgebaut und durchgehend asphaltiert und verleitet zu einer zügigen Fahrt.
Einmal machen wir dennoch eine kurze Pause, um das Hochlandpanorama auf einem eigens dafür errichteten Parkplatz zu genießen. Nach ca. 2 Stunden Fahrt erreichen wir den gut genutzten Parkplatz beim Dettifoss von wo wir heute mit einer Wanderung, die die drei Wasserfälle Selfoss, Dettifoss und Hafragilsfoss verbindet starten.
Als erstes ist der Selfoss an der Reihe. Dieser an sich schöne Wasserfall, bei dem man durch gezieltes Inselhüpfen fast mittendrin stehen kann, verblasst aber gegen seinen ca. 15 Gehminuten entfernten großen Bruder Dettifoss, wo die Wassermassen der Jökulsa a Fjöllum eindrucksvoll 60m in eine Schlucht stürzen und für Dauernebel und -befeuchtung in der Umgebung sorgen.
Auch hier ist wieder eine Besucherterrasse mehr errichtet, als noch vor vier Jahren. Auch auf den ersten Metern Richtung des dritten Wasserfalls sehen wir eine touristische Besonderheit.
Zwei Nationalpark-Rangerinnen säubern die Wege in der steinigen Landschaft von allzu großen Steinen, damit Touristen nicht darüberstolpern. Nach kurzer Gehzeit erreichen wir einen Abzweigung kurz vor einem kurzen Abseilstückchen. Hier entscheidet sich Susanne, die schon den ganzen Tag gesundheitlich ein wenig angeschlagen wirkt, wieder zum Auto zurück zu gehen und auf uns zu warten. Katharina, Waltraud und ich seilen uns mutig in den Canyon hinab, in dem wir die nächste Stunde den Fluss Jökulsa a Fjöllum begleiten werden.
In meiner Erinnerung verläuft der Weg ausschließlich auf grünen Wiesen entlang des Flusses. In Wirklichkeit sind noch zwei heikle Kletterstellen dabei, wo man bei einer auch wirklich trittsicher sein sollte. Gut, dass ich das Waltraud nicht erzählt habe, denn so steht Sie unerwartet vor dieser Stelle, nimmt Ihren Mut zusammen und überwindet diese dann sicher – ein kleiner Schritt für Waltraud, aber ein großer für Ihr Selbstbewusstsein.
Wir passieren zwei Buchten an denen kleine Bäche mit blaugrünem Wasser in den milchig-grauen Gletscherfluss münden, was wunderschöne Farbspiele ergibt. Vor dem dritten Wasserfall Hafragilsfoss machen wir dann eine kurze Pause und ein paar Fotos, bevor es über einen seitlichen Canyon wieder aus dem Hauptcanyon hinaus geht. Faszinierend in dem Seitencanyon ist auch ein Fluss, der plötzlich unter den Gesteinsmassen hervortritt, 100m an der Oberfläche fließt und anschließend wieder verschwindet, wie er gekommen ist.
Der Weg oberhalb des Canyons zurück ist unspektakulär. Im Unterschied zu meiner Wanderung von vor 4 Jahren bleiben wir jedoch den Markierungen treu und kommen so ohne Umwege über die Zufahrtsstraße wieder zum Parkplatz, wo wir Susanne von Ihrem Mittagsschläfchen aufwecken. Es ist gerade 15:00 Uhr und so beschließen wir, am Weg vom Dettifoss Richtung Myvatn uns bereits heute die heißen Quellen von Hverir anzusehen und dort eine kleine Runde zu drehen. Der Parkplatz ist fast voll, und daher tummeln sich auch bei dieser Sehenswürdigkeit jede Menge Menschen.
Viele von Ihnen quälen sich auch so wie wir auf den wirklich steilen und rutschigen Pfad auf den Berg oberhalb des Thermalgebietes hinauf. Allerdings ist der Blick auf das Myvatngebiet diese Anstrengung auch wert. Zurück beim Auto fahren wir noch das kurze Stück bis zur kleinen Ortschaft Reykjahlid am Myvatn und weiter zu unserer heutigen Unterkunft gleich in der Nähe des Flugplatzes. Wir bekommen für die nächsten beiden Tage ein 4-Bett-Zimmer in einem langgestreckten Holzhaus mit ca. 20 Zimmern zugewiesen. Heute sind Susanne und Katharina mit dem Kochdienst an der Reihe und zaubern in der gut ausgestatteten großen Küche ein abwechslungsreiches Menu. Waltraud und ich zieht es anschließend noch in die Tankstelle/Supermarkt des Ortes um für ISK200 ein Lettöl (=Leichtbier) in der Dose zu erstehen und mit diesem bewaffnet den Sonnenuntergang am Myvatn zu betrachten.
Das Wetter hat sich im Laufe das Tages wirklich gut entwickelt und auch morgen soll es überwiegend sonnig sein.