31.08.2017: Hadlaskard – Litlos

Der nächste Morgen zeigt sich wettermäßig wieder von der guten Seite, ein paar Wolken und viel blauer Himmel sind zu sehen, angeblich soll es nachmittags etwas schlechter werden. Kein Grund also nicht schon früh aufzustehen und aus den Vorräten des Shops in Hadlaskard wieder ein Porridge zu machen.

Porridge Frühstück

Als Abwechslung gibt es dazu ein paar der frisch gebackenen Brötchen mit Margarine und Marmelade. Wir gehen heute direkt über das Veigdalen und das Grönodalen nach Litlos und sparen uns somit einen Tag gegenüber der urspünglichen Planung ein, den wir in den letzten beiden Tagen als Rückstand aufgebaut hatten. Die Strecke ist von den Höhenmetern her nicht spektakulär, aber streckenmäßig relativ lang. Also brechen wir gegen 08:30 Uhr auf, nicht ohne vorher die uns laut Hüttenplan zugewiesenen Allgemeinräume gereinigt zu haben. Solange wir wie die letzten Tage dem Fluß Veig stromaufwärts folgen, geht es durchschnittlich leicht bergauf, was in der „Ebene“ der Hardangervidda bedeutet, dass man sich jeden Höhenmeter mehrfach erarbeiten muss.

Mein wasserdichter Rucksack

Gleich zu Beginn ermöglichen die Morgenstimmung und die Sonne einige sehr schöne Fotos von Harteigen, kleinen Seen in denen sich die Landschaft spiegelt und endlosen Panoramen. Es scheint heute eine sehr einsame Etappe zu werden, denn wir sehen heute nur einmal zwei Jäger, die abseits unseres Pfades auf der Pirsch sind, ansonsten bleiben wir den ganzen Tag unter uns. Aufgrund der Erzählungen halten wir immer wieder Ausschau nach den Rentierherden leider bleibt uns das Erlebnis der Sichtung einer Herde jedoch versagt. Da ich genau die selbe Strecke schon einmal vor ca. 20 Jahren gegangen bin, warte ich auf einen Wiedererkennungseffekt, dieser stellt sich jedoch nicht ein.

von Stein zu Stein hüpfen

Wo damals nach starken Regenfällen viele Flüsse mühsam zu durchqueren waren, können wir diesmal liebliche Bäche durch einfaches von Stein zu Stein hüpfen überqueren. So kommen wir ohne große Pausen rasch voran und passieren bald eine Art Schlucht im Übergang vom Veig zum Grönodalen. Hier müssen wir ein wenig über Blockwerk gehen, von dem beschriebenen alpinen Charakter können wir jedoch wenig feststellen.

Die „alpine“ Stelle

Anschließend machen wir eine kleine Vormittagspause an einem schönen Aussichtspunkt über einen im Tal fließenden Flug, die angrenzenden Wiesen und die Jägerhütte Aramot.

Kartenstudium

Wir gehen weiter und müssen sogleich die Zuflüsse des soeben besichtigten Flusses überqueren, dies ist jedoch mit einigen Geschick und unter Zuhilfenahme der Stöcke ohne Naßwerden möglich. Anschließend folgt ein kurzer steiler Anstieg, für den wir aber prompt mit einem wunderbaren Rückblick auf die gesamte heute bereits zurückgelegte Strecke belohnt werden.

Panorama festhalten

Beim Blick nach vorne stellt sich nun endgültig „Hochebenen“-Feeling ein. Eine scheinbar endlose Weite aus Hügeln in einer Art Mondlandschaft, die nur hie und da von Flüssen und Seen unterbrochen wird, liegt vor uns. Außer ein paar Schneehühnern und Abdrücken von Schafen gibt es kaum Hinweise auf die Tierwelt und so sind wir froh, dass wir einander zum Plaudern haben. Die etwas verspätete Mittagspause nehmen wir irgendwo mittendrin in dieser Landschaft ein, unmittelbar neben einem kleinen Bach, der uns mit herrlich frischem Trinkwasser versorgt.

Wasser schöpfen bei der Pause

In der Weite vor uns ist der Berg Holken sichtbar, unterhalb dessen unser heutiges Ziel Litlos liegt. Wir steuern nun stundenlang auf ihn zu und die einzige Frage ist, ob wir ihn linkerhand oder rechterhand passieren.

Zum Glück gibts eine Brücke

Die größte Abwechslung sind zwei Abzweigungen. Die eine geht zur Hütte Bessa die andere ist die alte Variante der Verbindung Litlos – Hadlaskard. Als wir den Berg Holken nach einem letzten Anstieg erreichen, wissen wir, dass unser Ziel nicht mehr fern ist. Conny nimmt plötzlich ein Affentempo auf, um sicherzustellen, dass sie rasch bei der Hütte ist und die Unsicherheit beseitigen kann, ob wir auch heute wieder ein Zimmer zugewiesen bekommen.

Conny stürmt die Hütten von Litlos

Ich folge ihr und nach ca. 20 Minuten Abstieg tauchen unterhalb eines Felsens plötzlich die Hütten von Litlos am See Litlosvatnet auf. Diese Hütten sind bewirtschaftet, sie werden durch Helikopter und Wasserflugzeug mit frischen Lebensmitteln versorgt. Nach einem Bier, einer Dusche und Wechsel des Gewandes treffen wir uns wieder im gemütlichen Aufenthaltsraum der Hütte mit Blick auf den See. Dort können wir beobachten, wie Jäger Ihre Rentierbeute in einen großen Sack verpacken und ein Hubschrauber diesen zur nächsten Straße bringt.

Haufen von Rentierresten

Unmittelbar neben der Hütte ist auch eine kleine Jägerhütte, wo die Jäger ihre Rentiere zerlegen und für den Transport vorbereiten. Um Punkt 19:00 Uhr öffnet der Speisesaal, wo wir heute ein Drei-Gang-Menu (für umgerechnet EUR 35,–) serviert bekommen. Nach einer Suppe gibt es eine Art „Schlachtplatte“ mit teilweise schwer identifizierbaren Fleisch aller Art plus Kartoffeln und Karotten. Dabei ist auch eine Rentierwurst, die eigentlich ziemlich gut schmeckt, jedoch schnell von den am Tisch sitzenden Norwegern verspeist wird. Bei der Nachspeise einem Karamelleis macht Conny den Fehler, dass sie das Eis nicht annimmt, anstatt es an mich weiterzugeben, kann diesen Fehler aber zum Glück noch korrigieren ;-). Nach dem Essen treffen wir im Aufenthaltsraum auf die drei jungen Deutschen, die wir schon bei Rembesdalseter getroffen haben. Wir erfahren, dass sich die zwei Mädels und der Bursch erst bei der Zugfahrt kennengelernt haben, und beschlossen haben gemeinsam durch die Hardangervidda zu streifen. Mit der Planung des morgigen Tages schließen wir diesen Tag ab. Morgen werden Reinhold und Evelyn wie geplant nach Hellevasbu gehen, während Conny und ich die Route nach Middalsbu nehmen. Grund dafür ist, dass unser Flug früher geht und wir von Middalsbu bessere Chancen haben, den täglichen Bus nach Oslo am übernächsten Tag zu erwischen. Von Middalsbu aus wollen wir ein Taxi von Roldal rufen, die Dame am Schalter bei Litlos sagt uns die Nummer eines Taxidienstes und dass es in der Nähe der Middalsbu-Hütten auch ein Handysignal gibt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.