27.08.2017: Finse – Rembesdalseter

In der Nacht bin ich ein paar Mal kurz aufgewacht, aber erst als es um ca. 06:00 Uhr draußen ausreichend hell ist, stehe ich auf. Der Himmel ist nach wie vor wolkenlos und ich nutze die Ruhe für zwei Runden um das Haus zum Einfangen der tollen Morgenstimmung. Auch Reinhold erkundet ein wenig den Finsevatnet um sich die Zeit bis zum Frühstück zu vertreiben.

Der spiegelnde Finsevatnet

Conny hat dank des Schlafsackes, den ich für sie mitgenommen habe und transportiere, eine halbwegs warme Nacht gehabt. Nur Evelyn lag unmittelbar neben einem Durchsichtsfenster zum benachbarten Aufenthaltsraum und konnte aufgrund der langen Aktivitäten dort nicht besonders gut schlafen. Das Frühstücksbuffet setzt nahtlos dort an, wo das Abendbuffet aufgehört hat und es bietet eine letzte Möglichkeit sich mit einer Riesenauswahl den Bauch vollzuschlagen. Vor dem Aufbruch um ca. 08:45 Uhr kaufen Conny und ich noch ein Merino-Langarm-Shirt des DNT um NOK 499,– (ca. 55 EUR) und ich hole mir noch den DNT-Schlüssel für die unbewirtschafteten Hütten. Vor der Hütte erwischen wir noch einen anderen Gast für ein Startfoto und dann geht unsere Tour los.

Vor dem Aufbruch

Die ersten Kilometer gehen wir auf dem Rallarvegen, einem sehr populären Radweg, der sich insgesamt über 100km entlang der Bergenbahn den Berg hoch und runterschlängelt. Auch um die frühe Uhrzeit herrscht schon einiger Radverkehr und wir müssen öfter Platz machen. Nach ca. 3km verlassen wir den Radweg und überqueren einen alten Teil der Bahnstrecke und unsere Durchquerung der Hardangervidda beginnt.

Reinhold auf den alten Gleisen

Wir lassen die letzten Ferienhäuschen der Norweger hinter uns und überqueren den Zufluss zum Finsevatnet auf einer der typischen norwegischen Sommerbrücken.

Die erste Sommerbrücke

Nun geht es ein längeres Stück bergauf immer mit Blick zurück auf unsere gestrige Unterkunft. Reinhold bewundert immer wieder die Spuren der Gletscher, die man auf den Steinen erkennen kann, während wir langsam die Vegetationszone verlassen, und zum Schluss nur mehr zwischen Steinen und alten Schneefeldern unterwegs sind. Das Wetter ist nach wie vor perfekt und so bieten sich herrliche Blicke auf den Hardangerjokulen und seinen Ausläufern, die in diverse Gletscherseen kalben.

Steinmann

Nach einem längeren fast ebenen Stück erreichen wir den höchsten Punkt des heutigen Tages mit knapp 1.500m Höhe und einem fantastischen Ausblick. Ich überrede Conny zu ein paar Sprungfotos vor dem herrlichen norwegischen Gebirgspanorama. Trotz des Sonnenscheins kühlt man bei 10 Grad Temparatur und leichten Wind schnell ab und so wird der Rest der Gruppe schon ungeduldig, als meine Gipfelzigarette noch nicht ausgehen möchte.

Ausblick vom Rastplatz

Gerade als wir gehen wollen, holt uns ein Schweizer Pärchen ein, die gestern mit den Zug mit uns gefahren sind aber ca. doppelt so schwere Rucksäche tragen als wir, da sie mit dem Zelt unterwegs sind.

Vor dem Gletschersee

Wir setzen den Weg fort, der immer ein wenig bergab und wieder ein Stückchen bergauf geht und passieren Gletscherseen, Schneefelder, schroffe Felsen und einmal sogar ein Zelt, das am Wegesrand steht.

Wegweiser

Insgesamt treffen wir heute am Weg ca. 15 Wanderer, das sind auch noch immer mehr, als ich erwartet hätte. Als es langsam in Richtung Abstieg zum Rembesdalsvatnet geht, hören wir immer wieder ein leises Glockenläuten. Kurz darauf sehen wir auch die ersten Schafe, die überhaupt fast die ersten Tiere sind, die wir in der einsamen Wildnis entdecken. Der Weg zum heutigen Etappenziel führt uns zuerst über steil abfallende Steinplatten, und dann das letzte Stück über einen engen, sehr steilen Weg mit einigen starken Stufen, der am Ende des Tages nicht so leicht zu bewältigen ist.

Rembesdalseter-Hütten

Als wir nach ca. 6,5 Stunden Gesamtgehzeit die Hütten erreichen, unterhalten sich gerade drei deutsche Jugendliche mit einem älteren dänischen Herren, der sich später als Tore vorstellt. Die zwei Mädchen und der Bursch haben kurz Pause gemacht und setzen den Weg Richtung Kjeldebu fort, somit müssen wir uns die Hütte nur mit Tore und seinem Freund teilen.

Unser Hüttengenosse Tore

Die Hütten von Rembesdalseter sind unbewirtschaftete Hütten mit einem kleinen Shop. Die beiden Hütten sind jeweils mit einer Kücheneinrichtung (Arbeitsplatte, Kästchen, Gasherd, Geschirr, Besteck), einem Holzofen und mehreren Stockbetten eingerichtet. Im Shop kann man Nudeln, Reis, Haferflocken, Packerlsuppen und Dosen mit Fleisch, Fisch und Gemüse kaufen. Die Ausgaben muss man aufschreiben und gemeinsam mit der Bezahlvollmacht für die Hüttenübernachtungen in den Safe in der Hütte einwerfen. Beim Anfeuern des Ofens hilft Tore mit reichlich Spiritus nach, wobei er fast die Spiritusflasche selbst in Brand setzt. Dies sei die norwegische Art Feuer zu machen, erklärt er uns. Für das Abendessen entscheiden wir uns für Nudeln und versuchen, aus einer Tomatensuppe, einer Pizzasauce und Gemüse aus der Dose, sowie ein paar getrockneten Tomaten aus meinem Vorrat eine sinnvolle Sauce zu machen, was auch ganz gut klappt. Reinhold geht sich kurz nach dem Abendessen für 5 Minuten hinlegen und wacht erst am nächsten Tag in der Früh wieder auf. Wir restlichen drei plaudern noch mit Tore und bewundern, wie er noch Rotwein und Entrecote aus seinem Rucksack zaubert und gemeinsam mit seinem Freund verzehrt.

Unser Zimmer in Rembesdalseter

Im Laufe des Abends bekommen wir noch Besuch von einer holländischen Gruppe, die neben der Hütte zeltet (5 Zelte für 5 Personen) und einem deutsch/schweizer Pärchen, das beschließt, die Nacht in der zweiten Hütte zu verbringen. Um 22:30 endet dieser herrliche erste Wandertag auf der Hardangervidda.

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