26.08.2017: Wien – Oslo – Finse

Schon seit einer Woche stand mein neuer wasserdichter Rucksack von Exped bereit und mit ihm fast alle Ausrüstungsgegenstände. Dank dichtem beruflichen Programm in den letzten Tagen wanderten die letzten Ausrüstungsgegenstände erst in letzter Minute hinein und zwei Kleidungsstücke kurzfristig wieder hinaus. Auch die Sonnenbrille durfte nicht mit. Wir verlassen knapp vor 08:00 das Haus und meine Familie bringt mich mit dem Auto zum Flughafen. Dabei nehmen wir auch Conny mit, die am Handelskai auf uns wartet. Conny ist das erste Mal bei einer längeren Reise dabei und ich hoffe, dass sie im Unterschied zu ihren bisherigen Erfahrungen diesmal auch ein gutes Gruppenerlebnis haben wird.

Am Flughafengate

Am Flughafen ist wieder einmal das Gepäck ein Problem. Die an Connies Rucksack angebundenen Stöcke sind gefährdet, verlorenzugehen und so wird aus Ihrem kleinen Rucksack mit Stöcken ein Plastikkokon, der beim Großgepäck eingecheckt wird. Der Mann beim Schalter sagt uns, dass man Wanderstöcke mittlerweile problemlos ins Handgepäck mitnehmen kann. Ich werde das vor meiner nächsten Reise genau checken, denn ich habe diesmal auf die Mitnahme von Stöcken hauptsächlich aufgrund der Transportproblematik verzichtet. Unser Flugzeug hebt pünktlich ab und die Reise vergeht wie „im Flug“, da Conny und ich uns angeregt unterhalten. Am Flughafen in Oslo kommen beide Rucksäcke vollständig am normalen Gepäcksförderband an, das ist für mich immer ein Grund zum Durchatmen, denn nun sollte mit dem Gepäck nichts mehr schiefgehen. Zwei Minuten vor Abfahrt des Flughafenbuses treffen wir bei der Station ein, doch zwei Leute vor uns baut der Busfahrer seinen mobilen Check-In ab und verweist uns auf den nächsten Bus, obwohl noch Plätze frei gewesen wären. Zum Glück haben wir keinen Zeitdruck und fahren mit dem nächsten Bus (30 Minuten später) nach Oslo. Das Wetter in Oslo ist bewölkt aber trocken mit Temperaturen um 17 Grad, welch wohltuende Abwechslung zum angesagten Hitzewochenende in Wien mit bis zu 35 Grad. Circa eine halbe Stunde nach Abfahrt erreichen wir plangemäß den Busterminal in Oslo an den ich von einer früheren Reise noch dunkle Erinnerungen habe. Ich packe mein Taschenmesser aus und wir befreien Connies Rucksack von seiner Plastikhülle. 5 Gehminuten vom Busterminal entfernt befindet sich der Bahnhof, von wo aus es mit dem Zug nach Finse weitergeht.

Toilette mit Bankomatkarte

Der Speisesaal von FinseAm Bahnhof testet Conny die WC´s, bei denen man die Gebühr von NOK 20 (ca. 2 EUR) mit Karte entrichten kann, während ich unsere deutschen Mitwanderer Reinhold und Evelyn anrufe, mit denen wir uns am Bahnhof verabredet hatten. Reinhold kenne ich von meiner Ausbildung zum Bergwanderführer und ich war 2013 mit ihm in Mallorca mit, nun gibt es sozusagen den „Gegenbesuch“. In der großen ehemaligen Bahnhofshalle, die nun mit allerlei Essensläden gefüllt ist, treffen wir uns und setzen uns noch kurz zu einem Kaffee zusammen, da noch etwas Zeit bis zur Abfahrt des Zuges ist. Für Evelyn ist Norwegen und das Wandern über eine Woche von Hütte zu Hütte mit größerem Rucksack ebenso wie für Conny eine Premiere, aber beide Damen machen einen fitten Eindruck. Mit ein bisschen zusätzlichem Reiseproviant steigen wir um 15:30 in unseren Zug Richtung Bergen, der uns in 4,5 Stunden nach Finse bringen soll.

Reinhold im Zug nach Bergen

Schon kurz nach der Abfahrt bleibt er stehen und eine Durchsage berichtet von technischen Problemen, doch dies ist nach 10 Minuten erledigt und es geht plangemäß weiter. Wir unterhalten uns gut untereinander und auch mit einem gegenübersitzenden Pärchen aus Holland, die ebenfalls mit Rucksack ausgestattet den Hardangerjokulen umrunden möchten. Überhaupt wird der Zug vorwiegend von Rucksacktouristen genutzt von denen wir vermutlich den Einen oder Anderen in den nächsten Tagen noch sehen werden. Der Zug startet in Oslo auf Meeresniveau und bringt uns auf 1.222 Meter Seehöhe zur Bergstation Finse.

Anfahrt mit dem Zug

Je näher wir unserem Ziel kommen, desto einsamer wird die Landschaft und desto weniger Wolken sind am Himmel. So erreichen wir um 20:00 Uhr den Ausgangspunkt unserer Tour bei fast wolkenlosen Himmel und einem tollen Blick auf den Hardangerjokulen und den Finsevatnet.

Wegweiser am Bahnhof Finse

Die „Finsehytta“ unsere Unterkunft für heute Nacht, die vom norwegischen Wanderverein DNT geführt wird, liegt wie eine Burg auf einer Halbinsel im Finsevatnet und ist nicht zu übersehen. Mit uns wandern ca. 10 weitere Zugreisende hinüber und checken in die bereits gut gefüllte Hütte ein. Ein Reservieren von Plätzen im Vornherein war leider nicht möglich und so werden uns dank unserer späten Ankunftszeit Matratzenplätze im Aufenthaltsraum zugewiesen.

Der Speisesaal von Finse

Das Abendessen ist ein unglaublich üppiges Buffet mit diversen Lachs, Wurst- und Käsesorten, allerlei warmen Gerichten und einer unglaublichen Auswahl an Nachspeisen (Tiramisu, Topfenkuchen, Cappucinoparfait,…). Die zahlreichen Gäste sitzen wie Sardinen nebeneinander, obwohl das Buffet in zwei Schichten (19:00 Uhr und 21:00 Uhr) serviert wird. Wir sind ein wenig überrascht und überrumpelt von der großen Anzahl von Gästen, da wir es uns doch einsamer vorgestellt hatten, aber das kann ja noch kommen. Eine norwegische Lehrerin plaudert noch ein wenig mit uns und wir können uns nur schwer losreissen in unser Matratzenlager, in welchen außer uns noch 6 andere Leute schlafen.

Der erste Schlafplatz

Aber es ist warm und gar nicht so laut abgesehen von den weintrinkenden und feiernden Gästen im Nachbarraum :-).

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