11.05.2012: Penti – Pianello

Um 05:45 Uhr wache ich zum dritten Mal auf und beschließe aufzustehen, da es schon hell ist. Das karge Frühstück (1/2 Baguette mit Butter und Marmelade und dazu Tee) ist rasch verzehrt und so geht es um 07:00 Uhr los (Vorteil Alleinereisen – frühes Weggehen problemlos möglich). Der Mond steht noch am Himmel und die Sonne ist noch ganz schwach so geht es auch bergauf rasch voran. Ich entscheide mich bei einer Weggabelung für die markierte anstelle der kürzeren Variante – keine Lust mich im dichten Wald zu verirren. So macht der Weg einen riesigen Bogen und nach einer Stunde denke ich schon, daß ich wieder zu meinem Ausgangspunkt zurückgehe, aber ein Blick auf GPS und Karte kann mich beruhigen. Weniger ruhig bin ich, als plötzlich ein Rinderbulle mitten auf meinem Weg steht. Er scharrt mit den Vorderhufen, so wie ich das nur vom Stierkampf kenne, als er mich entdeckt und gibt laute Unmutsäußerungen von sich. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll – weitergehen, stehenbleiben oder davonlaufen ?  Ich entscheide mich für einen langsamen Rückzug. Nach ein paar Schritten rückwärts verstecke ich mich hinter einem Busch und beobachte gespannt den Stier. Dieser ist offensichtlich zufrieden, mich verjagt zu haben und verschwindet wieder im Wald. Als ich ihn nicht mehr sehen und hören kann, gehe ich zügig an der Stelle vorbei, wo er vor wenigen Minuten noch gestanden hat, und bin glücklich, mit dem Schrecken davon gekommen zu sein. Der restliche Weg geht bei strahlendem Sonnenschein und ca. 25 Grad rasch weiter und so erreiche ich trotz einer längeren Pause bei einer auf 1000m hoch gelegenen Kapelle nach steilen Abstieg bereits um 11:00 Uhr Pie d´Alesani. Von der dort befindlichen Gite ist gestern das französische Pärchen aufgebrochen. Die Orientierung ist in den kleinen Ortschaften am schwierigsten, da dort die hellbraunen Markierungen nicht so leicht zu entdecken sind. So komme ich in dieser Ortschaft einmal kurz vom Weg ab, und werde prompt von einem feindseligen Hund angebellt. Nach Abstieg auf 400m und Aufstieg auf ca. 700m mache ich meine große Mittagspause, die wohl eine Tradition dieser Wanderreise werden wird. Viel trinken, Nüsse, Fruchtriegel und Schokolade und zum Abschluß eine selbstgedrehte Zigarette. Heute bekomme ich Besuch von einer Wildschweinmama und ihren 6-7 Kindern, die sich von hinten an meinem Rucksack auf der Suche nach Essbaren angeschlichen haben. Ich bleibe ruhig, denn ich habe gelernt, daß Wildschweine auf Korsika die harmlosesten aller Tiere sind. Nach dem Mittagessen geht es bei Mittagshitze ca. 400m bergauf und ich merke, daß ich an diesem Tag schon einiges in den Beinen habe. Der Wald hier sieht aus wie ein Märchenwald mit alten, knorrigen Bäumen, deren Stämme so dick sind, daß oft mehrere Menschen in die oft hohlen Stämme hineinpassen. Mehrere kleine Bäche durchfließen jetzt im Frühling noch den Wald, was zur Rast einlädt. Ich entdecke auf der Karte eine Abkürzung nach Pianello und nehme mir vor, mich bei der Abzweigung zu entscheiden.  Offensichtlich gehe ich heute aber zu schnell, denn beim nächsten Blick auf die Karte liegt die Abzweigung schon weit hinter mir. Der längere Weg ist großteils von Überresten des letzten Buschfeuers geprägt, 1000e abgesengte Büsche sind wahrscheinlich mit ein Grund warum hier nicht wild campiert werden darf. Ich stoße auf eine Gruppe von 5 Franzosen, immerhin die ersten Wanderer die mir unterwegs begegnen und das am Ende des zweiten Tages. Um 16:00 Uhr treffe ich erschöpft aber zufrieden in der Gite in Pianello ein. Die Hüttenwirting weist mich gleich mit stengen Ton an, wo die Schuhe hingehören und wo die Stöcke, wo die Wäsche gewaschen und wo aufgehängt werden darf. Nach Duschen und Wäschewaschen erhole ich mich auf einer Parkbank vor der Kirche von Pianello und genieße den tollen Ausblick auf das mittlerweile weit entfernte Meer. Das Abendessen nehme ich gemeinsam mit den 5 Franzosen ein. Es gibt Soup Corse, ein Eintopf mit Kartoffel, Kohl, Karotten, Bohnen und großen Speckstücken. Anschließend gibt es Ziegenkäse im Backteig, ein paar Stücke davon lege ich mir für den nächsten Tag auf die Seite.

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