14.05.2012: Corte – A Sega

Heute ist der perfekte Wandertag. In der Nacht hat es erstmals geregnet, seit ich in Korsika bin und die Temperatur auf erträgliche Ausmaße gesenkt und am Morgen scheint zum Aufbruch wieder die Sonne. Von der Gite aus sind es nur 10 Minuten zum Beginn der Tavignano-Schlucht, die man im Prinzip den ganzen Tag entlang geht von 400m auf 1.100m zur Refuge de a Sega. Der Weg verläuft stetig leicht ansteigend und bietet zuerst noch ein paar schöne Blick zurück auf die Citadel von Corte. Anschließend könnte man alle paar Minuten stehen bleiben um zu beobachten, wie tief unter einem der Tavignanu-Fluß über kleine Kaskaden fließt und zahlreiche herrlich klare Becken bildet. Das Ganze umrahmt von zwei steil aufsteigenden Felsflanken, bei denen man sich oft fragt, wie da noch Platz für den Weg bleiben soll. Zur Halbzeit der Strecke wechselt der Weg das Flußufer. Nach dem darauffolgenden Anstieg auf die korrekte Reisehöhe verbringe ich meine Mittagspause auf einem Felsen mit herrlichem Überblick über die Schlucht. Dabei genehmige ich mir auch ein paar Scheiben von der korsischen Hartwurst, die ich gestern erstanden habe. Im Unterschied zu den letzten Tagen sind heute einige Leute auf dieser Strecke unterwegs. Ein seltsamer Wanderer geht in die gleiche Richtung wie ich – als ich ihn fast eingeholt habe und er mich erblickt, gibt er plötzlich Gas und läuft mir quasi davon. Während meiner Mittagspause kommen 5 Personen aus Richtung A Sega. Diese sind teilweise mit Motorsägen ausgestattet und zerlegen damit wie ich kurz danach hören kann die Bäume, die wohl der letzte Sturm quer über den Weg gelegt hat. Ansonsten begegne ich noch 4 weiteren Leuten und auf der Hütte finden sich noch 8 andere Reisende ein, die von der Hütte Eintagestouren unternehmen. Da ich in zwei Tagen die erste von drei Doppeletappen am Plan habe, habe ich heute meine Gehzeiten genauer beobachtet. Abmarsch 08:30 Uhr, Ankunft 13:30 Uhr abzüglich 1,5 Stunden Pause ergibt 3h30 Nettogehzeit für eine Strecke, die mit 5 Stunden angegeben ist. Ich dürfte also relativ rasch unterwegs sein und mit frühem Aufstehen sollten sich auch die langen Etappen bewältigen lassen. Als ich bei der Gite ankomme, ist niemand hier, aber ich nutze die Zeit zum Wäschewaschen, Füße in den an der Gite vorbeifließenden Fluß zu stecken, Eidechsen zu jagen und die Karte zu studieren. Plötzlich taucht ein älterer Mann auf einem Pferd mit 3 weiteren Pferden im Schlepptau auf. Die Pferde sind vollbepackt mit Gaskartouschen und Kisten, so beantwortet sich die Frage, wie dies Hütte ohne Straßenanbindung versorgt wird. Als meine französischen Freunde eintreffen, stellt sich heraus, daß der Reiter auch der Hüttenwirt ist. Er empfiehlt uns noch allen eine Extratour flussaufwärts zu einem Wasserfall. Der Wasserfall ist zwar ganz nett, aber ich war von der Gehzeit von einer Stunde hin und retour doch etwas überrascht. Aber zumindest hat der Ausflug die Zeit bis zum Abendessen überbrückt. Da A Sega ein Refuge und keine Gite ist, ist der Komfort auch nicht so hoch. Für warme Dusche, Kissen und Decken muß man 5 EUR extra bezahlen und warmes Wasser gibt es nur für 5 Minuten pro Person. Dafür entschädigt der schrullige Hüttenwirt mit 4-Gänge-Menu. Nach der obligatorischen Soup Corse gibt es Nudeln mit hervorragend abgeschmeckter Tomatensauce, danach einen Linseneintopf mit einer Art Blutwurst (ich habe mir vorgenommen, daß ich alles probiere, was ich vorgesetzt bekomme) und danach Apfelmus.

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