17.04.2009: Abisko – Abiskojaure

Nach einer erholsamen und gemütlichen Zugfahrt, bei der wir bereits am Vormittag die beiden letzten größeren Städte Gällivare und Kiruna passieren, kommen wir pünktlich um 11:09 Uhr in Abisko-Turiststation an. Der Bahnhof Abisko Turiststation - der Start unserer Reise Außer uns springen noch etwa 15 andere mit Ski bewaffnete Personen aus dem Zug, von denen wir einige in den nächsten Tagen wieder treffen werden. Wir sind jedoch die einzigen Winterurlauber mit Touren-Ski, alle anderen verwenden Ski, die am ehesten mit Langlaufski vergleichbar sind, jedoch etwas breiter und mit Stahlkanten ausgestattet. Teilweise werden auch Steigfelle verwendet, die jedoch wesentlich schmaler und länger als unsere sind. Bei der großen Turiststation erkundigen wir uns nach dem Wetterbericht für die nächsten Tage, der überwiegend bewölkt und vereinzelt Niederschläge vorhersagt. Im für Trekkingzwecke sehr gut bestückten Shop kaufen und verzehren wir noch zwei Bananen und ein Joghurt. Dann geht es aber endgültig los, es hat ca. -5°C und ist relativ dicht bewölkt. Das Eingangstor zum Kungsleden erinnert ein wenig an eine Starthütte bei einem Schi-Weltcuprennen. Das Eingangstor zum nördlichen Kungsleden Ein älterer Schwede, der mit uns gemeinsam startet, schießt noch das obligatorische Foto mit Sonja & mir beim Eingangstor. Er ist aber nach wenigen Minuten aus unserem Blickfeld verschwunden. Schon die ersten Meter bringen uns Klarheit über viele Fragen 1) Der Weg ist top markiert und wahrscheinlich nur bei Katastrophenwetter zu verfehlen 2) Meist geht es flach oder nur leicht bergab oder bergauf dahin – der Weg hat mehr die Charakteristik einer schmalen, ungespurten Langlaufloipe – daraus folgt 3) Die Wahl unserer Schi und Schischuhe ist wohl suboptimal, da man mit den breiten Tourenschi mit Fellen kaum gleiten kann und die schweren, für steile Abfahrten gedachten Schischuhe beim gehen in der Ebene viel Kraft kosten. Sonjas Füße fühlen sich schon nach wenigen Minuten überhaupt nicht mehr wohl, was eine erste Behandlung mit Blasenpflaster notwendig macht. Der Weg geht durch ein recht dichtes, niedriges typisch skandinavisches Birkenwäldchen entlang des Abiskojakka-Flusses. Kleine Stege und Brücken über Bäche und Flüsse können wir getrost ignorieren, die sind alle zugefroren und mit einer ausreichenden Schneedecke überdeckt. Laut der Streckenbeschreibung aus unserer Reiseliteratur soll man in 4 Stunden bei der Hütte sein. Ein Ziel, das durch Sonjas immer größer werdende Schmerzen ab den Füßen jedoch schwer erreichbar ist. Durch die Beschaffenheit des Weges ist es auch möglich, daß Sonja mit Ihren Sportschuhen, die als Hüttenschuhe gedacht waren geht, und die Schi mit Schuhen wie eine Pulka hinter sich herzieht. Dies bringt zwar Erleichterung bei den Schmerzen im Fuß, führt aber zu einigen Ausrutschern und Stürzen und auch die Schi mit Schuhen kippen oft um, was das Vorwärtskommen erschwert. Sonja probiert alternative Fortbewegungsmethoden wegen schmerzender Füsse So probiert es Sonja mit „Scooter-Stoppen“, und hat Glück, dass einer dieser Motorschlitten, die auf diesem Teil des Kungsleden die gleiche Spur wie die Winterwanderer verwenden, gerade vorbeikommt und auch gleich anhält. Der nette Fahrer nimmt Sonjas Schi, Schischuhe und Ihren Rucksack und verspricht uns, sie bis zur Abiskojaure-Hütte mitzunehmen. Befreit von dieser Last legt Sonja über den zugefroreren Abiskojaure ein beachtliches Tempo vor, welchem ich auf den von Motorschlitten zerfurchten Eis nur schwer folgen kann. Mitten auf dem See kommt ein wenig Nebel und Wind auf. Daher können wir nicht erkennen, ob es sich bei drei großen Vierbeinern, die unseren Weg kreuzen um Rentiere oder Elche handelt. 3 Tiere im Nebel auf dem Abiskojaure Auf jeden Fall stärkt diese Begegnung unser Vertrauen in die Tragkraft des Eises, welches aber durch eine offenen Stelle inmitten des Sees wieder geschwächt wird. So beschließen wir, die letzten Meter zur Abiskojaure-Hütte in der Nähe des Ufers zu gehen. Dort angekommen gibt uns der Stugvard (Hüttenwart) eine Kurzeinführung für die Hüttenbenutzung (Wo ist das Wasserloch zum Wasserholen, wo sind die Toiletten, wo wird das Abwasser hingeschüttet, wie funktioniert das Kochen mit Gas,…). Bei der Bezahlung der Übernachtung (SEK 260/person) werfen wir auch einen Blick in den Shop der Hütte. Tonnen an Lebensmittel, die wir von zu Hause mitgenommen haben, und die unsere Rucksäcke recht schwer machen, hätten wir uns sparen können, da es fast alles zu kaufen gibt, was man unterwegs brauchen kann. Von der Trekkingmahlzeit über die Hartwurst, Konserven mit Fiskbullar und Blaubeersuppe bis hin zu Schokolade und Keksen gibt es alles in den meist in der Hütte des Hüttenwartes untergebrachten Shop. Zu unserer großen Überraschung sind die Preise sehr moderat, sodaß man auf einer Berghütte in den Alpen mehr dafür zahlen würde. Da man mindestens jeden dritten Tag an einer Hütte mit Shop vorbeikommt, hätten wir gut und gern 5kg / Person weniger einpacken müssen. So haben wir eine weitere Erfahrung für unsere nächsten Wintertouren gesammelt, und verbringen unsere erste Nacht in der skandinavischen „Wildnis“

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