20.4.2015: Valldemossa – Deia – Refugi Muleta

Leider erreicht mich in der Früh die Nachricht, dass Nick bei seiner Familie in Santa Ponca bleibt, und wir den Rest der Reise nur mehr zu sechst unterwegs sein werden. Schade, aber das Wohl der Familie geht natürlich vor. Wir essen unser Frühstück im hoteleigenen Kaffeehaus, was den Vorteil hat, dass wir neben Kaffee, Orangensaft und Marmeladebrötchen auch beliebig aus der Kuchenvitrine wählen können. Neben der mallorquinischen Spezialität Ensaimada (Schnecken aus gezuckerten, fermentierten und im Ofen gebackenen Teig mit Pudding oder Zuckerglasur) gibt es die für Valldemossa Coca de Patatas (ungefüllte Krapfen aus Kartoffelteig). Diese tunkt man in heiße Schokolade, die von der Konsistenz auch problemlos für ein Schokoladenfondue verwendet werden könnte und schon hat man die Kalorien eines Tages mit einer Mahlzeit zu sich genommen ;-). Wie üblich brechen wir um 09:00 Uhr auf, wie üblich natürlich nicht ohne unsere Wasservorräte wieder aufgefüllt zu haben.

Aufstieg von Valldemossa
Aufstieg von Valldemossa

Ab heute geht es die nächsten drei Tage auf Wegen, die ich bereits vor 2 Jahren einmal gegangen bin. Dies denke ich zumindest bis kurz nach dem Verlassen von Valldemossa am Wegesrand ein kleines Hüttchen steht. Darin sitzt ein junger Spanier, der uns erklärt, dass das vor uns liegende Gebiet ein Naturschutzgebiet ist und nur beschränkt durchwandert werden darf. Zur Umgehung wurde eigens eine Alternativroute angelegt, die uns der junge Spanier auf der Karte zeigt. Er protokolliert ausserdem, wieviele Personen seine Hütte an diesem Tag passieren. Wir sind an diesem Tag die zweite Gruppe.

Sonja als Modell
Sonja als Modell

Nach einer dreiviertel Stunde Anstieg über gemütliche Serpentinen im Wald erreichen wir die Hochebene Pla Es Pouet, auf der wir aufgrund der schönen Aussicht ein paar Modellfotos machen, bevor eine Gruppe der Alpinschule Innsbruck mit sächsischen Wanderführer den gleichen Punkt erreicht. Wir machen uns rasch auf den Weg, bei dem man an manchen Stellen sieht, dass er erst vor kurzem gemacht wurde.

Aufstieg zum Es Caragoli
Aufstieg zum Es Caragoli

Er führt die längste Zeit durch niederen Wald bevor wir nach ca. 2 Stunden Gehzeit den Berg Caragoli erreichen, von dem man einen herrlichen Blick auf das Meer, auf Deia und sogar bis Port de Soller geniessen kann.

Blick in die Ferne
Blick in die Ferne

Es geht ein Stückchen auf dem Hochplateau bergab, wobei mir beim Finden des Ausstiegs zugute kommt, dass ich hier schon einmal gegangen bin. Später erfahren wir, dass so mancher bis ans Ende des Plateaus geht, und dann vor der mehrere hundert Meter steilen Kante wieder umdrehen muss.

Abstieg nach Deia
Abstieg nach Deia

Auch unser Weg geht vor allem zu Beginn ziemlich steil bergab, weswegen ich erstmalig die Stöcke als Unterstützung meines Knies beim Bergabgehen einsetze. Nach einiger Zeit wird der Abstieg ein wenig flacher, als uns ein älteres, englisches Pärchen entgegenkommt und der Mann (neidisch?) feststellt, dass ich alleine mit 5 Frauen unterwegs bin. Der Weg flacht Richtung Deia immer mehr ab, zieht sich aber noch ganz schön durch teilweise urwaldähnliche Vegetation dahin, bevor wir um 13:00 Uhr Deia erreichen. Wir beschließen, das schöne Örtchen Deia links liegen zu lassen und gleich die halbe Stunde zur Cala Deia abzusteigen.

Lokal an der Caja Deia
Lokal an der Cala Deia

Dort haben im Unterschied zum Februar auch zwei Lokale geöffnet, wir setzen uns in jenes mit der besseren Aussicht. Aufgrund des Windes ist es aber doch ziemlich frisch und somit wechseln wir nach der obligatorischen Cervesa zum Strand für eine Mittagsrast. Dort kann Susanne nach 3 Tagen Badeentzug endlich wieder planschen gehen und findet sogar einen zweiten mutigen Urlauber, der sich mit Ihr ins relativ kalte Meer stürzt. Wir beschließen den auf der 1:25000 Karte eingezeichneten Weg zwischen Deia und Port de Soller zu versuchen, der durchgehend immer der Küste entlang geht.

Am Piratenweg
Am Piratenweg

Den ersten Teil kenne ich bereits, hier sind zwei umgestürzte Bäume zu über(unter)queren und uns kommen noch ziemlich viele Wanderer entgegen. Als wir auf diesem wunderschönen Küstenpfad die Abzweigung nach Llucalcari passieren endet der offizielle Weg und ein kleines Abenteuer beginnt. Netterweise haben viele Wanderer Steinmännchen aufgestellt, was die Orientierung erleichtert, trotzdem sind immer wieder Bäume zu übersteigen und zugewachsene Wege zu finden, um am Weg zu bleiben. Auch der Blick nach vorne, wo wir ziemlich direkt auf einen felsigen Abhang zugehen verheißt nichts Gutes. In Zusammenarbeit mit Sonja finden wir aber doch immer wieder einen Anhaltspunkt wie der Weg weitergeht und nach zwei Stunden Gehzeit kommen wir wieder auf einen breiteren Weg und sehen ein Hinweisschild, das uns bestätigt, dass wir richtig sind.

Ein Schild gibt wieder Hoffnung
Ein Schild gibt wieder Hoffnung

Aufgrund der Länge der Etappe war dieses Stückchen aber für einige aus der Gruppe sicherlich grenzwertig. Ein letztes Mal geht es vom Meeresniveau auf Asphaltstraße bei noch immer hohen Temperaturen gute 150m aufwärts, bevor wir wieder auf den offiziellen GR221-Weg stoßen. Nun ist das anstrengendste geschafft und es geht noch ca. eine dreiviertel Stunde eben bis leicht abwärts über die Muleta Gran zum Refugi Muleta welches herrlich am Cap Gros gelegen ist und fast Rundumblick aufs Meer bietet. Das Refugi hat einen großen Speisesaal und leider nur einen großen Schlafsaal mit 15 Stockbetten.

Refugi Muleta
Refugi Muleta

Dies ist besonders diese Nacht von Nachteil, da eine Gruppe von 15 deutschsprachigen Wanderern bereits beim Abendessen so laut ist, dass wir uns kaum unterhalten können. Zusammen mit dem reichlich konsumierten Wein sorgt diese Gruppe dann auch in der Nacht für eine Geräuschkulisse mit unterschiedlichsten Schnarchlauten. Das Abendessen ist einfach – es gibt Buchstabensuppe und anschließend einen Eintopf mit Kartoffeln, Erbsen und Fisch sowie einen Apfel oder eine Orange als „Nachspeise“. Pro drei am Tisch sitzenden Gästen gibt es eine Flasche des roten Hausweines gratis dazu, was bei einem Preis für das Abendessen von EUR 8,– / Person nicht zu erwarten war. Der alleine arbeitende Hüttenwart wirkt etwas gereizt und führt ein strenges Regiment. Teller und Besteck müssen selbst von Speiseresten befreit und in die dafür vorgesehenen Behältnisse gestellt werden und getrennte Gläser für Wasser und Rotwein sind bei diesem Preis einfach nicht drinnen 🙂

Sonnenuntergang am Cap Muleta
Sonnenuntergang am Cap Muleta

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