Das Frühstücksbuffet auf der Vajolethütte kommt leider nicht ganz an den Standard des Abendessens heran, zählt aber trotzdem zu den reichhaltigeren Varianten auf unserer Tour. Nachdem die original Variante des Dolomiten-Höhenweges Nummer 8 über den Santnerpass-Klettersteig für uns gestorben ist, bleiben wir heute vorerst im Vajolet-Tal, wo wir uns langsam an der Ost-Seite des Rosengartenmassivs hocharbeiten.

Dabei beobachten wir eine Gruppe von Kletterern, die sich in den imposanten Hängen hochkämpft und kurz darauf ein Rudel von Rotwild, unsere erste Wildtiersichtung auf der Tour.

Nach gut 1,5 Stunden treffen wir auf die Abzweigung zum Tschagerjoch. Dieser Weg führt direkt zur Kölner-Hütte und kommt daher der ursprünglichen Planung am nächsten. Auf der Karte ist er als Forststrasse eingezeichnet, was natürlich kompletter Nonsens ist, aber auch in echt sieht er zumindest so aus, als ob er für uns passen würde. Also entschließen wir uns, das Joch zu erklimmen, was uns eine Stunde später nach einigen leichten Kletterstellen auch gelingt.

Nun kommen alle zu dem gleichen tollen Ausblick, den Heinz und ich bereits gestern vom Santnerpass aus genossen haben. Auf der anderen Seite des Joches ändert sich die Frequentierung des Weges nun leider stark. Haben wir bisher ca. 10 Leute getroffen, strömen uns beim Abstieg zur Kölnerhütte mindestens 100 entgegen, die alle mit dem Sessellift hier hochgespült werden.

Susanne, die ein wenig an der Hüfte bedient ist, plagt sich den steinigen, oft rutschigen Weg hinunter und Katharina erwischt bei einer der Kletterstellen einen blöden Schritt und klagt über Schmerzen im Knie, als sie bei der Kölnerhütte eintrifft. Wir genießen trotzdem erstmal ein verfrühtes Mittagessen, da um 11:30 Uhr noch ausreichend Plätze auf der Aussichtsterrasse frei sind.

Der restliche Weg zur Paolinahütte verläuft leicht abfallend immer der Westseite des Rosengartens entlang. Wir passieren drei eindrucksvolle kleine Wasserfälle, die bei warmen Temparaturen kleine Oasen der Kühle darstellen.

Um 14:00 Uhr, so früh wie noch nie, erreichen wir unser Tagesziel. Also erstmal ein Radler auf der Aussichtsterrasse und erst danach auf unserem 5-Bett-Zimmer einchecken. Heute bieten sich keine Extra-Touren an, daher verbringen wir den Nachmittag mit Duschen, Wäschewaschen und Sonnenliegen und überlegen mit Blick auf das Latemar-Gebirge bereits, wie wir die morgige Tour zur Torre Di Pisa Hütte bewältigen werden.

Katharina spekuliert in Bezug auf ihr Knie damit, morgen nur noch bis zum Karer-Pass abzusteigen und dann mit dem Bus nach Bozen zu fahren. Die sehr nette Hüttenwirtin (stellt uns extra einen Wäscheständer zum Trocknen zur Verfügung), gibt mir den Hinweis, dass es eine Möglichkeit der Umgehung der Hochgebirgsroute über das Latemar gibt. Während des a la carte Abendessens (wir bestellen fast einheitlich Spiegelei mit Speck und Röstkartoffeln, nur Gerhard isst wieder Kaiserschmarren) diskutieren wir den morgigen Tag.

Heinz und ich werden die Original-Route probieren, während Susanne und Gerhard nach dem Karerpass zuerst auf 1700 Hm das Latemargebirge umrunden werden, und dann die Torre Di Pisa Hütte von „hintenrum“ erklimmen werden. Wir bekommen noch eine Einschulung zur Hüttennutzung von der Hüttenwirtin, die am Abend absteigt und uns und einigen wenigen weiteren Gästen die Hütte über Nacht überlässt.