Archiv der Kategorie: Korsika 2014

Mare a Mare Nord und Mare e Monti im Mai 2014 – Erste Tour als Bergwanderführer

30.04.2014 / 01.05.2014 Wien – Florenz – Pisa – Livorno – Bastia

Ich sitze im Zug zum Bahnhof Meidling und mein gepackter Rucksack steht neben mir. Meine erste Reise als Bergwanderführer hat soeben begonnen. Der Abschied von der Familie, insbesonders von Anna-Lena, die wie eine Klette an mir gehangen ist, ist nicht leicht gefallen. Viele Fragen gehen durch meinen Kopf – Wird alles klappen ? Wie werden meine Mitreisenden sein ? Wie wird es sein, innerhalb von zwei Jahre fast die gleiche Tour noch einmal zu gehen ? Am Bahnhof Meidling geht es kurz zu McDonald bevor ich meine ersten beiden Mitwanderinnen treffe. Susanne und Christine, beide Krankenschwestern, erscheinen pünktlich mit ihren relativ kleinen Rucksäcken, und scheinen gute Laune mitgebracht zu haben. Wir besteigen den Zug, welcher mit 5 Minuten Verspätung um 20:35 Uhr wegfährt und teilen uns unser 6er-Liegewagen-Abteil mit einer jungen Frau aus Wien, die ebenfalls nach Florenz fährt, und zwei Damen mit russischen Akzent, die uns schon in Bologna verlassen werden. Schon vor dem Semmering wird das Abteil umgebaut und ich entscheide mich für ein Plätzchen ganz oben. Dies stellt sich leider als Fehler heraus, da es dort ca. 7 Grad mehr hat als in den untersten Reihen, wo es auch schon recht warm ist. Susanne, meine Leidensgenossin gegenüber von mir, geht mitten in der Nacht sogar für 1 Stunde auf den Gang, um sich abzukühlen ! Aber auch diese Nacht geht irgendwie vorbei und nach dem Zugfrühstück mit Croissant, Marmelade und Tee spuckt uns der Zug um 06:50 Uhr in Florenz aus. Wir erschrecken etwas, als wir den Bahnhof verlassen und überall extrem viel Müll auf der Straße liegt. Später erfahren wir, daß die „Weiße Nacht“ schuld daran ist, dass die Müllräumung alle Hände voll zu tun hat, um vor der Touristen-Rush-Hour die Stadt wieder halbwegs herzurichten. Wir stapfen mit unseren Rucksäcken an der eindrucksvollen Kathedrale vorbei zum Fluss Arno und zur Ponte Vecchio, die genauso verwaist ist, wie bei meinem ersten Besuch vor zwei Jahren. Nach einem kleinem Spaziergang entlang des Arno, wo wir eine zutrauliche Ente und eine entspannte Schildkröte beobachten können, finden wir am Platz der Kathedrale ein kleines Cafe, welches soeben die ersten Sessel rausgestellt hat. SAMSUNGSusanne ist leider ein wenig angeschlagen, und klagt über eine verstopfte Nase und Kopfweh, aber gemeinsam mit Christine finden die beiden rasch das passende Mittelchen aus ihren ausgiebigen Vorrat an Medikamenten. Ich muss die Damen leider eine wenig hetzen, da ich am Weg nach Livorno auch noch kurz den schiefen Turm von Pisa sehen möchte. So gehen wir rasch zum Bahnhof zurück, ich zaubere schnell die Tickets aus dem Automaten und wir erwischen den Zug um 09:28 Uhr. Im Zug stellt sich heraus, dass wir das Ticket hätten entwerten müssen, aber da ist es schon zu spät. Gott sei Dank kommt kein Schaffner, dem ich das Missverständnis mit meinem nicht vorhandenen Italienisch erklären muss. In Pisa steht der Turm leider nicht direkt neben dem Bahnhof und so bleibt bei einer halben Stunde Gehzeit pro Richtung nur eine Viertelstunde für ein Erinnerungsfoto und eine Umrundung des Turms. Viel länger hätte ich es bei dem Touristenandrang aber auch ohne Zeitdruck nicht ausgehalten :-). Den Zug nach Livorno erwischen wir knapp nach dreimaligen Wechsel des Bahnsteiges und so schaffen wir es kurz nach 12:00 Uhr auf den Busplatz vor dem Bahnhof von Livorno. DSC06434Dort warten wie ausgemacht Sonja und Helga auf uns, die für die Florenz/Pisa-Kombination 2 Tage gebraucht haben, und daher schon am Dienstag mit dem Flieger nach Florenz gereist waren. Da (für mich überraschend) der 1. Mai auch in Italien ein Feiertag ist, warten wir vergeblich auf den Bus. Wir müssen uns also zu Fuß auf den langen Weg zum Hafen von Livorno machen. Offene Supermärkte sind heute leider auch Mangelware und so rasten wir kurz in einem Cafe, bevor wir zum Check-In der Fähre gehen. DSC06441Wir lassen uns Zeit, da die Schornsteine unserer Fähre schon gut sichtbar sind. Dabei geraten wir jedoch in eine Sackgasse, da eine mobile Brücke, die vor zwei Jahren noch in Betrieb war, inzwischen stillgelegt wurde. Also einmal rundherum, die Extrakilometer bewältigen wir im Laufschritt – nur wenige Minuten nach Erreichen der Fähre legt diese auch schon ab. Ich rauche an Bord eine Entspannungszigarette, denn nun kann nicht mehr viel schiefgehen, wir werden Korsika wie geplant erreichen. DSC06485Angekommen in Bastia müssen wir am Schiff ziemlich lange warten, bis die Fahrzeuge die Fähre verlassen haben, bevor wir selbst endlich korsischen Boden unter den Füßen haben. Wir gehen zum Best Western Hotel bergauf am Bahnhof vorbei, wo wir uns vergewissern, dass der Frühzug am nächsten Morgen auch tatsächlich fährt. DSC06511Aufgrund des Feiertages und der zahlreichen geschlossenen Lokale nehmen wir das Abendessen im Hotel ein, wo es eine eingeschränkte aber ausreichende Karte gibt und stossen auf unsere Reise an.

02.05.2014: Bastia – Corte – A Sega

Der Wecker läutet um 05:30 Uhr noch eine Stunde früher als zu Hause, denn um 06:22 Uhr fährt unser Zug nach Corte ab. Das Best Western Hotel verlassen wir noch in der Morgendämmerung und betreten pünktlich eine der neuen Garnituren der korsischen Eisenbahn mit großen Panoramafenstern. DSC06522Zuerst fährt der Zug eine Zeitlang der Küste entlang, bevor er sich bergauf ins Landesinnere quält. Einige spektakuläre Ausblicke auf Schluchten, Brücken und die korsischen Berge steigern die Vorfreude auf die nächsten Tage. Auf den Bergen liegt mehr Schnee, als ich erwartet habe und das Wetter zeigt sich eher von seiner unfreundlichen Seite. Der Himmel ist überwiegend bedeckt und immer wieder spritzen einige Tropfen an die Fensterscheiben des Zuges. In Corte angekommen halten wir Ausschau nach einer Bäckerei und einem Supermarkt, und werden am Hauptplatz fündig.DSC06545 Da wir noch kein Frühstück hatten, testen wir ausgiebig die korsischen Mehlspeisen. Frisch gestärkt beginnt 10 Minuten später unser Wanderung „Mare a Mare“. Helga programmiert Ihren Profi-Fotoapparat und schießt noch ein Selbstauslöserfoto.DSC06561

Nach der ersten Viertelstunde auf unserem Weg enlang der Tavignano-Schlucht beginnt es zu regnen und das lustige Regenausrüstung-Anzieh-Spiel beginnt. Wenig später hört es wieder auf, dann tröpfelt es wieder, danach scheint die Sonne. Uns begleitet also richtiges April-Wetter während wir langsam die Tavignano-Schlucht bergauf wandern.DSC06605 Je weiter wir vordringen, desto enger wird die Schlucht und umso beeindruckender die Ausblicke. Nach ca. 2,5 Stunden erreichen wir die Brücke, über die man ans andere Ufer des Tavignano wechselt. Da zu diesem Zeitpunkt die Sonne scheint, nutzen wir die Chance auf eine Pause, Susanne nimmt sogar ein Bad in einer der Gumpen. DSC06631Nach ausgiebiger Pause geht es weiter, immer leicht bergauf nun auf der rechten Seite der Schlucht. DSC06655Auf einem der Teilstücke, das ein wenig vom Haupttal wegführt, findet Helga frische Blutspuren, und wir mutmaßen, was hier wohl passiert ist. DSC06678Das Wetter stabilisiert sich ein wenig, obwohl dunkle Wolken hinter dem nächsten Bergrücken lauern. Beim letzten Stück flacht der Weg ab und ein großer, brauner und herrenloser Hund kommt uns entgegen, und begleitet uns fast bis zur Berghütte A Sega. In der Hütte buchen wir ein Upgrade von Refuge auf Shelter. Für 11 EUR mehr bekommt man eine Unterkunft in statt unter der Hütte, Bettwäsche und 5 Minuten warme Dusche. DSC06721Die Zeit bis zum Abendessen verbringen wir entweder mit schlafen oder Jolly spielen, wo wir uns aber zuerst auf einen Durchschnitt der unterschiedlichen Jolly-Regeln einigen müssen. Der etwas mürrisch wirkende aber recht freundliche Hüttenwirt hat eine Verletzung am Bein und kann daher diesmal leider nicht mit seinen Maultieren einreiten. Er serviert uns am Abend als ersten Gang eine Soup Corse mit viel Gemüse und einigen riesigen Speckstücken, bevor er als Zwischengang Nudeln mit Tomatensauce serviert. Für die Vegetarier und Mitwanderer mit besonderen Nahrungsmittelbedürfnissen (Helga) gibt es Erbsensuppe und ein fad schmeckendes Reisgericht. Unvermutet taucht plötzlich eine Würstelsuppe mit Speckstücken und eine Portion korsischer Käse auf, bevor ein Apfelmus das Abendessen abschließt. Einer Karaffe Rotwein, die im Preis inkludiert ist, folgt noch eine weitere, bevor unser erster Wandertag in unserem 6-Personen-Zimmer endet.

03.05.2014: A Sega – Albertacce

Seinen 40. Geburtstag in Korsika zu verbringen ist schon fein. Am Morgen habe ich von meinen 4 Mitwanderinnen sogar ein Geburtstagsständchen gesungen bekommen („Heute kann es regnen, stürmen oder schneien,…“). Von Helga, Physiotherapeutin von Beruf bekomme ich als Geschenk mein linkes Knie getaped, damit es die zahlreichen steilen Abstiege in Korsika verletzungsfrei übersteht. Zum Frühstück gibt es Zwieback und Kekse aber leider kein frisches Brot, aber das kann man auf einer Berghütte auch nicht erwarten. Das Wetter zeigt sich wie gestern unbeständig und so starten wir von 1200m mit zumindest zwei Schichten Bekleidung. Zuerst geht es noch durch den Wald immer stetig bergauf, begvor wir offene Wiesen erreichen.DSC06786 Nach ca. 1 Stunde kommen wir bei einer Bergerie vorbei. Im Unterschied zum letzten Mal sind aber nicht einmal Schafe zu sehen. Wenige Minuten später erreichen wir den höchsten Punkt unserer Tour, den Bocca a l`Arinella mit knapp 1600m Höhe. Leider ist das Panorama getrübt, da die Wolken ungefähr auf unserer Höhe treiben und Monte Cinto und Co nur zu erahnen sind. DSC06820Da es auch zu regnen beginnt, halten wir die Pause kurz und beginnen den 800m-Abstieg in voller Regenmontur. DSC06833Während der erste Teil der Strecke noch schön durch den Wald geht, zieht sich der zweite Teil ein wenig, vor allem da die Müllhalden links und rechts des Weges nicht gerade den schönsten Ausblick bieten. Am Abstieg treffen wird auch zwei Französinnen, die in Sega mit uns übernachtet haben. Eine hat eine Nasenverletzung, die sie sich bei einem Sturz am Vortag zugezogen hat, was die gestern gefundenen Blutspuren erklärt.DSC06835 Nach ca. 1,5 Stunden erreichen wir den Stausee und Ort Calacuccia um 13:00 Uhr nachmittags. Da das Geschäft in Calacucchia erst wieder um 15:00 Uhr öffnet, verbringen wir die Zeit in der Pizzaria am Hauptplatz, was uns auch knapp 2 Stunden Regen erspart. DSC06853Punkt 15 Uhr stürmen wir das Geschäft und decken uns mit korsischen Spezialitäten wie Wurst, Käse und Kekse ein, bevor wir das letzte Stück unserer heutigen Etappe am See entlang gehen. DSC06871Nach einer Stunde Spaziergang erreichen wir die schöne Gite in Albertacce, wo wir bereits erwartet werden (Post-It mit Friconneau am Zimmereingang). DSC06885Nach der täglichen Routine nach dem Wandern (Duschen, Wäsche waschen,,…) nutzen wir die einzigen Sonnenstrahlen des Tages, bevor wir hungrig in das zwei Häuser weiter befindliche Lokal Pagliu Orba gehen.DSC06908 Nach dem wie üblich üppigen Abendessen (Soup Corse, Kräuterravioli mit Rindfleischsauce und Maronikuchen, Schafskäse und eingelegten Mini-Orangen) stossen wir noch einmal auf meinen Geburtstag an, wobei ich ein nochmaliges Singen eines Geburtstagsliedes erfolgreich verhindern kann. Dafür erhalte ich ein liebevoll beschriftetes T-Shirt mit allen Unterschriften als Geschenk. Die Kellnerin ist nicht so in Feierlaune und gibt sich betont gelangweilt, was uns dann um knapp vor 22:00 Uhr veranlaßt, wieder zurück in die Gite zu gehen. Dort bekomme ich sogar noch ein kleines Geburtstagstörchen mit improvisierter Kerze (= Taschenlampe) überreicht. So endet ein sehr schöner Geburtstag.

04.05.2014: Albertacce – Col di Vergio

Wir verlassen die Gite um ca. 09:00 Uhr, was sich langsam zu unserer üblichen Aufbruchszeit entwickelt. DSC06931Das Wetter ist weiterhin wechselhaft, bei den Bergen sieht man immer wieder dunkle Wolken, wir gehen am Vormittag aber trotzdem zumeist in der Sonne. Kurz vor einer schönen Steinbrücke begegnen wir einer Herde Ziegen, auch einige ganz junge Zicklein sind darunter.DSC06955

Nach dem ersten Anstieg geht es eine Zeit lang durch den Wald. Dabei begegnen wir immer öfter Ketten der Raupen des Pinienprozessionspinners. DSC06978Während wir uns zu Beginn noch über den Anblick freuen, erschrecken wir später ob des massiven Auftretens dieses Schädlings. In vielen Kiefern hängen Dutzende „Nester“ und die befallenen Bäume haben dann oft nur mehr braune oder gar keine Nadeln mehr. Bei einem kleinen Bach entlang des Weges machen wir unserer Frühstückspause mit Apfel, Müsliriegel, Schoko und korsischem Käse, der am Tag zuvor gekauft wurde.DSC07015 Beim Abzweig zur Bergerie de Tillerga entscheiden wir uns demokratisch für die etwas längere neue Wegführung des Mare a Mare, bei der man auch ein Stückchen den GR20 entlangläuft. DSC07027 Als sich der Weg Richtung Hochgebirge dreht, werden die Wolken immer dichter und dünkler und es beginnt auch bald zu regnen. Wir kleiden uns wieder passend und setzen den Aufstieg fort, als wir auch einen ersten Donner vernehmen. DSC07034Der Weg steuert direkt auf das Gewitter zu, welches sich die ganze Zeit hartnäckig in den Bergen zu halten scheint. Als wir auf den GR20 treffen, und die Brücke über den Golo queren, bleiben einmal nur 4 Sekunden zwischen dem Blitz und dem Donner. Vor allem Helga ist sehr beunruhigt wegen des Gewitters. Entgegenkommende Wanderer entscheiden sich dafür, sich bei den Felsen unterzustellen. Ich bin dafür, möglichst rasch
dem GR20 zu folgen, geradewegs vom Hochgebirge und der Gewitterfront weg. DSC07052Also verschärfen wir das Tempo Richtung Castel de Verghio. Langsam werden die Intervalle zwischen Blitz und Donner wieder größer und nach ca. 1,5 Stunden durch niederen Wald erreichen wir unsere heutige Unterkunft. Das Hotel gleicht vor allem von innen einer österreichischen Schihütte, immerhin gibt es hier auch das einzige Schigebiet Korsikas. Die wenige Meter entfernte Gite sieht von aussen eher aus wie eine Wellblechhütte, die Zimmer innen entsprechen aber dem normalen Gite-Standard. Wir breiten uns in unserem 10-Betten-Zimmer aus und trinken im angrenzenden Hotel Kakao und Tee. Als wir zurückkommen, müssen wir feststellen, dass unser Zimmer mit 5 Franzosen aufgefüllt wurde, welche schon ungeduldig darauf warten, dass wir Ihnen die bereits angeräumten Betten freimachen. Nach dieser unerfreulichen Überraschung gehen wir zum Abendessen, wo uns der Wirt in ein riesiges Restaurant mit tollen Panoramafenstern führt. DSC07091Von hier aus können wir perfekt jene Berge beobachten, wo wir zu Mittag fast ins Gewitter geraten wären. Mittlerweile hat sich aber die Bewölkung weitgehend aufgelockert. Zum Abendessen gibt es zuerst – Überraschung – Soup Corse, dann Entrecote mit Bratkartoffeln und Ratatouille und zum Abschluss ein Apfelküchlein. Sonja und Christine beschließen nach dem Abendessen noch kurzfristig den Wechsel ins Nachbarzimmer, wo sich zwei Wanderer ein 10-Bettenzimmer teilen.

05.05.2014: Col de Verghio – Evisa – Ota

Nach der erstaunlich ruhigen Nacht trotz 8-Personen-Belegung gibt es in der Früh noch eine Überraschung. In der Nacht sind im Zimmer von Sonja und Christine noch 2 Gäste hinzugekommen. Zwei Deutsche, die um 23:00 Uhr nach einer Doppeletappe GR20 eingetroffen sind haben zuerst ihr Zelt aufgeschlagen. Um 01:00 Uhr in der Nacht sind sie dann in das Zimmer gewechselt, nachdem ein Fuchs an ihr Essen ranwollte und dabei sogar das Zelt angeknabbert hat. Interessiert lauschen wir den Schilderungen wie schwierig der GR20 um diese Zeit zu gehen ist, und wie man mit 10kg Essen und 5kg sonstigem Gepäck (selbstgenähter Rucksack mit 200g, selbstgenähtes Zelt mit 500g) im Unterschied zu uns sehr minimalistisch unterwegs sein kann. Nach dem üblichen Korsika-Frühstück gehen wir zuerst ein Stückchen auf der Strasse zum Col di Verghio bevor es nördlich des Taleinschnittes links und rechts eines Bachbettes bergab geht. Unsere heutige Etappe startet bei 1.400 Hm und endet bei 300 Hm. DSC07117Daraus ergibt sich, daß es überwiegend bergab geht und ich zur Entlastung des Knies auf meine Stöcke zurückgreife. Neben mir verwendet nur noch Christine Wanderstöcke, der Rest versucht sich als „Freeclimber“. Nach einem schönen Stück bergab und einer halben Stunde auf einer Art Forststrasse machen wir unsere Frühstücksrast bei einer schönen Brücke.DSC07140 Wenn es etwas wärmer wäre, könnte man den darunterfließenden Bach nicht nur zum Trinken sondern auch zum Baden nutzen. Es geht weiter bergab, teilweise über einige Passagen, bei denen man auch die Hände zu Hilfe nehmen muß. Nach einem kurzen Bergauf-Stück erreichen wir eine kleine Felsgruppe, die einen wunderschönen Ausblick über das ganze Tal ermöglicht. Das Wetter zeigt sich heute überwiegend von seiner sonnigen Seite und so geht es gut voran, sodass wir bald die Überquerung des Spelunca-Baches mittels einer Hängebrücke erreichen.DSC07165 Hier darf man nur einzeln darüber gehen, vermutlich aufgrund der Schwingungen, die jeder einzelne Tritt auslöst. Danach sind wir noch ca. eine Stunde leicht bergab auf einer Art Lehrpfad zum Thema Kiefern und Kastanien unterwegs, bevor wir Evisa erreichen. Mehr als die Hälfte der heutigen Etappe ist geschafft, die Sonne scheint, die beste Gelegenheit also die mitgeschleppten Vorräte zu reduzieren und auf einer sonnigen Steinmauer Rast zu machen. Einige stärken sich noch mit einem Tüten-Eis aus der naheliegenden Bar, bevor es ca. um 14:00 Uhr wieder weiter gehtDSC07182Die nächsten knapp 1,5 Stunden führt der Weg steil in die enge Spelunca-Schlucht hinab, bis bei der Ponte Zaglia der tiefste Punkt erreicht ist. Susanne nutzt die einladende Badegumpe zu einem kurzen Erfrischungsbad, der Rest hält zumindest seine Zehen in das angenehm erfrischende Wasser. DSC07218Der Rest des Weges bis nach Ota führt immer mehr oder weniger dem Spelunka-Fluss entlang, einmal wechselt man auf der Ponte Vecchio die Seite, bevor wir um ca. 17:00 Uhr das kleine Bergdörfchen Ota erreichen. DSC07237Unsere Gite Chez Felix befindet sich in einem alten Steinhaus direkt am „Hauptplatz“. Das dazugehörige Restaurant steht einige Meter entfernt mit wunderschönen Blick in die korsische Bergwelt. DSC07269Wie immer wird die Zeit bis zum Abendessen lang und so trinken wir noch ein wenig Pietra bzw. Wein in einem nahe gelegenen Lokal, solange die Sonne noch nicht untergegangen ist.DSC07313 Zum Abendessen gibt es wieder einmal Suppe, dann Schweinsbraten, anschließend eine Scheibe Käse und dann noch unerwartet ein Stück Maronikuchen, bevor wir den Tag in unserem 6-Bett-Zimmer, welches wir mit niemanden mehr teilen müssen ausklingen lassen.

06.05.2014: Ota – Serriera

Beim Frühstück gibt es diesmal immerhin auch ein Croissant und Marmelade aus dem Glas anstelle der kleinen Plastikpäckchen. Wir suchen noch das kleine Geschäftchen in Ota auf, um ein wenig für die Mittagsjause einzukaufen (dabei sichere ich mir die einzige Hartwurst des Ladens), bevor wir diesen malerischen kleinen Ort in Richtung Serriera verlassen. DSC07323Der Weg führt langsam aber stetig bergauf um einen Berg herum und gibt nach ca. 30 Minuten erstmalig einen Blick auf das Meer frei. Ein beruflicher Anruf von zu Hause erreicht mich, und so klinke ich mich für ein paar Minuten gedanklich aus, immerhin habe ich aber genug Puste, um gleichzeitig zu telefonieren und bergauf zu wandern. Immer wieder wandelt sich die Vegetation am Wegesrand von Macchia zu fast urwaldähnlich, wenn wir einen der zahlreichen von kleinen Bächen erschaffenen Einschnitte queren. Der Weg wird steiler und steuert immer mehr direkt auf eine felsige Schlucht hin.DSC07359DSC07367 Die Sonne scheint heute ohne von Wolken behindert zu sein auf Korsika und so kommen wir alle ordentlich ins Schwitzen, bevor wir die 600HM bergauf geschafft haben und mehr oder weniger flach am Berg entlang gehen.DSC07381 Im Gegensatz von vor zwei Jahren möchte ich heute die Pause am Copa di San Petru machen, und daher verlassen wir unseren Weg als wir links des Weges eine Felsengruppe mit Aussicht entdecken. Einige Meter abseits des Weges bietet sich ein herrliches Panorama auf die umliegenden Berge und das Meer sowie den Strand von Porto. Wieder haben wir es fast punktgenau um 12:00 Uhr geschafft, den perfekten Ort für unsere Mittagspause zu finden und Susanne genehmigt sich Ihren täglichen Power-Napp zwischen den Aussichtsfelsen. PanoramaKurz nach uns erreicht ein französisches Pärchen den Gipfel, sie müssen sich allerdings mit dem zweitbesten Plätzchen zufrieden geben. Als wir unsere Wanderung nach 1,5 Stunden Pause fortsetzen, scheint der Weg nach links wegzudrehen, die Markierung zeigt jedoch rechts weiter. Hier erst ist die Abzweigung zum Copa di San Petru, den ich also auch diesmal nicht erreicht habe – ein Grund mehr wieder zu kommen 🙂 Der Abstieg ist wie ich es in Erinnerung hatte relativ steil und manchmal ziemlich schottrig und rutschig. DSC07418Alle Wanderer sind aber am fünften Tag ausreichend routiniert, sodass wir nach ca. 1,5 Stunden Gehzeit alle heil eine Art Forststrasse erreichen. Diese führt an einem Hundezwinger vorbei (lt. Reiseführer begrüßen einen die Hunde freudig – für mich klingt das nicht so) in einer halben Stunde nach Serriera, dem Ziel unserer heutigen Etappe. Wir quartieren uns in der Gite d´Alivi ein, wo bereits ein Zimmer für Friconneau reserviert ist, diesmal sogar mit einem Dreifachbett, anstelle des üblichen Stockbettes. DSC07440Wie immer übernehme ich den Platz in der höchsten Etage und wir verbringen anschließend die Zeit bis zum Abendessen im Garten der Gite, die sogar mit gepolsterten Gartenmöbeln und Liegestühlen ausgestattet ist.SAMSUNG Beim Abendessen ist im Unterschied zu meinem letzten Besuch, wo ich alleine hier war, das in der Gite integrierte Lokal bis auf den letzten Platz gefüllt, und die freundliche Köchin und Serviererin hat alle Hände voll zu tun, um uns zu versorgen. Mit zwei Variationen eines Nudelsalates (Thunfisch und Tomate), einer Lasagne, Kuchen als Nachspeise sowie einem frisch gebackenen Brot gelingt dies jedoch ausgezeichnet. Auch der erste deutschsprachige Tischnachbar Stefan, der alleine unterwegs ist, lobt das Essen und berichtet, was uns am nächsten Tag in Girolata kulinarisch erwartet. Gut gestärkt endet dieser Tag, so wie die Tage zuvor noch vor 10 Uhr in unseren Stockbetten.

07.05.2014: Serriera – Curzu – Girolata

Die längste Etappe unserer Wanderung steht heute auf dem Programm. Die Strecke nach Curzu ist für einen Tag zu kurz (3 Stunden), nach Girolata sind aber über 8 Stunden Gehzeit zu bewältigen.DSC07452 So starten wir schon um 07:00 Uhr mit dem bisher besten Frühstück unserer Wanderung (Croissants und Gebäckschnecken, selbstgemachte Marmelade, selbstgemachtes Brot und Nutella !), nutzen noch die Chance beim mobilen Bäcker (Kofferraumverkauf !) ein paar pikante Kolatschen und frisches Baguette zu kaufen, und verlassen Serriera um 08:00 Uhr in der Früh. Dies hat den Vorteil, dass wir eine Stunde mehr Zeit haben, um unser Ziel zu erreichen und wir den ersten Anstieg (300 HM) noch in der kühlen Morgenluft absolvieren. Die 300m geht es rasch wieder hinunter, wo wir einen kleinen Fluss überqueren, was wir aber ohne weiter Schwierigkeiten bewältigen. Es geht wieder bergauf Richtung Partinello, wo es Helga und Susanne instinktiv Richtung Dorf zieht.DSC07461 Unser Weg streift Partinello jedoch nur und führt immer auf einer Ebene bleibend und mit Ausblicken auf das Meer und die bei Motorradfahrern beliebte Küstenstrasse an der Westküste nach Curzu. Um 11:00 Uhr erreichen wir Curzu, womit wir sehr gut in der Zeit liegen, um unser Ziel heute noch vor dem Abendessen zu erreichen. Susanne versucht, in der kurzen Pause illegalerweise eine Zitrone von einem Zitronenbaum zu entwenden, das Vorhaben scheitert jedoch an Stacheldraht und Dornenbusch. Nach Curzu wartet der letzte größere Anstieg des Tages auf uns. Es geht relativ steil bergauf auf fast 700m auf den Bergrücken, der Curzu von der Bucht von Girolata trennt. Die zu dieser Zeit stark scheinende Mittagssonne erschwert das Unterfangen, trotzdem schaffen wir es fast pünktlich zu Mittag unseren Tagesgipfel zu erreichen und die ausgedehnte Mittagspause mit Ausblick zu halten. DSC07523Wir befinden uns direkt an der Gabelung der alten und der neuen Variante auf den Weg nach Girolata und so können wir bei unserer Pause sogar einige Wanderer beobachten – die Tage zuvor haben wir untertags nur sehr wenige Wanderer getroffen. Die wanderbegeisterte Helga hält es nur kurz bei der Mittagspause aus, und geht den Weg immer auf dem Bergrücken entlang schon voraus, der Rest der Gruppe folgt ca. 30 Minuten später. DSC07553Unser Weg bietet einige spektakuläre Ausblicke und manchmal können wir auch schon das Ziel unserer heutigen Etappe von oben sehen. Wo unser Weg die Küstenstraße kreuzt, befindet sich wie vor 2 Jahren ein kleiner Kiosk, den wir für die Konsumation von kalten Getränken sowie einem Triple-Choc-Magnum nutzen, bevor wir weiter gehen. Unser erster direkter Meereskontakt steht knapp bevor und so werden vor allem Susanne und Sonja immer schneller, die es kaum erwarten können, im Meer zu baden. Wir erreichen den Strand von Tuara um 15:30 Uhr und haben damit unsere heutige lange Etappe quasi geschafft. Wir müssen uns den Strand mit einigen anderen Badegästen aber auch mit einigen wilden Hausschweinen und einer Kuh teilen. Vor allem eines der Hausschweine hat es Sonja angetan, die davon begeistert ist, wie zutraulich sich das Schwein verhält. Fast wie ein Hund, lässt es sich streicheln und streckt auch seinen Bauch entgegen. DSC07620Nach einer ausgiebigen Pause geht es das letzte Wegstück nach Girolata weiter. Helga und Christine nehmen aufgrund eines Missverständnisses den Weg mit ein paar Höhenmeter mehr, der Rest hält sich unmittelbar an der Meeresküste und sieht die kleine Ortschaft Girolata langsam immer näher kommen.DSC07639 In Girolata übernachten wir in der Gite d´Etapa Cabane du Berger, da die andere Gite zuerst nicht erreichbar war, und danach keine Plätze mehr frei hatte. Aber auch die Cabane du Berger ist eine gute Wahl, die große Wiese und die einfachen Holz-Bungalows bieten richtiges Mittelmeer-Feeling.DSC07682 Einzig die kalte Dusche, die manche von uns heute ertragen müssen wird als Minuspunkt gewertet. Dies wird aber durch das am besten präsentierte Abendessen unserer Reise mehr als wettgemacht. Zuerst gibt es Fischsuppe mit Baguettes, auf welchen man selbst Knoblauch aufreibt, sowie Käse und eine Sauce Rui. Anschließend erhalten wir einen Fisch mit in Zucchini gerollten Risotto und zum Abschluss Schokotörtchen mit flüssigem Schokokern. Sogar Helga isst bis auf die Nachspeise alles auf! DSC07699Obwohl wir uns unsere Hütte mit 6 jungen Deutschen teilen, die am Mare E Monti unterwegs sind, verläuft die Nacht ausgesprochen ruhig und erholsam.

08.05.2014: Girolata – Galeria

Bei herrlichem Wetter verzehren wir das spartanische Frühstück in erster Reihe fussfrei zum Meer. DSC07715Wir entdecken sogar noch eine kleine Einkaufsmöglichkeit in Girolata und decken uns mit Tagesproviant ein. Susanne kauft eine Kette mit 5 Holzfischchen, von denen jeder Wanderer eines erhält. DSC07717Anschließend machen wir uns auf den Weg nach Galeria. Bei sehr heißem Wanderwetter und stetigem bergauf wird diesmal auch Helga nicht kalt und so erreichen wir gemeinsam die Anhöhe Bocca di Fuata bei der der Wegweiser nach Galeria vom Mare E Monti wegführt. DSC07732Nachdem wir auf der Karte überprüft haben, dass dieser Weg weder von der Länge noch von den Höhenmetern eine Abkürzung darstellt, bleiben wir am Mare E Monti und steuern zielstrebig den höchsten Punkt unserer heutigen Tour auf knapp 800Hm an. Unterwegs treffen wir ein französisches Pärchen und eine Schweizer Wandergruppe, die am gleichen Weg sind wie wir. Von den beiden Aussichtspunkten am Gipfel entscheiden wir uns für jenen, der noch nicht von Wanderern besetzt ist, und genießen den tollen Blick auf den heutigen Start unserer Etappe. Kurz nachdem wir unsere Rastplätze eingenommen haben, können wir ein interessantes Wetterphänomen beobachten. Vom Meer weg bilden sich rasch einige Wolken und steigen rasant den Berg hinauf und nur wenige Minuten später befinden wir uns mitten im Nebel. DSC07764Zum Glück dauert der Spuk nur kurz und die Bewölkung verschwindet genauso rasch, wie sie gekommen ist. Ansonsten verläuft die Pause nach dem Ritual, das sich mittlerweile etabliert hat. Zuerst räumen alle aus Ihren Rucksäcken Brot, Käse, Wurst, Aufstriche etc. heraus, womit sich ein abwechslungsreiches Mahl gestalten lässt. Anschließend kommen Trockenfrüche, Schokolade, Kekse und Torrone auf den „Tisch“ und anschließend wird das schöne Wetter genossen, teilweise auch mit Mittagsschläfchen. Die Ameisenpolizei zerkleinert noch während des Essens die Speisereste und räumt diese sorgfältig weg und ich drehe mir eine Zigarette und genieße die Aussicht.DSC07779 Nach unserer Pause geht es noch eine Zeitlang relativ eben dahin an abwechslungsreicher Vegetation vorbei, bevor der Weg Richtung Norden dreht und zuerst steil und dann in langen Serpentinen bergab führt. DSC07786Nicht weit vor Galeria treffen wir auf einen kleinen Bach, den wir mehrmals überqueren, der jedoch zu klein für ein Bad in den Gumpen ist. Auch der danach kommende Froschtümpel wird nicht zum Baden genutzt, und so kommen wir rasch zu jener Abzweigung, wo ich vor 2 Jahren daran vorbeigelaufen bin. DSC07795Nachdem alle meine Mitwanderer ebenfalls vorbeigelaufen wären, kann ich meiner Rolle als Wanderführer gerecht werden, ihnen den richtigen Weg zeigen und somit einige Zeit ersparen. So erreichen wir die Gite L´Etape Marine schon am frühen Nachmittag und können unsere Wäsche waschen und mit dem „WLAN connecten“ sprich auf die Wäscheleine hängen.DSC07808 Helga testet schon mal den Hauswein auf der Terrasse, während der Rest eine kleine Runde durch Galeria macht, um den Spar-Supermarkt zu erkunden, ein Eis zu kaufen und den Kiesstrand von Galeria zu besichtigen. Zurück in der Gite, erwartet uns schon die ausgesprochen freundliche Betreiberin mit ihrem Abendessen, leider singt sie diesmal bei der Zubereitung nicht. Es gibt Salat und darauf mit Käse überbackene Baguettescheiben, anschließend Schweinskotelette mit Bratkartoffeln und als Dessert Apfeltarte. Obwohl der Essensraum zum längeren Verweilen einladen würde, trinken wir nur noch den mittlerweile zur Tradition gewordenen Tischwein aus, bevor wir uns in unser Zimmer zurückziehen, welches diesmal wieder ausschließlich uns gehört.

09.05.2014: Galeria – Tuarelli

Mit dem heutigen Tag beginnen für mich die zwei spannensten Wandertage, führen sie doch über einen Teil des Mare e Monti, welchen ich noch nicht kenne. Nach dem Frühstück, welches wir uns noch mit der gestern gekauften Maroni-Creme verbessern, geht es noch zum „Utile“-Supermarkt nach Galeria wo wir unser Tagesproviant ein letztes Mal für die beiden kommenden Tage aufstocken. Vom ersten Teil des Weges Richtung Tuarelli bin ich etwas enttäuscht.DSC07818 Mit zahlreichen Auf und Abs sowie einigen Einkerbungen von Flüssen die man detailliert auswandert, kommt man nur sehr langsam voran. Auch die Ausblicke können nicht mit jenen der letzten Tage mithalten, von denen wir aber zugegebenermaßen auch ziemlich verwöhnt wurden. Einzig die von Gustave Eiffel konstruierte Brücke über den Fango ist immer wieder zu sehen. DSC07835Nach ca. 2 Stunden endet unser Gehweg auf einer Strasse, der wir nun weitere 45 Minuten folgen. Immerhin befindet sich ein kleines Gasthaus mit Eisverkauf entlang der Strasse, sodass wir uns den Weg mit Eis zu „Goldpreisen“ (EUR 3,5) versüßen können. Doch die wahren Highlights des heutigen Tages sollen erst folgen. Nach Überquerung der Ponte Vecchiu (heißen alle Brücken in Korsika so ?) verläuft der letzte Abschnitts des heutigen Weges immer dem Flusslauf des Fangos entlang. Der glasklare Gebirgsfluß hat sich ein schönes Bachbett ausgegraben und bietet immer wieder tolle Bademöglichkeiten.DSC07865 Bei der ersten guten Möglichkeit machen wir unsere Mittagsrast, die diesmal aufgrund der Badeeinheiten noch länger dauert als sonst. Dass Susanne sofort im Wasser ist, verwundert ja nicht mehr, aber auch Sonja, Christine und sogar ich wagen uns immer wieder in das kalte Wasser, um uns nachher auf den von der Sonne aufgewärmten Steinen am Ufer zu trocknen. DSC07856Heute fällt es besonders schwer, die Damen zum Weitergehen zu motivieren, aber mit der Aussicht, dass auch unsere heutige Gite direkt am Fango steht, gelingt auch dies.DSC07871 Der weitere Weg entlang des Fangos ist wunderschön und kann dank der Abkühlung im Fluss auch trotz Hitze fast ohne Schwitzen bewältigt werden. Nach insgesamt 4 Stunden Gehzeit erreichen wir das kleine Dorf Tuarelli, wo eine schmale Brücke über den Fango führt, auf der man tolle Fotos machen kann. Susanne, Sonja und Christine gehen unweit der Brücke wieder baden, während Helga und ich die Gite erkunden. DSC07883Diese ist herrlich gelegen, von der schattigen Terrasse hat man direkten Blick auf den Fango, dezente mediterrane Musik tönt aus dem Lautsprecher und bei einem Gläschen Rosé kann man sich wirklich des Lebens freuen. DSC07902Auch die paar Schritte bergab, bis man direkt am Flussufer steht, lohnen sich. Jemand hat ein kunstvolles Steinmännchen aufgestellt, welches aussieht, als ob es zusammengeklebt wäre und am Abend werden die Steine des Fangos beleuchtet und mit klassischer Musik beschallt. DSC07931Die Gite ist heute nicht stark besucht und so teilen wir uns beim Abendessen den Tisch mit dem einzigen weiteren Gast, einer Dame aus Holland die ausgezeichnet Deutsch spricht, und mit Ihren 66 Jahren den Mare e Monti alleine absolviert, nachdem ihr Mann aus gesundheitlichen Gründen leider nicht mehr mitkommen kann. Zum Abendessen gibt es gratinierte Brötchen auf Salat, dann einen Auflauf von Kartoffeln, Gemüse und Fleischstückchen (und das vegetarische Pendant auf der gleichen Platte serviert!) und als Nachspeise eine Orange für jeden. Die Damen versüßen sich das Abendessen mit einem Muskat-Wein, für 24 EUR die Flasche ein ebenso teures Vergnügen wie die EUR 18 für den „normalen“ Wein. Das 8-Bett-Zimmer in der Gite gehört uns wieder einmal alleine, wobei eines der Betten so wackelt, dass ich befürchte, das es das Aufsteigen nicht überlebt und ich kurzerhand auf ein anderes Bett wechsle.

10.05.2014: Tuarelli – Foret du Bonifatu

Das Frühstück, welches bereits am Vorabend hergerichtet wurde ist wieder eher von der einfachen Sorte, auch hier muss die Maroni-Creme zur Aufbesserung herhalten. So wie jeden Tag hat Helga schon am Vorabend eifrig in den beiden Wanderführern, welche ich mithabe, informiert, und weiß daher, dass die heutige Etappe mit 1200 Hm bergauf und 600Hm bergab sowie über 6 Stunden Gehzeit zu den längeren gehört. Dementsprechend brechen wir schon um 08:00 Uhr auf, was sich auch wieder positiv auf die Temperatur bei unseren ersten Wanderminuten auswirkt. DSC07942Der heutige Weg ist ausgesprochen angenehm zu gehen. Fast ausschließlich schattig geht es gleichmäßig sanft bergauf, sodaß man fast gar nicht merkt, wie die Höhenmeter bewältigt werden. Nach ca. 1 Stunde erreichen wir den Bocca di Lucca und sind bereits auf über 500m Seehöhe.DSC07951 Von hier aus ist der höchste Punkt des Mare e Monti die Bocca di Bonassa zu sehen. Nach einer kurzen Pause setzen wir den Weg fort, dieser führt zuerst fast eben dann wieder sanft ansteigend in weitem Bogen in Richtung Bocca di Bonassa. Wie immer bilden sich beim Gehen Kleingruppen mit unterschiedlichen Gehtempo. Diesmal bilden Helga und Susanne die Vorhut, Helga ist offensichtlich motiviert davdurch, dass es der letzte Wandertag ist und sie dann Ihre zahlreichen Blasen auf den Füßen in Ruhe verheilen lassen kann. Christine und Sonja, die wie immer genug Luft hat, um ausführlich von ihren Reisen zu erzählen (Ihr einziger Sprechstreik in Korsika hat nur 30 Minuten gedauert) bilden das Schlusslicht und ich pendle ein wenig zwischen den Gruppen. Knapp unterhalb des Sattelpunktes sehen wir wieder einmal eine Schlange, diesmal jedoch nicht am Boden, sondern auf einem Baum in Kopfhöhe und nur 1 Meter vom Wanderweg entfernt. DSC07954Das letzte Stück zu unserer heutigen Mittagsrast ist das einzige Stück, wo wir aus dem Wald herauskommen und wo es etwas steiler wird. Nach gut 20 Minuten ist aber auch das geschafft und Punkt 12:00 Uhr erreichen wir wieder einmal unseren Rastplatz für die große Pause. Susanne findet das passende Lied für unser Mittagessen („Wenn jeder gibt was er hat, dann werden alle satt“) und so genießen wir ein letztes Mal die herrliche Aussicht.DSC07963 Leider verdecken einzelne Wolkenfetzen immer wieder das Panorama, sodaß unser morgiges Ziel Calvi nicht zu sehen ist, einzig der Flughafen von Calvi ist hie und da auszumachen. Am Sattel gibt es zwei Wege, die nach Bonifatu führen, einer stellt die alte und einer die neue Wegführung des Mare E Monti dar.DSC07960 Wir entscheiden uns für die alte Wegführung, da auf dieser nur knapp unterhalb des Sattels eine Quelle passiert wird und dieser Weg auf der Karte auch weniger steil und daher für unsere Gruppe im fortgeschrittenen Alter knieschonender ist. Der Bergab-Teil stellt sich wie der Bergauf-Teil als überwiegend schattig und nur leicht abfallend dar, sodaß man zügig vorankommt. DSC07973Somit erreichen wir diesmal schneller als die im Wanderführer geschätzte Zeit unser Ziel „Foret du Bonifatu“. Hier gibt es neben den Mare e Monti auch einen Quereinstieg zum GR20 sowie zahlreiche 1-Tagestouren, sodaß die Unterkunft stärker auf Tourismus ausgerichtet ist, als unsere bisherigen. Es gibt Ansichtskarten und T-Shirts über den GR20 zu kaufen und die Straße von Calvi kommend endet mit einigen Schleifen mit zahlreichen Parkplätzen.DSC07997 Nach dem letzten Mal Wäsche waschen und einer warmen Dusche, wo ich tapfer das Tape entferne, welches ich zu meinem Geburtstag angelegt bekommen habe, gehe ich mit Sonja einige Meter den Fluss stromaufwärts, der direkt neben der Gite vorbeiführt. Dabei merke ich, dass auch mein linkes Knie mit gerissenem Kreuzband die letzten Tage ausreichend beansprucht wurde, denn es schmerzt nun doch bei fast jedem Schritt in der Ebene. Ich bin aber sehr froh, dass es dies erst nach Abschluss des letzten Wandertages tut. Wir bekommen die Hütte mit der Nummer 1 zugewiesen, die wir uns diesmal mit einem alleinereisenden deutschen Lehrer und einer Reisegemeinschaft zweier Damen aus Deutschland teilen müssen. Bei unserem letzten Abendmahl haben wir sogar die Wahl der Vorspeise. Ich entscheide mich für eine Wurstplatte (relativ klein), die Damen für eine Suppe. Als Hauptspeise gibt es Lasagne und als Nachtisch ein letztes Mal Kastanienkuchen. Neben einer zweiten Flasche Wein feiern wir unseren letzten Abend mit dem Spielen einer Runde „Mensch ärger Dich nicht“. Wie bei Jolly gibt es aber auch hier unterschiedliche Auffassungen betreffend der Regelauslegung.DSC08003 Als wir um 22:00 Uhr in unsere Hütte kommen, ist bereits laut und deutlich ein Schnarchgeräusch zu vernehmen, etwas, das wir die letzten 10 Tage so gar nicht vermisst haben. Dieses wird mit Laufe der Nacht aber schwächer und so ist uns auch eine letzte halbwegs ruhige Nacht in Korsika vergönnt.

11.05.2014 Foret du Bonifatu – Calvi – Wien

Ein letztes Mal Aufwachen in Korsika – ein letztes Mal Rucksack packen – ein letztes Mal Frühstück in einer „Berghütte“ – bei allen (außer bei Helga) schleicht sich ein wenig Wehmut ein, dass dieser wunderschöne Urlaub heute unweigerlich zu Ende geht. Pünktlich um 08:30 Uhr fährt das gestern bestellte Taxi vor.DSC08032 Entgegen unseren Erwartungen ist es relativ klein für 5 Passagiere inklusive Rucksack und so nimmt Sonja auf einem temporären Sitz im Kofferraum umringt von unseren Rucksäcken Platz. Die halbstündige Fahrt führt zunächst auf einer kleinen kurvigen Strasse das Tal des Figarella hinaus, bevor man auf die Küstenstrasse der Westküste Korsikas trifft und vorbei am Flughafen die kleine Küstenstadt Calvi erreicht. DSC08035In Calvi schlagen wir auf einer Steinbank in der Nähe des Hafens unser Lager auf. Damit wir beim Souveniers und Mitbringsel-Shoppen nicht die Rucksäcke schleppen müssen, bleibt zumindest immer einer beim Gepäck und kann Calvi´s Jugend bei Kunststücken mit Fahrrädern bewundern. Im Laufe des Vormittags geht jeder ein bis zwei Runden durch die Innenstadt und besorgt Wurst, Käse, Wein, Maronicreme und andere kulinarische Andenken.DSC08012 Ich finde in einem der Schmuckgeschäfte schönen türkisen Halsschmuck sowie ein Armband mit türkisen Elementen für meine Frau. Das Mitbringsel für Anna-Lena trage ich ja schon ein paar Tage mit mir herum. DSC08018Kurz vor der Fahrt zum Flughafen erfahre ich durch ein SMS meiner Frau, dass Österreich den Song Contest gewonnen hat, was meine Mitreisenden genausowenig glauben können wie ich. Um 12:30 sind wir wie besprochen am Taxiplatz von Calvi damit uns unsere Fahrerin von der Früh gleich zum Flughafen bringt. Das Taxi ist noch nicht hier, daher warten wir noch 10 Minuten, bevor uns es zu lange wird und wir ein beliebiges Taxi aufhalten, um zum Flughafen zu kommen. Für 20 EUR nimmt uns der Fahrer zum Flughafen mit und Sonja darf sich diesmal die Rückbank mit den anderen 3 Mädels teilen. Am Flughafen wird mein weißer Notpass, den ich 2 Tage vor der Abreise hab anfertigen lassen, problemlos akzeptiert. DSC08037Das Wetter hat sich nach 6 Tagen Sonnenschein ein wenig eingetrübt und so verlassen wir Korsika bei ein paar Regenspritzern, um nach einem Zwischenstopp in Salzburg 2,5 Stunden später in Wien bei extremem Schlechtwetter anzukommen.