Der Anfang dieser Reise beginnt wie ein Jahr zuvor am Karnischen Höhenweg. Ich sitze ab 07:30 Uhr beim McDonalds im Westbahnhof, esse mein zweites Frühstück und warte auf Heinz und Elias, die kurz darauf kommen. Elias ist nicht nur ein Jahr älter, sondern auch gefühlte 10cm größer als vor einem Jahr. Das wird sicher auch positive Einflüsse auf seine Schrittlänge haben. Wir betreten 20 Minuten vor Abfahrt den Zug und können in einem Waggon mit zahlreichen freien Plätzen einen Viererplatz besetzen, der sich gut zum Kartenspielen eignet. Der Zug fährt pünktlich um 08:30 Uhr ab und kommt mit einigen Minuten Verspätung um 11:00 Uhr in Salzburg an, wo wir nur einmal über den Bahnsteig wechseln um den Anschluss Richtung Vorarlberg zu erwischen. In Imst sollten wir auf Elisabeth und Reinhard treffen. Ein Anruf ergibt jedoch, dass die beiden zwar auch seit St. Pölten im Zug sitzen, jedoch ca. 1,5 Stunden früher unterwegs waren. Als ich mit Reinhard telefoniere, steigen sie gerade in den Bus nach Lech. Um 14:30 kommen auch wir in Langen an.
Nach vielen Tagen von Sommerhitze bis zu 38 Grad in Wien müssen wir uns erst an das dortige Wetter (15 Grad, Nebel und starker Regen) gewöhnen. Elias vertreibt sich die Wartezeit auf den Bus mit einer Zigarette, ebenfalls eine Änderung zum Vorjahr. Der Bus kommt pünktlich und bringt uns über Stuben, wo gerade die Straße erneuert wird und einige spektakuläre Galerien über den Flexenpass nach Lech zum Rüfiplatz. Es regnet zwar nicht mehr, doch wir sehen, dass unsere heutige Wanderstrecke vom Rüfikopf weg in dichte Wolken gehüllt ist. Im Sommer fährt die Rüfikopfbahn nur alle halben Stunden mit der kleineren der beiden Gondeln, doch wir haben Glück und müssen kaum warten. Einige Minuten können wir noch die wolkenlose Aussicht zurück auf Lech genießen, bevor wir auf ca. 2000 m in die Wolken eintauchen.
Oben angekommen gilt es sich zu orientieren, was im dichten Nebel gar nicht so einfach ist. Unser heutiges Ziel, die Stuttgarter Hütte, liegt zwar nur zwei Stunden entfernt, ist jedoch auf den Wegweisern nicht angeschrieben. Im Unterschied zu einem Geotrail, der hier bei Sonnenschein sicher nett zu gehen ist.
Mit der Karte in der Hand finden wir trotzdem den richtigen Weg, als es nach einer halben Stunde Gehzeit immer stärker zu regnen beginnt und wir schon früher als gewünscht unsere volle Regenmontur anziehen müssen. Am Weg bergauf zur Rauerkopf-Scharte werden wir also von innen und außen schön nass, als wir uns den Weg durch die Bächlein suchen, die den Wanderweg hinabfließen. Oben auf der Scharte (die Grenze zwischen Vorarlberg und Tirol) angekommen machen wir eine kurze Pause.
Der Regen wird schwächer und auch der Nebel gibt ein paar Meter Sicht frei – bis zur Stuttgarter Hütte reicht es jedoch nicht. Nach einer weiteren halben Stunde Gehzeit trennen uns nur noch ein paar Kühe von der Stuttgarter Hütte, die es sich am Weg breit gemacht haben. Wir umrunden diese großzügig und treffen um ca. 17:30 Uhr auf der Hütte ein, wo Elisabeth und Reinhard bereits auf uns warten.
Die Hütte wird vom Deutschen Alpenverein – Sektion Stuttgart verwaltet, daher der Name. Dementsprechend gut organisiert ist die Hütte – bei der Ankunft erhält jeder eine Karte mit einer Nummer in die Hand gedrückt, auf der das Zimmer vermerkt ist und alle Konsumationen eingetragen werden. Wir beschliessen alles auf einer Karte zu sammeln und am Schluss eine Abrechnung zu machen. Von den Zimmern haben wir es gut erwischt – Elisabeth und Reinhard haben ein Zweit-Bett-Zimmer zugeteilt bekommen und wir ein Drei-Bett-Zimmer. Die Dusche funktioniert wie jene am Karnischen Höhenweg mit Münzeinwurf (3 EUR für 3 Minuten), da Einseifen nicht mitgerechnet wird, geht es mit einer Münze sich sogar für Heinz und mich aus 🙂
Beim Abendessen setzt sich noch Gernot zu uns, der mit Elisabeth und Reinhard einen gemeinsamen Bekannten hat und auch eine Woche in den Lechtaler Alpen verbringen möchte.