21.05.2019: Minori – Amalfi – San Lazzaro (Agerola)

In der Nacht bin ich aufgewacht und habe festgestellt, dass es stark regnet und musste das Wasser aus meinen Schuhen ausleeren. Natürlich sind die Schuhe nun immer noch nass, aber es ist sonnig in der Früh und das Wetter scheint sich zu stabilisieren. Beim Frühstück gehört der komplette Frühstücksraum uns inklusive vier Plätzen auf dem Balkon mit Blick aufs Meer. Wir können uns bei Wurst, Käse, Toast, Müsli und anderen stärken. Susanne, Dusanka und Uyangaa beschließen, heute den Bus nach Amalfi zu nehmen und den Rest der Gruppe erst beim zweiten Teil unserer heutigen Wanderung zu begleiten. Der Rest trifft sich um 09:00 Uhr auf der Hinterseite unserer Unterkunft, die so in den Hang hineingebaut ist, dass wir uns so gleich wieder einige Höhenmeter sparen. Nur Franz hat vom Treffpunkt nichts mitbekommen und wir warten einige Minuten zu neunt, bevor ich mich auf die Suche mache. Susanne ruft ihn an und einige Minuten später sind wir komplett, er war bereits am Strand vom Minori und hat uns gesucht.

Fleißige Arbeiter mit schweren Zitronenkisten im Laufschritt

Nun geht es unzählige Stufen hinauf vorbei an einem Friedhof, einigen Kirchen und vielen kleinen Häuschen und Gärten mit Zitronenbäumen Richtung Ravello. Nach den ersten 150 Höhenmetern gibt es eine Abzweigung nach Amalfi. Da die Mehrheit der Wanderer aber das Opernhaus von Ravello sehen möchte, gehen wir weiter die Stufen hinauf und erreichen nach einer knappen Stunde Gehzeit das Örtchen Ravello mit dem von Oskar Niemayer gestalteten Opernhaus.

Vor der berühmten Oper von Ravello

Anschließend müssen wir ein kurzes Stück wieder zurück, bevor uns ein hübsches Keramikschild die nächste Abzweigung nach Ravello anzeigt. Die Sonne setzt sich immer mehr durch während wir auf schmalen Wegen weiter zwischen Häusern und Gärtchen wandern. Wir passieren auch das Santuario dei Santi Cosma e Damiano. Ein eindrucksvoll in einen Steilfelsen integriertes Kloster, welches wir schon beim gestrigen Abstieg immer gesehen haben.

Rückblick auf Maiori

Apropos Sehen – heute fällt uns bei jedem Rückblick das Santuario dell Avvocata ins Auge, welches hoch über der Küste thront und von dem man bei wolkenlosen Himmel wohl einen super Fernblick haben muss. Über eine lange Treppe bergab mit vielen steilen Stufen verlieren wir rasch an Höhe und nähern uns rasch der Küstenstadt Atrani, die auch als kleine Schwester von Amalfi bezeichnet wird.

Im Anmarsch auf Atrani

Das Zentrum von Atrani ist interessant gelegen – es liegt auf Meeresniveau mit Zugang zum Strand, die stark befahrene Küstenstraße führt aber ca. 10 Meter höher zwischen Meer und Ortszentrum über ein Viadukt durch Atrani. Auch die Fusswege nach Atrani und das um die Ecke liegende Amalfi sind besonders. Durch ganz enge Gäßchen, Hinterhöfe, kleine Treppchen und zahlreiche Durchgänge führt der Weg, den ich mich ohne klaren Hinweis vom GPS nicht trauen würde zu gehen. So gehen wir ca. 15 Minuten zwischen den Häuschen, bevor uns plötzlich der Weg mit unmittelbaren Blick auf den Strand von Amalfi ausspuckt. Von hier aus kann ich auch Susannes markantes Rot/Schwarzes Gewand erkennen und wenige Minuten später treffen wir uns alle am Strand. Hier machen wir längere Pause, die manche zur Erkundung der Stadt und andere zur Erholung und Abkühlung im Meer nutzen.

Unsere busfahrenden Badenixen am Strand von Amalfi

Ich wage auch ein paar Schritte durch Amalfi, aber die zahlreichen Busse haben so viele Touristen hierher gespült, dass man in den engen Gassen kaum sein eigenes Tempo gehen kann. Ich kann natürlich verstehen, dass ein liebreizendes Städtchen am Meer mit langer Geschichte so viele Menschen anzieht, bin aber trotzdem froh, dass wir auf unserer Wanderung bislang nicht vielen anderen Wanderern begegnet sind.

Der Dom von Amalfi

Bei mittlerweile strahlendem Sonnenschein und entsprechend warmen Temperaturen verlassen wir Amalfi wieder durch enge Gassen und Hinterhöfe, wie wir gekommen sind und setzen unseren Weg ca. 100 Höhenmeter oberhalb der Küstenstrasse auf angenehm zu gehenden, asphaltierten und gut markierten Wegen fort.

Auf einer Terrasse am Weg nach San Lazzaro

Plötzlich ist der weitere Weg durch zwei gekreuzte Holzstangen gesperrt. Ich klettere drüber und gehe einige Schritte weiter, doch es wird der Weg wird immer verwachsener. Obwohl klar ist, wo wir hinmüssen, möchte ich die Gruppe keinem unnötigen Risiko aussetzen und wir kehren um und wir machen ein Abzweigung über einige Stufen und die nächste Straße die wir erreichen. Beim Umkehren hat Hannes Glück, als er verkehrt über einige Stufen ins Stolpern kommt, jedoch von Herta soweit aufgefangen wird, dass der Kopf keinen Bodenkontakt hat. Unbeschadet setzen wir unseren Weg entlang der Küste fort und gewinnen langsam an Höhe.

Eines von vielen schönen Fotomotiven am Weg

Bei ca. 300 Höhenmetern zweigt unsere Weg von der Küste weg nach Norden ab und es geht die restlichen 300 Höhenmeter wieder über Stufen bergauf Richtung der Hochebene Agerola. Als einige Mitwanderer gerade ansetzen über die vielen Stufen zu jammern kommen uns zwei Männer entgegen von denen einer blind ist und mit Hilfe des anderen die unzähligen Stufen dieser Strecke meistert. Auch ein als Packtier genutzter Esel mit seinem Besitzer taucht plötzlich von einem Querweg kommend auf und bietet Abwechslung beim Kampf gegen die vielen Stufen und die mittlerweile stark wärmende Sonne.

Ein Esel am Weg nach unten

Schlussendlich ist es geschafft und wir erreichen die Ortschaft San Lazzaro, wo wir uns wieder auf zwei Quartiere aufteilen. Drei Pärchen übernachten im Jerula B&B während die anderen 7 im Quartier Incanto dei Monti Ihren Platz finden. Kaum checken wir dort ein, verrät uns der Besitzer schon einen guten Tipp für das Abendessen. Im nebenanliegenden Agriturismo gibt es zwar keine Speisekarte, doch was wir dort serviert bekommen, wird wohl das kulinarische Highlight dieser Reise werden. Zuerst geht es los mit Antipasti, darunter Riesenkugeln von Mozzarella, gebackene Auberginen, frischer Ricotta, Scheiben von Speck und Hartwürsten und pikante, „gebackene Mäuse“ sowie einige andere Leckereien.

Als bereits alle satt sind, werden wir betreffend der Pasta gefragt, wo uns drei Varianten (mit Walnuss-Ruccola, Tomaten-Speck und Carbonara) angeboten und kredenzt werden. Als wir die Teller in Gemeinschaftsarbeit leergeputzt haben kommen noch drei Schüsseln mit den „Resten“ aus der Küche, die wir auch noch aufessen sollten. Und zum Schluss werden noch verschiedene selbstgemachte Kuchen gereicht, die natürlich auch gekostet werden müssen. Als wir dann pro Person für dieses Gerichte inkl. Wein, Wasser und einer Runde Verdauungsschnäpse nur 20 EUR bezahlen ist klar, dass dieses Abendessen bei dieser Reise wohl nicht mehr getoppt werden kann.

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