Der Wecker läutet um 05:30 Uhr noch eine Stunde früher als zu Hause, denn um 06:22 Uhr fährt unser Zug nach Corte ab. Das Best Western Hotel verlassen wir noch in der Morgendämmerung und betreten pünktlich eine der neuen Garnituren der korsischen Eisenbahn mit großen Panoramafenstern. Zuerst fährt der Zug eine Zeitlang der Küste entlang, bevor er sich bergauf ins Landesinnere quält. Einige spektakuläre Ausblicke auf Schluchten, Brücken und die korsischen Berge steigern die Vorfreude auf die nächsten Tage. Auf den Bergen liegt mehr Schnee, als ich erwartet habe und das Wetter zeigt sich eher von seiner unfreundlichen Seite. Der Himmel ist überwiegend bedeckt und immer wieder spritzen einige Tropfen an die Fensterscheiben des Zuges. In Corte angekommen halten wir Ausschau nach einer Bäckerei und einem Supermarkt, und werden am Hauptplatz fündig. Da wir noch kein Frühstück hatten, testen wir ausgiebig die korsischen Mehlspeisen. Frisch gestärkt beginnt 10 Minuten später unser Wanderung „Mare a Mare“. Helga programmiert Ihren Profi-Fotoapparat und schießt noch ein Selbstauslöserfoto.
Nach der ersten Viertelstunde auf unserem Weg enlang der Tavignano-Schlucht beginnt es zu regnen und das lustige Regenausrüstung-Anzieh-Spiel beginnt. Wenig später hört es wieder auf, dann tröpfelt es wieder, danach scheint die Sonne. Uns begleitet also richtiges April-Wetter während wir langsam die Tavignano-Schlucht bergauf wandern. Je weiter wir vordringen, desto enger wird die Schlucht und umso beeindruckender die Ausblicke. Nach ca. 2,5 Stunden erreichen wir die Brücke, über die man ans andere Ufer des Tavignano wechselt. Da zu diesem Zeitpunkt die Sonne scheint, nutzen wir die Chance auf eine Pause, Susanne nimmt sogar ein Bad in einer der Gumpen. Nach ausgiebiger Pause geht es weiter, immer leicht bergauf nun auf der rechten Seite der Schlucht. Auf einem der Teilstücke, das ein wenig vom Haupttal wegführt, findet Helga frische Blutspuren, und wir mutmaßen, was hier wohl passiert ist. Das Wetter stabilisiert sich ein wenig, obwohl dunkle Wolken hinter dem nächsten Bergrücken lauern. Beim letzten Stück flacht der Weg ab und ein großer, brauner und herrenloser Hund kommt uns entgegen, und begleitet uns fast bis zur Berghütte A Sega. In der Hütte buchen wir ein Upgrade von Refuge auf Shelter. Für 11 EUR mehr bekommt man eine Unterkunft in statt unter der Hütte, Bettwäsche und 5 Minuten warme Dusche. Die Zeit bis zum Abendessen verbringen wir entweder mit schlafen oder Jolly spielen, wo wir uns aber zuerst auf einen Durchschnitt der unterschiedlichen Jolly-Regeln einigen müssen. Der etwas mürrisch wirkende aber recht freundliche Hüttenwirt hat eine Verletzung am Bein und kann daher diesmal leider nicht mit seinen Maultieren einreiten. Er serviert uns am Abend als ersten Gang eine Soup Corse mit viel Gemüse und einigen riesigen Speckstücken, bevor er als Zwischengang Nudeln mit Tomatensauce serviert. Für die Vegetarier und Mitwanderer mit besonderen Nahrungsmittelbedürfnissen (Helga) gibt es Erbsensuppe und ein fad schmeckendes Reisgericht. Unvermutet taucht plötzlich eine Würstelsuppe mit Speckstücken und eine Portion korsischer Käse auf, bevor ein Apfelmus das Abendessen abschließt. Einer Karaffe Rotwein, die im Preis inkludiert ist, folgt noch eine weitere, bevor unser erster Wandertag in unserem 6-Personen-Zimmer endet.