19.05.2012: Girolata – Galeria

Auch beim Frühstück, daß für dieses nobel wirkende Lokal sehr spartanisch ausfällt, begleiten mich die beiden Engländer. Wir schauen auf die Wettervorhersage, die den heutigen Tag Bewölkung und teilweise Regen vorhersagt und für die darauffolgenden Tage Donnerwetter. Die heutige Etappe hat ein relativ einfaches Profil, es gut zunächst 800m von Meeresniveau bergauf und anschließend wieder auf Meeresniveau hinunter. Die Bergaufstrecke ist nicht allzu steil und es geht gut voran. Durch den Regen in der Nacht ist es zwar etwas kühler, aber durch die hohe Luftfeuchtigkeit bin ich schon nach wenigen Metern patschnass geschwitzt. Am Weg bergauf höre ich einmal ein unheimliches Grunzen aus dem Walde, welches mich veranlaßt noch ein wenig schneller zu gehen und auf 450m Höhe mache ich meine erste Pause auf einem Art Plateau. Während der Pause beginnt es zu regnen, sodaß ich meinen Rucksack wieder wasserfest einpacke. Nach der Pause folge ich kurz dem Wegweiser nach Galeria, komme aber schon nach wenigen Metern bergab drauf, daß dies nicht der korrekte Weg sein kann. Also wieder retour bergauf immer einem Bergkamm entlang und meinen heutigen Startpunkt Girolata immer kleiner werdend im Blickfeld. Nach weiteren 350m bergauf neben einem kleinen Fernseh- oder Telefonmast am Höhepunkt meiner heutigen Wanderung mache ich meine Mittagspause mit herrlichen Ausblick auf Mare e Monti. Während meiner Pause kommt ein älteres deutsches Pärchen vorbei, die eine Eintageswanderung nach Girolata unternehmen. Vor dem Bergabweg habe ich noch ein wenig Respekt, da er in der Karte sehr steil eingezeichnet ist, er stellt sich aber als nicht so schlimmer heraus. Es gibt viele längere Serpentinen wobei der Weg an vielen Stellen von Blumen und Büschen so zugewachsen ist, daß ich mir mit den Stöcken den Weg richtiggehend freiräumen muss. Beim bergab gehen begegnen mir relativ viele Leute darunter 2 Deutsche, die es bis 13:00 erst gut 200m von Galeria bergauf geschafft haben und es trotzdem nach Girolata schaffen möchten. Dummerweise habe ich heute in der Früh vergessen, die Wasserflasche frisch aufzufüllen und so muss ich heute den ganzen Tag mit dem vom Vortag in der Flasche verbliebenen halben Liter auskommen. Nachdem diese Menge bei dem schwülen Wetter knapp für den Anstieg gereicht hat, nutze ich den ersten größeren Bach, fülle meine Flasche neu an und wage nach einem kurzen Geruchstest ein paar Schlucke zu trinken, da ich schon sehr ausgetrocknet bin. Nun geht der Weg nur mehr flach bergab dem Bach entlang und ich folge gedankenverloren den Weg ohne auf die Markierung zu achten. Irgendwann fällt mir auf, daß keine Markierungen mehr hier sind. Da die Richtung stimmt, gehe ich trotzdem geradeaus weiter, der Weg mündet in einer Straße und die Straße führt nach Galeria. Ich erreiche mein Tagesziel nach insgesamt 3,5 Stunden Gehzeit, allerdings auf die andere Seite des Ortes, sodaß ich den ganzen Ort zurück zur Gite marschieren muss. Trotzdem spreche ich nocheinmal die Empfehlung aus, immer auf die Markierung zu achten und spätestens, wenn man für 50m keine Markierung gesehen hat, umzudrehen und den richtigen Weg zu suchen. Die Gite liegt etwas außerhalb inmitten eines großen, recht schönen Gartens. Die Inhaberin ist eine junge Französin, die sehr gut aufgelegt und sehr freundlich ist. Die Reservierung ist bekannt und so kann ich rasch mein Zimmer beziehen, um dann „in Zivil“ in den Ort zu gehen.  Die zwei kleinen Supermärkte öffnen erst um 16:00 Uhr, sodaß ich zuvor in einer kleinen Bäckerei einen Schokoladentorte verzehre und anschließend in einem Lokal ein kleines Bier trinke. Im Supermarkt Utile von Galeria halte ich Ausschau nach Mitbringsel, nach typischen Lebensmittel aus Korsika. Ich entscheide mich für ein Pietra Maronenbier, ein Säckchen mit korsischen Keksen und einer Maronicreme. Zurück in der Gite fällt mir beim Einräumen des Einkaufs in meinem Rucksack das Glas mit der Maronicreme herunter und zerbricht. Ich bin sehr ärgerlich über meine Unachtsamkeit und auch ein wenig traurig. Das Abendessen nehme ich diesmal nicht alleine ein, insgesamt sind 16 Personen da. An meinem Tisch sitzt eine Gruppe von 5 Franzosen, die kein Wort Englisch sprechen und wenn dann nur, um sich über mich lustig zu machen. Das Essen selbst besteht erstmals aus einem grünen Salat als Vorspeise, einer leckeren Auberginen-Lasagne und als Nachspeise eine Apfeltorte. Begleitet wird das Ganze von den beiden fröhlich singenden Köchinnen, die bei Ihrer Arbeit offensichtlich Spaß haben. In der Nacht werde ich durch das Schnarchen eines Zimmergenossens um 02:00 Uhr geweckt und schaffe es erst eine Stunde wieder einzuschlafen. Gott sei Dank war dies das einzige Erlebnis dieser Art auf meiner Tour.

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