17.08.2015: Leutkirchner Hütte – Kaiserjochhaus – Ansbacher Hütte

Nach einer angenehmen Nacht bringt der Blick aus dem Fenster wieder die Gewissheit, dass wir uns wohl auch heute  Panoramablicke abschminken können. Die Wolken liegen weiterhin schwer auf den Bergen und eine hohe Feuchtigkeit liegt in der Luft. Während es in unserem Zimmer wohlig warm war (Bohnenheizung ?), dürfte es in Elisabeth und Reinhards Zimmer gezogen haben und kalt gewesen sein, weswegen die Stimmung in der Früh noch ein wenig frostig ist. Das Frühstück mit warmen Tee und die ersten 150m bergauf bringen alle jedoch wieder auf Betriebstemperatur.

Vegatation auf 2200m
Vegatation auf 2200m

Nach dem Anstieg geht der Weg lange Zeit ohne große Niveauunterschiede an einer Bergflanke entlang. Beim Gehen scheuchen wir eine Herde von ca. 20 Gämsen auf, darunter auch einige noch recht junge, die es sich in der Nähe des Weges gemütlich gemacht hatte. Überhaupt ist der Weg mehr von Gämsenhufen ausgetreten als von Wanderschuhen. Apropos Wanderschuh – trotz bisher 2 Tagen nassen Wiesen, Wegen und Wasser von oben hält mein neuer Goretex-Surround-Schuh von La Sportiva noch trocken.

Die Gruppe vor dem Kaiserjoch
Die Gruppe vor dem Kaiserjoch

Nach der Überquerung des Kaiserjoches wird die Sicht noch schlechter, und wir hören in der Ferne ein Schaf, welches unentwegt „määäht“. Wenig später entdecken wir ein kleines, schwarzes Babyschaf (max. 2-3 Tage) und seine Mama, welche für den Lärm verantwortlich ist.

Schwarzes Schaf mit kleinem Baby
Schwarzes Schaf mit kleinem Baby

Nach einem kurzen Gipfel der noch zu überwinden ist, entdecken wir zwanzig Meter bevor wir dagegen stoßen das Kaiserjochhaus. Bei dem nassen Wetter ist eine trockene und warme Stube natürlich sehr willkommen und so stärken wir uns zwischen 10:00 und 11:00 Uhr für den noch folgenden längeren Nachmittag zur Ansbacher Hütte.

Mittagspause im Kaiserjochhaus
Mittagspause im Kaiserjochhaus

Als wir die Hütte verlassen, hat sich der Nebel ein wenig gehoben und wir sehen sogar bis ins Inntal hinunter. Weiter geht der Lechtaler Höhenweg zwischen Grießkopf und Malatschkopf hindurch.

Der Malatschkopf
Der Malatschkopf

Anschließend müssen wir einige versichterte Stellen überwinden, die wohl mit der Grund sind, warum dieser Weg schwarz gekennzeichnet ist. Nach ca. einer Stunde erreichen wir die Kridlonscharte, bei der uns von der anderen Seite gerade eine Familie mit zwei Kindern entgegengeklettert kommt. Hier könnte man bei guter Sicht den Hintersee sehen, den wir nur schemenhaft erahnen können.

Kridlonscharte mit Hintersee im Nebel
Kridlonscharte mit Hintersee im Nebel

Unspektakulär geht es auf der hinteren Flanke der Aperriesspitze eben dahin, bevor wir nach einer Weggabelung die nächsten 100m fast Diretissima bergauf gehen. Dann erreichen wir das Hinterseejoch, was wir zu einer längeren Rast mit Müsliriegel, Nüssen und Hauswürstel nutzen. Heute stehen die Wolken relativ beständig auf ca. 2.300m, sodass die Sicht ganz gut ist, solange wir unter dieser Höhe bleiben. Beim Abstieg Richtung Vordersee können wir sogar schon unser heutiges Tagesziel, die Ansbacher Hütte erkennen. Während fast alle über die gute Sicht erfreut sind, wirkt Elias ein wenig frustriert darüber, dass die Hütte noch so weit in der Ferne liegt. Den Zeichnungen am Ufer nach zu schließen hat der Vordersee dank der Hitzewelle der letzten Wochen nur einen Bruchteil seines üblichen Ausmasses. Wir passieren ihn und nähern uns dem Theodor-Haas-Weg, dem Schlüsselteil der heutigen Etappe. Hierbei werden die Felswände der Vorderseespitze gequert. Vor allem bei den zahlreich tief eingeschnittenen Bachläufen sind jedes Mal recht anspruchsvolle Passagen zu meistern, die zum Glück gut versichert sind.

Am Theodor-Haas-Weg
Am Theodor-Haas-Weg

Hierbei stellt sich heraus, dass Elisabeth und Heinz wahre „Bergziegen“ sind, die spielerisch von Stein zu Stein hüpfen während das Lächeln in ihren Gesichtern immer größer wird. Elias tut sich ein wenig schwerer, wird aber toll von seinem Papa Heinz unterstützt, sodass wir alle gut beim Alperschonjoch ankommen, von wo es noch eine Stunde zum Ziel ist.

Das Alperschonjoch
Das Alperschonjoch

Die direkte Variante über die Samspitze lassen wir aufgrund mangelnder Sicht aus und so umrunden wir diesen Berg über das Flarschjoch (Vorsicht bei Schüttelreimen !). Elias ist schon etwas müde und die Tatsache, dass am Weg zum Flarschjoch zuerst drei „optische Gipfel“ erreicht werden, bevor man tatsächlich oben ist, erleichtert die Motivation auch nicht. Aber dann geht es nur noch bergab und wir erreichen um 16:00 Uhr die Hütte.

Die Ansbacher Hütte
Die Ansbacher Hütte

Diese ist gut besucht und wir bekommen ein 5-Bett-Zimmer zugewiesen. Es wird Halbpension mit einem Kotelett als Hauptgericht und einem Frühstücksbuffet angeboten, eine Option die die meisten von uns gerne annehmen. Wir treffen auch auf Gernot, der heute früh vom Kaiserjochhaus aufgebrochen ist, für den weiteren Weg zur nächsten Hütte jedoch nicht genügend Motivation hatte. Gute Motivation braucht man auch für die Dusche, da hier durchgehend eine Schlange von bis zu 5 Personen darauf wartet, die Anstrengungen des Tages abwaschen zu können. Elias wartet so lange auf eine gute Gelegenheit, dass er schlussendlich die Duschmünze auf die nächsten Tagesetappen mitnimmt. Knapp vor Einbruch der Dunkelheit trifft noch eine 12-Personengruppe mit Bergführer aus Oberstdorf ein. Dieser hat seine Gruppe seit 07:30 Uhr in der Früh von der letzten Hütte bis hierher „geschleppt“, dafür ist er wahrhaft nicht zu beneiden. Die späten Gäste haben jedoch den Vorteil, dass sie den Gesang versäumen, den eine deutsche Gruppe während und nach dem Abendessen anstimmt und dabei auch von einer Ziehharmonika begleitet wird. Kommentar des Hüttenwirtes dazu: „Da seht Ihr, was wir immer aushalten müssen“ 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.