20.08.2015: Württemberg Haus – Steinseehütte – Hanauer Hütte

Wie üblich stehen wir um ca. 06:30 Uhr auf und sitzen ca. um 07:00 Uhr beim Frühstück. Im Unterschied zu gestern überwiegen in dieser Hütte die Langschläfer, sodass manche Gäste in unserem Lager sogar noch schlafen, als wir mit dem einfachen Frühstück fertig sind. Wie erwartet ist meine Wäsche nach wie vor klatschnass. So ziehe ich bei gleichmäßig schlechtem Wetter die Regenhose direkt auf nackter Haut an, was gar nicht so unangenehm ist, wie ich dachte. Elisabeth und Reinhard haben beschlossen, dass Sie morgen vormittag ins Tal absteigen werden, damit sie am Samstag und Sonntag zu Hause noch einige Dinge erledigen können, Gernot wird uns heute auch noch begleiten und ebenfalls absteigen – er plant noch die Besteigung anderer Berge am Samstag und Sonntag. Die ersten Meter nach der Hütte starten traditionell bergauf, was bei den kühlen Temparaturen auch ganz praktisch ist, da man rasch Betriebstemperatur erreicht.

Die erste Scharte des Tages ist überwunden
Die erste Scharte des Tages ist überwunden

Nach einer halben Stunde leichten bergauf gehen im Nebel treffen wir auf dem Gebäudjoch auf die Gruppe älterer Wanderer, die uns schon seit einigen Tagen auf den Hütten immer wieder begegnet. Einer von Ihnen hat auf dem letzten Stück massive Probleme aufgrund der Bodenbeschaffenheit und Ausgesetzheit dieses Stücks. Während diese Passage für uns mit wenigen raschen Schritten überwunden ist, quält er sich unter Unterstützung seines Freundes ganz langsam Schritt für Schritt aufwärts – wie es scheint nicht aus Kraftmangel sondern unter Überwindung großer Angst. Es ist eine gute Entscheidung dieser Gruppe die Etappe bis zur Steinseehütte mittels Abstieg ins Tal und Wiederaufstieg zu überwinden.

Gespenstische Felslandschaft
Gespenstische Felslandschaft

Denn ca. 1 Gehstunde nach dieser Scharte treffen wir auf das Rosskopfschartl, wo sich vor uns ein Gebirgskamm aufbaut, bei dem es kaum vorstellbar ist, dass man diesen ohne Kletterausrüstung überwinden kann.

Dass Rosskopfschartl von unten
Dass Rosskopfschartl von unten

Eine Ration Müsliriegel und Trockenfrüchte später nehmen wir diese Schlüsselstelle in Angriff, und schrauben uns in engen Serpentinen hoch- Elias wird mit jeden Tag fitter und hat die Führung übernommen, erst knapp vor Beginn der Versicherungen kann ich ihn einholen. Die Stöcke packen wir alle ein, bevor wir uns an einem 30m langen Seil mit Verdickungen im 70cm Abstand Schritt für Schritt über ein steiles Schotterfeld hochziehen. Eine Gämse stolziert ca. 50m über uns ohne Sicherung über die Felsen und betrachtet, wie wir uns langsam aber stetig eine versicherte Stelle nach der anderen nach oben arbeiten, und schließlich das Rosskopfschartl erreichen.

Das Rosskopfschartl von oben
Das Rosskopfschartl von oben

Der Nebel hat sich im Laufe des Vormittags gehoben und wir haben sogar trockenes Wetter mit passabler Aussicht. So können wir den weiteren Weg gut erkennen, der quer über eine Bergflanke zur nächsten (harmlosen) Scharte führt, bevor es abwärts zur Steinseehütte geht. Eigentlich wäre diese Hütte auch unser heutiges Etappenziel. Da wir diese ca. um 12:30 Uhr erreichen werden, und das nächste Ziel, die Hanauer Hütte, nur ca. 2,5 Stunden Gehzeit entfernt ist, überlege ich, gleich heute zur Hanauer Hütte weiterzugehen. Am Abstieg zur Steinseehütte begegnen wir einer kleine Herde von freilaufenden Haflinger-Pferden, was vor allem bei unseren Tierfreunden Elisabeth, Reinhard und Gernot große Freude auslöst.

Gernot und sein Wegbegleiter
Gernot und sein Wegbegleiter

Die Steinseehütte ist schon gut zu sehen und wir erreichen diese tatsächlich knapp nach Mittag. Nach kurzer Abstimmung in der Gruppe und Rückfrage bei der Hanauer Hütte beschließen wir noch heute weiterzugehen und stärken uns dazu noch ausgiebig. Die Steinseehütte ist übrigens die erste Hütte auf unserem Weg, die vom Österreichischen Alpenverein geführt wird und ist der Ausgangspunkt zu vielen Klettertouren, was für gut 80% der Auslastung sorgt. Leider verfällt unsere Anzahlung von EUR 10,– / Person für die Übernachtung, diese kann auch nicht auf unser Mittagessen angerechnet werden. Aber egal, es wäre ja verrückt an dem Tag mit dem bisher stabilsten Wetter die kürzeste Wanderung zu unternehmen. So geht es weiter zur nächsten Hütte und uns bleibt bei der Routenwahl die Möglichkeit die Driemelspitze entweder östlich oder westlich zu umrunden und die gleichnamige Scharte zu queren. Wir entscheiden uns für die westliche Variante, die 30 Minuten kürzer sein soll. Dabei lassen wir den Steinsee links liegen und steigen steil bergauf, das letzte Stück wie inzwischen gewohnt über zahlreiche versicherte Stellen.

Vordere Dremelscharte mit Steinsee im Hintergrund
Vordere Dremelscharte mit Steinsee im Hintergrund

Als wir die Vordere Dremelscharte erreichen, erhalten wir schon Blick auf die Hanauerhütte, welche mit eindrucksvoller Größe über dem Tal Richtung Boden thront.

Knapp vor der Hanauer Hütte
Knapp vor der Hanauer Hütte

Der Abstieg dauert zwar noch knapp länger als eine Stunde jedoch hat sich die Verlängerung der heutigen Etappe auf jeden Fall gelohnt. Die Hütte ist sehr komfortabel, wird sie doch per Materialseilbahn beliefert und bietet sogar zwei warme Duschen und für uns ein Matratzenlager mit insgesamt 11 Plätzen.

Die geräumige Hanauerhütte
Die geräumige Hanauerhütte

Bei unserem letzten Abendessen in großer Runde bestellen wir uns neben dem normalen Abendessen noch mehrere Kaiserschmarren, um die zusätzlich verbrauchten Kalorien gleich wieder nachzutanken. Nach einem Jolly-Spiel in großer Runde verabschieden wir uns schon heute von Elisabeth, Reinhard und Gernot, die morgen bereits um 06:30 ohne voriges Frühstück das Haus verlassen wollen.

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