08.05.2016: Paramonas – Ano Garouna – Agios Gordios

Wie besprochen richten wir auf der herrlichen Terrasse das Frühstück für alle her. Die vier Mädels von der oberen Herberge stoßen pünktlich um 08:00 Uhr dazu. Dusanka hat diesmal besser geschlafen, jedoch verkündet uns Günter, dass er leider nicht mehr weitergehen kann. Das Tragen des Rucksackes belastet ihn zu sehr und er kann aufgrund der Schulterschmerzen kaum schlafen. Außerdem plagt ihn ein immer wieder auftretendes Schwindelgefühl. Ich schlage ihm vor, dass wir sein Gepäck zur nächsten Unterkunft transportieren können und er es ohne Gepäck probieren kann. Nach kurzer Überlegung beschließt Günter, dass er es ja probieren kann. Mein Versuch, ein Taxi zu rufen, schlägt leider fehl („zur Zeit kein Fahrer bereit, versuchen sie es in einer halben Stunde wieder“), also versuchen wir den netten Tavernenwirt von gestern zu einem Botendienst nach Agios Gordios zum Hotel Pink Palace zu überreden, was auch gelingt. Natürlich geben noch ein paar andere rückenmüde Wanderer Teile ihres Gepäckes ab, damit sich die Fahrtspesen auszahlen :-). Nun können wir zum Glück vollzählig ca. um 09:30 Uhr unsere heutige Tagesetappe antreten. Zuerst geht es ein Stück einer Asphaltstraße entlang, bevor wir auf den ersten richtigen Wanderweg des Corfu Trails stoßen.

Das erste Stückchen Wanderweg
Das erste Stückchen Wanderweg

Auf diesem geht es zwischen Terrassen von Olivenbäumen knackig bergauf, bis wir auf den Beginn einer Schotterstraße stoßen. Dort treffen die ersten von uns auf eine Gruppe deutschsprachiger Wanderer, die auch auf dem Corfu Trail in die gleiche Richtung wie wir unterwegs sind. Die Stelle eignet sich auch gut für eine Pause und ein paar schöne Bilder mit Meereshintergrund.

Heinz und Rene nach dem ersten Anstieg
Heinz und Rene nach dem ersten Anstieg

Anschließend geht es weiter über einen Sattel, bevor es wieder hinab zur Ortschaft Ano Pavliana geht. Dort wird Dusanka von einer älteren Griechen begrüßt und abgebusserlt, als ob sie sich nach 20 Jahren wieder einmal getroffen hätten, dabei kennen sich die beiden gar nicht. Aber mit Dusankas Griechisch-Kenntnissen und ihrer offenen Art lernen wir die griechische Bevölkerung gut kennen. In dem kleinen Dorf gibt es auch ein Kaffeehaus und so kommen wir um eine „kurze“ Vormittagspause mit Kaffee, und dem Testen von griechischen Süßspeisen nicht herum. Kurz nachdem wir das Dorf verlassen haben, sieht unser Weg aus wie im Urwald.

Im Urwald von Korfu
Im Urwald von Korfu

Korfu ist um diese Jahreszeit so wunderbar grün und dicht bewachsen. Direkt am Wegesrand wachsen Orchideen, für die man bei uns im Blumenladen viel Geld zahlen würde. Waltraud bekommt von einem alten Griechen am Wegesrand ein paar Zitronen frisch vom Baum geschenkt, weil sie den Baum so fasziniert angesehen hat.

Zitronen frisch vom Baum
Zitronen frisch vom Baum

Unser Weg führt uns abwechslungsreich durch die kleinen Dörfer Kato Pavliana und Vouniatades sowie durch Wälder, nur kurz vor dem Erreichen des Dorfes Strongili (unsere Mittagsrast) ca. eine halbe Stunde durch eine staubige Ebene in der prallen Sonne. Hier macht Herta bei einer Pinkelpause Bekanntschaft mit einer Schlange, die direkt neben ihr die Flucht ins Dickicht beginnt. Man kann nicht genau sagen, wer sich mehr erschreckt hat ;-). Auch ein Hirte mit seiner Ziegenherde begegnet uns in dieser Ebene.

Hirte mit seiner Herde
Hirte mit seiner Herde

In Strongili liegen direkt am Corfu Trail zwei Tavernen, die zur Mittagsrast einladen. Dusanka übernimmt die Kommunikation, doch der Wirt bringt einfach das, was er loswerden möchte und so entstehen unter den hungrigen Wanderern kleinere Konflikte um die servierten Mahlzeiten. Highlights dieser Taverne sind das Anstoßen auf den Geburtstag des Wirtes (im Oktober!) und die Lieferung von 4 Riesenportionen Eis anstelle eines Eises mit 4 Löffeln.

In der Taverne von Strongili
In der Taverne von Strongili

Gut angegessen und finanziell erleichtert geht es weiter von Strongili wieder bergauf. Als sich unser Weg ein wenig verläuft, sind erstmals meine Orientierungskenntnisse (und die meines GPS) gefragt. Beim Suchen des korrekten Anschlusses zu unserem Corfu Trail schrecke auch ich eine Schlange im hohen Dickicht auf, die sich mit einer Mordsgeschwindigkeit von mir davonschlängelt. Den Weg habe ich trotzdem gefunden und so geht es bei noch immer heißem Wetter vorbei an einer Kirche und einem verfallenen Haus bergauf zum Dorf Komianata.

Der "Hintereingang" nach Komianata
Der „Hintereingang“ nach Komianata

Auf dem entzückenden Hauptplatz möchte Günter eine Griechin mit geschätzten 120 kg, die vermutlich noch nie mehr als 10 Minuten gegangen ist, fragen, wie weit der Weg zu unserem Ziel noch sei.

Dusanka erkundigt sich nach dem Weg
Dusanka erkundigt sich nach dem Weg

Wir passieren die Dörfer Dafnata und Stavros und erreichen einen tollen Aussichtspunkt, von dem aus die Stadt Korfu und der Berg Pantokrator zu sehen sind. Zum Glück ist auch eine britische Touristin dort, die Fotos von uns anfertigen kann.

Ein komplettes Gruppenfoto
Ein komplettes Gruppenfoto

Nach einiger Zeit ist ein Abzweiger nach rechts besser markiert als alles, was wir bisher am Korfu Trail gesehen haben, obwohl der Weg eindeutig nicht zu unserem Ziel Ano Garouna führt. Wir lassen die Abzweigung liegen und setzen den Weg fort. Nach 10 Minuten sammeln wir uns bei der nächsten Weggabelung und müssen feststellen, dass Heinz und Herta nicht nachkommen. Da läutet schon das Telefon von Günter und ich gehe den Weg zurück, bis ich die beiden treffe, als sie den Weg mit der falschen Markierung gerade retour kommen. In größeren Gruppen kann es also tatsächlich passieren, dass jemand den Anschluss verliert und es erst mit Zeitverzögerung auffällt. Der restliche Weg des Tages führt auf schmalem Pfad durch einen schönen Wald mit interessanten Steinformationen, bevor wir das Bergdorf Ano Garouna erreichen.

Merkwürdige Steinformationen vor Ano Garouna
Merkwürdige Steinformationen vor Ano Garouna

Dort rufe ich, wie vereinbart, Magdalena vom Pink Palace Hotel an. Ursprünglich wollte ich in Magdalenas Apartments übernachten, wurde jedoch aufgrund von Renovierungsarbeiten ins Pink Palace Hotel umquartiert, welches doch relativ weit abseits des Corfu Trails liegt. Doch es gab das Angebot, dass wir vom Corfu Trail abgeholt werden. Während ein Teil der Gruppe versucht, eine geschlossene Taverne zum Leben zu erwecken, warten Susanne, Sonja, Herta und ich auf Magdalena. Nach langer Wartezeit und einigen Telefonaten holt sie uns mit ihrem Auto ab, und bringt die ersten 4 Wanderer zum Pink Palace Hotel. Für die restlichen 8 fährt sie bzw. ihr Lebensgefährte noch einmal. Das Pink Palace ist bei booking.com nicht sonderlich gut bewertet und es ist auch klar warum. Eine lieblose Appartementburg mit über 150 Zimmern, welches für junges, englisches und anspruchsloses Publikum gebaut wurde. Der Name Pink Palace ist Programm und somit ist alles in grässlich-schrillem Pink angemalt, was der Anlage somit das Prädikat „Muss man gesehen haben“ bringt.

Verdientes Korfu-Bier auf der Terrasse vom Pink Palace
Verdientes Korfu-Bier auf der Terrasse vom Pink Palace

Das Abendessen ist mit einer gut schmeckenden Gemüsesuppe und appetitlich angerichteten Spaghetti Bolognese mit viel Gemüse jedoch über unseren Erwartungen und rundet einen anstrengenden, aber schönen Tag ab.

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