11.07.2016: Alftavatn – Emstrur – Thorsmörk (Volcano Huts)

Nach einer erstaunlich ruhigen Nacht wache ich auf, als die Hälfte unserer Hüttenmitbewohner bereits zusammengepackt hat. Wir müssen heute reservierungsbedingt bis nach Thorsmörk kommen und werden daher ein Stückchen mit dem Hochland-Bus von Reykjavic Excursions fahren, der um 14:00 Uhr von Alftavatn Richtung Emstrur fährt. Also liegen wir noch ein wenig im Bett und beobachten die Wanderer beim Aufbrechen. Als Frühstück bereiten wir uns einen Couscous mit gerösteten Mandeln, getrockneten Marillen, Zimt und Zucker zu. Diese Mahlzeit findet bei allen Mitreisenden großen Anklang.

Vormittag beim Alftavatn
Vormittag beim Alftavatn

Da wir am Vormittag kein Programm haben, bleibt Zeit, zu duschen oder die wunderbare Stille am Ufer des Alftavatn zu genießen. Auch kommt es zu kleinen Diskussionen innerhalb der Gruppe, da die Schlafdefizite und der „Kampf“ um die knappen Erdgeschossplätze offensichtlich ein wenig an den Nerven knabbern. Durch das Warten auf den Bus gibt es zu Mittag eine ungewohnt üppige Jause und wir freuen uns alle sehr, als wir den Bus am Ufer des Alftavatn auftauchen sehen. Der erste Bus ist jedoch ein privater Besuch einer Gruppe deutscher Pensionisten, die sich wundern, dass es Leute gibt, die hier übernachten.

Aufbruch
Aufbruch

Erst der zweite Bus ist jener von re.is und wir erfahren, dass diese Route erst seit wenigen Tagen wieder befahren wird. Es gibt eine Furt zwischen Alftavatn und Emstrur, die sehr schwierig ist, über die sich der Busfahrer einige Sorgen macht. Pünktlich um 14:00 Uhr startet der Bus mit uns vier als einzige Gäste auf seine abenteuerliche Weiterfahrt mit insgesamt fünf Furten. Nach Überwindung der ersten beiden Furten machen wir kurz Halt bei der Hütte Hvanngil, bevor es weitergeht. Bei der nächsten Furt über die Kaldaklofskvisl sind die Wanderer bevorzugt, denn für Sie gibt es eine Brücke. Unser Busfahrer hingegen schnappt sich seine hüfthohen Gummistiefel und einen Stock, testet die Tiefe des Flusses und verschiebt ein paar Steine. 

Ein Jeep in der Kaldaklofskvisl
Ein Jeep in der Kaldaklofskvisl

Ein Jeep, der uns überholt, und ebenfalls furtet, gibt unseren Busfahrer ein paar Tipps. Wir holen uns das Gepäck aus den nicht wasserfesten Gepäcksfächern in den Passagierraum und überlegen schon, ob wir nicht die Brücke nutzen wollen. Doch wir bleiben solidarisch im Bus als sich der Fahrer ein Herz fasst und mit dem relativ langen Bus die steile Böschung hinunterfährt. Langsam aber stetig kämpfen wir uns durch den Fluss nur knapp vor dem Rausfahren kommt der Bus ins Stocken. Mit einmal Vor- und Zurückfahren kommen wir jedoch frei und der Bus kann die Böschung auf der anderen Seite hochfahren. Busfahren in Island ist definitiv kein einfacher Job !

In der Vulkanwüste
In der Vulkanwüste

Nach zwei weiteren Furten lässt uns der Busfahrer am Fusse des markanten Berges Hattafell aussteigen. Ungefähr eine Stunde ist es von hier zur Hütte Emstrur und erst dann beginnt eigentlich unsere heutige Tagesetappe. Wir umrunden Hattafell und ich erwarte den Blick auf die Hütte hinter jedem Hügel, aber es zieht sich doch ein wenig, bis wir um 16:30 Uhr die Hütte erreichen.

Vor dem markanten Berg Hattafell
Vor dem markanten Berg Hattafell

Wir gönnen uns nicht mehr als eine kleine WC- und Trinkpause, bevor wir diese Oase in der schwarzen Vulkanlandschaft verlassen.

Campingplatz in der Oase von Botnar
Campingplatz in der Oase von Botnar

Gleichzeitig mit uns machen sich noch drei israelische Brüder auf den Weg nach Thorsmörk. Nach einer halben Stunde geht der Weg steil bergab in die Schlucht des Gletscherflusses Sydri-Emstrua. Mit beeindruckender Kraft hat er sich einen tiefen Canyon in die Landschaft geschnitten in den wir hinabsteigen, ganz am Ende sogar mit einer Seilsicherung.

Vor der Schlucht des Sydri-Emstrua
Vor der Schlucht des Sydri-Emstrua

Über eine Brücke geht es auf der anderen Seite wieder steil bergauf  und wir begleiten diesen Fluss und den einmündenden Markarfljot den Rest des Tages. Die Wettervorhersage für heute nachmittag war nicht besonders gut und tatsächlich beginnt es ungefähr zur Halbzeit unserer Etappe zu regnen. Nach und nach ziehen wir uns alle unser Regengewand an. Ich kann also erstmals meine neue gelbgrüne Bergans Hardshell Jacke testen. Auf das Anziehen der Regenüberhose verzichte ich, was dazu führt, dass 15 Minuten später meine Wanderhose komplett nass ist. Die Kommunikation innerhalb der Gruppe reduziert sich durch den Regen auf ein Minimum. Nur Susanne setzt sich einmal bestimmt für eine Essenspause ein, da durch das späte Weggehen eigentlich schon lange Zeit für das Abendessen wäre.

Brücke über die Ljosa
Brücke über die Ljosa

Der Regen wird zum Glück wieder schwächer und auf dem relativ eben verlaufenden Weg kommen wir rasch voran. Während wir die enge Schlucht über den Ljosa noch mittels Brücke überwinden, wissen wir, dass wir den letzten Gletscherfluss vor Thorsmörk furten werden müssen. Einmal müssen wir noch einen Bergrücken erklimmen, bevor wir den Fluss von oben schon erkennen können. Die israelischen Jungs sind ein paar Minuten vor uns dort und glauben zuerst noch mit „von Stein zu Stein hüpfen“ davonzukommen. Schlussendlich wechseln sie aber so wie wir auf anderes Schuhwerk. Susanne und Waldtraud, die eigene Stöcke dabei haben, gehen voran und bewältigen die eiskalte Überquerung tadellos.

Die tapfere Katharina beim Furten
Die tapfere Katharina beim Furten

Dann mache ich mich mit meinen Stöcken auf den Weg, die ich anschließend wieder zu Katharina zurückwerfe, damit auch sie diese wichtige Unterstützung beim Furten hat. Schlussendlich kommen wir alle vier gut über den Fluss und nach einiger Zeit fangen die eisgekühlten Füße beim Gehen so richtig angenehm zu Prickeln an.

Wegweiser bei Thorsmörk
Wegweiser bei Thorsmörk

Wir haben noch ca. 45 Minuten Gehzeit durch den Wald von Thorsmörk, bevor wir die Volcano Huts im Husadalur um 22:30 Uhr erreichen. Trotz der späten Zeit machen wir uns noch ein Süppchen in der kleinen, aber gemütlichen Hütte und nutzen auch alle die Duschmöglichkeit in einem Art Container ein paar Meter weiter.

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