Heute stehen wir schon um 06:00 Uhr auf, da wir um 11:50 den Bus in Skogar erreichen wollen und davor noch ca. 4 Stunden Gehzeit zu überwinden haben. Nach einem Tee und den mit Marmelade beschmierten Brotresten, die wir noch gefunden haben, machen wir uns um 07:00 Uhr auf den Weg. Beim Start ist es noch kalt und etwas neblig, doch wir verlassen rasch die Untergrenze der Wolken. So bringen wir bei bewölkten Wetter aber klarer Sicht die ersten 1,5 Stunden im gemütlichen bergab auf der Jeeppiste hinter uns. Katharina und Susanne unterhalten sich gut, während ich die vereinzelten Schafe beobachte oder meine Erinnerungen von vor 11 Jahren mit den aktuellen Eindrücken vergleiche.
Bis zum Erreichen der Fussgängerbrücke über die Skogar treffen wir keine anderen Wanderer. Beim Überqueren der Brücke, die auf einer Seite das Geländer verloren hat, kommen uns die ersten anderen Frühaufsteher entgegen. Nun beginnt der spektakuläre Teil des Weges, die Skogar fällt in vielen Stufen über das isländische Vulkangestein und alle fünf Minuten ist ein anderer Wasserfall zu bewundern.
Diesen Weg kann man tatsächlich alle paar Jahre gehen, ohne dass er langweilig ist. Vor allem Katharina, bei der sich ja unter anderem aufgrund eines Bildes eines Wasserfalls auf einem Kalender die Island-Leidenschaft entwickelt hat, nimmt sich viel Zeit, einfach die Kraft des Wassers und die tollen Landschaftseindrücke zu genießen.
Mit jedem Wasserfall, den wir tiefer kommen steigt nun der Wandererverkehr und so machen wir noch eine Vormittagsrast mit Wasserfallpanorama solange wir noch halbwegs einsam sind. Nun ist allerdings keine Zeit mehr zu verlieren, da es mittlerweile 11:00 Uhr ist und der Bus mit Waltraud um 11:20 Uhr nach Skogar kommt und um 11:50 Uhr wieder fährt. Dementsprechend werde ich nervös, als ich mich nach Überwinden eines Hügels umdrehe und Susanne und Katharina minutenlang nicht auftauchen. Ein paar Schritte zurück und ich sehe, dass die beiden Modenschau gemacht haben und mit den passenden Klamotten die letzten Meter zum Skogarfoss, dem Abschluss der Wasserfallkaskaden, machen wollen.
Mein Schritt wird schneller und gerade als wir die Abbruchkante zum Skogarfoss erreichen, sehe ich von oben den Bus einfahren und Waltrauds senffarbene Jacke aus dem Bus hüpfen. Nur noch die über 300 von Bustouristen überfüllten Stufen trennen uns vom Ziel unserer 5-Tageswanderung.
Wir erreichen das Ende des Skogarfoss gleichzeitig mit Waltraud. Einige Fotos und einen WC-Gang später sitzen wir schon im Bus, der uns mit zwei Umstiegen der Ringstrasse entlang bis nach Höfn bringen soll. Erster Halt ist aber der Strand von Reynisfjara, der von unzähligen rundgeschliffenen schwarzen Vulkansteinen und von einem Dom aus sechseckigen Basaltsäulen geprägt wird. Leider befindet sich auch hier schon ein kleines Visitorcenter mit Kaffee und so wird endgültig klar, dass die Erkundung des noch sehr ursprünglichen Islands nun leider vorbei ist.
Einige Minuten später landen wir bei der Tankstelle des Ortes Vik. Der sehr nette Busfahrer gibt den Insassen gleich den Weg zum einzigen Supermarktes des Ortes bekannt und so ziehen wir in einer kleinen Karawane zum Einkaufen. Nach fünf Tagen wieder unbeschränkte Auswahl und Zugang zu frischen Bäckereien, Skyr, Keksen und frischem Obst und Gemüse. Vor der Weiterfahrt kaufe ich noch ein Hotdog im ebenfalls überfüllten Tankstellenshop. Mit ISK 350 (ca. EUR 3) auch nach 25 Jahren jener Snack, der am ehesten leistbar ist. Weiter geht es mit dem Bus über den Myrdalssandur, Kirkjubaerjarklaustur (mit kleiner WC-Pause) und dem Skeidararsandur zum Skaftafell-Nationalpark. Begleitet werden wir dabei von einer älteren Stimme eines Isländers vom Band, der sich ein wenig nach dem Sprecher der „Rocky Horror Picture Show“ anhört. Er erzählt auf Englisch Wissenswertes immer passend zur Gegend, die man gerade passiert. Am Skeidararsandur ist zum Beispiel vor einigen Jahren der größte Gletscherfluss von einem Jahr zum anderen einfach verschwunden und so fährt man zur Zeit über eine Brücke ohne Fluss. Bemerkenswert bei unserer Fahrt ist auch eine Truppe fleißiger Arbeiter, die neben der Strasse versucht, Jeepspuren im Schotter mit dem Rechen wieder einzuebnen. Angesichts der Unendlichkeit der Landschaft hier wohl eher eine Sisyphos-Arbeit !
Beim Skaftafell-Nationalpark haben wir etwas über eine Stunde Zeit, bevor unser Anschlussbus weiter geht Richtung Höfn. Das ist leider nicht genug Zeit, um die Runde zum Svartifoss zu gehen, jedoch geht sich der Weg zur Endmoräne des Skaftafellsjokull aus. Wir gehen mit schnellen Schritten dort hin und je näher wir dem Gletscher kommen, desto kälter wird die Luft, die uns entgegenbläst. Leider zeigt sich der Skaftafellsjokull zur Zeit nicht von seiner spektakulären Seite, da man aufgrund des Schmelzwassersees dem Gletscher nicht wirklich nah kommen kann. Also wieder retour zum Bus (ca. 20 Minuten Gehzeit) und obwohl die Buslinie gewechselt hat, werden wir weiter vom gleichen, sehr netten Buschauffeur durch Island kutschiert. Circa eine Fahrstunde später erreichen wir den Jökulsarlon, die Gletscherlagune, die ich von meinem letzten Island-Besuch als sehr spektakulär in Erinnerung habe.
Der Bus macht eine halbe Stunde Pause und mein Plan ist, dass wir uns die Lagune ausgiebig ansehen und erst mit dem „Nachtbus“ um 23:30 nach Höfn weiterfahren. Katharina will uns gleich eine Schiffstour zwischen den Eisbergen buchen, diese sind jedoch für diesen Tag schon ausgebucht. Ein Blick in die Lagune zeigt mir, dass viel weniger Eisberge als vor 4 Jahren darin schwimmen. Auch der kurze Fluss zwischen Lagune und Meer transportiert kaum Eisberge und somit werden auch keine Eisberge an den schwarzen Meeresstrand gespült. Daher beschließen wir nach ein paar Fotos gleich mit dem Bus weiterzufahren und vielleicht morgen zu einer anderen Tageszeit und bei besserem Wetter wieder zu kommen. Nach einer weiteren Stunde Fahrzeit wirft uns der Bus bei seiner Endstation, der Tankstelle von Höfn ab. Nach einigen Minuten Gehzeit erreichen wir unsere Unterkunft Nyibaer, wo unser Gastgeber sehr froh darüber ist, dass wir nicht erst gegen Mitternacht angekommen sind. Wir nutzen die zusätzliche Zeit unsere Wäsche in der netten Unterkunft zu waschen, wobei wir den ersten Versuch abbrechen müssen, da Katharinas Brille sich im Wäschehaufen mit in die Waschmaschine geschmuggelt hat. Nach dem Duschen machen sich Waldtraud, Katharina und ich auf die Suche nach einem Abendessen im Ort. Dabei heben wir einen Geocache und entdecken dann fast zufällig die Hafnarbudin, in der sich ein kleines Burgerlokal versteckt. Die Spezialität des Städtchens Höfn, den Lobster gibt es auch hier in Form eines Burgers. Gut gesättigt endet dieser Tag und wir sind schon gespannt, wie es morgen mit Leihwagen weitergeht.