29.08.2017: Liseth – Viveli

Nach den letzten beiden Tagen mit jeweils sieben Stunden Gehzeit sollte dieser dritte Tag mit 4,5 Stunden Gehzeiten laut Buch eigentlich ein Spaziergang werden. Daher beschließen wir, das letzte ausgiebige Frühstücksbuffet für die nächsten Tage auch zu genießen. Es gibt Lachs, Wurst, Käse, verschiedene Brötchen, Waffeln und vieles mehr und beim Plaudern mit dem deutsch/schweizerischen Pärchen vergeht die Zeit wie im Flug. Nach dem Reinigen des kleinen Häuschens brechen wir schließlich gegen 09:30 Uhr auf. Das Wetter sollte nach der letzten uns bekannten Vorhersage eigentlich eher schlecht sein, doch zumindest am Morgen zeigt sich gleich einmal die Sonne. Wir beginnen mit einigen Asphalt-Metern durch die Feriensiedlung Fossli, bevor es kurz durch ein Wäldchen hinunter geht zur Überquerung des Flusses Bjoreio.

Von der Brücke des Bjoreio

Anschließend geht es wieder bergauf auf sehr schwierigen Terrain. Der Weg führt über vom nächtlichen Regen nasse, schräge Felsplatten, die stellenweise von einer ganz dünnen Schlammschicht überzogen sind, sodass jeder Schritt vollste Konzentration erfordert.

Mühsamer Aufstieg über Felsplatten

Durch die Sonne und relativ warmen Temparaturen dampft es hier auch ziemlich und wir kommen mehr ins Schwitzen als die bisherigen Tage. Schließlich erreichen wir wieder die Baumgrenze und es öffnet sich ein breites Tal, dem wir nun für einige Zeit folgen. Hinter uns sind die kleinen Ferienhäuschen und die A7-Strasse noch sichtbar, vor uns stoßen wir auf ein kleines Haus, das wir aus der Ferne für einen Weinkeller halten.

Lichtspiele auf nasser Felsplatte

Unser Weg steigt kontinuierlich an, bevor wir nach ca. 2 Stunden Gehzeit auf ca. 1200m den höchsten Punkt des heutigen Tages erreichen. Dort machen wir möglichst windgeschützt unterhalb einer kleinen Böschung auch eine kurze Mittagspause.

Mittagspause im Windschatten

Anschließend geht es ein wenig bergab und wir passieren zwei Wanderer, die gerade ihr Zelt abbauen, was die einzige Begegnung des heutigen Tages darstellt. Immer öfter stoßen wir am Weg auf unüberwindbare Schlammlacken und weichen großräumig aus.

Am Weg ins Veigdalen

Schließlich erreichen wir den Fluss Berdölo, den wir schließlich auf einer schmalen Brücke überqueren. Ab nun geht es mit dem Gatsch erst richtig los. Fast jeder Schritt will wohl überlegt sein, will man nicht seinen kompletten Schuh im Schlamm versenken. Dadurch ist das Gehen auch um einiges mühsamer als gedacht, und es scheint so, als ob wir heute erstmals länger als auf der norwegischen Karte angegeben brauchen werden.

Planken durch den Sumpf

In der Ferne sehen wir einen Parkplatz mit ein paar Autos an dem ich mich dunkel erinnern kann. Als ich vor 20 Jahren die Hardangervidda von Süd nach Nord durchqueren wollte, habe ich diese mit meiner damaligen Lebensgefährtin aufgrund des schlechten Wetters verlassen. Insofern bin ich sehr dankbar, dass wir heute bereits den dritten Tag ohne nennenswerten Regen hinter uns bringen.

Moltebeeren begleiten unseren Weg

Nach einer Stunde in den Sümpfen geht es über einen kleinen Sattel, womit das Terrain wieder einfacher wird. Als wir den höchsten Punkt erreichen, sehen wir schon die Häuser bei Viveli, unserem heutigen Etappenziel. Das Conrad Stein Buch macht auf eine kleine Abkürzung aufmerksam, bei der man den Fluss Veig schon früher überquert und sich fast einen Kilometer Wegstrecke spart. Diesen Tipp nehmen wir dankbar an und erreichen bald darauf nach insgesamt 5 Stunden Gehzeit die Vivelid Fjellstue. Bei dieser Hütte konnte ich reservieren, obwohl sie eigentlich schon geschlossen hat. Wir treffen den Mann der Besitzerin an, der die Hütte winterfest macht und uns unsere Zimmer zuweist.

Schuhtrockner in Viveli

Die Duschen sind sehr neu und sogar mit Haarfön ausgestattet, es gibt einen eigenen Trockenraum mit speziellen Schuhtrocknern und unser Aufenthaltsraum ist mit einen Kamin und einigen alten Möbel sehr gemütlich. Conny nutzt den Haarfön gleich, um Ihre Körpertemparatur wieder auf ein verträgliches Maß zu bringen, sie hat wirklich großes Glück, dass sich das Wetter von der besten Seite zeigt, wenn sie schon bei diesen warmen Temparaturen friert :-).

Die Stube von Viveli

Auch einen kleinen Shop für unser Abendessen und unser Frühstück zeigt uns der Mann. Als Reinhold sich nach Wein erkundigt, hat er das Herz des Wirten erobert. Er geht mit ihm in die Speisekammer und zaubert neben dem Wein noch Wurst, Käse und Marmelade für das Frühstück hervor. Trotzdem bleibt die Auswahl für das Abendessen überschaubar und wir folgen der Empfehlung des Wirten und kaufen zwei Dosen mit Fleisch und Erbsen und kochen einen Reis dazu. Reinhold übernimmt das „Kochen“ und beschert uns den bisherigen kulinarischen Tiefpunkt der Reise. Das Fleisch sieht aus, wie aus einer Inzersdorfer Dose und die Erbsen werden aufgrund der Farbe für Kichererbsen gehalten. Zum Glück schmeckt das Essen nicht ganz so schlecht, wie es riecht, doch wir beschließen, künftig keine Dosen mehr zu kaufen. Das schlechte Essen tut der guten Stimmung keinen Abbruch, immerhin spendieren Reinhold und Evelyn ein Gläschen Wein. Wir amüsieren uns über einen einsamen Wanderer, der anklopft und trotz des Regens, der inzwischen eingesetzt hat, lieber beschließt, einen Zeltplatz zu suchen. Ein deutsches Pärchen kommt etwas später noch an und wir reden ein wenig mit Ihnen über Ihre bisherigen Wandererfahrungen in Norwegen.

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