28.08.2017: Rembesdalseter – Liseth

Wieder ca. um 06:00 Uhr wache ich auf, und nutze die Einsamkeit in der Früh, um das Frühstück vorzubereiten. Mit Haferflocken eingeweicht in warmer Milch (gemacht aus Wasser und Trockenmilch), ein paar Nüssen und Trockenfrüchten aus meinem Vorrat und ein wenig Zucker und Honig lässt sich ein gutes und nahrhaftes Porridge machen. Dazu gibt es je nach Geschmack Kaffee, Tee oder Kakao. Die heutige Etappe ist wie die gestrige auf der norwegischen Karte des DNT mit 7 Stunden Gehzeit angegeben. In meinem Conrad Stein Wanderführer ist jedoch von 10,5 Stunden die Rede ! Weder die Streckenlänge noch die Höhenmeter geben jedoch einen Hinweis darauf, warum wir heute so lange unterwegs sein sollten.

DNT Wegweiser

Trotzdem machen wir uns schon um 08:30 Uhr auf den Weg. Bis letztes Jahr führte dieser Weg noch um die Nord- und Westseite des Sees, doch bei einem Gletscherlauf 2016 wurde eine Sommerbrücke zerstört und nicht wieder aufgebaut. Also gehen wir ein kleines Stückchen des gestrigen Weges zurück, bevor wir in südlicher Richtung auf das Ende des Stausees Rembesdalsvatnet zusteuern.

Die Gletscherzunge des Hardangerjokulen

Der Weg ist einfach zu gehen und bietet immer wieder schöne Rückblicke auf die Zungen des Hardangerjokulen und unsere gestrigen Übernachtungshütten. Nach etwas über einer Stunde Gehzeit erreichen wir eine Staumauer.

Auf der Staumauer des Rembesdalsvatnet

Diese wurde gebaut, um die unterhalb im Simadalen lebenden Menschen vor den Gletscherläufen zu bewahren. Hinter der Staumauer geht es fast 1000m steil hinunter. Wir überqueren diese Mauer, um auf der anderen Seite sehr steil an der Ostflanke des Rembesdalvatnet aufzusteigen. Der Weg wurde erst vor kurzem errichtet, und ist stellenweise sehr sumpfig und an anderen Stellen sehr felsig, sodass der Aufstieg mit dem Gepäck am Rücken wirklich beschwerlich ist.

Steiler Anstieg durch das Gemüse

Dafür gewinnt man rasch an Höhe und schon bald geht es vergleichsweise flacher dahin. Als wir gerade ein wenig Rast machen, sehen wir, dass uns Tore und sein Freund schon dicht auf den Fersen sind. Kurz darauf schließen sie auf uns auf und wir gehen ein paar Meter gemeinsam, aber schon bald müssen wir sie ziehen lassen, denn für 69 Jahre legt Tore ein zügiges Gehtempo vor. Wir erreichen die Abbruchkante ins Simadalen und können tief in den Fjord hinein bis zum Meer blicken.

Tore fotografiert uns vor dem Abgrund

Als wir in Richtung des weiteren Weges schauen, sehen wir wettermäßig wenig Erfreuliches. Dort wo wir in 2-3 Stunden gehen werden, regnet es stark und diese Front zieht in unsere Richtung. Also beschließen wir unsere Mittagspause schon ein wenig früher beim Abstieg zum Skykkjedalsvatnet zu machen, und unsere Regensachen anzuziehen oder zumindest vorzubereiten. Knapp vor dem Wiederaufbruch nach der Pause schließt auch das deutsch/schweizerische Pärchen auf, welches gestern in der anderen Hütte übernachtet hatte.

Meeresfjord im Simadalen

Wir setzen unseren Weg steil bergab fort, als uns die ersten Regentropfen erreichen. Durch ein paar hellere Flecken am Himmel bleiben wir optimistisch, was das Wetter betrifft und ich lasse meine Regenhose vorerst eingepackt. In Anbetracht des sogleich folgenden steilen Anstieg über gut 250 Höhenmeter eine weise Entscheidung. Immer wieder müssen wir von Schlammpfützen aus startend Schwung nehmen, um den nächsten Schritt auf nassen, schrägen Felsplatten zu setzen, was für Kraft und Gleichgewicht durchaus eine Herausforderung ist.

Reinholds Lieblingslandschaft

Aber auch diesen zweiten steilen Anstieg das Tages meistern wir bravourös und der anschließend sanft ansteigende Weg mit einigen Sümpfen am Weg zum Pass zwischen Store Ishaug und Vesle Ishaug ist demgegenüber fast ein Spaziergang. Als wir die Passhöhe erreichen, sehen wir im nächsten Tal vor uns unser heutiges Etappenziel liegen – die Feriensiedlung Fossli mit dem Liseth Pensionat. Zur Aufmunterung leuchtet dieser Streifen des Tales in der Sonne auf, während wir noch die letzten Spritzer aus der dichten Wolkendecke ernten.

Ein schmaler Streifen Sonnenschein

Trotzdem machen wir eine weitere Pause mit Aussicht. In der Ferne im Süden ist sogar schon der markante Berg Harteigen zu sehen, den wir in drei Tagen erreichen werden. Ab nun geht es „nur“ noch knapp 600 Höhenmeter bergab, da wir alle aber schon einige Stunden Gehzeit hinter uns haben, zieht sich dieses Stückchen nach Liseth. Die Häuser werden nur langsam größer und wir passieren einige Bäche, Seen und Sümpfe mit entsprechender Vegetation, die Reinhold von seinem zukünftigen Gartenbiotop träumen lassen.

Die ersten Ferienhäuser von Fossli

In der letzten Stunde wird wenig gesprochen und wir sind alle froh, als wir die ersten Häuser von Fossli passieren und kurz darauf die gelben Häuser des Liseth Pensjonat erreichen. Hier konnte ich ein kleines Ferienhäuschen für 4 Personen reservieren, welches wir kurz darauf beziehen. Reinhold und ich lassen den Damen bei den warmen Duschen den Vortritt, während wir uns mit einem norwegischen Bier um 90 NOK aufwärmen.

Ankunft im Liseth Pensjonat

Danach wechseln wir ab und ich betrachte nach dem Duschen die Reibstellen, die sich auf den Innenseiten meiner Füsse unterhalb des Knöchels in meinen neuen Meindl-Lederschuhen gebildet haben. Reinhold empfiehlt mir, für die nächsten Tage ein Tape draufzukleben, was ich auch tun werde. Das Abendessen nehmen wir heute gemeinsam mit dem deutsch/schweizerischen Duo ein, welches auch heute das angenehme Ferienhäuschen dem mitgeschleppten Zelt vorzieht. Mit einem guten Abendessen (gebratenen Lachs oder Rentiergulasch) und interessanten Gesprächen im ansonsten leeren Speisesaal endet unser zweiter Wandertag.

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