Heute soll Susanne, die mich schon bei vielen meiner Reisen begleitet hat, in St. Ulrich dazustossen. Gestern haben wir schon einige Nachrichten von Ihr erhalten, dass ihre Anreise zwar etwas mühsamer als geplant verlaufen ist, sie es aber schlussendlich doch nach Brixen geschafft hat.
Nach einigen Regen in der Nacht beginnt unser Tag wieder mit einem überwiegend blauen Himmel und einem Frühstücksbuffet mit warmen weichen Eiern und der sonstigen Standardausstattung. Wir wollen um ca. 10:30 Uhr in St. Ulrich sein, und müssen dafür noch 800 Hm absteigen. Deshalb starten wir wieder kurz nach acht und die erste Viertelstunde geht es noch leicht aufwärts zum Col Raiser und dann abwärts über die Gamsblut-Alm.
Danach geht es auf angenehmen Wanderwegen stetig abwärts mit zahlreichen schönen Ausblicken auf den Langkofel-Stock und die Seiseralm. Um 09:30 Uhr kommt St. Ulrich ins Blickfeld und wir können am Gegenhang schon die Seilbahn entdecken, die uns zur Seiseralm hochbringen wird. In der Zwischenzeit neue Nachrichten von Susanne, dass es auch bei der Anreise nach St. Ulrich Probleme gegeben hat, sodass sie auch erst um 10:30 Uhr dort sein wird.
Kurz darauf erreichen wir die ersten Ausläufer von St. Ulrich und wählen einen Weg, der uns bei einem Supermarkt vorbeibringen soll. Wir kommen zwar zu einer schönen Promenade, die unmittelbar zum Ortszentrum führt, finden jedoch außer Touristenshops keine sinnvolle Möglichkeit, unsere Vorräte aufzustocken. Dafür verwenden wir standesgemäß für Wanderer die Rolltreppe mitten im Ort, die uns näher der Liftanlage Seiser Alm bringt.
Als wir bei der Talstation ankommen, sehe ich gerade Susannes Bus auf der Hauptstraße vorbeifahren und telefoniere kurz mit ihr, um ihr zu sagen, dass wir schon auf sie warten. Zwanzig Minuten später meldet sie sich von der Talstation Raschötz und wundert sich, dass wir nicht dort sind. Nur 10 Minuten später hat Susanne ihren Fauxpass korrigiert, und unsere Gruppe ist nun endgültig komplett. Wir besteigen die Seiser-Alm-Kabinenbahn und beginnen nach einem ersten Gruppenfoto zu fünft unsere heutige Almenwanderung.
Mit eifrigen Tratschen mit Susanne geht es recht gemütlich eine Stunde dahin, bevor wir das Alm-Hotel Ritsch-Schwaige erreichen. Da es bereits knapp nach 12:00 Uhr ist, verbringen wir hier unsere Mittagspause, wo uns eine resche, vom Akzent her aus Ungarn stammende Kellnerin bedient. Während der Mittagspause hat sich der Himmel etwas eingetrübt und in der Ferne sieht man bereits einige Regenfälle. Für uns geht es weiter vorbei an der Panorama-Alm, wo zwei kleine Alpakas zu bewundern sind.
Als wir uns bei der Saltner-Hütte dem Schlernmassiv nähern, donnert es schon und die Wolken hüllen unser heutiges Tagesziel ein. Immerhin schaffen wir noch die Hälfte unseres 500Hm Anstieges trocken, bevor es zu regnen beginnt. Doch das Wetterglück bleibt uns treu und es hört nach wenigen Minuten wieder auf, obwohl es in einigen Tälern rundherum wettermäßig richtig schlecht aussieht.
Als wir die Hochebene des Schlerns erreichen, werden wir von einer Kuhherde lautstark begrüsst, vermutlich freuen die sich auch, dass diese heutige lange Tagesetappe langsam zu Ende geht. Nur 20 Minuten später erreichen wir das imposante, steinerne Schlernhaus auf 2.440m Höhe.
Wir erhalten ein 2-Bett und ein 3-Bett-Zimmer in einem eigenen Schlafhaus zugewiesen, die wir sauber, nach Geschlecht getrennt aufteilen. Dusche gibt’s heute keine, dafür zumindest warmes Wasser für die Katzenwäsche am Waschbecken. Dafür bleibt mehr Zeit, unser Essen im großen Speisesaal des Schlernhauses zu genießen.
Nach dem Essen blitzt ein wenig die Sonne unter der Wolkendecke hervor und taucht das gegenüberliegende Rosengartenmassiv in ein beeindruckendes rotes Licht.