07.04.2019: Parte – Aktse

Unsere erste Nacht in einer der gemütlichen Schutzhütten des STF (Svenska Turist Foreningen) verläuft sehr ruhig und es zeigt sich, dass hier bis auf Heinz eine Runde von Frühaufstehern unterwegs ist. Als ich um 05:30 Uhr aufwache, höre ich mir noch einen Podcast an, aber um 06:15 ist bereits der Ofen angeheizt und die ersten Wanderer machen Frühstück. Wir stärken uns mit einem süßen Couscous mit Nüssen und Früchten, als der Hüttenwirt kommt und uns den Wetterbericht für heute verkündet. Es hat einige Minusgrade, die Sonne soll sich immer wieder zeigen und Wind von bis zu 15m/s wird erwartet.

Abschied von der Parte-Hütte

Am heutigen zweiten Tag wartet gleich  die längste Etappe der ganzen Tour auf uns, es warten ca. 28km auf uns. Also starten wir bereits kurz nach acht Uhr, doch Heinz muss noch einmal umkehren, da er seine Thermoskanne in der Hütte vergessen hat. In der Zwischenzeit verschwinden Sonja, Helga und Uyangaa nach vorne hin aus meinem Blickfeld und sollten auch lange nicht mehr auftauchen.

Gemütlich geht es durch den Wald

Ich bin mit Gerlinde und Heinz unterwegs und wir genießen die ersten Kilometer in windgeschützten Birken- und Nadelwäldchen. Fast gleichzeitig mit uns ist auch das Pärchen mit den Pulkas aufgebrochen und wir überholen uns immer gegenseitig, je nachdem wer gerade eine Pause macht.

Der See Rittak

Nach über einer Stunde erreichen wir den See Rittak und verlassen das schützende Wäldchen. Auf der freien Fläche des Sees macht sich der angekündigte Wind bemerkbar, und 15m/s sind gar nicht so wenig. Schnee- oder Sonnenbrille müssen her, Hals und Mund werden mit einem Tuch geschützt und eine wärmende Haube aufgesetzt, so hanteln wir uns weiter von Holzstange zu Holzstange, die auf den Seen die Kreuze ersetzen.

Die Adjustierung muss verändert werden !

Einmal spielt der am Boden wehende Schnee meinem Gleichgewicht einen Streich und ich falle grundlos nach hinten um. Nach einer halben Stunde ist dieser mühsame Abschnitt überwunden und sobald das Ufer erreicht ist, lässt auch der Wind deutlich nach. Der Blick zurück zeigt mir, das im Eiltempo heranlaufende schwedische Pärchen mit Huskypower, die wohl schon um die Mittagszeit am Ziel ankommen werden, wenn sie so weiterlaufen.

Die Husky-Speed-Schweden überholen uns.

Auch ein etwas älterer finnischer Mann und sein Sohn passieren mich, während ich warte, bis Gerlinde und Heinz sich über den See kämpfen. Weiter geht es windgeschützt ziemlich flach dahin durch das verschneite Wäldchen. Die Sonne kommt phasenweise durch, und es es macht nun richtig Spaß, immer am Ufer des Sees Tjaktjajaure entlangzugleiten. Unvermutet tauchen vor mir Helga und Uyangaa auf, die mitten am Weg sitzen und sich dieses windgeschütztes Plätzchen für ihre Mittagspause auserkoren haben. Während wir essen, passieren uns mehrere Schlittenhundegespanne mit 6 bis 8 Hunden.

Husky-Gespanne unterwegs

Hier mitzufahren würde ich für ein, zwei Stunden ganz spannend finden, aber den ganzen Tag lang wird es vermutlich ziemlich kalt und langweilig am „Steuer“ solch eines Gespannes. Während Helga und Uyangaa nach der Stärkung Ihre Reise fortsetzen, warte ich auf Heinz und Gerlinde und verlängere gemeinsam mit ihnen meine Mittagspause. Anschließend queren wir den See Tjaktjajaure und das verläuft sehr untypisch für eine Seeüberquerung. In der Karte ist die Höhe des Sees mit 430-470m angegeben, da es sich um einen Stausee mit höchst unterschiedlichem Wasserstand handelt. Wir gehen mit unseren Langlaufschi bergauf und bergab über den See durch eine unwirkliche und faszinierende „Mondlandschaft“.

Einer der durchgebrochenen Felsen im See

Der Weg passiert einige Steine, die sich durch das absenkende Eis gebohrt und bizarre Figuren geschaffen haben. Insgesamt dauert die Querung ca. eine Stunde und am anderen Ufer sehe ich gerade noch Uyangaa und Helga im Gebüsch verschwinden, als ich ankomme. Bei der Pause schnalle ich meine Schi ab, um prompt beim ersten Schritt fast bis zur Hüfte im Schnee zu stecken. Abseits der von Motorschlitten und Langläufern festgetretenen Spur merkt man doch, dass diesen Winter ausreichend Schnee gefallen ist. Obwohl wir alle schon recht müde sind und wir schon lange unterwegs sind, müssen wir noch den ca. 100m hohen Bergrücken des Tjaktjajavarre überwinden.

Leichte Anstiege sind zu bewältigen

Dies geht bergauf noch relativ leicht, für die meisten kurzen Anstiege müssen wir unsere Schuppenschi nicht einmal im Grätenschritt verwenden. Beim ersten steileren Bergabstück unserer Tour treffe ich dann wieder auf Uyangaa und Helga, da sich vor allem Uyangaa als Schianfängerin mit den Nordic Cruising Langlaufschi beim bergab schwer tut. Kurz vor der Überquerung des Laitaure tauchen unvermutet zwei WC-Hütten im Gebüsch auf und zeigen uns, dass die Zivilisation nicht mehr weit ist. Trotz unserer Müdigkeit nach der langen Etappe begeistert uns das Panorama des weiten Rapadalen mit dem Berg Skierffe als Wächter.

Das herrliche Panorama des Rapadalen

Kein Wunder, dass das Rapadalen eines der häufigsten Motive bei Skandinavien-Vorträgen ist. Mit dem Zählen der letzten Holzstangen, die uns über den See geleiten, überwinden Helga und ich die letzten Meter des Sees. Wir sind ein wenig frustriert, als die Aktse-Hütten nach Erreichen des Ufers doch noch ein Stückchen entfernter liegen, als es vom gegenüberliegenden Ufer aus erschienen ist.

Von der Sonnenterrasse der Aktse-Hütten

Trotzdem kommen wir erschöpft aber zufrieden an, wo uns Sonja auf der Sonnenterrasse der Aktse-Hütten bereits erwartet. Sie hat in der Zwischenzeit unser Zimmer bezogen, welches wir diesmal noch mit zwei einzelnen Wanderern teilen und weiß die Uhrzeiten der Saunagänge (Männer und Frauen hintereinander) in der Saunahütte von Aktse. Vorher stürmen wir noch den Shop in Aktse und kaufen unser heutiges Menu Köttbullar mit Kartoffelpürree und das morgige Frühstück Scrambled Eggs zusammen. Heinz und Gerlinde treffen knapp vor 18:00 Uhr ein – gerade noch rechtzeitig für den Saunagang der Herren.

Unsere heutige Schlaf-Hütte

Die Sauna von Aktse zeichnet sich durch einen sehr kleinen Umkleideraum und dafür einen großen Wasch- und Saunaraum aus. Das eiskalte Wasser, welches vom nebenanliegenden Bächlein geholt wird, wird im Wassertank des mit Holz beheizten Ofens in der Sauna zum Kochen gebracht und anschließend mit dem kalten Wasser gemischt. Dieses warme Wasser kann man sich dann schöpferweise über den Körper gießen und so vor und nach der Sauna sauber werden. Nach den Saunagängen verspeisen wir rasch unser Essen und erfahren von einem Finnen, dass er morgen unsere ersten beiden Tagesetappen an einem Tag einzigen gehen möchte !

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