06.04.2019: Murjek – Kvikkjokk – Parte

Obwohl die Betten im Zug breit und bequem sind, war die Nacht für mich sehr unruhig. Viele Male bin ich aufgewacht – offensichtlich bin ich noch immer ein wenig angespannt, solange die Reise noch nicht richtig losgegangen ist. Pünktlich um 06:57 springen wir in Murjek, einem kleinen Örtchen an der Bahnlinie, aus unserem Zug.

Am Bahnhof von Murjek

Überall liegt Schnee und die Temperaturen sind auch leicht unter 0 – wir sind also endgültig oberhalb des Polarkreises angekommen ! Für 07:00 Uhr habe ich ein Taxi bestellt, doch es ist vorerst nicht zu sehen. Stattdessen plaudern wir ein wenig mit der einzigen anderen Person, die ebenfalls aus dem Zug gestiegen ist. Es ist eine Belgierin, die nach Jokkmokk zu ihrem Mann fahren möchte, bevor sie auf eine Sarek-Tour aufbrechen werden.

I wart auf a Taxi, aber es kummt net

Um 20 Minuten nach sieben werde ich ein wenig nervös, ob das Taxi überhaupt kommt, doch gerade als wir uns die kleine Bahnhofsboutique (Öffnungszeit 07:30 Uhr) ansehen wollen, kommt ein kleiner Schulbus daher und gabelt uns auf. Die Belgierin nehmen wir auf den Weg nach Jokkmokk gleich mit. Nach einer Stunde in Jokkmokk bitten wir den Fahrer, kurz bei einer Tankstelle anzuhalten, wo wir uns mit Kaffee und ein paar Snacks eindecken. Die weitere Fahrt nach Kvikkjokk geht einer über 100km langen Sackgasse entlang, die meiste Zeit neben einem Stausee. Plötzlich wird der Fahrer langsamer, denn ein paar Rentiere traben gemütlich auf der Straße. Sie lassen sich auch dadurch nicht stören, dass wir die Tür des Busses öffnen, um ein paar Fotos machen zu können.

Schnappschuss aus dem Taxi heraus

Nach dieser willkommenen Unterbrechung geht es weiter und wir erreichen knapp nach 10 Uhr den Ausgangspunkt unserer Tour, das Örtchen Kvikkjokk mit der gleichnamigen Fjällstation. Ein letztes Mal nutzen wir ein WC mit Wasserspülung, dann füllen wir unsere  Teekannen frisch auf, ziehen das warme Langlaufgewand an und los geht´s. Wie in Abisko gibt es auch ein kleines „Starthäuschen“ zum Kungsleden.

Das Starthaus von Kvikkjokk

Parallel mit uns startet ein Pärchen mit Pulka. Sie gehen ungefähr unser Tempo und als ich höre, dass sie Deutsch sprechen, frage ich ein wenig nach. Sie sind bereits vor knapp zwei Wochen in Hemavan gestartet und übernachten teils im Zelt und teils in Hütten. Dabei hatten sie oft sehr schlechtes Wetter mit heftigen Schneesturm, schlechter Sicht und eisigen Minusgraden. Die Pulkas ermöglichen Ihnen, ausreichend Proviant dabei zu haben. In den nächsten Tagen planen sie die gleichen Etappen wie wir.

Die Gruppe noch frisch auf dem Waldweg

Der Weg geht von Kvikkjokk weg gleich einmal 200 Höhenmeter durch niedrigen Wald bergauf, um den Rest des Tages an Seen entlang oder direkt auf den Seen entlangzuführen.

Wegweiser zum Tagesziel

Heute Samstag sind auf diesem Abschnitt sehr viele Motorschlitten unterwegs – hoffentlich reduziert sich das die nächsten Tage. Das Wetter zeigt sich schon einmal von einer sehr guten Seite.

Begehen des Sees auf eigene Gefahr

Es ist komplett windstill und die Sonne kommt immer wieder durch, sodass sich eine ausgiebige Pause am See Stuor Dahta anbietet, um das Panorama zu genießen. Da fast der gesamte Kungsleden mit Metallstangen mit roten Andreaskreuzen im kurzen Abständen markiert und gut auffindbar ist, verteilt sich unsere Gruppe im Laufe des Tages entlang der Strecke.

Unser Pausenplätzchen

Helga übernimmt die Führung, weil sie uns „nicht aufhalten möchte“. Sonja und Uyangaa folgen Ihr, während Gerlinde kontinuierlich Ihr etwas langsameres Tempo geht und dabei von Heinz begleitet wird. Ich versuche, so gut es geht, alle im Blick zu behalten. Sobald wir den See Sjabttjakjaure erreichen, kann man die Hütten von Parte am anderen Ende des Sees schon erkennen. Wir folgen brav den Stöcken, die auf den Seen die Kreuze ersetzen, und werden in einem großen Bogen zu den Hütten. geführt.

Die Partehütte

Der Hüttenwirt begrüßt uns schon vor der Hütte und lädt uns gleich auf einen warme Erdbeersirup-Limo ein, währenddessen er uns die Hüttenregeln erklärt.

Das Wasser muss selbst geholt werden

Kurz nach uns trifft noch eine andere Gruppe ein. Da dort jemand auf Hundehaar allergisch ist, werden wir in jenen Schlafraum einquartiert, wo auch die Übernachtung mit Hunden gestattet ist. Dort residiert zur großen Freude von Sonja bereits ein schwedisches Pärchen mit zwei schönen und sehr disziplinierten Huskies. Fünf von uns schlafen in einem Raum mit einem Stockbett und einem 3er Stockbett, während Sonja das andere Zimmer mit den Huskybesitzern und den Hunden teilt. In den Parte-Hütten gibt es keinen Shop, daher habe ich schon zu Hause Lebensmittel für das erste Abendessen und das erste Frühstück gekauft und mitgenommen.

Unser erstes Abendessen in einer schwedischen Hütte

Aus den mitgebrachten Lebensmitteln zaubern wir unser Abendessen – es gibt Kürbiscremesuppe und anschließend Getreidelaibchen mit Linsenbolognese.

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