Wie bei der letzten Reise verabschiede ich mich schon in der Früh von meiner Familie und nehme den reisefertig gepackten Rucksack bereits mit in die Arbeit. Bei der Anfahrt mit der Bahn zum Flughafen bleibt noch ein wenig Zeit darüber nachzudenken, was mir bevorsteht. Eine 9-tägige Reise durch ein bekanntes Land in einer unbekannten Konstellation – ich werde nämlich gemeinsam mit meiner Mutter reisen. Das letzte Mal, daß wir länger als einen Tag gemeinsam unterwegs waren ist schon über 20 Jahre her. Sie wollte immer schon nach Island und fand keine Begleitung also habe ich mich „geopfert“ und Ihr die Reise inklusive Begleitung durch mich geschenkt. Ursprünglich wollte ich mit ihr auf den Laugavegur gehen, den ich 2005 zusammen mit Sonja begangen habe. Die Hütten für die Übernachtungen hatte ich bereits im Jänner gebucht und schon da waren sie fast voll. Ein paar unerklärliche Kniebeschwerden und die Angst meiner Mutter mitten in Island nicht mehr weitergehen zu können ließen mich die Reise umplanen, sodaß nun eine Bus/Leihwagenrunde mit zahlreichen 1-Tages-Wanderungen am Programm steht. Die Ankunft am Flughafen in Wien ist diesmal interessanter als sonst, da wir vom neuen Terminal „Skylink“ aus abfliegen und ich mich erst langsam zurechtfinden muss, wo sich was befindet. Meine Mutter ist natürlich schon vor mir da und wir testen gemeinsam den neuen McDonalds bevor wir die übliche Flughafenroutine hinter uns bringen – meine Mutter kauft sich sogar noch eine neue Uhr. Unser Flugzeug startet um 20:30 und landet nach ca. 4 Stunden Flugzeit um 22:45 Uhr Ortszeit in Keflavik Airport. Bei der Organisation der Airportbus-Karten wird mir bewußt, daß im Unterschied zu den letzten gemeinsamen Urlauben mit meiner Mutter ich mittlerweile derjenige bin, der sich um alles kümmert. Aber ich sehe das als kleinen Probegalopp für eine evtl. spätere Tätigkeit als „Reiseführer“, wie ich sie mir manchmal erträume. Wenige Tage nach der Sonnenwende am 21. Juni ist es nur leicht dämmrig während wir um Mitternacht vom Flughafen in das 50 Kilometer entfernte Reykjavik fahren. Am Weg dorthin auf der einzigen Autobahn Islands entdecke ich ganze neu errichtete Siedlungen und krame wehmütig in meine Erinnerungen betreffend meiner ersten Island-Reise 1991 wo es zwischen Keflavik und Reykjavik noch komplett anders aussah. Der Shuttle-Bus klappert ganz Reykjavik ab (inkl. einem Umstieg auf einen zweiten Bus) sodaß wir um ca. 01:30 an unserem Nachtquartier Salvation Army im Zentrum von Reykjavik ankommen, wo uns der freundliche Herr an der Rezeption herzlich begrüßt.