Zur Halbzeit unserer Leihwagen-Runde um Island ist auch der erste Tank leer gefahren und wir gönnen unserem treuen Gefährten eine volle Betankung. Der Preis (ca. EUR 1,7 / Liter) dürfte staatlich reglementiert sein, nachdem alle Tankstellen seit einer Woche immer den gleichen Preis anzeigen. Nach einer halben Stunde Fahrt erreichen wir ein weiteres Highlight unserer Islandreise, den Gletschersee Jökulsarlon, in den eine Gletscherzunge des Vatnajökulls regelmäßig Eisberge entlässt. Meine Mutter ist extrem fasziniert von den vielen Eisbergen unterschiedlicher Größe, die hier im See treiben, für mich als zweimaliger Grönlandreisender gehört dies fast schon zur „Normalität“ ;-). Dafür gefallen mir die Schiffe, mit denen die zahlreichen Touristen über den See geschippert werden, da diese gleichzeitig große Autos sind und nahtlos von Land auf Wasser und umgekehrt wechseln. Eine weitere Besonderheit ist, daß dieser See einen Abfluss hat, der nach ca. 500m im Meer mündet. Daher kann man von Zeit zu Zeit beobachten, wie sich ein Eisberg auf die Reise macht, in der Strömung des Flusses Pirouetten dreht, bis er auf die Meeresbrandung trifft, die ihn an den Strand mit Vulkansand spült. Zahlreiche dieser noch immer menschengroßen Eisbrocken liegen dort bereits und ergeben wunderbare Fotomotive. Wir sehen auch einen kleinen Seehund der zwischen Flußströmung und Meeresbrandung immer wieder auf- und untertaucht. Meine Mama will sich kaum von dieser schönen Kulisse trennen, doch ich verspreche ihr, daß noch weitere tolle Sehenswürdigkeiten diesem Tag auf uns warten.
Einige Kilometer weiter ist der kleine Bruder des Gletschersees, in dem zwar auch zahlreiche Eisberge treiben, mangels Abfluss gibt es jedoch kaum Bewegung im Wasser. Der Abstecher von der Ringstrasse zu diesem See zählt außerdem definitiv zu den verbotenen Leihwagenstrecken und wir waren heilfroh, daß unser Auto auf der Rumpelpiste keinen Schaden nahm. Eine gute Stunde später (meine Mutter vertrieb uns die Zeit mit interessanten Erzählungen aus Ihrer Jugendzeit) erreichen wir den Skaftafell-Nationalpark (nicht zu vergessen meinen ersten isländischen HotDog auf dieser Reise auf einer Tankstelle kurz vor Skaftafell) eine grüne Oase inmitten der kilometerweiten Sander, die die Gletscherflüsse hier im Laufe der Jahre angeschüttet haben. Auch diese Natursehenswürdigkeit ist touristisch perfekt aufbereitet (Visitor-Center mit Videos und Schautafeln zum Thema Gletscherläufe) und einen Riesenparkplatz, der andeutet, wieviel Leute hier in der Hochsaison anzutreffen sein können. Wir entschließen uns für eine der größeren Runden in diesem Nationalpark. Diese bringt uns nach ca. einer halben Stunde Gehzeit zum Svartifoss dem Wahrzeichen des Skaftafell-Nationalparks. Die Wassermenge ist zwar sehr bescheiden und die Fallhöhe ist mit 20-30m auch nicht berauschend, aber die 6-eckigen Basaltsäulen, die wie Orgelpfeifen den Wasserfall links und rechts einrahmen machen ihn trotzdem zu einer tollen Sehenswürdigkeit. Anschließend gehen wir ca. eine Stunde Richtung Osten bis wir einen tollen Blick auf den Vatnajökull, und seinen Ausläufer dem Skaftafellsjökull erreichen. Es ist herrlich diese Naturkulisse von oben zu betrachten und die Menschen, die sich in der Ebene der Abbruchkante nähern (Dieser Weg ist sogar rollstuhlgeeignet !) wie Ameisen von oben zu beobachten. Am Weg zurück zum Parkplatz sehen wir ein Pärchen, welches ebenfalls Pause macht und die Szenerie beobachtet. Es sind jene Autostopper, die wir gestern ein Stück mitgenommen haben und ein weiterer Beweis dafür, daß man in Island andere Reisende oft mehrmals an unterschiedlichsten Stellen antrifft. Auf unserer Weiterfahrt überqueren wir den scheinbar unendlichen Skeidararsandur und beim Anblick alter Reste der Ringstraße lassen sich die Gewalten erahnen, die bei einem Gletschlauf, bei dem Vulkane unter dem Gletscher in wenigen Stunden gigantische Wassermassen erzeugen, vorherrschen müssen. Nach dem Sander nehmen wir wieder eine Stichstraße von der Ringstrasse, um die Jugendherberge Hvoll zu erreichen. Diese Straße gehört wieder eher zu den schlecht gewarteten, unser Auto ist nach der Überwindung der ca. 5 km von einer zentimeterdicken Staubschicht umgeben und dies leider umsonst, da die letzten beiden Plätze kurz vor unserem Eintreffen vergeben wurden. Also zurück auf die Ringstraße und weiter Richtung Westen. Knapp vor Kirkjubaerjarklaustur finden wir direkt auf der Ringstraße eine Siedlung von Holzhütten. Geführt wird diese Übernachtungsmöglichkeit von einer Dame mit ostasiatischen Wurzeln und sie kann uns zwei Übernachtungsplätze mit Frühstück anbieten, die wir gerne annehmen.