Das Frühstück, welches bereits am Vorabend hergerichtet wurde ist wieder eher von der einfachen Sorte, auch hier muss die Maroni-Creme zur Aufbesserung herhalten. So wie jeden Tag hat Helga schon am Vorabend eifrig in den beiden Wanderführern, welche ich mithabe, informiert, und weiß daher, dass die heutige Etappe mit 1200 Hm bergauf und 600Hm bergab sowie über 6 Stunden Gehzeit zu den längeren gehört. Dementsprechend brechen wir schon um 08:00 Uhr auf, was sich auch wieder positiv auf die Temperatur bei unseren ersten Wanderminuten auswirkt. Der heutige Weg ist ausgesprochen angenehm zu gehen. Fast ausschließlich schattig geht es gleichmäßig sanft bergauf, sodaß man fast gar nicht merkt, wie die Höhenmeter bewältigt werden. Nach ca. 1 Stunde erreichen wir den Bocca di Lucca und sind bereits auf über 500m Seehöhe. Von hier aus ist der höchste Punkt des Mare e Monti die Bocca di Bonassa zu sehen. Nach einer kurzen Pause setzen wir den Weg fort, dieser führt zuerst fast eben dann wieder sanft ansteigend in weitem Bogen in Richtung Bocca di Bonassa. Wie immer bilden sich beim Gehen Kleingruppen mit unterschiedlichen Gehtempo. Diesmal bilden Helga und Susanne die Vorhut, Helga ist offensichtlich motiviert davdurch, dass es der letzte Wandertag ist und sie dann Ihre zahlreichen Blasen auf den Füßen in Ruhe verheilen lassen kann. Christine und Sonja, die wie immer genug Luft hat, um ausführlich von ihren Reisen zu erzählen (Ihr einziger Sprechstreik in Korsika hat nur 30 Minuten gedauert) bilden das Schlusslicht und ich pendle ein wenig zwischen den Gruppen. Knapp unterhalb des Sattelpunktes sehen wir wieder einmal eine Schlange, diesmal jedoch nicht am Boden, sondern auf einem Baum in Kopfhöhe und nur 1 Meter vom Wanderweg entfernt. Das letzte Stück zu unserer heutigen Mittagsrast ist das einzige Stück, wo wir aus dem Wald herauskommen und wo es etwas steiler wird. Nach gut 20 Minuten ist aber auch das geschafft und Punkt 12:00 Uhr erreichen wir wieder einmal unseren Rastplatz für die große Pause. Susanne findet das passende Lied für unser Mittagessen („Wenn jeder gibt was er hat, dann werden alle satt“) und so genießen wir ein letztes Mal die herrliche Aussicht. Leider verdecken einzelne Wolkenfetzen immer wieder das Panorama, sodaß unser morgiges Ziel Calvi nicht zu sehen ist, einzig der Flughafen von Calvi ist hie und da auszumachen. Am Sattel gibt es zwei Wege, die nach Bonifatu führen, einer stellt die alte und einer die neue Wegführung des Mare E Monti dar. Wir entscheiden uns für die alte Wegführung, da auf dieser nur knapp unterhalb des Sattels eine Quelle passiert wird und dieser Weg auf der Karte auch weniger steil und daher für unsere Gruppe im fortgeschrittenen Alter knieschonender ist. Der Bergab-Teil stellt sich wie der Bergauf-Teil als überwiegend schattig und nur leicht abfallend dar, sodaß man zügig vorankommt. Somit erreichen wir diesmal schneller als die im Wanderführer geschätzte Zeit unser Ziel „Foret du Bonifatu“. Hier gibt es neben den Mare e Monti auch einen Quereinstieg zum GR20 sowie zahlreiche 1-Tagestouren, sodaß die Unterkunft stärker auf Tourismus ausgerichtet ist, als unsere bisherigen. Es gibt Ansichtskarten und T-Shirts über den GR20 zu kaufen und die Straße von Calvi kommend endet mit einigen Schleifen mit zahlreichen Parkplätzen. Nach dem letzten Mal Wäsche waschen und einer warmen Dusche, wo ich tapfer das Tape entferne, welches ich zu meinem Geburtstag angelegt bekommen habe, gehe ich mit Sonja einige Meter den Fluss stromaufwärts, der direkt neben der Gite vorbeiführt. Dabei merke ich, dass auch mein linkes Knie mit gerissenem Kreuzband die letzten Tage ausreichend beansprucht wurde, denn es schmerzt nun doch bei fast jedem Schritt in der Ebene. Ich bin aber sehr froh, dass es dies erst nach Abschluss des letzten Wandertages tut. Wir bekommen die Hütte mit der Nummer 1 zugewiesen, die wir uns diesmal mit einem alleinereisenden deutschen Lehrer und einer Reisegemeinschaft zweier Damen aus Deutschland teilen müssen. Bei unserem letzten Abendmahl haben wir sogar die Wahl der Vorspeise. Ich entscheide mich für eine Wurstplatte (relativ klein), die Damen für eine Suppe. Als Hauptspeise gibt es Lasagne und als Nachtisch ein letztes Mal Kastanienkuchen. Neben einer zweiten Flasche Wein feiern wir unseren letzten Abend mit dem Spielen einer Runde „Mensch ärger Dich nicht“. Wie bei Jolly gibt es aber auch hier unterschiedliche Auffassungen betreffend der Regelauslegung. Als wir um 22:00 Uhr in unsere Hütte kommen, ist bereits laut und deutlich ein Schnarchgeräusch zu vernehmen, etwas, das wir die letzten 10 Tage so gar nicht vermisst haben. Dieses wird mit Laufe der Nacht aber schwächer und so ist uns auch eine letzte halbwegs ruhige Nacht in Korsika vergönnt.