18.04.2009: Abiskojaure – Alesjaure

Nach einer erholsamen, langen Nacht in der wohlig warm geheizten Abiskojaure-Hütte müssen wir uns überlegen, wie wir wegen Sonjas Fußproblem weitermachen können. Sonja  beschließt, die entstandenen Blasen und Blessuren zu tapen und 2 Paar Socken zu verwenden, um den Weg wie geplant fortzusetzen. Alternativen wie zurück nach Abisko und Langlaufschi ausborgen haben wir aufgrund organisatorischer Komplexität verworfen. So geht es die ersten Kilometer auf einem Fluss entlang – für den an warem Winter gewöhnten Mitteleuropäer ein ungewohntes und zu Beginn leicht mulmiges Gefühl. Man gewöhnt sich jedoch rasch daran und schätzt es als einen Vorteil der Winterwanderung, daß Flüsse nicht gefurtet und Seen nicht umrundet werden müssen. Ein Blick zurück auf den Abiskojaure Bei dem in der Wegbeschreibung als steil titulierten Anstieg hinauf ins Gardenvaggi können wir wenigstens kurz die Vorteile unserer Ausrüstung ausspielen und müssen nicht wie die „Langläufer“ im Treppen- oder Scherenschritt hinaufsteigen oder gar die Schi tragen. Seit kurzem dürfte der Kungsleden auch zum Pilgerpfad erklärt worden sein, und somit verbringen wir unsere erste Pause des Tages auf einem „Meditationsplats“, der herrlich gelegen ist. Erstmalig kommt an diesem Tag die Sonne zum Vorschein, was den Ausblick zurück auf den Abiskojaure und die Hütten noch schöner erscheinen läßt. Der Kungsleden ist im ersten Teil auch ein Pilgerpfad Weiter geht es sanft aufsteigend zu einer über 10km langen Kette von Seen. Aufgrund der guten Schneelage sind diese Seen jedoch nur schwer vom Ufer abgrenzbar und wir stellen uns die Frage, wie diese Landschaft wohl im Sommer aussieht. Wir passieren rechterhand eine Handvoll Hüttchen und Zelte, die wohl im Sommer von den Samen genützt werden. Fast zum Greifen nahe taucht hinter einem Bergkamm die Rodunjarga-Nothütte auf, die wir für unsere Mittagspause auswählen. Daß der Weg dorthin noch über eine dreiviertel Stunde dauert, zeigt uns erstmalig, daß das Schätzen von Entfernungen in einer komplett weißen Winterlandschaft neu gelernt werden muß. Der Schnee reflektiert die mittlerweile scheinende Sonne so stark, daß wir nun ausschließlich mit Sonnenbrillen unterwegs sein können. Die heutige Etappe ist relativ lang (21km) sodaß wir trotz weniger Pausen bei unser Mittagspause erst knapp mehr als die Hälfte geschafft haben. eine Pause bei herrlichem Wetter und Ausblick Einmal mehr beneiden wir die fast ausschließlich schwedischen Langläufer um ihre dahingleitenden Schi, mit denen sie mit geringerer Anstrengung größere Distanzen als wir zurücklegen können. Sonja verwirft nach der Pause ihre Gedanken die bequemen Sportschuhe anzuziehen und zwängt sich wieder in ihre ungeliebten Schischuhe. Aufgrund der perfekten Wetterverhältnisse beschliessen wir erstmalig, den mit Andreaskreuzen gespickten Sommerweg zu verlassen und direkt über den Alesjaure auf eine Gruppe von Hütten zuzusteuern, die wir für das samische Dorf Alesjaure halten. Das am Alesjaure gelegene nur im Sommer bewohnte Samendorf Nach circa 1,5 Stunden Gehzeit am See taucht dieses Dorf jedoch linkerhand auf, was uns sehr freut, das es sich bei der anvisierten Gruppe von Hütten also bereits um unser Tagesziel handelt. Erschöpft aber glücklich dort angekommen identifiziert uns die Hüttenwirtin gleich als Touristen und fragt, ob wir uns denn Lappland auch so kalt vorgestellt hätten. Beim Bezahlen der Übernachtung bestaunen wir den großen Shop und werden auf die Möglichkeit der Sauna hingewiesen. 18:00 Uhr die Männer – 19:00 Uhr die Frauen – auch hier in der Wildnis muss alles seine Ordnung haben. Durch unsere Ankunft um 17:30 Uhr verzichte ich auf dieses Highlight und wir verbringen die Zeit bis 19:00 Uhr mit der Zubereitung unseres Abendessens bestehend aus Zwiebelsuppe und Polenta mit Steinpilzen. Während Sonja die 70° warme Sauna genießt blättere ich im Hüttenbuch und finde dadurch heraus, daß viele Einheimische, die diese Tour machen bereits 60 Jahre oder älter sind – ein Hoffnungsschimmer für mich, daß ich in 30 Jahren auch noch dem Outdoor-Leben fröhnen kann. Nach der Sauna versuchen wir uns noch an einem Kaiserschmarren der Sorte Trekkingmahlzeiten. Da wir in unseren abendlichen Gesprächen durch Klopfzeichen auf die Nachtruhe ab 22:00 Uhr aufmerksam gemacht werden, endet dieser Tag hier.

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