19.04.2009: Alesjaure (Zwangs-)Ruhetag

Schon am Ende des Tages und vor allem in der Nacht können wir feststellen, daß starker Wind aufgekommen ist. Durch den kleinen Kamin, der sich in jedem der 4-Bett-Zimmer gefindet, ist das immer stärker werdende Heulen des Windes immer lauter wahrnehmbar, sodaß diese Nacht durch oftmaliges  Aufwachen geprägt ist. Am Morgen die Bestätigung – die friedliche, sonnige Winterlandschaft hat sich in eine stürmische, kalte und gefährliche gewandelt. Blick zum Fenster nach einer stürmischen, kalten Nacht Schon beim Versuch, das Toilettenhüttchen aufzusuchen, müssen wir zwei Anläufe nehmen, und wirklich unsere komplette Montur einschließlich Gesichtsvermummung und Brille aufbieten, um den Weg zu schaffen. Die Hüttenwartin wiederholt für uns den schwedischen Wetterbericht auf englisch, spricht eine Sturmwarnung aus, und rät strengstens von allen Touren zu anderen Hütten ab. Die knapp 30 Meter entfernte Hütte bei Schlechtwetter So können wir uns diesen Tag ausschließlich auf das Hüttenleben konzentrieren. Alesjaure besteht aus 3 Hütten für Gäste mit insgesamt 86 Betten. Eine weitere Hütte beherbergt einen reichhaltigen Shop, eine kleine Cafetaria und die Wohnung für den Hüttenwirten. Weiters gibt es noch eine Notfallshütte mit Notfallstelefon, 2 WC-Hütten mit insgesamt 6WCs und eine Sauna ! Wir haben bisher auf den Hütten ausschließlich Schweden getroffen. Laut Hüttenbuch, in welches wir uns jeden Tag eintragen, schauen hie und da auch Reisende anderer Nationalitäten vorbei. Diesen extra Tag in Alesjaure verbringen wir in unserer Hütte mit ca. 10-12 Schweden alle jenseits der 50 Jahre. Sie leben das Hüttenleben in Perfektion vor. Kaum angekommen wird Holz gesägt und gehackt und der Ofen des Aufenthaltsraumes beheizt. Echte Wintertrekker lassen sich durch Schlechtwetter nicht vom Holzhacken abhalten Gleichzeitig schwirrt ein anderer Trupp emsiger Hüttenbewohner aus, um Wasser aus einem ins Eis geschlagene Wasserloch eines vorbeifließenden Flusses zu holen. Verschmutztes Wasser wird in Kübeln gesammelt und in die dafür vorgesehene Grube geschüttet und verschmutztes Geschirr umgehend abgewaschen und in die dafür vorgesehenen Plätze der Gemeinschaftsküche geräumt. Dies alles in einem Tempo, das uns ungeübten Hüttenbenutzern nur das Zuschauen übrig läßt. So haben wir erst nach 2 Tagen als „Schmarotzer“ nachdem der Wind am nachmittag schon nachgelassen hat auch einmal zu Säge und Hacke gegriffen. Nachdem es am Vortag sich zeitlich nicht ausgegangen ist, konnte ich heute das Sauna-Erlebnis nachholen. Da es keinen Strom gibt, wird sowohl der Sauna-Ofen selbst als auch das kochende Wasser für die Dusche mittels Holz erhitzt. Das kochende Wasser wird natürlich noch mit Flußwasser welches vor dem Saunagang reichlich besorgt werden muß auf angenehme Temparaturen zusammengemixt. In der Sauna, die ich mir mit 6 schwedischen Pensionisten teile, hat es 70°.  Nicht soviel wie gewohnt, aber ein beachtlicher Wert in Anbetracht des noch immer tobenden Sturmes und einer Außentemparatur von -7°C. Wie überhaupt die Szene nackt vor sich hinzuschwitzen und gleichzeitig den Blick auf die tiefverschneite Winterlandschaft des Alesjaure zu werfen, sich tief in mein Gedächtnis einbrennen wird. Nach dem Saunagang waren dann auch die „alten Schweden“ aufgetaut und stellten neugierige Fragen betreffend unserer Ausrüstung und dem weiteren Verlauf unserer Tour. Dem Schlechtwettertag verdanke ich die Entstehung dieses Tagebuches Nach reichlichen Abendessen und der Nachricht, daß das Wetter morgen wieder besser werden soll, legen wir uns hoffnungsfroh schon um 21:30 Uhr ins Bett um morgen gestärkt zu sein für unsere dritte Etappe

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