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28.08.2014 Gasthof Valentinsalm – Zollnerseehütte

In der „Zivilisation“ gibt es Frühstück frühestens um 07:30 Uhr. Nach einem noch besseren Frühstücksbuffet als am Vortag brechen Heinz und ich um 08:15 Uhr auf. Ich sage dem Wirten auf der Valentinsalm noch, dass Elias abgeholt wird. Daraufhin ruft er zum Glück noch kurz bei der Zollnerseehütte an, denn Hannelore die Wirtin hätte schon darauf vergessen den Lieferanten zu verständigen.

Der Grünsee beim PlöckenpassNach ca. 30 Minuten queren wir die Plöckenpass-Straße und passieren den Grünsee bevor sich der Weg bergauf durch den Wald windet. Heinz und ich unterhalten uns angeregt und verpassen prompt den richtigen Weg. Ein paar Meter durch Gatsch und dichtes Gestrüpp bringen uns aber wieder auf den richtigen Weg. Nach ca. 400m bergauf erreichen wir die Abzweigung zum Polinik bei einer kleinen Alm. 20140828_103611Wir treffen einen Kärntner, der schon lange in Wolfsburg (D) wohnt und nun die Gipfel seiner Heimat besuchen möchte. Wir gehen aber ohne Gipfelumwege weiter am Karnischen Höhenweg leicht bergab der Bergkette entlang. Dabei müssen wir mehrmals Kühe umrunden, die es sich mitten am Weg bequem gemacht haben. Auch auf diesem Weg sind mehrmals die Überreste des letzten Winters sichtbar, wenn der Weg durch umgeknickte Bäume versperrt ist und großräumig umgangen werden muss. Wir passieren eine verfallene Alm (zuletzt restauriert 1932) bevor der Weg plötzlich steil nach oben führt. Dabei gehe ich mein Tempo und Heinz seines, was dazu führt, dass am Gipfel des Köderkopfes ich ca. 10 Minuten vor Heinz ankomme. 20140828_115559Nachdem heute auch überwiegend schönes Wetter ist, machen wir ausgiebig Pause am Köderkopf. Wir verspeisen die letzten Wurstreste und das letzte Brot. Sogar das Rauchen einer Gipfelzigarette zahlt sich heute aus. CIMG6769Wenn uns nicht gerade eine kleine Nebelwolke einhüllt, haben wir heute herrliches Wetter und gute Fernsicht. Während wir Pause machen, sehen wir auch die einzigen Menschen, die uns heute entgegenkommen, der Karnische Höhenweg ist hier tatsächlich recht einsam. IMG_9037Nach der Pause geht es steil bergab auf der anderen Seite des Tales sieht man schon die Bischofsalm und eine weitere Hütte, die schon ganz in der Nähe unseres Etappenziels stehen muss. Es geht jedoch nicht direkt ins Tal sondern der Weg geht einen ganz weiten Bogen sodaß hier noch viele Kilometer zurückgelegt werden müssen. 20140828_142338Heinz hat sich offensichtlich gut erholt, denn er ist jetzt bergab so schnell unterwegs, dass ich kaum folgen kann. Dies auch weil ich auf mein Knie, das sich immer öfter meldet gut achtgebe und meine Schritt mit Bedacht setzen möchte. Wir überqueren zwei Wildbäche mit herrlich frischem Wasser und erreichen nach einiger Gehzeit eine steile Almwiese, die von zahlreichen Kühen bevölkert ist. Eine Straße schlängelt sich die Wiese hinauf und ich erwarte jederzeit die Bischofsalm zu erreichen, auf der Käse produziert wird. Doch der Weg zieht sich ziemlich dahin und erst muss noch ein kleiner Bergrücken umrundet werden, bevor wir die Alm erreichen. Leider wird hier nichts verkauft und so fällt die geplante Pause mit einem Müsliriegel und einem Stückchen Schoko recht dürftig aus, bevor es noch einmal in der prallen Sonne gut 200m bergauf zur Zollnerseehütte geht. 20140828_162042Hier eile ich wieder ein wenig voraus, weil ich mich schon auf einen gemütlichen Platz bei der Hütte freue. Als ich sie erreiche, sitzen noch relativ viel Leute vor der Hütte, aber nur 15 Minuten später sind wir schon fast die einzigen Gäste. Wir probieren Hannelores interessante Säfte (Waldmeister, Lavendel, Thymian/Spitzwegerich) und genießen die Sonnenstrahlen am späten Nachmittag. Elias taucht ein wenig später auch auf. 20140828_162340Er hat ein wenig geschlafen, aber im Laufe des Tages sogar ohne uns freiwillig eine kleine Wanderung zum namensgebenden Zollnersee unternommen, um nicht „aus der Übung“ zu kommen ! Wir werden in einer sehr schönen Matratzenunterkunft untergebracht, die wir alleine für uns haben. Etwas später kommt noch eine Familie mit drei Kindern, die jedoch am Dachboden nächtigt. Dusche gibt es diesmal gar keine (nicht einmal eine kalte), also muss eine Katzenwäsche mit Waschlappen genügen. Nach dem Abendessen gibt es noch einen Fichtenpunsch, der ziemlich intensiv wirkt, so finde ich plötzlich alles ziemlich witzig und liefere mir Lichtspiele mit Elias.

 

29.08.2014 Zollnerseehütte – Rattendorfer Alm

Nach erholsamer Nacht lassen wir uns diesmal mit dem Aufbruch Zeit, da nur eine 4 -Stunden-Etappe vor uns liegt. 20140829_083354Um 08:45 geht’s los, die letzten Nebelschwaden ziehen noch herum, als wir die kleine Kapelle bei der Zollnerseehütte inspizieren. 20140829_085819Nach einer halben Stunden Almspaziergang ist der Nebel endgültig weg, als wir den Zollnersee erreichen. Dieser kleine Almsee wächst laut Infotafel immer mehr zu und droht zu einem Moor zu werden. 20140829_091126Weiter geht es bei immer wärmeren Wetter, wir sparen wie immer alle Gipfelalternativen aus, um Elias nicht zu sehr abzuschrecken und erreichen nach 2 Stunden die Straniger Alm. Diese ist eine von den Gailtaler Käsealmen, vor der Alm werden gerade die Käselaibe gereinigt und wir stärken und mit frischer Buttermilch und einer kleinen Brettljause. 20140829_110743Während wir unsere Pause genießen erreichen auch zwei Bergläufer die Alm, die heute früh beim Plöckenpass (unserem gestrigen Start) weggelaufen sind und bis am Nachmittag zum Naßfeld (unserem morgigen Ziel) laufen wollen. Die beiden sehen gar nicht sooo sportlich aus und ich frage mich hauptsächlich wie man bergab bei den steilen und rutschigen Passagen noch laufen kann. Weiter geht es dann ein Stückchen auf Forststraße indem wir den Straniger Kopf umrunden, danach wechseln wir auf die italienische Seite. 20140829_132856Auf einer malerischer Hochebene erreichen wir den Rattendorfer Sattel  und erhalten erstmals einen schönen Blick auf das imposante Massiv des Trogkofels. 20140829_141028 Auch die Rattendorfer Alm ist 300m tiefer schon erkennbar und so haben wir die letzte Stunde unseres Weges unser Ziel immer vor Augen. Das Zimmer in der Alm ist alt und klein, aber wir müssen es mit niemanden teilen und eine Dusche mit Warmwasser solange man möchte gibt es auch. Wir stärken uns nachmittag mit Apfelstrudel und Käse aus eigener Erzeugung. IMG_9201Beim Abendessen planen wir noch unseren morgigen letzten Tag. Mit Unterstützung einer Kärntner Wandergruppe, die am Nebentisch sitzt beschließen wir, nicht wie ursprünglich geplant direkt nach Tröpolach abzusteigen, sondern ohne große Anstiege über die Tröpolacher Alm und die Rudnig Alm zur Bergstation des Milleniums Express auf das Naßfeld zu gehen und dort mit Sommerrodelbahn und Lift talwärts zu fahren.

30.08.2014 Rattendorfer Alm – Madritsche – Tröpolach

Um 06:30 werde ich wieder wach. Nachdem ich rausgefunden habe, dass ich mein Handy auch bei angesteckten Kopfhörer (wird als Antenne benötigt) beim Radiohören auf Lautsprecher schalten kann, wecke ich meine Zimemrgenossen mit Ö3 und Radio Kärnten. Das Frühstücken und Rucksackpacken gehört nach einer Woche schon zur rasch erledigten Routine und mit ein wenig Wehmut brechen wir zu unserer letzten abermals kurzen Etappe auf.20140830_084712Dank der Tipps vom Vorabend sparen wir uns den großen Aufstieg auf den Trogkofelsattel und umrunden den Trogkofel durch von Kühen durchsetzen Waldstücken auf der anderen Seite und erreichen nach ca. 1 Stunde die Tröpolacher Alm. 20140829_134359Diese lassen wir jedoch achtlos links liegen und steuern die Rudnig Alm an. Als wir das Schigebiet erreichen fällt sofort der Unterschied zwischen der naturbelassenen Umgebung der letzten Woche und einem Skigebiet im Sommer auf. IMG_9233Breite in den Wald geschlagene Schneisen und Lifttrassen, alle paar Meter eine Vorrichtung für die Schneekanonen sowie künstliche Seen als Speicher für die Beschneiung prägen des Bild der Landschaft. IMG_9241So erreichen wir nach einer weiteren Studen auf unspektakulären Weg die Rudnig Alm, wo wir uns mit Milch und Wurst aus eigener Produktion für den letzten Anstieg stärken. Am Nachbartisch ein älterese Pärchen aus Korneuburg, welches die Gailtaler Käsealmen mit dem Auto abklappert. 20140830_114758Nach der Pause geht es vorbei an einem Speichersee und es ist gar nicht so leicht auf der offenen von Pisten durchsetzen Landschaft den besten Weg zu unserem Ziel Madritsche zu finden. Knapp unterhalb des Gipfels sind wir endgültig in der Zivilisation angekommen. Auf einem weiteren Speichersee fahren venezianische Gondel, ein kleiner Touristenwanderweg ist gesäumt von einem künstlichen Bergbach und Dutzende Halbschuhtouristen gehen die paar Meter von der Bergstation auf und ab. 20140830_121247Die meisten mustern unsere volle Montur skeptisch, als sie uns begegnen und auch das am Berg übliche Grüßen von Entgegenkommenden verliert seinen Sinn, wenn alle paar Meter neue Leute auftauchen. Schließlich erreichen wir die Bergstation des Millenium Express und damit das Ziel unserer 9-Tages-Wanderung. IMG_9269Mit der Sommerrodelbahn Pendolino geht es rasch 400m bergab, wobei Elias noch viel rascher fahren würde als ich, aber leider durch mich gebremst wird, da ich keine Lust habe aus den Kurven geschleudert zu werden. Unsere Rucksäcke haben wir zur Talfahrt in die Gondel gegeben, beim Abholen warten wir aufgrund eines Missverständnisses 15 Minuten auf unsere Rucksäcke, obwohl diese schon längst angekommen sind. Bei der Mittelstation essen wir noch eine Kleinigkeit auf der Tressdorfer Alm (wobei Alm für diesen Alpen McDonalds zu niedlich klingt) bevor wir mit dem Milleniums-Express direkt nach Tröpolach hinabfahren, mein Knie dankt mir die ersparten Bergab-Meter. In Tröpolach sind wir in der Pension Durnthaler untergebracht mit unbegrenzten Duschen, Handyaufladen und Fernschauen. Elias nutzt die Möglichkeit bei einer nahe gelegenen Tankstelle Chips zu kaufen und auch diesen Entzug beenden zu können. 20140830_152932Das Abendessen nehmen Heinz und ich (Elias hat nach einer Packung Chips keine Hunger) im gegenüberliegenden dazugehörigen Gasthof ein und teilen uns den Tisch mit zwei Steirern, die mit dem Motorrad unterwegs sind. Am nächsten Tag heißt es ein letztes Mal früh aufstehen, da unser Zug um 07:49 von Tröpolach wegfährt. Wir essen vom Frühstücksbuffet mit weichen Ei, bevor uns die nette Wirtin mit dem Auto zum „Bahnhof“ nach Tröpolach bringt. 20140831_073824Nach einer Stunde Zugfahrt steigen wir in Villach um und verbringen mit dem Spielen von Risiko und Weli die restliche Zeit, bevor wir um 13:00 Uhr in Wien landen. Eine tolle Wanderung geht zu Ende und ich habe das Gefühl, dass ich zumindest Heinz auf den Geschmack bringen konnte, solche Reisen noch öfter zu machen, bei Elias bin ich mir nicht ganz sicher 😉

30.04.2014 / 01.05.2014 Wien – Florenz – Pisa – Livorno – Bastia

Ich sitze im Zug zum Bahnhof Meidling und mein gepackter Rucksack steht neben mir. Meine erste Reise als Bergwanderführer hat soeben begonnen. Der Abschied von der Familie, insbesonders von Anna-Lena, die wie eine Klette an mir gehangen ist, ist nicht leicht gefallen. Viele Fragen gehen durch meinen Kopf – Wird alles klappen ? Wie werden meine Mitreisenden sein ? Wie wird es sein, innerhalb von zwei Jahre fast die gleiche Tour noch einmal zu gehen ? Am Bahnhof Meidling geht es kurz zu McDonald bevor ich meine ersten beiden Mitwanderinnen treffe. Susanne und Christine, beide Krankenschwestern, erscheinen pünktlich mit ihren relativ kleinen Rucksäcken, und scheinen gute Laune mitgebracht zu haben. Wir besteigen den Zug, welcher mit 5 Minuten Verspätung um 20:35 Uhr wegfährt und teilen uns unser 6er-Liegewagen-Abteil mit einer jungen Frau aus Wien, die ebenfalls nach Florenz fährt, und zwei Damen mit russischen Akzent, die uns schon in Bologna verlassen werden. Schon vor dem Semmering wird das Abteil umgebaut und ich entscheide mich für ein Plätzchen ganz oben. Dies stellt sich leider als Fehler heraus, da es dort ca. 7 Grad mehr hat als in den untersten Reihen, wo es auch schon recht warm ist. Susanne, meine Leidensgenossin gegenüber von mir, geht mitten in der Nacht sogar für 1 Stunde auf den Gang, um sich abzukühlen ! Aber auch diese Nacht geht irgendwie vorbei und nach dem Zugfrühstück mit Croissant, Marmelade und Tee spuckt uns der Zug um 06:50 Uhr in Florenz aus. Wir erschrecken etwas, als wir den Bahnhof verlassen und überall extrem viel Müll auf der Straße liegt. Später erfahren wir, daß die „Weiße Nacht“ schuld daran ist, dass die Müllräumung alle Hände voll zu tun hat, um vor der Touristen-Rush-Hour die Stadt wieder halbwegs herzurichten. Wir stapfen mit unseren Rucksäcken an der eindrucksvollen Kathedrale vorbei zum Fluss Arno und zur Ponte Vecchio, die genauso verwaist ist, wie bei meinem ersten Besuch vor zwei Jahren. Nach einem kleinem Spaziergang entlang des Arno, wo wir eine zutrauliche Ente und eine entspannte Schildkröte beobachten können, finden wir am Platz der Kathedrale ein kleines Cafe, welches soeben die ersten Sessel rausgestellt hat. SAMSUNGSusanne ist leider ein wenig angeschlagen, und klagt über eine verstopfte Nase und Kopfweh, aber gemeinsam mit Christine finden die beiden rasch das passende Mittelchen aus ihren ausgiebigen Vorrat an Medikamenten. Ich muss die Damen leider eine wenig hetzen, da ich am Weg nach Livorno auch noch kurz den schiefen Turm von Pisa sehen möchte. So gehen wir rasch zum Bahnhof zurück, ich zaubere schnell die Tickets aus dem Automaten und wir erwischen den Zug um 09:28 Uhr. Im Zug stellt sich heraus, dass wir das Ticket hätten entwerten müssen, aber da ist es schon zu spät. Gott sei Dank kommt kein Schaffner, dem ich das Missverständnis mit meinem nicht vorhandenen Italienisch erklären muss. In Pisa steht der Turm leider nicht direkt neben dem Bahnhof und so bleibt bei einer halben Stunde Gehzeit pro Richtung nur eine Viertelstunde für ein Erinnerungsfoto und eine Umrundung des Turms. Viel länger hätte ich es bei dem Touristenandrang aber auch ohne Zeitdruck nicht ausgehalten :-). Den Zug nach Livorno erwischen wir knapp nach dreimaligen Wechsel des Bahnsteiges und so schaffen wir es kurz nach 12:00 Uhr auf den Busplatz vor dem Bahnhof von Livorno. DSC06434Dort warten wie ausgemacht Sonja und Helga auf uns, die für die Florenz/Pisa-Kombination 2 Tage gebraucht haben, und daher schon am Dienstag mit dem Flieger nach Florenz gereist waren. Da (für mich überraschend) der 1. Mai auch in Italien ein Feiertag ist, warten wir vergeblich auf den Bus. Wir müssen uns also zu Fuß auf den langen Weg zum Hafen von Livorno machen. Offene Supermärkte sind heute leider auch Mangelware und so rasten wir kurz in einem Cafe, bevor wir zum Check-In der Fähre gehen. DSC06441Wir lassen uns Zeit, da die Schornsteine unserer Fähre schon gut sichtbar sind. Dabei geraten wir jedoch in eine Sackgasse, da eine mobile Brücke, die vor zwei Jahren noch in Betrieb war, inzwischen stillgelegt wurde. Also einmal rundherum, die Extrakilometer bewältigen wir im Laufschritt – nur wenige Minuten nach Erreichen der Fähre legt diese auch schon ab. Ich rauche an Bord eine Entspannungszigarette, denn nun kann nicht mehr viel schiefgehen, wir werden Korsika wie geplant erreichen. DSC06485Angekommen in Bastia müssen wir am Schiff ziemlich lange warten, bis die Fahrzeuge die Fähre verlassen haben, bevor wir selbst endlich korsischen Boden unter den Füßen haben. Wir gehen zum Best Western Hotel bergauf am Bahnhof vorbei, wo wir uns vergewissern, dass der Frühzug am nächsten Morgen auch tatsächlich fährt. DSC06511Aufgrund des Feiertages und der zahlreichen geschlossenen Lokale nehmen wir das Abendessen im Hotel ein, wo es eine eingeschränkte aber ausreichende Karte gibt und stossen auf unsere Reise an.

02.05.2014: Bastia – Corte – A Sega

Der Wecker läutet um 05:30 Uhr noch eine Stunde früher als zu Hause, denn um 06:22 Uhr fährt unser Zug nach Corte ab. Das Best Western Hotel verlassen wir noch in der Morgendämmerung und betreten pünktlich eine der neuen Garnituren der korsischen Eisenbahn mit großen Panoramafenstern. DSC06522Zuerst fährt der Zug eine Zeitlang der Küste entlang, bevor er sich bergauf ins Landesinnere quält. Einige spektakuläre Ausblicke auf Schluchten, Brücken und die korsischen Berge steigern die Vorfreude auf die nächsten Tage. Auf den Bergen liegt mehr Schnee, als ich erwartet habe und das Wetter zeigt sich eher von seiner unfreundlichen Seite. Der Himmel ist überwiegend bedeckt und immer wieder spritzen einige Tropfen an die Fensterscheiben des Zuges. In Corte angekommen halten wir Ausschau nach einer Bäckerei und einem Supermarkt, und werden am Hauptplatz fündig.DSC06545 Da wir noch kein Frühstück hatten, testen wir ausgiebig die korsischen Mehlspeisen. Frisch gestärkt beginnt 10 Minuten später unser Wanderung „Mare a Mare“. Helga programmiert Ihren Profi-Fotoapparat und schießt noch ein Selbstauslöserfoto.DSC06561

Nach der ersten Viertelstunde auf unserem Weg enlang der Tavignano-Schlucht beginnt es zu regnen und das lustige Regenausrüstung-Anzieh-Spiel beginnt. Wenig später hört es wieder auf, dann tröpfelt es wieder, danach scheint die Sonne. Uns begleitet also richtiges April-Wetter während wir langsam die Tavignano-Schlucht bergauf wandern.DSC06605 Je weiter wir vordringen, desto enger wird die Schlucht und umso beeindruckender die Ausblicke. Nach ca. 2,5 Stunden erreichen wir die Brücke, über die man ans andere Ufer des Tavignano wechselt. Da zu diesem Zeitpunkt die Sonne scheint, nutzen wir die Chance auf eine Pause, Susanne nimmt sogar ein Bad in einer der Gumpen. DSC06631Nach ausgiebiger Pause geht es weiter, immer leicht bergauf nun auf der rechten Seite der Schlucht. DSC06655Auf einem der Teilstücke, das ein wenig vom Haupttal wegführt, findet Helga frische Blutspuren, und wir mutmaßen, was hier wohl passiert ist. DSC06678Das Wetter stabilisiert sich ein wenig, obwohl dunkle Wolken hinter dem nächsten Bergrücken lauern. Beim letzten Stück flacht der Weg ab und ein großer, brauner und herrenloser Hund kommt uns entgegen, und begleitet uns fast bis zur Berghütte A Sega. In der Hütte buchen wir ein Upgrade von Refuge auf Shelter. Für 11 EUR mehr bekommt man eine Unterkunft in statt unter der Hütte, Bettwäsche und 5 Minuten warme Dusche. DSC06721Die Zeit bis zum Abendessen verbringen wir entweder mit schlafen oder Jolly spielen, wo wir uns aber zuerst auf einen Durchschnitt der unterschiedlichen Jolly-Regeln einigen müssen. Der etwas mürrisch wirkende aber recht freundliche Hüttenwirt hat eine Verletzung am Bein und kann daher diesmal leider nicht mit seinen Maultieren einreiten. Er serviert uns am Abend als ersten Gang eine Soup Corse mit viel Gemüse und einigen riesigen Speckstücken, bevor er als Zwischengang Nudeln mit Tomatensauce serviert. Für die Vegetarier und Mitwanderer mit besonderen Nahrungsmittelbedürfnissen (Helga) gibt es Erbsensuppe und ein fad schmeckendes Reisgericht. Unvermutet taucht plötzlich eine Würstelsuppe mit Speckstücken und eine Portion korsischer Käse auf, bevor ein Apfelmus das Abendessen abschließt. Einer Karaffe Rotwein, die im Preis inkludiert ist, folgt noch eine weitere, bevor unser erster Wandertag in unserem 6-Personen-Zimmer endet.

03.05.2014: A Sega – Albertacce

Seinen 40. Geburtstag in Korsika zu verbringen ist schon fein. Am Morgen habe ich von meinen 4 Mitwanderinnen sogar ein Geburtstagsständchen gesungen bekommen („Heute kann es regnen, stürmen oder schneien,…“). Von Helga, Physiotherapeutin von Beruf bekomme ich als Geschenk mein linkes Knie getaped, damit es die zahlreichen steilen Abstiege in Korsika verletzungsfrei übersteht. Zum Frühstück gibt es Zwieback und Kekse aber leider kein frisches Brot, aber das kann man auf einer Berghütte auch nicht erwarten. Das Wetter zeigt sich wie gestern unbeständig und so starten wir von 1200m mit zumindest zwei Schichten Bekleidung. Zuerst geht es noch durch den Wald immer stetig bergauf, begvor wir offene Wiesen erreichen.DSC06786 Nach ca. 1 Stunde kommen wir bei einer Bergerie vorbei. Im Unterschied zum letzten Mal sind aber nicht einmal Schafe zu sehen. Wenige Minuten später erreichen wir den höchsten Punkt unserer Tour, den Bocca a l`Arinella mit knapp 1600m Höhe. Leider ist das Panorama getrübt, da die Wolken ungefähr auf unserer Höhe treiben und Monte Cinto und Co nur zu erahnen sind. DSC06820Da es auch zu regnen beginnt, halten wir die Pause kurz und beginnen den 800m-Abstieg in voller Regenmontur. DSC06833Während der erste Teil der Strecke noch schön durch den Wald geht, zieht sich der zweite Teil ein wenig, vor allem da die Müllhalden links und rechts des Weges nicht gerade den schönsten Ausblick bieten. Am Abstieg treffen wird auch zwei Französinnen, die in Sega mit uns übernachtet haben. Eine hat eine Nasenverletzung, die sie sich bei einem Sturz am Vortag zugezogen hat, was die gestern gefundenen Blutspuren erklärt.DSC06835 Nach ca. 1,5 Stunden erreichen wir den Stausee und Ort Calacuccia um 13:00 Uhr nachmittags. Da das Geschäft in Calacucchia erst wieder um 15:00 Uhr öffnet, verbringen wir die Zeit in der Pizzaria am Hauptplatz, was uns auch knapp 2 Stunden Regen erspart. DSC06853Punkt 15 Uhr stürmen wir das Geschäft und decken uns mit korsischen Spezialitäten wie Wurst, Käse und Kekse ein, bevor wir das letzte Stück unserer heutigen Etappe am See entlang gehen. DSC06871Nach einer Stunde Spaziergang erreichen wir die schöne Gite in Albertacce, wo wir bereits erwartet werden (Post-It mit Friconneau am Zimmereingang). DSC06885Nach der täglichen Routine nach dem Wandern (Duschen, Wäsche waschen,,…) nutzen wir die einzigen Sonnenstrahlen des Tages, bevor wir hungrig in das zwei Häuser weiter befindliche Lokal Pagliu Orba gehen.DSC06908 Nach dem wie üblich üppigen Abendessen (Soup Corse, Kräuterravioli mit Rindfleischsauce und Maronikuchen, Schafskäse und eingelegten Mini-Orangen) stossen wir noch einmal auf meinen Geburtstag an, wobei ich ein nochmaliges Singen eines Geburtstagsliedes erfolgreich verhindern kann. Dafür erhalte ich ein liebevoll beschriftetes T-Shirt mit allen Unterschriften als Geschenk. Die Kellnerin ist nicht so in Feierlaune und gibt sich betont gelangweilt, was uns dann um knapp vor 22:00 Uhr veranlaßt, wieder zurück in die Gite zu gehen. Dort bekomme ich sogar noch ein kleines Geburtstagstörchen mit improvisierter Kerze (= Taschenlampe) überreicht. So endet ein sehr schöner Geburtstag.

04.05.2014: Albertacce – Col di Vergio

Wir verlassen die Gite um ca. 09:00 Uhr, was sich langsam zu unserer üblichen Aufbruchszeit entwickelt. DSC06931Das Wetter ist weiterhin wechselhaft, bei den Bergen sieht man immer wieder dunkle Wolken, wir gehen am Vormittag aber trotzdem zumeist in der Sonne. Kurz vor einer schönen Steinbrücke begegnen wir einer Herde Ziegen, auch einige ganz junge Zicklein sind darunter.DSC06955

Nach dem ersten Anstieg geht es eine Zeit lang durch den Wald. Dabei begegnen wir immer öfter Ketten der Raupen des Pinienprozessionspinners. DSC06978Während wir uns zu Beginn noch über den Anblick freuen, erschrecken wir später ob des massiven Auftretens dieses Schädlings. In vielen Kiefern hängen Dutzende „Nester“ und die befallenen Bäume haben dann oft nur mehr braune oder gar keine Nadeln mehr. Bei einem kleinen Bach entlang des Weges machen wir unserer Frühstückspause mit Apfel, Müsliriegel, Schoko und korsischem Käse, der am Tag zuvor gekauft wurde.DSC07015 Beim Abzweig zur Bergerie de Tillerga entscheiden wir uns demokratisch für die etwas längere neue Wegführung des Mare a Mare, bei der man auch ein Stückchen den GR20 entlangläuft. DSC07027 Als sich der Weg Richtung Hochgebirge dreht, werden die Wolken immer dichter und dünkler und es beginnt auch bald zu regnen. Wir kleiden uns wieder passend und setzen den Aufstieg fort, als wir auch einen ersten Donner vernehmen. DSC07034Der Weg steuert direkt auf das Gewitter zu, welches sich die ganze Zeit hartnäckig in den Bergen zu halten scheint. Als wir auf den GR20 treffen, und die Brücke über den Golo queren, bleiben einmal nur 4 Sekunden zwischen dem Blitz und dem Donner. Vor allem Helga ist sehr beunruhigt wegen des Gewitters. Entgegenkommende Wanderer entscheiden sich dafür, sich bei den Felsen unterzustellen. Ich bin dafür, möglichst rasch
dem GR20 zu folgen, geradewegs vom Hochgebirge und der Gewitterfront weg. DSC07052Also verschärfen wir das Tempo Richtung Castel de Verghio. Langsam werden die Intervalle zwischen Blitz und Donner wieder größer und nach ca. 1,5 Stunden durch niederen Wald erreichen wir unsere heutige Unterkunft. Das Hotel gleicht vor allem von innen einer österreichischen Schihütte, immerhin gibt es hier auch das einzige Schigebiet Korsikas. Die wenige Meter entfernte Gite sieht von aussen eher aus wie eine Wellblechhütte, die Zimmer innen entsprechen aber dem normalen Gite-Standard. Wir breiten uns in unserem 10-Betten-Zimmer aus und trinken im angrenzenden Hotel Kakao und Tee. Als wir zurückkommen, müssen wir feststellen, dass unser Zimmer mit 5 Franzosen aufgefüllt wurde, welche schon ungeduldig darauf warten, dass wir Ihnen die bereits angeräumten Betten freimachen. Nach dieser unerfreulichen Überraschung gehen wir zum Abendessen, wo uns der Wirt in ein riesiges Restaurant mit tollen Panoramafenstern führt. DSC07091Von hier aus können wir perfekt jene Berge beobachten, wo wir zu Mittag fast ins Gewitter geraten wären. Mittlerweile hat sich aber die Bewölkung weitgehend aufgelockert. Zum Abendessen gibt es zuerst – Überraschung – Soup Corse, dann Entrecote mit Bratkartoffeln und Ratatouille und zum Abschluss ein Apfelküchlein. Sonja und Christine beschließen nach dem Abendessen noch kurzfristig den Wechsel ins Nachbarzimmer, wo sich zwei Wanderer ein 10-Bettenzimmer teilen.

05.05.2014: Col de Verghio – Evisa – Ota

Nach der erstaunlich ruhigen Nacht trotz 8-Personen-Belegung gibt es in der Früh noch eine Überraschung. In der Nacht sind im Zimmer von Sonja und Christine noch 2 Gäste hinzugekommen. Zwei Deutsche, die um 23:00 Uhr nach einer Doppeletappe GR20 eingetroffen sind haben zuerst ihr Zelt aufgeschlagen. Um 01:00 Uhr in der Nacht sind sie dann in das Zimmer gewechselt, nachdem ein Fuchs an ihr Essen ranwollte und dabei sogar das Zelt angeknabbert hat. Interessiert lauschen wir den Schilderungen wie schwierig der GR20 um diese Zeit zu gehen ist, und wie man mit 10kg Essen und 5kg sonstigem Gepäck (selbstgenähter Rucksack mit 200g, selbstgenähtes Zelt mit 500g) im Unterschied zu uns sehr minimalistisch unterwegs sein kann. Nach dem üblichen Korsika-Frühstück gehen wir zuerst ein Stückchen auf der Strasse zum Col di Verghio bevor es nördlich des Taleinschnittes links und rechts eines Bachbettes bergab geht. Unsere heutige Etappe startet bei 1.400 Hm und endet bei 300 Hm. DSC07117Daraus ergibt sich, daß es überwiegend bergab geht und ich zur Entlastung des Knies auf meine Stöcke zurückgreife. Neben mir verwendet nur noch Christine Wanderstöcke, der Rest versucht sich als „Freeclimber“. Nach einem schönen Stück bergab und einer halben Stunde auf einer Art Forststrasse machen wir unsere Frühstücksrast bei einer schönen Brücke.DSC07140 Wenn es etwas wärmer wäre, könnte man den darunterfließenden Bach nicht nur zum Trinken sondern auch zum Baden nutzen. Es geht weiter bergab, teilweise über einige Passagen, bei denen man auch die Hände zu Hilfe nehmen muß. Nach einem kurzen Bergauf-Stück erreichen wir eine kleine Felsgruppe, die einen wunderschönen Ausblick über das ganze Tal ermöglicht. Das Wetter zeigt sich heute überwiegend von seiner sonnigen Seite und so geht es gut voran, sodass wir bald die Überquerung des Spelunca-Baches mittels einer Hängebrücke erreichen.DSC07165 Hier darf man nur einzeln darüber gehen, vermutlich aufgrund der Schwingungen, die jeder einzelne Tritt auslöst. Danach sind wir noch ca. eine Stunde leicht bergab auf einer Art Lehrpfad zum Thema Kiefern und Kastanien unterwegs, bevor wir Evisa erreichen. Mehr als die Hälfte der heutigen Etappe ist geschafft, die Sonne scheint, die beste Gelegenheit also die mitgeschleppten Vorräte zu reduzieren und auf einer sonnigen Steinmauer Rast zu machen. Einige stärken sich noch mit einem Tüten-Eis aus der naheliegenden Bar, bevor es ca. um 14:00 Uhr wieder weiter gehtDSC07182Die nächsten knapp 1,5 Stunden führt der Weg steil in die enge Spelunca-Schlucht hinab, bis bei der Ponte Zaglia der tiefste Punkt erreicht ist. Susanne nutzt die einladende Badegumpe zu einem kurzen Erfrischungsbad, der Rest hält zumindest seine Zehen in das angenehm erfrischende Wasser. DSC07218Der Rest des Weges bis nach Ota führt immer mehr oder weniger dem Spelunka-Fluss entlang, einmal wechselt man auf der Ponte Vecchio die Seite, bevor wir um ca. 17:00 Uhr das kleine Bergdörfchen Ota erreichen. DSC07237Unsere Gite Chez Felix befindet sich in einem alten Steinhaus direkt am „Hauptplatz“. Das dazugehörige Restaurant steht einige Meter entfernt mit wunderschönen Blick in die korsische Bergwelt. DSC07269Wie immer wird die Zeit bis zum Abendessen lang und so trinken wir noch ein wenig Pietra bzw. Wein in einem nahe gelegenen Lokal, solange die Sonne noch nicht untergegangen ist.DSC07313 Zum Abendessen gibt es wieder einmal Suppe, dann Schweinsbraten, anschließend eine Scheibe Käse und dann noch unerwartet ein Stück Maronikuchen, bevor wir den Tag in unserem 6-Bett-Zimmer, welches wir mit niemanden mehr teilen müssen ausklingen lassen.

06.05.2014: Ota – Serriera

Beim Frühstück gibt es diesmal immerhin auch ein Croissant und Marmelade aus dem Glas anstelle der kleinen Plastikpäckchen. Wir suchen noch das kleine Geschäftchen in Ota auf, um ein wenig für die Mittagsjause einzukaufen (dabei sichere ich mir die einzige Hartwurst des Ladens), bevor wir diesen malerischen kleinen Ort in Richtung Serriera verlassen. DSC07323Der Weg führt langsam aber stetig bergauf um einen Berg herum und gibt nach ca. 30 Minuten erstmalig einen Blick auf das Meer frei. Ein beruflicher Anruf von zu Hause erreicht mich, und so klinke ich mich für ein paar Minuten gedanklich aus, immerhin habe ich aber genug Puste, um gleichzeitig zu telefonieren und bergauf zu wandern. Immer wieder wandelt sich die Vegetation am Wegesrand von Macchia zu fast urwaldähnlich, wenn wir einen der zahlreichen von kleinen Bächen erschaffenen Einschnitte queren. Der Weg wird steiler und steuert immer mehr direkt auf eine felsige Schlucht hin.DSC07359DSC07367 Die Sonne scheint heute ohne von Wolken behindert zu sein auf Korsika und so kommen wir alle ordentlich ins Schwitzen, bevor wir die 600HM bergauf geschafft haben und mehr oder weniger flach am Berg entlang gehen.DSC07381 Im Gegensatz von vor zwei Jahren möchte ich heute die Pause am Copa di San Petru machen, und daher verlassen wir unseren Weg als wir links des Weges eine Felsengruppe mit Aussicht entdecken. Einige Meter abseits des Weges bietet sich ein herrliches Panorama auf die umliegenden Berge und das Meer sowie den Strand von Porto. Wieder haben wir es fast punktgenau um 12:00 Uhr geschafft, den perfekten Ort für unsere Mittagspause zu finden und Susanne genehmigt sich Ihren täglichen Power-Napp zwischen den Aussichtsfelsen. PanoramaKurz nach uns erreicht ein französisches Pärchen den Gipfel, sie müssen sich allerdings mit dem zweitbesten Plätzchen zufrieden geben. Als wir unsere Wanderung nach 1,5 Stunden Pause fortsetzen, scheint der Weg nach links wegzudrehen, die Markierung zeigt jedoch rechts weiter. Hier erst ist die Abzweigung zum Copa di San Petru, den ich also auch diesmal nicht erreicht habe – ein Grund mehr wieder zu kommen 🙂 Der Abstieg ist wie ich es in Erinnerung hatte relativ steil und manchmal ziemlich schottrig und rutschig. DSC07418Alle Wanderer sind aber am fünften Tag ausreichend routiniert, sodass wir nach ca. 1,5 Stunden Gehzeit alle heil eine Art Forststrasse erreichen. Diese führt an einem Hundezwinger vorbei (lt. Reiseführer begrüßen einen die Hunde freudig – für mich klingt das nicht so) in einer halben Stunde nach Serriera, dem Ziel unserer heutigen Etappe. Wir quartieren uns in der Gite d´Alivi ein, wo bereits ein Zimmer für Friconneau reserviert ist, diesmal sogar mit einem Dreifachbett, anstelle des üblichen Stockbettes. DSC07440Wie immer übernehme ich den Platz in der höchsten Etage und wir verbringen anschließend die Zeit bis zum Abendessen im Garten der Gite, die sogar mit gepolsterten Gartenmöbeln und Liegestühlen ausgestattet ist.SAMSUNG Beim Abendessen ist im Unterschied zu meinem letzten Besuch, wo ich alleine hier war, das in der Gite integrierte Lokal bis auf den letzten Platz gefüllt, und die freundliche Köchin und Serviererin hat alle Hände voll zu tun, um uns zu versorgen. Mit zwei Variationen eines Nudelsalates (Thunfisch und Tomate), einer Lasagne, Kuchen als Nachspeise sowie einem frisch gebackenen Brot gelingt dies jedoch ausgezeichnet. Auch der erste deutschsprachige Tischnachbar Stefan, der alleine unterwegs ist, lobt das Essen und berichtet, was uns am nächsten Tag in Girolata kulinarisch erwartet. Gut gestärkt endet dieser Tag, so wie die Tage zuvor noch vor 10 Uhr in unseren Stockbetten.

07.05.2014: Serriera – Curzu – Girolata

Die längste Etappe unserer Wanderung steht heute auf dem Programm. Die Strecke nach Curzu ist für einen Tag zu kurz (3 Stunden), nach Girolata sind aber über 8 Stunden Gehzeit zu bewältigen.DSC07452 So starten wir schon um 07:00 Uhr mit dem bisher besten Frühstück unserer Wanderung (Croissants und Gebäckschnecken, selbstgemachte Marmelade, selbstgemachtes Brot und Nutella !), nutzen noch die Chance beim mobilen Bäcker (Kofferraumverkauf !) ein paar pikante Kolatschen und frisches Baguette zu kaufen, und verlassen Serriera um 08:00 Uhr in der Früh. Dies hat den Vorteil, dass wir eine Stunde mehr Zeit haben, um unser Ziel zu erreichen und wir den ersten Anstieg (300 HM) noch in der kühlen Morgenluft absolvieren. Die 300m geht es rasch wieder hinunter, wo wir einen kleinen Fluss überqueren, was wir aber ohne weiter Schwierigkeiten bewältigen. Es geht wieder bergauf Richtung Partinello, wo es Helga und Susanne instinktiv Richtung Dorf zieht.DSC07461 Unser Weg streift Partinello jedoch nur und führt immer auf einer Ebene bleibend und mit Ausblicken auf das Meer und die bei Motorradfahrern beliebte Küstenstrasse an der Westküste nach Curzu. Um 11:00 Uhr erreichen wir Curzu, womit wir sehr gut in der Zeit liegen, um unser Ziel heute noch vor dem Abendessen zu erreichen. Susanne versucht, in der kurzen Pause illegalerweise eine Zitrone von einem Zitronenbaum zu entwenden, das Vorhaben scheitert jedoch an Stacheldraht und Dornenbusch. Nach Curzu wartet der letzte größere Anstieg des Tages auf uns. Es geht relativ steil bergauf auf fast 700m auf den Bergrücken, der Curzu von der Bucht von Girolata trennt. Die zu dieser Zeit stark scheinende Mittagssonne erschwert das Unterfangen, trotzdem schaffen wir es fast pünktlich zu Mittag unseren Tagesgipfel zu erreichen und die ausgedehnte Mittagspause mit Ausblick zu halten. DSC07523Wir befinden uns direkt an der Gabelung der alten und der neuen Variante auf den Weg nach Girolata und so können wir bei unserer Pause sogar einige Wanderer beobachten – die Tage zuvor haben wir untertags nur sehr wenige Wanderer getroffen. Die wanderbegeisterte Helga hält es nur kurz bei der Mittagspause aus, und geht den Weg immer auf dem Bergrücken entlang schon voraus, der Rest der Gruppe folgt ca. 30 Minuten später. DSC07553Unser Weg bietet einige spektakuläre Ausblicke und manchmal können wir auch schon das Ziel unserer heutigen Etappe von oben sehen. Wo unser Weg die Küstenstraße kreuzt, befindet sich wie vor 2 Jahren ein kleiner Kiosk, den wir für die Konsumation von kalten Getränken sowie einem Triple-Choc-Magnum nutzen, bevor wir weiter gehen. Unser erster direkter Meereskontakt steht knapp bevor und so werden vor allem Susanne und Sonja immer schneller, die es kaum erwarten können, im Meer zu baden. Wir erreichen den Strand von Tuara um 15:30 Uhr und haben damit unsere heutige lange Etappe quasi geschafft. Wir müssen uns den Strand mit einigen anderen Badegästen aber auch mit einigen wilden Hausschweinen und einer Kuh teilen. Vor allem eines der Hausschweine hat es Sonja angetan, die davon begeistert ist, wie zutraulich sich das Schwein verhält. Fast wie ein Hund, lässt es sich streicheln und streckt auch seinen Bauch entgegen. DSC07620Nach einer ausgiebigen Pause geht es das letzte Wegstück nach Girolata weiter. Helga und Christine nehmen aufgrund eines Missverständnisses den Weg mit ein paar Höhenmeter mehr, der Rest hält sich unmittelbar an der Meeresküste und sieht die kleine Ortschaft Girolata langsam immer näher kommen.DSC07639 In Girolata übernachten wir in der Gite d´Etapa Cabane du Berger, da die andere Gite zuerst nicht erreichbar war, und danach keine Plätze mehr frei hatte. Aber auch die Cabane du Berger ist eine gute Wahl, die große Wiese und die einfachen Holz-Bungalows bieten richtiges Mittelmeer-Feeling.DSC07682 Einzig die kalte Dusche, die manche von uns heute ertragen müssen wird als Minuspunkt gewertet. Dies wird aber durch das am besten präsentierte Abendessen unserer Reise mehr als wettgemacht. Zuerst gibt es Fischsuppe mit Baguettes, auf welchen man selbst Knoblauch aufreibt, sowie Käse und eine Sauce Rui. Anschließend erhalten wir einen Fisch mit in Zucchini gerollten Risotto und zum Abschluss Schokotörtchen mit flüssigem Schokokern. Sogar Helga isst bis auf die Nachspeise alles auf! DSC07699Obwohl wir uns unsere Hütte mit 6 jungen Deutschen teilen, die am Mare E Monti unterwegs sind, verläuft die Nacht ausgesprochen ruhig und erholsam.

08.05.2014: Girolata – Galeria

Bei herrlichem Wetter verzehren wir das spartanische Frühstück in erster Reihe fussfrei zum Meer. DSC07715Wir entdecken sogar noch eine kleine Einkaufsmöglichkeit in Girolata und decken uns mit Tagesproviant ein. Susanne kauft eine Kette mit 5 Holzfischchen, von denen jeder Wanderer eines erhält. DSC07717Anschließend machen wir uns auf den Weg nach Galeria. Bei sehr heißem Wanderwetter und stetigem bergauf wird diesmal auch Helga nicht kalt und so erreichen wir gemeinsam die Anhöhe Bocca di Fuata bei der der Wegweiser nach Galeria vom Mare E Monti wegführt. DSC07732Nachdem wir auf der Karte überprüft haben, dass dieser Weg weder von der Länge noch von den Höhenmetern eine Abkürzung darstellt, bleiben wir am Mare E Monti und steuern zielstrebig den höchsten Punkt unserer heutigen Tour auf knapp 800Hm an. Unterwegs treffen wir ein französisches Pärchen und eine Schweizer Wandergruppe, die am gleichen Weg sind wie wir. Von den beiden Aussichtspunkten am Gipfel entscheiden wir uns für jenen, der noch nicht von Wanderern besetzt ist, und genießen den tollen Blick auf den heutigen Start unserer Etappe. Kurz nachdem wir unsere Rastplätze eingenommen haben, können wir ein interessantes Wetterphänomen beobachten. Vom Meer weg bilden sich rasch einige Wolken und steigen rasant den Berg hinauf und nur wenige Minuten später befinden wir uns mitten im Nebel. DSC07764Zum Glück dauert der Spuk nur kurz und die Bewölkung verschwindet genauso rasch, wie sie gekommen ist. Ansonsten verläuft die Pause nach dem Ritual, das sich mittlerweile etabliert hat. Zuerst räumen alle aus Ihren Rucksäcken Brot, Käse, Wurst, Aufstriche etc. heraus, womit sich ein abwechslungsreiches Mahl gestalten lässt. Anschließend kommen Trockenfrüche, Schokolade, Kekse und Torrone auf den „Tisch“ und anschließend wird das schöne Wetter genossen, teilweise auch mit Mittagsschläfchen. Die Ameisenpolizei zerkleinert noch während des Essens die Speisereste und räumt diese sorgfältig weg und ich drehe mir eine Zigarette und genieße die Aussicht.DSC07779 Nach unserer Pause geht es noch eine Zeitlang relativ eben dahin an abwechslungsreicher Vegetation vorbei, bevor der Weg Richtung Norden dreht und zuerst steil und dann in langen Serpentinen bergab führt. DSC07786Nicht weit vor Galeria treffen wir auf einen kleinen Bach, den wir mehrmals überqueren, der jedoch zu klein für ein Bad in den Gumpen ist. Auch der danach kommende Froschtümpel wird nicht zum Baden genutzt, und so kommen wir rasch zu jener Abzweigung, wo ich vor 2 Jahren daran vorbeigelaufen bin. DSC07795Nachdem alle meine Mitwanderer ebenfalls vorbeigelaufen wären, kann ich meiner Rolle als Wanderführer gerecht werden, ihnen den richtigen Weg zeigen und somit einige Zeit ersparen. So erreichen wir die Gite L´Etape Marine schon am frühen Nachmittag und können unsere Wäsche waschen und mit dem „WLAN connecten“ sprich auf die Wäscheleine hängen.DSC07808 Helga testet schon mal den Hauswein auf der Terrasse, während der Rest eine kleine Runde durch Galeria macht, um den Spar-Supermarkt zu erkunden, ein Eis zu kaufen und den Kiesstrand von Galeria zu besichtigen. Zurück in der Gite, erwartet uns schon die ausgesprochen freundliche Betreiberin mit ihrem Abendessen, leider singt sie diesmal bei der Zubereitung nicht. Es gibt Salat und darauf mit Käse überbackene Baguettescheiben, anschließend Schweinskotelette mit Bratkartoffeln und als Dessert Apfeltarte. Obwohl der Essensraum zum längeren Verweilen einladen würde, trinken wir nur noch den mittlerweile zur Tradition gewordenen Tischwein aus, bevor wir uns in unser Zimmer zurückziehen, welches diesmal wieder ausschließlich uns gehört.

09.05.2014: Galeria – Tuarelli

Mit dem heutigen Tag beginnen für mich die zwei spannensten Wandertage, führen sie doch über einen Teil des Mare e Monti, welchen ich noch nicht kenne. Nach dem Frühstück, welches wir uns noch mit der gestern gekauften Maroni-Creme verbessern, geht es noch zum „Utile“-Supermarkt nach Galeria wo wir unser Tagesproviant ein letztes Mal für die beiden kommenden Tage aufstocken. Vom ersten Teil des Weges Richtung Tuarelli bin ich etwas enttäuscht.DSC07818 Mit zahlreichen Auf und Abs sowie einigen Einkerbungen von Flüssen die man detailliert auswandert, kommt man nur sehr langsam voran. Auch die Ausblicke können nicht mit jenen der letzten Tage mithalten, von denen wir aber zugegebenermaßen auch ziemlich verwöhnt wurden. Einzig die von Gustave Eiffel konstruierte Brücke über den Fango ist immer wieder zu sehen. DSC07835Nach ca. 2 Stunden endet unser Gehweg auf einer Strasse, der wir nun weitere 45 Minuten folgen. Immerhin befindet sich ein kleines Gasthaus mit Eisverkauf entlang der Strasse, sodass wir uns den Weg mit Eis zu „Goldpreisen“ (EUR 3,5) versüßen können. Doch die wahren Highlights des heutigen Tages sollen erst folgen. Nach Überquerung der Ponte Vecchiu (heißen alle Brücken in Korsika so ?) verläuft der letzte Abschnitts des heutigen Weges immer dem Flusslauf des Fangos entlang. Der glasklare Gebirgsfluß hat sich ein schönes Bachbett ausgegraben und bietet immer wieder tolle Bademöglichkeiten.DSC07865 Bei der ersten guten Möglichkeit machen wir unsere Mittagsrast, die diesmal aufgrund der Badeeinheiten noch länger dauert als sonst. Dass Susanne sofort im Wasser ist, verwundert ja nicht mehr, aber auch Sonja, Christine und sogar ich wagen uns immer wieder in das kalte Wasser, um uns nachher auf den von der Sonne aufgewärmten Steinen am Ufer zu trocknen. DSC07856Heute fällt es besonders schwer, die Damen zum Weitergehen zu motivieren, aber mit der Aussicht, dass auch unsere heutige Gite direkt am Fango steht, gelingt auch dies.DSC07871 Der weitere Weg entlang des Fangos ist wunderschön und kann dank der Abkühlung im Fluss auch trotz Hitze fast ohne Schwitzen bewältigt werden. Nach insgesamt 4 Stunden Gehzeit erreichen wir das kleine Dorf Tuarelli, wo eine schmale Brücke über den Fango führt, auf der man tolle Fotos machen kann. Susanne, Sonja und Christine gehen unweit der Brücke wieder baden, während Helga und ich die Gite erkunden. DSC07883Diese ist herrlich gelegen, von der schattigen Terrasse hat man direkten Blick auf den Fango, dezente mediterrane Musik tönt aus dem Lautsprecher und bei einem Gläschen Rosé kann man sich wirklich des Lebens freuen. DSC07902Auch die paar Schritte bergab, bis man direkt am Flussufer steht, lohnen sich. Jemand hat ein kunstvolles Steinmännchen aufgestellt, welches aussieht, als ob es zusammengeklebt wäre und am Abend werden die Steine des Fangos beleuchtet und mit klassischer Musik beschallt. DSC07931Die Gite ist heute nicht stark besucht und so teilen wir uns beim Abendessen den Tisch mit dem einzigen weiteren Gast, einer Dame aus Holland die ausgezeichnet Deutsch spricht, und mit Ihren 66 Jahren den Mare e Monti alleine absolviert, nachdem ihr Mann aus gesundheitlichen Gründen leider nicht mehr mitkommen kann. Zum Abendessen gibt es gratinierte Brötchen auf Salat, dann einen Auflauf von Kartoffeln, Gemüse und Fleischstückchen (und das vegetarische Pendant auf der gleichen Platte serviert!) und als Nachspeise eine Orange für jeden. Die Damen versüßen sich das Abendessen mit einem Muskat-Wein, für 24 EUR die Flasche ein ebenso teures Vergnügen wie die EUR 18 für den „normalen“ Wein. Das 8-Bett-Zimmer in der Gite gehört uns wieder einmal alleine, wobei eines der Betten so wackelt, dass ich befürchte, das es das Aufsteigen nicht überlebt und ich kurzerhand auf ein anderes Bett wechsle.

10.05.2014: Tuarelli – Foret du Bonifatu

Das Frühstück, welches bereits am Vorabend hergerichtet wurde ist wieder eher von der einfachen Sorte, auch hier muss die Maroni-Creme zur Aufbesserung herhalten. So wie jeden Tag hat Helga schon am Vorabend eifrig in den beiden Wanderführern, welche ich mithabe, informiert, und weiß daher, dass die heutige Etappe mit 1200 Hm bergauf und 600Hm bergab sowie über 6 Stunden Gehzeit zu den längeren gehört. Dementsprechend brechen wir schon um 08:00 Uhr auf, was sich auch wieder positiv auf die Temperatur bei unseren ersten Wanderminuten auswirkt. DSC07942Der heutige Weg ist ausgesprochen angenehm zu gehen. Fast ausschließlich schattig geht es gleichmäßig sanft bergauf, sodaß man fast gar nicht merkt, wie die Höhenmeter bewältigt werden. Nach ca. 1 Stunde erreichen wir den Bocca di Lucca und sind bereits auf über 500m Seehöhe.DSC07951 Von hier aus ist der höchste Punkt des Mare e Monti die Bocca di Bonassa zu sehen. Nach einer kurzen Pause setzen wir den Weg fort, dieser führt zuerst fast eben dann wieder sanft ansteigend in weitem Bogen in Richtung Bocca di Bonassa. Wie immer bilden sich beim Gehen Kleingruppen mit unterschiedlichen Gehtempo. Diesmal bilden Helga und Susanne die Vorhut, Helga ist offensichtlich motiviert davdurch, dass es der letzte Wandertag ist und sie dann Ihre zahlreichen Blasen auf den Füßen in Ruhe verheilen lassen kann. Christine und Sonja, die wie immer genug Luft hat, um ausführlich von ihren Reisen zu erzählen (Ihr einziger Sprechstreik in Korsika hat nur 30 Minuten gedauert) bilden das Schlusslicht und ich pendle ein wenig zwischen den Gruppen. Knapp unterhalb des Sattelpunktes sehen wir wieder einmal eine Schlange, diesmal jedoch nicht am Boden, sondern auf einem Baum in Kopfhöhe und nur 1 Meter vom Wanderweg entfernt. DSC07954Das letzte Stück zu unserer heutigen Mittagsrast ist das einzige Stück, wo wir aus dem Wald herauskommen und wo es etwas steiler wird. Nach gut 20 Minuten ist aber auch das geschafft und Punkt 12:00 Uhr erreichen wir wieder einmal unseren Rastplatz für die große Pause. Susanne findet das passende Lied für unser Mittagessen („Wenn jeder gibt was er hat, dann werden alle satt“) und so genießen wir ein letztes Mal die herrliche Aussicht.DSC07963 Leider verdecken einzelne Wolkenfetzen immer wieder das Panorama, sodaß unser morgiges Ziel Calvi nicht zu sehen ist, einzig der Flughafen von Calvi ist hie und da auszumachen. Am Sattel gibt es zwei Wege, die nach Bonifatu führen, einer stellt die alte und einer die neue Wegführung des Mare E Monti dar.DSC07960 Wir entscheiden uns für die alte Wegführung, da auf dieser nur knapp unterhalb des Sattels eine Quelle passiert wird und dieser Weg auf der Karte auch weniger steil und daher für unsere Gruppe im fortgeschrittenen Alter knieschonender ist. Der Bergab-Teil stellt sich wie der Bergauf-Teil als überwiegend schattig und nur leicht abfallend dar, sodaß man zügig vorankommt. DSC07973Somit erreichen wir diesmal schneller als die im Wanderführer geschätzte Zeit unser Ziel „Foret du Bonifatu“. Hier gibt es neben den Mare e Monti auch einen Quereinstieg zum GR20 sowie zahlreiche 1-Tagestouren, sodaß die Unterkunft stärker auf Tourismus ausgerichtet ist, als unsere bisherigen. Es gibt Ansichtskarten und T-Shirts über den GR20 zu kaufen und die Straße von Calvi kommend endet mit einigen Schleifen mit zahlreichen Parkplätzen.DSC07997 Nach dem letzten Mal Wäsche waschen und einer warmen Dusche, wo ich tapfer das Tape entferne, welches ich zu meinem Geburtstag angelegt bekommen habe, gehe ich mit Sonja einige Meter den Fluss stromaufwärts, der direkt neben der Gite vorbeiführt. Dabei merke ich, dass auch mein linkes Knie mit gerissenem Kreuzband die letzten Tage ausreichend beansprucht wurde, denn es schmerzt nun doch bei fast jedem Schritt in der Ebene. Ich bin aber sehr froh, dass es dies erst nach Abschluss des letzten Wandertages tut. Wir bekommen die Hütte mit der Nummer 1 zugewiesen, die wir uns diesmal mit einem alleinereisenden deutschen Lehrer und einer Reisegemeinschaft zweier Damen aus Deutschland teilen müssen. Bei unserem letzten Abendmahl haben wir sogar die Wahl der Vorspeise. Ich entscheide mich für eine Wurstplatte (relativ klein), die Damen für eine Suppe. Als Hauptspeise gibt es Lasagne und als Nachtisch ein letztes Mal Kastanienkuchen. Neben einer zweiten Flasche Wein feiern wir unseren letzten Abend mit dem Spielen einer Runde „Mensch ärger Dich nicht“. Wie bei Jolly gibt es aber auch hier unterschiedliche Auffassungen betreffend der Regelauslegung.DSC08003 Als wir um 22:00 Uhr in unsere Hütte kommen, ist bereits laut und deutlich ein Schnarchgeräusch zu vernehmen, etwas, das wir die letzten 10 Tage so gar nicht vermisst haben. Dieses wird mit Laufe der Nacht aber schwächer und so ist uns auch eine letzte halbwegs ruhige Nacht in Korsika vergönnt.

11.05.2014 Foret du Bonifatu – Calvi – Wien

Ein letztes Mal Aufwachen in Korsika – ein letztes Mal Rucksack packen – ein letztes Mal Frühstück in einer „Berghütte“ – bei allen (außer bei Helga) schleicht sich ein wenig Wehmut ein, dass dieser wunderschöne Urlaub heute unweigerlich zu Ende geht. Pünktlich um 08:30 Uhr fährt das gestern bestellte Taxi vor.DSC08032 Entgegen unseren Erwartungen ist es relativ klein für 5 Passagiere inklusive Rucksack und so nimmt Sonja auf einem temporären Sitz im Kofferraum umringt von unseren Rucksäcken Platz. Die halbstündige Fahrt führt zunächst auf einer kleinen kurvigen Strasse das Tal des Figarella hinaus, bevor man auf die Küstenstrasse der Westküste Korsikas trifft und vorbei am Flughafen die kleine Küstenstadt Calvi erreicht. DSC08035In Calvi schlagen wir auf einer Steinbank in der Nähe des Hafens unser Lager auf. Damit wir beim Souveniers und Mitbringsel-Shoppen nicht die Rucksäcke schleppen müssen, bleibt zumindest immer einer beim Gepäck und kann Calvi´s Jugend bei Kunststücken mit Fahrrädern bewundern. Im Laufe des Vormittags geht jeder ein bis zwei Runden durch die Innenstadt und besorgt Wurst, Käse, Wein, Maronicreme und andere kulinarische Andenken.DSC08012 Ich finde in einem der Schmuckgeschäfte schönen türkisen Halsschmuck sowie ein Armband mit türkisen Elementen für meine Frau. Das Mitbringsel für Anna-Lena trage ich ja schon ein paar Tage mit mir herum. DSC08018Kurz vor der Fahrt zum Flughafen erfahre ich durch ein SMS meiner Frau, dass Österreich den Song Contest gewonnen hat, was meine Mitreisenden genausowenig glauben können wie ich. Um 12:30 sind wir wie besprochen am Taxiplatz von Calvi damit uns unsere Fahrerin von der Früh gleich zum Flughafen bringt. Das Taxi ist noch nicht hier, daher warten wir noch 10 Minuten, bevor uns es zu lange wird und wir ein beliebiges Taxi aufhalten, um zum Flughafen zu kommen. Für 20 EUR nimmt uns der Fahrer zum Flughafen mit und Sonja darf sich diesmal die Rückbank mit den anderen 3 Mädels teilen. Am Flughafen wird mein weißer Notpass, den ich 2 Tage vor der Abreise hab anfertigen lassen, problemlos akzeptiert. DSC08037Das Wetter hat sich nach 6 Tagen Sonnenschein ein wenig eingetrübt und so verlassen wir Korsika bei ein paar Regenspritzern, um nach einem Zwischenstopp in Salzburg 2,5 Stunden später in Wien bei extremem Schlechtwetter anzukommen.

14.02.2013 Korneuburg – Mallorca – Valldemossa

Heute ist der Beginn meiner ersten Wanderreise, die ich nicht selbst organisiert habe. In der Früh zeigt sich der Winter zu Hause noch von seiner rauhen Seite, und der Tag beginnt mit Schneeschaufeln vor dem Haus. Nach der Verabschiedung von Frau und Kind geht es dann nach einem Abstecher zur Trafik (Tabak kaufen) mit dem Zug zum Flughafen. Gott sei Dank gibt es hier keine Verspätungen und ich komme pünktlich am Flughafen an. Nach dem Check-In läuft mir am Flughafen plötzlich Ronny – mein ehemaliger Mitunternehmer – über den Weg. Sein Ziel: ebenfalls Mallorca im gleichen Flieger. Er und seine Freundin Madrina möchten dort eine Woche mit dem Leihwagen unterwegs sein. Ihr erstes Ziel ist ebenfalls die Gegend von Valldemossa. Der Flug hat aufgrund der Witterungsverhältnisse ca. eine Stunde Verspätung, ich bin dennoch froh, daß der Flughafen nicht geschlossen wird, so wie es beim letzten großen Schneefall war. Auf dem (für eine Mittelmeerinsel) riesigen Flughafen von Palma checkt Ronny seinen Leihwagen von Sixt (die Mitarbeiter in dem knall-neon-orange Office tun mir ein wenig leid). Die ersten Schritte außerhalb des Flughafengebäudes verheißen Frühling für die nächste Woche. Ich sehe Leute mit kurzen Ärmeln und Röcken, die im Freien Ihren Kaffee schlürfen und die Sonne scheint und wärmt die Luft auf ca. 15 Grad. Nach knapp 30 Minuten Fahrzeit steigen wir zu dritt um ca. 15:30 Uhr in Valldemossa aus. Die Verspätung des Fluges haben ich somit mehr als wettgemacht, da ich mir die Benützung von zwei Buslinien erspart habe.Kaum haben wir im schönen Örtchen Valldemossa in einem zentral gelegenen Cafe Platz genommen, kommen auch schon meine Mitwanderer an Ihrem ersten Etappenziel an. Sie sind schon um 08:00 Uhr in der Früh von Esporles gestartet und haben schon ihre erste Wanderetappe nach Valldemossa hinter sich gebracht, als Reinhold mich im Cafe entdeckt. So ein perfektes Timing hätte man auch mit bester Planung nicht hinbekommen. Nachdem die Sonne hinter den Dächern verschwunden ist, verabschiede ich mich von Ronny und Madrina und gehe gemeinsam mit meinen neuen Weggefährten Reinhold, Franziska, Beate, Sabine und Xaver zum „Es Petit Hotel“ in Valldemossa. Dieses wirklich nette Hotel, welches von zwei Männern geführt wird, ist sehr schön eingerichtet und die luxuriöste Herberge unserer Wandertour. Es bietet in der Vorsaison keine Halbpension und so machen wir uns am Abend noch einmal auf den Weg in die „Stadt“. Wir finden ein Lokal, in welchem außer uns nur ein paar Einheimische Ihr Abendessen zu sich nehmen – das ist der Reiz der Nebensaison. Ich kann mich noch nicht zu einer Mallorquinischen Spezialität durchringen und esse eine Pizza. Jedoch koste ich ein paar Bissen eines gemeinsam bestellten Eintopfes mit Tintenfischstückchen und nasche entgegen meiner Gewohnheiten ein paar Oliven, die hier als Gedeck gemeinsam mit Weissbrot zu jedem Essen gereicht werden. Abgesehen von dem im Hintergrund laufenden Fernseher (auch landestypisch!) ist es ein nettes Lokal, wo ich meine Reisegefährten der nächsten Tage ein wenig kennenlernen kann. Reinhold („der Guide“) kenne ich schon von meiner Bergwanderführerausbildung im Winter in der Ramsau. Er kommt wie alle anderen aus Augsburg und Umgebung und hat seine Lebensgefährtin Franziska mitgenommen, mit der er erst vor kurzem zusammengekommen ist. Ergänzt wird die Truppe durch Xaver einem langjährigen Freund von Reinhold, den er aus Ihrer gemeinsamen Zeit als Berg- und Langstreckenläufer kennt, Beate, einer Kletterkollegin und Sabine. Reinhold hat Sabine vor der Abreise über eine gemeinsame Bekannte in einem 15-minütigen Treffen kennengelernt, wo er sie überreden konnte, trotz Bandscheibenvorfalls mitzugehen. Ich bin also der einzige Österreicher und der einzige Mitwanderer unter 40 Jahre ! Der Abend klingt in einem netten Hotelzimmer, welches ich mir mit Xaver teile aus.

15.02.2013 Valldemossa – Deia (Refugi Con Boi)

Valdemossa nach Deja

Nach einem herrlichen Frühstück (das Beste dieser Reise) brechen wir gemütlich gegen 09:30 auf.Leckeres Frühstücksbuffet im HotelDen Ort Valldemossa verlassen wir allerdings erst um ca. 10:30 Uhr, da wir vorher noch Proviant und vor allem Wasser im Supermarkt kaufen. Außerdem gibt es tatsächlich noch Leute, die Ansichtskarten kaufen und verschicken ;-). Wie auch in Korsika ist die Orientierung in den Städten/Ortschaften am schwersten, da hier keine Markierungen zu finden sind. Aber Reinhold, der sich hier bei einer früheren Tour verlaufen hat, geleitet uns sicher aus der „Großstadt“ und führt uns einen längeren Anstieg hinauf Richtung Puig des Caragoli. Das Gehtempo ist so, daß ich noch gemütlich mit meinen Weggefährten plaudern kann. Der Weg, der später einmal Teil des GR221 werden soll, ist noch nicht markiert. Im Anfangsbereich gibt es noch zahlreiche Abzweigungen und Varianten von denen wir aber dank Reinhold immer die richtige erwischen. Nach ca. 350 Höhenmetern durch bewaldetes Gebiet machen wir unsere erste Pause auf einer Felsgruppe mit Blick Richtung Palma de Mallorca.Die Sonne hat schon erstaunlich viel Kraft und so läßt es sich auch gut mit kurzen Ärmeln aushalten. Knapp nach der Pause tauchen die ersten wilden Tiere auf – ein paar Bergziegen, die wir durch Ihr braunes Fell erst dann entdecken, als wir schon sehr in ihrer Nähe sind. Wenige Minuten und Höhenmeter nach der Pause, ziehen in der Nähe des höchsten Punktes unserer Tour dunkle Wolken auf, und ein unangehmer Wind beginnt zu wehen. Auch in Mallorca kann das Wetter auf knapp 1000m also rasch umschlagen, und ich bin froh, mit warmer Winterbekleidung nicht gespart zu haben. Durch den starken Wind wird nur rasch ein Gipfelfoto auf dem höchsten Punkt der heutigen Etappe und der ganzen Tour gemacht, bevor wir den Abstieg nach Deia beginnen.  Der Abstieg ist steil, und ich kann meine Wanderstöcke zur Unterstützung meiner Knie gut gebrauchen. Links des Weges geht es oft einige hundert Meter felsig Richtung Meer und ich bin froh, daß man sich auf die Errichter von Wanderwegen verlassen kann, die auch in unwegsamen Gelände immer wieder einen gut begehbaren Weg schaffen. Die Felsen gleichen an manchen Stellen dem Inneren von Tropfsteinhöhlen und verleiten die Kletterer unter uns, immer wieder kurze Pausen zu machen, um den Fels zu testen. Nach guten 200-300m bergab wird der Weg sanfter und auch die Vegetation ändert sich dramatisch. Während beim Aufstieg und dem bisherigen Abstieg entweder niedriger Wald mit spärlichen sonstigen Bewuchs oder Fels vorherrschend war, sehen wir jetzt knorrige Olivenbäume, verwunschen aussehende Johannisbrotbäume und zahlreiche Pflanzen und Gewächse, die schon stark an einen botanischen Garten erinneren. Auch die für den GR221 namensgebenden Trockenmauern tauchen erstmals massiv auf, ehe wir nach ca. 4 Stunden Nettogehzeit den Künstlerort Deia erreichen. Dieser fügt sich malerisch in die bergige Landschaft ein, und ist aufgrund der Färbung von Mauern und Dächern von oben kaum von der Umgebung zu unterscheiden. Im Ort angekommen sehe ich neben zahlreichen Orangen- und Zitronenbäumen auch den ersten Avocadobaum meines Lebens.

Wir nutzen die noch scheinende Sonne und setzen uns auf die Terrasse eines Kaffeehauses, wo es Kaffee, heisse Schokolade und selbst gebackenen Kuchen gibt. Als die Sonne hinter den umliegenden Bergen verschwindet, wird es rasch kalt und wir gehen zu unserer heutigen Herberge „Refugi Con Boi“. Diese liegt mitten im Ort, ist aber trotzdem eine richtige Wanderunterkunft mit großem Speisesaal, ein paar Bänken in einem Kaminzimmer und Schlafräumen mit bis zu 8 Stockbetten. Auf der Hinterseite befindet sich ein wunderschöner Raum, in dem eine Olivenpresse und sonstige Einrichtung zur Herstellung von Olivenöl zu sehen sind. Leider hat die Buchung von Reinhold über den zentralen Wanderverein „Consell de Mallorca“ nicht wunschgemäß geklappt und wir werden erst in 3 Tagen in der Herberge erwartet. Im Speisesaal ist ausreichend Platz, da Vorsaison ist, jedoch müssen wir uns mit einer kalten Platte (Brot, Käse, Wurst, Oliven, Tomaten) als Abendessen begnügen.

16.02.2013 Deia – Soller

Nach einem spärlichen Frühstück (Brot, Butter, Marmelade in kleinen Plastikbechern und Kaffee) machen wir unter der Anleitung von Reinhold ein paar Aufwärm- und Dehnübungen. Nachdem Sabines fieberhaft gesuchte Fleece-Jacke dann doch in Reinholds Rucksack auftaucht, geht es auch schon los. Wir gehen direkt vom Refugi Con Boi einen schönen Weg hinab und am Schluss ein Stück Strasse direkt zum „Strand“ von Deia. Dort sind einige Häuser direkt in den Fels gebaut, darunter auch ein Lokal, welches in der Vorsaison jedoch nicht offen hat. Ein ca. 100m breiter Strand mit groben Kies ist von einer dicken Schicht Seetang bedeckt, alles in allem im Februar kein besonders schöner Ort. An den zahlreichen Parkplätzen, die sich knapp oberhalb befinden, erkennt man trotzdem, daß hier im Sommer einiges los sein muß. Wir wählen einen Weg knapp oberhalb der Küste zum Weiterwandern. Der Einstieg zu diesem Weg ist zwar nicht so leicht zu finden und der GR221 verläuft eigentlich gut 150 Höhenmeter weiter oben, aber diese Variante zahlt sich auf jeden Fall aus.  Der Weg schlängelt sich oberhalb des Felsens der Steilküste entlang, einige umgefallene Bäume werden elegant umschifft und man hat laufend Blick auf das Meer. Besonders eindrucksvoll sind einige ausgewaschene Felsformationen, an denen man erkennen kann, welchen Kräften die Felsen im Meer ausgesetzt sind. Bevor unser Weg die Küste verläßt, und wir versuchen, den GR221 zu erreichen, machen wir eine ausgiebige Pause im Sonnenschein mit Blick auf die unruhige See. Wir verzehren frische Mandarinen und Orangen aus Mallorca. Sabine freut sich über eine selbstgedrehte Zigarette aus meinem Tabak-Set. Danach geht es durch eine kleine Siedlung hindurch bergauf zum GR221, der in diesem Abschnitt perfekt ausgeschildert ist. Der GR221 verläuft insgesamt von Andratx im Süden bis Pollenca im Norden ist jedoch in einigen Teilabschnitten (z.B. Valldemossa – Deia) noch nicht fertiggestellt. Auf diesem Abschnitt pflücke ich eine Zitrone vom Baum, die ich komplett (natürlich ohne Schale) verspeise – eine tolle Erfrischung ! Für uns geht es weiter abwechslungsreich zwischen kleinen Farmen und durch Wälder relativ eben dahin, bis wir das Gut Can Prohom erreichen. Dort werden neben frisch gepressten Orangensaft auch eine tolle Auswahl von frischen selbstgemachten Kuchen kredenzt. Besonders interessiert uns der Zitronenkuchen, eine der wenigen für uns erkennbare sinnvolle Nutzung der unzähligen Zitronen, die hier in Mallorca wachsen. Der GR221 geht weiter zur Muleta-Hütte auf einer Anhöhe beim Meer gegenüber von Porto de Soller. Da unsere Reservierung aber auch für diese Hütte nicht geklappt hat, beschließen wir, die nächsten zwei Nächte direkt in Soller zu verbringen und so gehen wir direkt stetig leicht bergab nach Soller. Wir überqueren dabei auch kurz die Schienen der Bahn von Palma nach Soller, bevor wir in Soller wieder richtiges Zivilsationsfeeling (stark befahrene Straße, Benzingeruch,…) „genießen“. Unsere heutige Etappe endet im Hostal Nadal, einem einfachen Hostel im Zentrum von Soller. Mit Beate erkunde ich noch ein wenig die Stadt mit einem wunderschönen Hauptplatz, wo sich zahlreiche nette Lokale und eine riesige Kirche befindet. In der Vorsaison hat jedoch nur ein Bruchteil davon geöffnet und so ist der meiste Menschenandrang am Bahnhof von Soller. Hier endet die Bahn von Palma und  beginnt eine Straßenbahn, die Soller mit seinem Hafen Porto de Soller verbindet. Der Abend endet gemütlich in der einzigen geöffneten Tapas-Bar, wo man wie beim Bingo aus 20 möglichen Tapas 5 Ziffern wählt, und diese anschließend serviert bekommt. Zurück im Hostal haben wir Zweibett-Zimmer, die wir bunt gemischt bevölkern. Die Wände sind jedoch so dünn, daß wir auch gleich einen großen Schlafsaal hätten wählen können 🙂

17.02.2013 Soller – Sa Calobra (Taxi) – Soller

Nach dem sehr spartanischen Frühstück im Hostal (Zwieback anstelle von Brot) geht es los Richtung Einstiegsstation der Strassenbahn von Soller. Wir sind heute nur mit leichtem Tagesgepäck unterwegs, da wir auch von heute auf morgen in Soller übernachten werden. Geplant ist, per Strassenbahn nach Porto de Soller zu fahren, und dort mit dem Boot zur Sa Calobra Schlucht zu fahren. Dort dann entweder in der Schlucht bergauf, bis zum Beginn der Schlucht oder auf einem Wanderweg zurück nach Soller. Porto de Soller ist an einer schönen und gut geschützten Bucht gelegen. An den zahlreichen zur Zeit größtenteils geschlossenen Lokalen kann man erkennen, daß hier im Sommer „High Life“ angesagt ist. Leider hat das Boot, welches uns zur Sa Calobra Schlucht bringen sollte heute ebenfalls Ruhetag. Reinhold plant kurzerhand um und organisiert uns zwei Taxis, die uns am Landweg in die Schlucht bringen sollen. Also fahren wir mit dem Taxi wieder zurück nach Soller und von dort zuerst auf gute 800m hinauf, bevor es die spektakuläre Bergstrasse wieder bis auf Meeresniveau hinuntergeht. Diese Straße bietet eine 270 Grad Kurve, zahlreiche enge Serpentinen und einige wunderschöne Ausblicke, ist jedoch nichts für schwache Mägen. Sabine, die mit mir im Taxi sitzt, kämpft schwer damit, das spärliche Frühstück zu behalten und auch ich bin froh, als die Fahrt zu Ende ist. Von unserem Ausstiegspunkt geht es einige Meter teilweise auch in Tunnels zu der Stelle, wo die Schlucht in das Meer mündet. Bei starker Meeresbrandung drückt es soviel Wasser in die im Mündungsbereich sehr breite Schlucht, daß diese nicht begehbar ist. Wir haben aber Glück und können trockenen Fusses hineingehen, bis zu der Stelle, wo es enger wird und der Wanderweg beginnt. Aus Rücksicht auf die nicht so klettergeübten Mitwanderer beschließen wir, nicht die Schlucht hinaufzusteigen, sondern den Wanderweg entlang der Küste zurück nach Soller zu gehen. Durch den Umweg in der Früh und die Besichtigung ist es nun aber schon ca. 13:00 Uhr, als wir unseren Weg Richtung Soller starten. Zu Beginn ist unser Weg aber noch eine Asphaltstraße, die langsam zum Sattel Richtung Cala Tuent ansteigt. Am Sattel angekommen blicken wir auf eine nette kleine Ansiedlung von Häuschen an malerischer Bucht herunter. Hier sehen wir, daß wir zur Überwindung der nächsten ca. 200 Höhenmeter bergab ca. 4 Kilometer in langgezogenen Serpentinen marschieren müssen, um den eigentlichen Startpunkt der Küstenwanderung von Cala Tuent nach Soller zu erreichen. Auch dieser Weg ist einmal geschafft, und so erreichen wir um ca. 14:00 Uhr den Startpunkt unserer heutigen Wanderung, die mit 4-5 Stunden reiner Gehzeit angegeben ist. Nach kurzer „Mittagspause“ in der mein Nuss/Trockenfrüchte-Mix großen Anklang findet, geht es von Meeresniveau aus durch niedrige Wäldchen kurz bergan, bevor sich am Durchgang einer Mauer der Blick auf das Meer öffnet und uns nun die nächste Zeit begleitet. Mittlerweile unterteilt sich unterwegs die 6-Personen-Gruppe in 3 Kleingruppen nämlich Beate und mich, die meist eher vorangehen, Reinhold und Franziska, die unterwegs einiges zu bereden haben und Sabine, die sich tapfer in ihrem eigenen Tempo schlägt und dabei moralisch und körperlich (Rucksack tragen) von Xaver unterstützt wird. IMG_0961Nach ungefähr einer Stunde bei herrlichem Wetter und tollen Blicken auf Buchten und das offene Meer verläßt der Weg das Meer und führt auf einem Sattel und eine schöne Mulde mit großem Hof in der Mitte öffnet sich vor uns. Einem Schild bei diesem Hof kann man entnehmen, daß hier frisch gepresster Orangensaft erhältlich ist, offensichtlich jedoch nicht in der Nebensaison.IMG_0962 Beim Anstieg aus der Mulde heraus merkt man schon erste Anzeichen der Dämmerung und ein Schild weist uns noch ca 1,5 Stunden nach Soller. Da kreuzt unser Weg die Straße von Soller nach Sa Calobra, die wir heute vormittag bereits in die Gegenrichtung gefahren sind. IMG_0965Reinhold nützt die Gelegenheit und „organisiert“ einen kleinen Kastenwagen der für Bauarbeiten genutzt wird. Die beiden Fahrer räumen Schutt und Werkzeug von der Rückbank bzw. der Ladefläche und wir haben tatsächlich zu sechst Platz (3 Damen auf der Ladefläche, 3 Herren auf der Rückbank). So sind wir 15 Minuten später nach einer netten Unterhaltung wieder zurück in Soller direkt vor unserem Hostel. Die netten Mallorquiner verweigern sogar die Annahme eines kleinen Taxientgeltes. IMG_0970Nach der „Dusch Hour“ lassen wir den Abend wieder in dem netten Tapas-Lokal am Hauptplatz ausklingen. Wir nehmen uns vor, am nächsten Tag früher aufzubrechen, damit wir auf der langen Etappe nach Tossal Verds nicht in die Dunkelheit kommen.

18.02.2013 Soller – Refugi Tossal Verds

P1020519Heute verzichten wir auf das matte Frühstück in der Herberge und setzen uns tatsächlich schon gegen 08:30 in ein Cafe am Hauptplatz von Soller und testen die frisch gebackenen Köstlichkeiten einer mallorquinischen Bäckerei. Neben den allerorts verkauften Kugeln aus Kartoffelteig mit Kokosgeschmack bleibt vor allem ein Backwerk in Erinnerung, das aussieht wie ein Plunder mit Pudding und Nussfüllung, nur daß sich die Nussfüllung als gezuckerte Chorizo-Salami herausstellt !

Dann geht es los mit unserer „Königsetappe“, wie sie Reinhold immer bezeichnet. Zuerst führt der Weg noch auf Strassen nach Biniaraix. Dort startet für die nächsten 800 Höhenmeter ein 1 – 1,5m breiter Weg aus Steinen mit kleinen Stufen, der sich in einer Schlucht zwischen zwei knapp 1000m hohen Bergen hochschlängelt. IMG_0974Die Arbeit, die in der Erhaltung dieses Weges aber auch in den kilometerlangen Trockensteinmauern steckt, die den Weg links und rechts säumen, übersteigt meine Vorstellungskraft. Reinhold erzählt uns, daß er bisher immer Arbeiter getroffen hat, die den Weg instandhalten und auch heute treffen wir welche bei unserem Aufstieg. Wir passieren zwei Quellen auf unserem Weg bergauf, die ersten Möglichkeiten auf unserer bisherigen Wanderung auch unterwegs zu trinken. Mallorca kann auch im Frühling ein trockenes Land sein. Trinken, welches unterwegs benötigt wird, muß immer schon in der Früh besorgt und mitgenommen werden. Optimalerweise tut man dies im Supermarkt, da das Wasser aus der Leitung zumeist stark gechlort ist. Wir überqueren immer wieder ein ausgetrocknetes Bachbett. IMG_0975Während der Weg die Möglichkeit bietet, von Stein zu Stein zu hüpfen und sich dabei anzuhalten, können wir seelenruhig durch die „Bäche“ durchmarschieren. Je höher wir kommen, desto schöner sind die Rückblicke auf Soller, das immer kleiner wird und einem einen guten Eindruck vermittelt, wie hoch man schon geklettert ist. IMG_0983Gegen Ende des Ansteiges werden die Serpentinen enger und steiler, was einen Mountainbiker nicht davon abhält, diesen Weg bergauf zu strampeln. Bergab ist diese Strecke mit den 1000en kleinen Stufen sicher eine Herausforderung an Mensch und Material. Der Weg führt direkt zu einer Felswand und nutzt geschickt einzelne flachere Stellen, um weiter Höhe zu gewinnen. Wir machen eine ausgiebige Pause, um das tolle Panorama zu genießen, und die Gruppe wieder zu vereinen, die über den langen Anstieg stark auseinandergefallen ist. Anschließend geht es noch ein letztes Stück bergauf und ich sehe am Gegenhang die ersten und einzigen Kühe auf Mallorca. Kein Wunder, daß man im Supermarkt vergeblich nach Frischmilch sucht. Auf unserem höchsten Punkt der heutigen Etappe macht eine entgegenkommende Gruppe eines der wenigen Fotos von uns, wo wir alle 6 darauf zu sehen sind.  Anschließend geht es leicht bergab zum See Cuber, an dessen Ufer wir abermals Pause machen. Der am Vormittag noch überwiegend sonnige Himmel hat sich ein wenig zugezogen, und so verbrennen wir ein paar herumliegende Äste auf dem Steinuntergrund am Ufer des Sees. Obwohl man meist gerne an einem Seeufer wandert, ist dieser Weg eher trostlos, da es auf einem Art Damm relativ lange gerade dahingeht. Wir entscheiden uns, am Ende des Sees nicht dem GR221 zu folgen und einen Gipfel somit relativ weitläufig und flach zu umrunden sondern für die sportliche Variante, die uns direkter aber mit mehr Höhehdifferenz zu unserem Etappenziel führen soll. Nach den letzten ca. 150 Bergauf-Höhenmeter des heutigen Tages hat man eine schönen Ausblick auf den Puig Major, den höchsten Berg Mallorcas, der aber durch eine Radarstation verschandelt und durch das Militär gesperrt ist. Auch der Cuber-See ist von oben auch noch einmal schön zu sehen. IMG_0992Dann geht es wieder steil bergab, vorbei an den Resten eines Kleinflugzeuges. Da Motor, Cockpit und die Flügel über große Entfernungen verteilt sind, kann man sich dramatisch ausmalen, was hier vor langer Zeit passiert ist. Wir wandern leicht bergab in eine immer enger werdende Schlucht und passieren auch ein Stück, welches mit Seilen versichert ist und schon das Attribut Klettersteig verdient.Mallorca_X 308 Der Himmel hat sich weiter zugezogen und ein paar Regentropfen sind zu spüren. Der steinige Weg gespickt mit kleineren Felsen wird immer rutschiger. In der Ferne sieht man den Gebirgsstock Puig de s´Alcadena, der in dunkle Wolken gehüllt recht bedrohlich aussieht. Mallorca_X 300Nach dem Kletterstück wird die Schlucht wieder breiter und es geht noch ein Stückchen bergan auf einen Sattel, bevor die Hütte Tossal Verds zu sehen ist. Nach einem kurzen Ab- und Anstieg erreicht die Vorhut mit Beate und mir die Hütte, bevor es stärker zu regnen anfängt. Sabine empfange ich mit einer fertig gedrehten Zigarette, um den Abschluss der Königsetappe zu „feiern“. Die Hütte selbst ist die erste „echte“ Berghütte. Mallorco_b 693Sie liegt auf ca. 500m eingebettet in niedrige Wäldchen bestehend aus mediterranen Büsche und Bäumchen und ist nur durch eine Schotterstrasse erreichbar. Der Gastraum innen wird von einem tollen offenen Kamin mit riesiger Feuerstelle dominiert, der Abzug funktioniert jedoch ausgezeichnet und so ist kaum etwas zu riechen. Reinhold und Franziska erben eine Zwei-Bett-Suite, da ein anderes Pärchen die Hütte nicht erreicht, und wir anderen 4 werden in einem 8-Bett-Zimmer einquartiert, das wir aber mit niemanden teilen müssen. Die Dusche bietet wechselhaft kaltes und lauwarmes Wasser, dafür entschädigt ein frisch gekochtes Abendessen mit der obligatorischen Orange als Nachspeise sowie spanischen Bier und Wein. Hauptgesprächsthema am Tisch sind die Dinge, die wir 4 wohl in der Nacht anstellen werden, da wir dem verliebten Pärchen Reinhold und Franziska ja nicht nachstehen wollen. Und auch noch in unseren Stockbetten wird daran noch eifrig weitergesponnen und wir wenden aneinander die „Lachtherapie“ an.

19.02.2013 Refugi Tossal Verds – Restaurante Es Verger – Castell Alaro

Nach einer ruhigen Nacht (außerhalb der Hütte hört man wirklich keinerlei Geräusche) starten wir gut erholt in den neuen Tag. Der gestrige Regen hat sich wieder verzogen und wir dürfen unsere Zimmer unaufgeräumt lassen, da wir morgen abends wieder zu dieser schönen Hütte zurückkehren werden. Von der Hütte geht es ein Stückchen die Schotterstrasse entlang bergab, bevor der Weg Richtung Alaro durch ein liebliches Wäldchen wieder bergauf führt. Bei unserer heutigen Etappe brauchen wir auch für unterwegs kaum Proviant, da Reinhold ein paar Plätze im ehemaligen Geheimtipp „Restaurante Es Verger“ reserviert hat. Bis dahin sind noch einige Meter zu absolvieren, unter anderem kommen wir an einem sehr großen Gut vorbei, wo wir auch den GR221, der direkt nach Alaro führt, verlassen. Reinhold läßt uns mal wieder an einem seiner Ratespielchen (wieviel große Amphoren befinden sich auf diesem Hof? – Antwort 7) teilhaben, bevor wir dieses Gut durchqueren. Ein sehr unfreundllicher Hund ist Gott sei Dank angekettet und so hat es keine Konsequenzen, daß wir einen kleinen Zaun überklettern müssen, um den Hof zu verlassen. Anschließend geht es 2-3 km auf einer Asphaltstrasse entlang. Hierbei begegnen uns einige Radfahrer, die oft mit Mordsgeschwindigkeit auf den Strassen Mallorcas unterwegs sind. Das eine oder andere Relikt im Strassengraben zeigt, dass dies nicht immer ganz friktionsfrei vonstatten geht ;-). Anschließend geht es bergauf weiter direkt Richtung Castell Alaro. Eine halbe Stunde vor Ankunft verstecken wir unsere Rucksäcke und zweigen bergab zum Restaurante Es Verger ab.

Das Restaurant wirkt von draußen unscheinbar, innen tobt jedoch das Leben. Eine große Touristenmenge (ca. 90% deutschsprachig) bevölkert das Lokal. Es hat einen sehr schönen Raum direkt bei der Küche und mit offenem Feuer, auf dem gegrillt wird. Die weiteren Räume sind eher schmucklos und schlicht und uns bleibt um 13:30 nur der hinterste Raum, da alle anderen besetzt sind. Das Essen ist reichlich und gut und rechtfertigt den Andrang. Zum Glück hilft mir Reinhold die Leber aus meinem Fleischeintopf rauszupicken. Mit vollen Bäuchen geht es ca. eine Stunde hoch zum Castell Alaro, welches auf einem Felsstock als letzter Ausläufer des Tramuntana-Gebirges steht. Früher war es einmal ein Kloster, nun wurde es zur Berghütte umfunktioniert. Der Pächter mit markanter Irokesen-Frisur weist uns unsere Zimmer zu. Wir stellen fest, daß hier nur sehr kaltes Regenwasser verfügbar ist, mit dem sparsam umgegangen werden soll. Für die dadurch verpasste warme Dusche entschädigt jedoch der Ausblick vom Gipfel des Feststockes. Am Nachmittag sehen wir von Palma an der Südküste über die Bergkette, die Mallorca im Osten begrenzt bis zur Nordküste, man hat also ohne Übertreibung Blick auf ganz Mallorca. Passender Ort für ein Gipfelstürmer-Bild, welches aber das tolle Panorama nicht einmal teilweise einfangen kann.

Unsere Zimmer sind relativ kühl und werden mittels elektronischen Radiator auf erträgliche Temparaturen gebracht, also halten wir uns in der Ess-Stube des ehemaligen Klosters auf, wo am Nachmittag köstliche Kuchen kredenzt werden. Das Abendessen ist ebenfalls köstlich und sehr üppig. Als wir nach einem Berg Nudeln schon mit der Nachspeisen-Orange rechnen, werden uns zum Hauptgang noch mallorquinische Würstel auf den Tisch gestellt ! Ein kurzer Spaziergang zum Berggipfel mit herrlichen Blicken auf das Lichtermeer von Palma und den Rest der Insel beendet diesen Wandertag, auch das Fenster im Zimmer ist direkt auf Palma gerichtet.