12.07.2016: Thorsmörk (Volcano Huts) – Thorsmörk (Basar) mit Tageswanderung

Der Tag beginnt entspannt mit dem gebuchten Frühstücksbuffet im Haupthaus der Volcano Huts. Heute in der Nacht hatten wir die ganze Nacht WLAN, da der Bus von Reykjavik Excursions direkt neben unserer Hütte geparkt hatte.

Ein Polarfuchs bei den Volcano Huts
Ein Polarfuchs bei den Volcano Huts

Unsere heutige Tagesetappe ist im Prinzip nur ein Wechsel der Hütten im Thorsmörk-Gebiet. Susanne, Katharina und ich beschließen, eine ca. 4-stündige Tageswanderung zu machen, während Waldtraud ein wenig in Erinnerungen an ihren letztjährigen Islandaufenthalt schwelgen möchte, ein wenig Geocaches sucht und ansonsten einen Ruhetag einlegt. Wir drei deponieren unser Gepäck bei der FI-Hütte in Langidalur, wobei Susanne ein paar Extrameter zurücklegt, um eine am Weg verlorene Furtsandale zu suchen und wieder zu finden. 

Susannes einsame Furtsandale
Susannes einsame Furtsandale

In Langidalur gibt es auch einen Minishop, der zwischen 15:00 Uhr und 18:00 Uhr geöffnet hat, hier können wir also unsere Vorräte nach der Tageswanderung wieder ein wenig aufstocken. Wir gehen mit leichtem Gepäck ein paar Meter stromaufwärts im breiten Flussbett der Krossa bevor unser Weg bei einem Campingplatz in ein liebliches enges Tal namens Slyppugil abzweigt. 

Wanderkarte von Thorsmörk
Wanderkarte von Thorsmörk

Für den ganzen heutigen Tag ist eigentlich schlechtes Wetter angesagt, aber irgendwie dürfte es dieses nicht über die beiden Gletscher Myrdalsjokull und Eyjafjallajokull schaffen, die das Thorsmörk-Tal von der Südküste Islands trennen. Also gehen wir bei gutem Wanderwetter auf schmalen Weg immer weiter bergauf, bevor sich der Blick öffnet und wir einige der Berge und Gegenden sehen, die wir die letzten beiden Tage begangen haben.

Eindrucksvolle Formationen in Thorsmörk
Eindrucksvolle Formationen in Thorsmörk

Nun queren wir den Hang des Tindfjöll und die vulkanischen dunklen Gebirgsformationen bewachsen von kräftig dunkelgrüner Vegetation beeindrucken uns sehr. Auch unsere Mittagsrast verbringen wir in einer speziellen Formation, der Trollkirkja, einem burgähnlichen Felsen, der innen teilweise hohl ist und so einen perfekt geschützten Platz bietet.

Die Trollkirkja
Die Trollkirkja

Wir überqueren nun den Rücken des Tindfjöll und schauen auf die beeindruckende Kulisse der beiden Gletscher und des gesamten Thorsmörk-Tales. Dabei treffen wir einen alleinreisenden deutschen Wanderer, der auf der Suche nach tollen Fotomotiven ist. Der heutige durchgehend bewölkte Himmel bietet dafür natürlich nicht die optimalen Bedingungen.

Susanne vor dem Tal der Krossa
Susanne vor dem Tal der Krossa

Unser Rundweg führt nun ziemlich steil und über einige sehr ausgesetzte Passagen sehr direkt wieder zum Flussbett der Krossa hinab, welches wir ca. eine halbe Stunde noch ausgehen, bevor wir wieder die Langidalur-Hütte erreichen. Dort ist gerade Action angesagt, da ein Auto beim Versuch, die Krossa zu queren hängen geblieben ist. Wir sehen aus der Ferne, wie der Fahrer durch das Fenster aus dem Wagen klettert. Anschließend kommt ein Traktor von der Langidalur-Hütte und ein großer Jeep und mit vereinten Kräften ziehen sie den im Vergleich zum Fluß sehr klein wirkenden Jeep aus dem Fluss. Nachdem das Auto kurze Zeit später nicht mehr zu sehen ist, dürfte sogar der Motor ohne Schaden davon gekommen sein.

Auch hier ist Rasenpflege unerläßlich
Auch hier ist Rasenpflege unerläßlich

Wir sind im Mini-Shop von Langidalur auf der Suche nach Lebensmittel, die als Abendessen und Frühstück geeignet sind und kaufen neben Keksen und Schokolade noch drei Packungen Fertignudeln und einen Pudding auf Wasserbasis. Mit dem gesamten Marschgepäck queren wir auf zwei mobilen Brücken die Krossa und kommen so kurze Zeit später zu den Basar-Hütten.

Eine mobile Brücke über die Krossa
Eine mobile Brücke über die Krossa

Waltraud erwartet uns schon und wir schlafen in einem grossen Raum mit Platz für ca. 20 Personen. Im Laufe des Nachmittages sehen wir sogar ein paar Sonnenstrahlen und eine Gruppe isländischer Camper, die mit literweise Spiritus daran scheitert, den Holzkohlengrill anzuwerfen. Wir nutzen die große Gemeinschaftsküche mit nur zwei Kochplatten dazu, einen Fertigreis mit Kräutern und Champignon zuzubereiten, der bei meinen Mitwanderinnen erstaunlich gut ankommt. Beim Vorbereiten auf die morgige Etappe, den Aufstieg zum Fimmvörduhals, beschließt Waltraud, dass sie diesen Pass und zwei ausgesetzte Passagen lieber vermeidet.

Waltraud in der Abendstimmung bei der Basar-Hütte
Waltraud in der Abendstimmung bei der Basar-Hütte

Stattdessen wird sie morgen mit dem Bus um 07:20 Uhr das Thorsmörk-Gebiet verlassen, in Hvolsvöllur übernachten und am nächsten Tag in dem Bus, den wir von Skogar nutzen wollen bereits drinnensitzen. So werden wir die nächsten eineinhalb Tage nur zu dritt unterwegs sein.

13.07.2016: Thorsmörk (Basar) – Fimmvörduhals – Baldvinsskali

Obwohl unser Schlafraum gut gefüllt ist, war es die ganze Nacht sehr ruhig. Der Grossteil der Gäste verlässt die Unterkunft bereits früh und auch Waldtraud ist bereits weg, als ich aufwache. Da Susanne und Katharina noch schlafen, mache ich mich auf den Weg, um unser improvisiertes Frühstück (Tee und ein Karamellpudding auf Wasserbasis mit getrockneten Mangos und Nüssen) zuzubereiten. Schließlich sitzen wir komplett am Frühstückstisch und können einer Vorturnerin in papageienfarbener Leggings dabei zusehen, wie sie eine Gruppe amerikanischer Wandertouristen auf den Wandertag einschwingt. Gleichzeitig mit dieser Gruppe verlassen wir dann auch die schöne Unterkunft Basar. Nach kurzem Weg in der Ebene von Thorsmörk geht es stufenförmig bergauf in das Godaland (Land der Götter), welches geprägt ist von tollen Gesteinsformationen in schwarz überzogen von kräftigen Grün und in höheren Lagen durchbrochen vom Weiß des Altschnees.

Der Kattarhryggar-Grat (Katzenrücken)
Der Kattarhryggar-Grat (Katzenrücken)

Nach ca. einer halben Stunde kommen wir zur ersten Schlüsselstelle von heute, dem Kattarhryggar. Er wird im Wanderführer als messerscharfer Grat beschrieben, ist aber für den durchschnittlichen Alpenwanderer nicht extrem spektakulär. Weiter geht es bei immer mehr Sonnenschein bergauf, das letzte Stück ziemlich steil, bevor wir die Hochebene Morinsheidi erreichen.

Aufstieg auf die Morinsheidi
Aufstieg auf die Morinsheidi

Sehr beeindruckend, dass die Natur eine kilometerlange fast ebene Fläche gestaltet hat, während es rundherum steil bergauf oder bergab geht. Dort machen wir ein wenig Pause und müssen aufgrund des Windes trotz Sonnenschein eine zusätzliche Schicht anziehen. Der Übergang der Morinsheidi zum finalen Anstieg zum Fimmvörduhals heisst Heljarkambur (Höllenkamm) und diesen habe ich als sehr herausfordernd in Erinnerung.

Die letzten Meter des Höllenkamms
Die letzten Meter des Höllenkamms

Diesmal wirkt er aber aufgrund des trockenen Wetters und des Sonnenscheines gar nicht so schlimm und Susanne, Katharina und ich überwinden diese Stelle recht rasch. Ein entgegenkommendes Pärchen erzählt uns, dass der gestrige Tag bei Ihnen komplett verregnet war und sie auch heute noch bis vor einer Stunde im Nebel und Regen unterwegs waren. Mutig steigen wir trotzdem den Brattafönn (steilen Schnee) hinauf, bis wir die Passhöhe erreichen.

Tiefschwarze junge Lava in weißem Schnee
Tiefschwarze junge Lava in weißem Schnee

Die schwarzen Lavaströme, die sich im Jahr 2010 von der Eyjafjallajokull-Eruption Ihren Weg hinab Richtung Godaland gebahnt haben, sind eindrucksvoll zu erkennen. Nicht minder beeindruckend sind die beiden Erhebungen Magni und Modi, wenn man bedenkt, dass es diese erst seit 6 Jahren gibt.

Vor dem Berg Magni (6 Jahre alt)
Vor dem Berg Magni (6 Jahre alt)

Das Wetter meint es gut mit uns und so haben wir nur leichten Nebel bis wir die Hütte Baldvinsskali auf der anderen Seite des Fimmvörduhals-Passes erreichen.

Grenze zwischen gutem und schlechtem Wetter
Grenze zwischen gutem und schlechtem Wetter

Diese Hütte war vor zehn Jahren eher eine Notunterkunft und wurde mittlerweile vom FI (Ferdafelag Islands) renoviert. Die Hüttenwirtin begrüsst uns freundlich und zeigt uns die Räumlichkeiten. Unten gibt es einen Koch- und Aufenthaltsraum mit 3 Tischen und 15 Sitzplätzen und oben im Giebel des dreieckigen Hauses liegen einfach 15 Matratzen dicht an dicht am Boden.

Der sehr einfache Schlafraum
Der sehr einfache Schlafraum

Wasser wird in 3 Kanistern durch die Hüttenwartin in unregelmässigen Abständen per Jeep vom nächsten Fluss geholt – Sparsamkeit ist also angesagt. Das Wetter verschlechtert sich wieder und so versammelt sich neben einer achtköpfigen spanischen Gruppe, die das Nachtquartier mit uns teilt auch eine große Gruppe aus Russland und Lettland im Aufenthaltsraum, was den Lärmpegel doch deutlich nach oben schraubt. Wir verwenden das Nudelwasser der Spanier zum Kochen unseres Nudelsnacks, das spart Wasser, Energie und Zeit.

Baldvinsskali-Hütte von Zelten umringt
Baldvinsskali-Hütte von Zelten umringt

Bei einer Rauchpause komme ich mit einem in London lebenden Australier ins Gespräch, der erstmalig eine längere Wandertour unternimmt, und viel zu wenig Essen dabei hat. Die Russen haben ein Einsehen mit ihm und überlassen ihm ihre Reste. Ebenfalls mit uns übernachten die drei Israelis, die wir bereits vor zwei Tagen getroffen haben.

14.07.2016: Baldvinsskali – Skogar – Skaftafell – Jökulsarlon – Höfn

Heute stehen wir schon um 06:00 Uhr auf, da wir um 11:50 den Bus in Skogar erreichen wollen und davor noch ca. 4 Stunden Gehzeit zu überwinden haben. Nach einem Tee und den mit Marmelade beschmierten Brotresten, die wir noch gefunden haben, machen wir uns um 07:00 Uhr auf den Weg. Beim Start ist es noch kalt und etwas neblig, doch wir verlassen rasch die Untergrenze der Wolken. So bringen wir bei bewölkten Wetter aber klarer Sicht die ersten 1,5 Stunden im gemütlichen bergab auf der Jeeppiste hinter uns. Katharina und Susanne unterhalten sich gut, während ich die vereinzelten Schafe beobachte oder meine Erinnerungen von vor 11 Jahren mit den aktuellen Eindrücken vergleiche.     

Einsame Jeeppiste zu Beginn der Etappe
Einsame Jeeppiste zu Beginn der Etappe

Bis zum Erreichen der Fussgängerbrücke über die Skogar treffen wir keine anderen Wanderer. Beim Überqueren der Brücke, die auf einer Seite das Geländer verloren hat, kommen uns die ersten anderen Frühaufsteher entgegen. Nun beginnt der spektakuläre Teil des Weges, die Skogar fällt in vielen Stufen über das isländische Vulkangestein und alle fünf Minuten ist ein anderer Wasserfall zu bewundern.

Einer der zahllosen Wasserfälle
Einer der zahllosen Wasserfälle

Diesen Weg kann man tatsächlich alle paar Jahre gehen, ohne dass er langweilig ist. Vor allem Katharina, bei der sich ja unter anderem aufgrund eines Bildes eines Wasserfalls auf einem Kalender die Island-Leidenschaft entwickelt hat, nimmt sich viel Zeit, einfach die Kraft des Wassers und die tollen Landschaftseindrücke zu genießen.

Und noch einer :-)
Und noch einer 🙂

Mit jedem Wasserfall, den wir tiefer kommen steigt nun der Wandererverkehr und so machen wir noch eine Vormittagsrast mit Wasserfallpanorama solange wir noch halbwegs einsam sind. Nun ist allerdings keine Zeit mehr zu verlieren, da es mittlerweile 11:00 Uhr ist und der Bus mit Waltraud um 11:20 Uhr nach Skogar kommt und um 11:50 Uhr wieder fährt. Dementsprechend werde ich nervös, als ich mich nach Überwinden eines Hügels umdrehe und Susanne und Katharina minutenlang nicht auftauchen. Ein paar Schritte zurück und ich sehe, dass die beiden Modenschau gemacht haben und mit den passenden Klamotten die letzten Meter zum Skogarfoss, dem Abschluss der Wasserfallkaskaden, machen wollen.

Der Skogarfoss
Der Skogarfoss

Mein Schritt wird schneller und gerade als wir die Abbruchkante zum Skogarfoss erreichen, sehe ich von oben den Bus einfahren und Waltrauds senffarbene Jacke aus dem Bus hüpfen. Nur noch die über 300 von Bustouristen überfüllten Stufen trennen uns vom Ziel unserer 5-Tageswanderung.

Wieder vereint am Ende des Laugavegur
Wieder vereint am Ende des Laugavegur

Wir erreichen das Ende des Skogarfoss gleichzeitig mit Waltraud. Einige Fotos und einen WC-Gang später sitzen wir schon im Bus, der uns mit zwei Umstiegen der Ringstrasse entlang bis nach Höfn bringen soll. Erster Halt ist aber der Strand von Reynisfjara, der von unzähligen rundgeschliffenen schwarzen Vulkansteinen und von einem Dom aus sechseckigen Basaltsäulen geprägt wird. Leider befindet sich auch hier schon ein kleines Visitorcenter mit Kaffee und so wird endgültig klar, dass die Erkundung des noch sehr ursprünglichen Islands nun leider vorbei ist.

Basalthöhle bei Reynisfjara
Basalthöhle bei Reynisfjara

Einige Minuten später landen wir bei der Tankstelle des Ortes Vik. Der sehr nette Busfahrer gibt den Insassen gleich den Weg zum einzigen Supermarktes des Ortes bekannt und so ziehen wir in einer kleinen Karawane zum Einkaufen. Nach fünf Tagen wieder unbeschränkte Auswahl und Zugang zu frischen Bäckereien, Skyr, Keksen und frischem Obst und Gemüse. Vor der Weiterfahrt kaufe ich noch ein Hotdog im ebenfalls überfüllten Tankstellenshop. Mit ISK 350 (ca. EUR 3) auch nach 25 Jahren jener Snack, der am ehesten leistbar ist. Weiter geht es mit dem Bus über den Myrdalssandur, Kirkjubaerjarklaustur (mit kleiner WC-Pause) und dem Skeidararsandur zum Skaftafell-Nationalpark. Begleitet werden wir dabei von einer älteren Stimme eines Isländers vom Band, der sich ein wenig nach dem Sprecher der „Rocky Horror Picture Show“ anhört. Er erzählt auf Englisch Wissenswertes immer passend zur Gegend, die man gerade passiert. Am Skeidararsandur ist zum Beispiel vor einigen Jahren der größte Gletscherfluss von einem Jahr zum anderen einfach verschwunden und so fährt man zur Zeit über eine Brücke ohne Fluss. Bemerkenswert bei unserer Fahrt ist auch eine Truppe fleißiger Arbeiter, die neben der Strasse versucht, Jeepspuren im Schotter mit dem Rechen wieder einzuebnen. Angesichts der Unendlichkeit der Landschaft hier wohl eher eine Sisyphos-Arbeit !

Der Skaftafellsjökull
Der Skaftafellsjökull

Beim Skaftafell-Nationalpark haben wir etwas über eine Stunde Zeit, bevor unser Anschlussbus weiter geht Richtung Höfn. Das ist leider nicht genug Zeit, um die Runde zum Svartifoss zu gehen, jedoch geht sich der Weg zur Endmoräne des Skaftafellsjokull aus. Wir gehen mit schnellen Schritten dort hin und je näher wir dem Gletscher kommen, desto kälter wird die Luft, die uns entgegenbläst. Leider  zeigt sich der Skaftafellsjokull zur Zeit nicht von seiner spektakulären Seite, da man aufgrund des Schmelzwassersees dem Gletscher nicht wirklich nah kommen kann. Also wieder retour zum Bus (ca. 20 Minuten Gehzeit) und obwohl die Buslinie gewechselt hat, werden wir weiter vom gleichen, sehr netten Buschauffeur durch Island kutschiert. Circa eine Fahrstunde später erreichen wir den Jökulsarlon, die Gletscherlagune, die ich von meinem letzten Island-Besuch als sehr spektakulär in Erinnerung habe.

Die letzte Bootstour am Jökulsarlon
Die letzte Bootstour am Jökulsarlon

Der Bus macht eine halbe Stunde Pause und mein Plan ist, dass wir uns die Lagune ausgiebig ansehen und erst mit dem „Nachtbus“ um 23:30 nach Höfn weiterfahren. Katharina will uns gleich eine Schiffstour zwischen den Eisbergen buchen, diese sind jedoch für diesen Tag schon ausgebucht. Ein Blick in die Lagune zeigt mir, dass viel weniger Eisberge als vor 4 Jahren darin schwimmen. Auch der kurze Fluss zwischen Lagune und Meer transportiert kaum Eisberge und somit werden auch keine Eisberge an den schwarzen Meeresstrand gespült. Daher beschließen wir nach ein paar Fotos gleich mit dem Bus weiterzufahren und vielleicht morgen zu einer anderen Tageszeit und bei besserem Wetter wieder zu kommen. Nach einer weiteren Stunde Fahrzeit wirft uns der Bus bei seiner Endstation, der Tankstelle von Höfn ab. Nach einigen Minuten Gehzeit erreichen wir unsere Unterkunft Nyibaer, wo unser Gastgeber sehr froh darüber ist, dass wir nicht erst gegen Mitternacht angekommen sind. Wir nutzen die zusätzliche Zeit unsere Wäsche in der netten Unterkunft zu waschen, wobei wir den ersten Versuch abbrechen müssen, da Katharinas Brille sich im Wäschehaufen mit in die Waschmaschine geschmuggelt hat. Nach dem Duschen machen sich Waldtraud, Katharina und ich auf die Suche nach einem Abendessen im Ort. Dabei heben wir einen Geocache und entdecken dann fast zufällig die Hafnarbudin, in der sich ein kleines Burgerlokal versteckt. Die Spezialität des Städtchens Höfn, den Lobster gibt es auch hier in Form eines Burgers. Gut gesättigt endet dieser Tag und wir sind schon gespannt, wie es morgen mit Leihwagen weitergeht.

15.07.2016: Höfn – Egilstadir

Das Wetter, welches sich schon gestern abend eingetrübt hat, zeigt sich heute morgen eher von seiner schlechten Seite. Starker Regen und kaum Sicht erschweren das Aufstehen. Dafür gibt es ein schönes Frühstücksbuffet mit frischgebackenen Waffeln, Kakao mit Marshmallow und anderen Leckereien. Um 08:30 erreicht der Mitarbeiter der Leihwagenfirma mit unserem Leihwagen die Unterkunft.

Unser Begleiter für die nächsten 4 Tage
Unser Begleiter für die nächsten 4 Tage

Unser Gastgeber vom Guesthouse Nyibaer war so nett, ihm vom ca. 7km ausserhalb gelegenen Flughafen zu uns zu lotsen. Wir besteigen gemeinsam den Golf Polo und fahren zurück zum Flughafen. Er arbeitet neben der Leihwagenfirma Budget auch noch am Flughafen und betreibt gemeinsam mit seiner Frau ein Guesthouse in der Nähe von Höfn. Wieder retour sammle ich die Mädels auf und wir machen uns auf den Weg Richtung Ostisland. Natürlich schauen wir vorher noch beim Supermarkt in Höfn vorbei und decken uns dort mit Lebensmittel für die nächsten beiden Tage ein. Der Supermarkt hat auffallend viele Biolebensmittel und so findet sich auch ein riesiger Sonnentor-Ständer in dieser kleinen Ortschaft in Island ! So verlassen wir ca. um 10:30 Uhr Höfn und fahren gut 1,5 Stunden unspektakulär nach Djupivogur. Nicht, dass die Landschaft rundherum nicht sehr schön wäre, aber bei dem dichten Regen und Nebel können wir davon kaum etwas erkennen. Ich gebe ein Prospekt mit den Highlights von Ostisland an meine Damen aus und lasse sie nach einem geeigneten Schlechtwetterprogramm suchen. Susanne findet auch sogleich interessante heiße Quellen, diese befinden sich aber am Fusse des Vatnajokulls im Hochland ca. 170km von uns entfernt. Also besuchen wir die Langabud in Djupivogur. Dieses Cafehaus in einem der ältesten Häuser im Ort beherbergt gleichzeitig ein Museum über die lokale Geschichte.    

Kaffeepause im Langabud in Djupivogur
Kaffeepause im Langabud in Djupivogur

Leider steht diese Sehenswürdigkeit auch auf dem Plan zahlreicher Reisebusse und so ist kaum ein Platz zu bekommen. Als dann auch noch die WCs wegen eines Wassergebrechens gesperrt werden, bricht fast Panik aus. Wir ergattern trotzdem einen Platz und es wird Fischsuppe und Kuchen verzehrt, dazu gibt es ein spezielles Brot, welches ein wenig an Lebkuchen erinnert. Nachdem Katharina sich das Museum angesehen hat, steigen wir bei unverändert schlechtem Wetter (habe ich den starken Wind schon erwähnt?) wieder ins Auto und fahren der Ringstraße entlang Richtung Osten bis wir die Abzweigung über den Öxi-Pass erreichen. Trotz schlechter Bedingungen entscheide ich mich auch diesmal über die geschotterte Passstrasse mit knapp 500m Seehöhe zu fahren und somit ca. 60km einzusparen. Trotz oder gerade wegen des Regens gestaltet sich dieser Abschnitt sehr spektakulär, da links und rechts unzählige Wasserfälle über die steilen Hänge ins Tal rauschen. Der Gegenverkehr hält sich in Grenzen und so erreichen wir bald wieder die Ringstrasse, die in diesem Abschnitt in schlechteren Zustand ist, als der Abkürzer über den Öxi-Pass. So können wir manchmal nur Schritttempo fahren, um unseren Leihwagen bei den Schlaglöchern nicht zu gefährden. Im Tal von Egilsstadir hört der starke Regen auf und das Wetter wirkt ein wenig stabiler, so machen wir noch einen kleinen Abstecher nach Hallormstadur.

Drei Waldwichtel in Hallormstadur
Drei Waldwichtel in Hallormstadur

Dieser Wald am See Lagerfljot wurde vor über 100 Jahren gepflanzt und bietet eine für Island einzigartige Mischung der unterschiedlichsten Bäume, die im isländischen Klima gut zurechtkommen. Wir gehen auf dem Baumlehrpfad, wo wir fast die einzigen Spaziergeher sind und bewundern „richtige“ Bäume mit dicken Stämmen, wie sie sonst in Island nicht zu finden sind. Nach dieser einzigen Bewegung an diesem Tag fahren wir die letzten Kilometer nach Egilsstadir zu unserem heutigen Quartier dem Lyngas Guesthouse.

Lyngas Guesthouse von außen
Lyngas Guesthouse von außen

Wie bei sovielen Häusern in Island gilt hier auch – außen unscheinbar und innen hui. Von außen wirkt die Unterkunft wie ein aufgelassenes Fabriksgebäude, innen ist sie komplett neu hergerichtet mit Holzboden, feinen Betten und einer Couchlandschaft im Allgemeinbereich.

Und von innen ...
Und von innen …

Katharina und Susanne wollen sich nach dem Regentag aufwärmen und suchen das lokale Schwimmbad auf. Währenddessen bereiten Waltraud und ich ein mehrgängiges Menu mit Lachsbrötchen, Spaghetti mit Gemüsesauce und einem bunten Salat zu. Im schönsten aller bisherigen Zimmer verbringen wir eine ruhige Nacht.

16.07.2016: Egilsstadir – Dettifoss – Myvatn

Dank störungsfreier Nacht und früher Bettruhe brechen wir heute schon früh auf und kratzen schon einige Minuten vor 09:00 Uhr an den Türen des hiesigen Netto-Supermarktes. Neben der obligatorischen Mehlspeise (Zimtschnecke oder Vinarbröd) decken wir uns hier auch mit Lebensmittel zum Kochen der nächsten beiden Abendessen ein. Aufgrund der Preise in den isländischen Lokalen haben wir beschlossen, weiterhin als Selbstversorger das Abendessen zu bestreiten. Nach dem Einkauf geht es mit dem Leihwagen weiter Richtung Nordwesten. Das Wetter zeigt sich zu Beginn noch ähnlich wie gestern mit vereinzelten Regenschauern, aber als wir das Hochland bei Mödrudalur erreichen, lockert es auf und auch einige Flecken blauer Himmel sind zu bewundern. Die Autostrecke ist gut ausgebaut und durchgehend asphaltiert und verleitet zu einer zügigen Fahrt.  

Blick über die Ebene beim Dettifoss
Blick über die Ebene beim Dettifoss

Einmal machen wir dennoch eine kurze Pause, um das Hochlandpanorama auf einem eigens dafür errichteten Parkplatz zu genießen. Nach ca. 2 Stunden Fahrt erreichen wir den gut genutzten Parkplatz beim Dettifoss von wo wir heute mit einer Wanderung, die die drei Wasserfälle Selfoss, Dettifoss und Hafragilsfoss verbindet starten.

Letzter Fels vor dem Selfoss
Letzter Fels vor dem Selfoss

Als erstes ist der Selfoss an der Reihe. Dieser an sich schöne Wasserfall, bei dem man durch gezieltes Inselhüpfen fast mittendrin stehen kann, verblasst aber gegen seinen ca. 15 Gehminuten entfernten großen Bruder Dettifoss, wo die Wassermassen der Jökulsa a Fjöllum eindrucksvoll 60m in eine Schlucht stürzen und für Dauernebel und -befeuchtung in der Umgebung sorgen.

Der eindrucksvolle Dettifoss
Der eindrucksvolle Dettifoss

Auch hier ist wieder eine Besucherterrasse mehr errichtet, als noch vor vier Jahren. Auch auf den ersten Metern Richtung des dritten Wasserfalls sehen wir eine touristische Besonderheit.

Sonne und Wasserfall = Regenbogen
Sonne und Wasserfall = Regenbogen

Zwei Nationalpark-Rangerinnen säubern die Wege in der steinigen Landschaft von allzu großen Steinen, damit Touristen nicht darüberstolpern. Nach kurzer Gehzeit erreichen wir einen Abzweigung kurz vor einem kurzen Abseilstückchen. Hier entscheidet sich Susanne, die schon den ganzen Tag gesundheitlich ein wenig angeschlagen wirkt, wieder zum Auto zurück zu gehen und auf uns zu warten. Katharina, Waltraud und ich seilen uns mutig in den Canyon hinab, in dem wir die nächste Stunde den Fluss Jökulsa a Fjöllum begleiten werden.

Waltraud beim Klettern
Waltraud beim Klettern

In meiner Erinnerung verläuft der Weg ausschließlich auf grünen Wiesen entlang des Flusses. In Wirklichkeit sind noch zwei heikle Kletterstellen dabei, wo man bei einer auch wirklich trittsicher sein sollte. Gut, dass ich das Waltraud nicht erzählt habe, denn so steht Sie unerwartet vor dieser Stelle, nimmt Ihren Mut zusammen und überwindet diese dann sicher – ein kleiner Schritt für Waltraud, aber ein großer für Ihr Selbstbewusstsein.

Katharina überwindet die Felsblöcke
Katharina überwindet die Felsblöcke

Wir passieren zwei Buchten an denen kleine Bäche mit blaugrünem Wasser in den milchig-grauen Gletscherfluss münden, was wunderschöne Farbspiele ergibt. Vor dem dritten Wasserfall Hafragilsfoss machen wir dann eine kurze Pause und ein paar Fotos, bevor es über einen seitlichen Canyon wieder aus dem Hauptcanyon hinaus geht. Faszinierend in dem Seitencanyon ist auch ein Fluss, der plötzlich unter den Gesteinsmassen hervortritt, 100m an der Oberfläche fließt und anschließend wieder verschwindet, wie er gekommen ist.

Idyllisches Seitental
Idyllisches Seitental

Der Weg oberhalb des Canyons zurück ist unspektakulär. Im Unterschied zu meiner Wanderung von vor 4 Jahren bleiben wir jedoch den Markierungen treu und kommen so ohne Umwege über die Zufahrtsstraße wieder zum Parkplatz, wo wir Susanne von Ihrem Mittagsschläfchen aufwecken. Es ist gerade 15:00 Uhr und so beschließen wir, am Weg vom Dettifoss Richtung Myvatn uns bereits heute die heißen Quellen von Hverir anzusehen und dort eine kleine Runde zu drehen. Der Parkplatz ist fast voll, und daher tummeln sich auch bei dieser Sehenswürdigkeit jede Menge Menschen.

Die heissen Quellen bei Hverir
Die heissen Quellen bei Hverir

Viele von Ihnen quälen sich auch so wie wir auf den wirklich steilen und rutschigen Pfad auf den Berg oberhalb des Thermalgebietes hinauf. Allerdings ist der Blick auf das Myvatngebiet diese Anstrengung auch wert. Zurück beim Auto fahren wir noch das kurze Stück bis zur kleinen Ortschaft Reykjahlid am Myvatn und weiter zu unserer heutigen Unterkunft gleich in der Nähe des Flugplatzes. Wir bekommen für die nächsten beiden Tage ein 4-Bett-Zimmer in einem langgestreckten Holzhaus mit ca. 20 Zimmern zugewiesen. Heute sind Susanne und Katharina mit dem Kochdienst an der Reihe und zaubern in der gut ausgestatteten großen Küche ein abwechslungsreiches Menu. Waltraud und ich zieht es anschließend noch in die Tankstelle/Supermarkt des Ortes um für ISK200 ein Lettöl (=Leichtbier) in der Dose zu erstehen und mit diesem bewaffnet den Sonnenuntergang am Myvatn zu betrachten.

Abendstimmung beim Myvatn
Abendstimmung beim Myvatn

Das Wetter hat sich im Laufe das Tages wirklich gut entwickelt und auch morgen soll es überwiegend sonnig sein.

17.07.2016: Erkundung des Myvatn-Gebietes

Der Tag beginnt wie versprochen mit Sonnenschein und aufgrund meiner Empfehlung besuchen wir als erstes das Krafla-Gebiet.

Der Kratersee Viti
Der Kratersee Viti

Als wir am Parkplatz beim Kratersee Viti halten, sind wir das einzige Auto, doch dies hat sich schon nach unserem Rundgang um den See geändert. Beim gleich nebenan liegenden thermischen Gebiet Leirnjukur fällt als erstes ein altes Drehkreuz ins Auge, welches seinen Zweck wohl nicht mehr erfüllen kann.

Touristenzählung auf Isländisch
Touristenzählung auf Isländisch

Nach einigen Minuten stehen wir im dampfenden und rauchenden Lavafeld einer ca. 30 Jahre alten Eruption. Lavasteine in vielen Farbschattierungen sind hier zu finden und so machen sich Susanne und ich auf die Suche nach Mitbringsel für die daheimgebliebenen. Leider gibt es hier nicht das komplett glattgeschliffene Vulkanglas, welches wir auf den ersten Tagen unserer Wanderung immer wieder gesehen haben. Dies bringt mir einen kleinen Rüffel von Susanne ein, die ich auf den heutigen Tag zum Steinesammeln vertröstet habe. 

Susanne beim Steinesammeln
Susanne beim Steinesammeln

Langsam arbeiten wir uns durch das auch beim zweiten Besuch immer noch beeindruckende Naturschauspiel, bei dem die Ausmaße und Intensität des damaligen Infernos noch gut nachvollziehbar sind. Nach Abschluss der Runde schauen wir uns bei der Rückfahrt zum Myvatn noch eine mutterseelenallein stehende Dusche an, die im künstlerischen Ensemble gemeinsam mit einem Waschbecken mitten im isländischen Nirgendwo steht.

Campingplatz oder Kunst ?
Campingplatz oder Kunst ?

Den Nachmittag verbringen wir entsprechend der Interessenslage getrennt voneinander. Während unsere Badenixen Susanne und Katharina am Nachmittag in den „Myvatn Natura Baths“ mal so richtig ausgiebig baden wollen, suche ich für Waltraud und mich eine ca. 4-stündige Tour heraus, die die Myvatn-Sehenswürdigkeiten Dimmuborgir, Hverfjell und Grottagja miteinander verbindet.

Mittagessen im isländischen Sommer
Mittagessen im isländischen Sommer

Die beiden Badenixen setzen uns mit dem Leihwagen beim Kaffeehaus beim Eingang der Dimmuborgir Lavaformationen ab. Nachdem Waldtraud seit der Geocaching-Premiere in Korsika schon fleißig Caches gesammelt hat, probieren wir auch den Earthcache Dimmuborgir, vollenden diesen jedoch nicht.

Die Formationen bei Dimmuborgir
Die Formationen bei Dimmuborgir

Wir entscheiden uns, die große rot markierte Runde zu gehen, die uns auch bei der Kirche vorbeiführt. Diese Lavaformation ist eines der beliebtesten Fotomotive des Myvatn-Gebietes und natürlich lassen auch wir uns diese Chance nicht entgehen. Nach dem Verlassen dieser alten Vulkanschlote bewegen wir uns direkt auf den Krater Hverfjell zu, der durch eine gigantische Gasexplosion vor ca. 2000 Jahren entstanden ist.

Hier im Myvatn-Gebiet herrscht eine sehr hohe Dichte an Touristen und es vergeht kaum eine Minute, wo uns nicht jemand entgegenkommt. Der Aufstieg zum Hverfjell ist von dieser Seite sehr steil, sodass sich Waltraud zu Beginn von mir verabschiedet, da sie meint, dass ich ihr sowieso davonlaufe. Aufgrund des vielen losen Schotters geht der Aufstieg nach dem Motto „Zwa Schritt vire, an Schritt zruck“.

Panorama am Hverfell
Panorama am Hverfell

Oben angekommen am Kraterrand dauert es nicht einmal eine Minute, dass Waltraud auch da ist – von wegen Schwierigkeiten beim Bergauf gehen :-). Über den Krater bläst heftiger Wind, sodass wir den Weg am Kraterrand fortsetzen und auf der anderen Seite auf einem flacheren Abstieg wieder hinuntergehen. Dabei beginnt es zu tröpfeln und wir stellen uns für 15 Minuten in einer soeben im Bau befindlichen Hütte (wird wahrscheinlich ein Kiosk) unter und essen Müsliriegel.

Erdverwerfung Grottagja
Erdverwerfung Grottagja

Der Regen lässt nach und gleich hinter der Hütte geht der Weg weiter Richtung Grottagja, eine mehrere hundert Meter lange Erdverwerfung, wo sich eine Höhle an einer Stelle mit sehr warmen Wasser gefüllt hat.

Die Badehöhle
Die Badehöhle

Zur Zeit ist die Temperatur des Wassers bei ca. 42 Grad. Vor dem Baden wird jedoch gewarnt, da sich immer wieder Felsbrocken von der Decke der Höhle lösen. Wir suchen daher rasch einen Cache in der Nähe der Höhle und setzen unseren Weg zurück zu unserer Unterkunft fort.

Geocache gefunden
Geocache gefunden

Bevor wir den Ort Reykjahlid erreichen, machen wir noch einen Abstecher zu einer Badestelle, aber nicht um zu Baden sondern ebenfalls um einen Cache zu suchen. Wo man bei dieser Badestelle baden können soll, ist uns aber aufgrund des kaum vorhandenen Wassers ein Rätsel. Beim bereits vom Vortag bekannten Tankstellensupermarkt kaufen wir uns beide ein „kleines“ Automateneis mit Schokodipp, bevor wir zum Hlid Campsite zurückkehren. Ab Weg dorthin überholt uns ein unschlüssiger Autofahrer, der den Dettifoss sucht. Ich habe keine Ahnung, wie man bei den wenigen Strassen in Island so eine Desorientierung haben kann, helfe aber trotzdem gerne weiter. Zurück angekommen erwarten uns bereits die tiefenentspannten Susanne und Katharina. 

Unser Quartier in Reykjahlid
Unser Quartier in Reykjahlid

Wir tauschen unsere Erlebnisse vom Nachmittag aus und beenden den Tag mit einer großen Kochsession. Dabei profitieren wir auch von anderen Gästen, die sich zu viele Würstchen angebraten haben, und die überschüssigen verschenken.

18.07.2016: Myvatn – Godafoss – Akureyri – Reykjavik

Gestern war das Wetter überwiegend sonnig, heute hängen trotz guten Wetterberichtes die Wolken tief, sodass nicht einmal der Kraterrand des Hverfell zu sehen ist. Trotzdem verlassen wir relativ früh die nette Unterkunft, nach zwei Tagen am gleichen Ort fällt das schon schwerer, man wird schnell seßhaft :-). Wir fahren dem Myvatn entlang nach Skutustadir, um den Tag mit einem Spaziergang bei den Pseudokratern zu starten. Der Nebel sitzt noch tief und erstmals erhalte ich einen Eindruck, warum der Myvatn (Mückensee) seinen Namen trägt.

Keine Regentropfen sondern Mücken !
Keine Regentropfen sondern Mücken !

     Millionen von Mücken bilden dichte dunkle Wolken, durch die unser Spazierweg hindurchführt. Jeder von uns trägt 1000e Mücken auf seinem Körper spazieren, zum Glück sind diese nur lästig und beißen nicht. Durch die Mückenschwärme macht Stehenbleiben nicht wirklich Spaß und so sind wir rasch mit der Runde fertig. Mein Plan am Vormittag auf den 529m hohen Aussichtsberg Vindbelgjarfjall zu gehen, bekommt vom hochsteigenden Nebel und der durchblinzelnden Sonne Unterstützung und so fahren wir zu einem kleinen Parkplatz am Fuße des Berges. Außer uns ist nur ein zweites Auto hier und so treffen wir auf dem Aufstieg auch nur eine französische Gruppe mit vier Wanderern, die aber wesentlich langsamer als wir unterwegs sind. Am Gipfel angekommen bietet sich ein herrliches Panorama über das ganze Myvatn-Gebiet zumal sich die Sonne nun endgültig durchgesetzt hat.

Panorama über das Myvatn-Gebiet
Panorama über das Myvatn-Gebiet

Susanne und Waltraud beginnen damit, lustige Fotos zu schießen, in dem versucht wird, den jeweils anderen inmitten eines Sprunges abzulichten. Schlussendlich hüpfen wir alle vier gemeinsam und alleine durch die Gegend und versuchen gute Schnappschüsse zu bekommen.

Sprungfoto
Sprungfoto

Das beste Foto von mir muss aber leider wegen zuviel Bauchfreiheit zensuriert werden ;-). Beim Weg bergab zeigt Waldtraud endgültig, was in Ihr steckt, und läuft so schnell hinunter, dass wir ihr nicht folgen können.

Genießen der Aussicht
Genießen der Aussicht

Wir setzen unseren letzten Tag im Norden Islands mit der Fahrt Richtung Akureyri fort. Bei einem Tankstellenshop am halben Weg zum Godafoss erzwinge ich einen kurzen Stopp, um mich wieder einmal mit einem Eis zu versorgen – sonniges Wetter in Island gehört einfach ausgenützt ! Beim Godafoss machen wir zunächst einmal eine ausführliche Rast im Gras untermalt vom Rauschen des Flusses, bevor wir uns diesem Wasserfall nähern, der zwar keine riesige Fallhöhe bietet, aber dafür über eine sehr breite, durch zwei Felsen unterbrochene Kante hinabstürzt.

Der Godafoss
Der Godafoss

Bei dem sonnigen Wetter und einer großen Herde Island-Pferde, die am anderen Flussufer in das Tal hineinreitet bietet sich ein beinahe kitschig schönes Bild. Als wir gerade auf der Aussichtsplattform stehen, nähern sich drei Burschen mit Kajaks. Wir rätseln noch, ob diese sich oberhalb oder unterhalb des Wasserfalls betätigen werden, da wird deren Absicht klar, den Wasserfall hinunterzufahren.

Begutachtung einer Herausforderung
Begutachtung einer Herausforderung

Ausführlich wird besichtigt und beratschlagt und dann geht es los. Einer nach dem anderen steigt in sein Kajak, stösst sich vom Ufer ab und treibt wenige Sekunden später auf den Wasserfall zu. Danach folgt ein Fall über ca. 12m, bevor das Kajak mit Fahrer kurz eintaucht. Nach dem Auftauchen fahren sie mit dem Kajak gleich wieder ans Ufer. Auch so kann ein Abenteuerurlaub in Island aussehen – einer der anwesenden Touristen hat das Spektakel für die drei Amerikaner gefilmt und somit verstauen sie ihre Kanus wieder und brechen auf.

Kajakfahren extrem
Kajakfahren extrem

Auch wir haben mehr gesehen, als wir uns erwartet hätten und setzen unsere Fahrt nach Akureyri fort. Meine Passagiere versäumen das meiste der Strecke und wachen erst auf, als ich das Auto ganz in der Nähe der Kirche von Akureyri abstelle. Schnell wird mit Waltraud wieder einen Geocache gehoben, dann setzen wir uns in die Fussgängerzone vor einem Gewandgeschäft mit integrierten Kaffeehaus und genießen gemeinsam mit den Bewohnern von Akureyri und vielen Touristen diesen schönen Sommertag.

Isländische und Österreichische Trolle
Isländische und Österreichische Trolle

Anschließend begeben wir uns auf die Suche nach einem Lokal für ein Abendessen und landen nach einigen Umwegen in dem gleichen Haus, wo ich vor vier Jahren mit meiner Mutter auch schon war. Von einer Pizzaria ist es aber in derZwischenzeit zu einem Fish und Chips Laden umfunktioniert worden. Gut gesättigt treten wir die letzte Fahrt mit unserem Leihwagen an und bringen ihn nach einem kurzen Tankstopp zum Flughafen Akureyri. Mangels Anwesenheit eines Mitarbeiters der Leihwagen-Firma werfe ich den Schlüssel in die Box und wir warten auf dem sehr überschaubaren Flughafen auf unser Flugzeug. Am heutigen Tag gibt es nur mehr unseren Flug und erst wenige Minuten vor dem Abflugstermin füllt sich der Abflugsraum (Halle wäre übertrieben) mit anderen Passagieren.

Unsere Maschine für den Inlandsflug
Unsere Maschine für den Inlandsflug

Der Flug ist kurz und unspektakulär, da im Landesinneren eine dichte Wolkendecke liegt und wir daher keine gute Aussicht von oben haben. Nach der Landung am Stadtflughafen von Reykjavik und dem Aufnehmen des Gepäcks überlegen wir, ob wir die 20 Minuten-Strecke gehen oder mit dem Taxi fahren sollen. Bis die Entscheidung gefallen ist, ist jedoch kein Taxi mehr da und so müssen wir erst ein Stück gehen, bevor wir ein Taxi aufhalten können. Dieses bringt uns zur bereits bekannten Unterkunft in der Salvation Army und wir bekommen sogar exakt das gleiche Zimmer zugewiesen wie 10 Tage zuvor.

19.07.2016: Reykjavik – Thingvellir – Geysir – Gullfoss – Reykjavik – Keflavik – Wien

Zum Abschluss unserer gemeinsamen Island-Reise (Katharina wird noch fast zwei Wochen Aufenthalt anhängen), steht heute als klassisches Touristenprogramm der „Golden Circle“ am Programm. Aus Kostengründen habe ich auch für diesen Tag einen Leihwagen reserviert, da die Busfahrt für vier Personen wesentlich teurer wäre. Daher gehe ich schon früh die 20 Minuten zum Inlandsflughafen, um mir pünktlich mit der Eröffnung des Offices um 08:00 Uhr gleich unseren heutigen Wagen abholen zu können. Kurze Zeit später parke ich den Wagen auch schon vor der Heilsarmee und nach dem Packen unserer Sachen geht es auch schon los. Mir kommt vor, dass es bei jedem Besuch länger dauert, bis man Reykjavik endgültig hinter sich lässt, aber irgendwann ist es dann doch soweit und schlagartig ist man in der ursprünglichen isländischen Landschaft, die nur durch die Strasse und hie und da einem Hof durchbrochen wird.

Überblick über das Thingvellir-Gebiet
Überblick über das Thingvellir-Gebiet

Nach circa einer Stunde Fahrzeit erreichen wir den Thingvellir-Nationalpark. Mittlerweile wurden im Thingvellir-Gebiet fünf Parkplätze für Touristen angelegt, für die allesamt Gebühren eingehoben werden (mit eigenen Parksheriffs !). Wir nehmen den Parkplatz oberhalb der Allmannagja-Schlucht, denn durch relativ neu errichtete Holzstege kann man von dort direkt in die Schlucht absteigen und auch die anderen touristischen Hotspots des Thingvellir-Gebiets erreichent. Wir stürzen uns ins Getümmel und spazieren zu den markanten Reihenhäuschen (Sommersitz des Präsidenten Islands) und zum Öxararfoss.

Der Öxararfoss
Der Öxararfoss

Wenn man die geschichtliche Bedeutung ausblendet, finde ich die Landschaft bei Thingvellir verglichen mit dem was wir auf unserer Reise schon gesehen haben aber nicht rasend spektakulär. So steigen wir ins Auto – der Parkplatz mit angeschlossenem Visitor Center ist mittlerweile schon überfüllt – und machen uns auf den Weg Richtung Geysir. Vom Thingvallavatn weg führt seit einigen Jahren eine perfekt asphaltierte Straße in die Ortschaft Laugarvatn und etwas sehnsüchtig denke ich an den abenteuerlichen Ritt mit dem Mountainbike auf der 365er vor 25 Jahren. In Laugarvatn nutzen wir den dortigen Tankstellensupermarkt für den Einkauf einiger Snacks für unser Mittagessen, denn meiner Erfahrung nach sind die Einkaufsmöglichkeiten bei Geysir und Gullfoss schon richtige Touristenfallen. Knapp nach Mittag treffen wir beim Geysir ein.

Der Geysir beim Eruptieren
Der Geysir beim Eruptieren

Es ist bereits mein vierter Besuch hier, aber es ist immer wieder faszinierend, dem Strokkur bei seiner immer wiederkehrenden Prozedur des Hochwallens und Ausbrechens zuzusehen. So schaue ich mir etliche der Eruptionen an, die in circa fünf Minuten Abstand erfolgen und verliere ganz meine Begleiterinnen aus dem Auge. In den Menschenmengen bewaffnet mit Handies, Tablets und Selfie-Sticks ist es nicht ganz einfach, sich wiederzufinden und so gehe ich zum Parkplatz zurück, wo die anderen drei schon etwas ungeduldig auf mich warten.

Pferde beim Gullfoss
Pferde beim Gullfoss

Wir setzen die Fahrt zum letzten Highlight des Golden Circles, dem Gullfoss fort, wo wir knapp 10 Minuten später ankommen. Auch hier verleiden einem die Menschenmengen ein wenig die Schönheit dieses spektakulären Wasserfalls. Die Treppen vom Parkplatz zum Wasserfall hinunter ist man fast schon im Gänsemarsch unterwegs und wenn jeder ein Foto machen will, wo nur er alleine vor dem Wasserfall zu sehen ist, wird es natürlich auch schwierig.

Der Gullfoss
Der Gullfoss

Aber das ist leider die Crux des Tourismus, auf der Suche nach der Schönheit der Natur zerstört man diese durch seine Anwesenheit oft auch gleichzeitig. So stellen wir bei der Rückfahrt bei einer Feedback-Runde einhellig fest, dass der Golden Circle sehenswert ist und dazugehört, wenn man erstmalig nach Island reist. Uns vieren ist jedoch die noch relativ unberührte Natur, die wir während unserer 5-tägigen Wanderung durchqueren durften um einiges lieber. Bei der Rückfahrt entscheide ich mich für die etwas längere aber besser ausgebaute Strecke über Selfoss und so sind wir knapp vor 17:00 Uhr in Reykjavik. Somit können wir Susanne noch ein abschließendes Highlight bieten, von dem sie schon die ganze Reise immer wieder erzählt hat – der Besuch des Penismuseums !

Susannes Highlight - das Penismuseum
Susannes Highlight – das Penismuseum

Nachdem Katharina, Waltraud und ich auf diesen Kunstgenuss gerne verzichten, gehen wir zu der Bäckerei, die uns vor 10 Tagen so verwöhnt hat. Diese hat jedoch nur noch drei Stücke Brot und so essen wir eine Kleinigkeit im Kaffee Loki bis wir uns mit Susanne zu einem abschließendem gemeinsamen Einkauf im „Bonus“-Diskontsupermarkt treffen. Katharina hat sich für die nächsten beiden Wochen ein Unterkunft per AirBnb in Kopavogur reserviert und wir bringen sie natürlich bis vor die Haustüre, wo der Gastgeber etwas verwundert ist, dass vier Personen auftauchen, wo nur eine angekündigt war. Wir verabschieden uns ausführlich von Katharina und fahren bei Regen, der mittlerweile eingesetzt hat wieder zurück ins Zentrum nach Reykjavik. Dort gehen wir ein letztes Mal den Laugavegur (gleichnamig mit unserer Wanderstrecke) auf und ab und Waltraud versucht, eine Dose Öl (=Bier) als Mitbringsel zu ergattern. Auf der Suche nach einem Snack landen wir bei „Dunkin Donuts“, der durch eine Aktion um ISK 400 deftige Donuts verkauft. Schließlich brechen wir bei immer grauslicheren Regen Richtung Flughafen Keflavik auf, evtl. Ausflüge zum Kleifarvatn oder der blauen Lagune fallen im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser. Gegenüber der Tankstelle in Keflavik finden wir noch eine Pizzaria, bei der auf einer Digitalanzeige angezeigt wird, wann die eigene Pizza geliefert wird. Ein Blick auf mein Handy lässt mich dann erschrecken. Unsere Flugnummer und unser Flug existiert auf der Webseite des Flughafens nicht mehr. Der einzige Flug mit Austrian geht um 40 Minuten früher, als auf unseren Tickets vermerkt. Somit sind wir plötzlich in Zeitverzug und warten ungeduldig die letzten Sekunden unserer Pizzabestellung ab. Der Verkäufer bedauert, dass sie uns die Pizza zu klein gebacken hätten – wir verzichten auf einen zweiten Versuch und lassen und mit ein paar Gratis-Pizzastangen und 2 Flaschen Cola besänftigen und machen uns auf den Weg zum Flughafen. Etwas über eine Stunde vor dem vorverlegten Abflug erreichen wir nach Rückgabe des Leihwagens den Airport und tatsächlich wurde ohne Verständigung unser Flug mit dem vorhergehenden zusammengelegt. Dies hat zur Folge, dass dieser Flug bis zum letzten Platz gefüllt ist und wir leider nicht so bequem reisen können wir beim Hinflug. Aber wir landen um 06:00 Uhr wohlbehalten zurück in Wien und jeder erhält vollständig sein Gepäck !

06.05.2016: Wien – Bratislava – Korfu – Santa Barbara – Agios Georgios

Lange ersehnt, nun ist er endlich da, der Tag der Abreise zur Wanderwoche auf der Insel Korfu. Für mich bedeutet diese Reise gleich mehrere Premieren. Premiere 1: Ich war zuvor noch nie zuvor in Korfu und auch nicht in Griechenland wandern – die dortigen Gepflogenheiten sind also in der Praxis noch komplettes Neuland. Premiere 2: Erstmals werden wir ausschließlich in Appartements oder Hotelzimmer übernachten, ein wenig entgegen meiner Wanderphilosophie. Premiere 3: Mit insgesamt 11 Mitwanderern erreicht die Gruppengröße eine für mich komplett neue Dimension. Entsprechend ein wenig nervös betrete ich die S-Bahn am Weg zum Flughafen nach Bratislava. In Langenzersdorf steigt Sonja zu, die mir mit ihrer Reiseerfahrung ein wenig als Verstärkung zur Verfügung stehen wird, am Busbahnhof Erdberg warten Heinz, Herta, Susanne und Waltraud auf mich. Heinz, der mich die letzten beiden Jahre auf den Österreich-Touren begleitet hat, hat diesmal seine Frau mitgenommen, die durch die Aussicht auf Badepausen und Doppelzimmer mit privaten Sanitärräumlichkeiten überredet werden konnte. Susanne ist auch schon das dritte Mal dabei, und gehört somit zu meinen A-Kunden. Waltraud ist zwar erstmalig dabei, wird mich aber auch so wie Susanne im Juli nach Island begleiten. Mit dem Flixbus geht es Richtung Flughafen Bratislava.

Vor dem Flughafen Bratislava
Vor dem Flughafen Bratislava

Beim Stopp am Flughafen Wien steigen Martina und Maria zu, die ich bereits von der Tour in Mallorca kenne, sowie die Schwestern Brigitte und Ingrid, die von den beiden angeworben wurden. Nun ist das Team für die Flugreise von Bratislava nach Korfu komplett, und ich kassiere von allen das Geld für die Quartiere ein und lerne meine neuen Mitwanderer ein wenig kennen. Am Airport Bratislava spielen wir das lustige „Wer hat am wenigsten Gepäck“-Spiel und ich muss allen Mitreisenden mein Lob aussprechen angesichts ihrer Rucksackgewichte zwischen 5,5 und 9kg. Die überwiegend weiblichen Mitreisenden waren sehr sparsam beim Einpacken. Unfreiwillig ein wenig Gewichtsreduktion gibt es dann bei Heinz und Susanne, denen ein Scheckkartentool mit integrierten Schraubenzieher bei der Sicherheitskontrolle abgenommen wird. Bei mir wird wiederum als einzigen in der Gruppe ein Abstrich meiner Hände genommen und auf Sprengstoff getestet, obwohl ich mich optisch eigentlich für unauffällig halte. Der Flug mit Ryanair dauert ca. 1,5 Stunden, die uns von zwei halblustigen Flugbegleitern mit dem Versuch, Rubbellose zu verkaufen, verkürzt wird. Insgesamt hat das Ganze etwas von Kaffeefahrt, nur halt mit dem Flugzeug.

Knapp vor der Landung
Knapp vor der Landung

Die Landung in Korfu erfolgt plangemäß um 17:00 Uhr und auf dem kleinen Flughafen haben auch bald alle ihr Gepäck wieder. Ich kümmere mich inzwischen um die Taxifahrt, mit einem Van für 7 Personen und einem Taxi geht es für insgesamt EUR 180,– nach Santa Barbara, den Startpunkt unserer Reise. Meine ersten Eindrücke von Korfu sind eher durchwachsen – viel Schmutz, viele unfertige Rohbauten und eine durchgängig bebaute Küstenstraße begleiten uns die ersten 30 Minuten, bevor es ins Landesinnere geht. Als der Taxifahrer erstmalig von der Hauptstraße abzweigen will, wird er von einer Gruppe älterer, vor einem Haus sitzender Männer davon abgehalten und umgeleitet.

Der Strand von Santa Barbara in der Vorsaison
Der Strand von Santa Barbara in der Vorsaison

Dank ihnen oder trotz ihnen kommen wir 15 Minuten später in Santa Barbara an, wo schon die letzten Mitwanderer Dusanka und Günter auf uns warten. Sie kommen aus Österreich, wohnen aber seit vielen Jahren in Sivota, einer Stadt an der griechischen Festlandküste gegenüber Korfu. Wegen des Streikes der Fährschiffer an diesem Tag mussten Sie sich privat ein Taxischiff organisieren, um nach Korfu zu übersetzen. Nun gibt es eifrige Begrüßungen und Günter zeigt schon in den ersten Minuten seine Qualitäten als Entertainer. Nach einem Welcome-Drink brechen wir zu unserem 1-stündigen Aufwärmspaziergang nach Agios Georgios auf. Es geht einige Zeit direkt am Strand entlang, bevor der Weg ca. 20 Höhenmeter gewinnt und wir die ersten Häuser dieses Touristenörtchens erreichen.

Erstes Gruppenfoto bei Santa Barbara
Erstes Gruppenfoto bei Santa Barbara

Der Ort ist eigentlich eine lieblos hingeworfene, über mehrere Kilometer verstreute Ansammlung von zumeist touristischen Etablissements wie Appartements, Hotels, Restaurants, Kiosken usw. Das Finden des Iron House Apartments mittels meiner von booking.com ausgedruckten Karte ist zwar schwierig, aber machbar. Als Wanderführer mit Stolz und Vertrauen in seine Orientierungskenntnisse muss ich mich dagegen wehren, dass Dusanka gleich am Ortsanfang nach dem Weg fragen will :-). Auch ohne Hilfe stehen wir 15 Minuten später vor den Iron House Apartments, wo wir auch schon erwartet werden.

Die erste Unterkunft
Die erste Unterkunft

Die Unterkunft hat genau die passende Größe für uns 12, denn sie hat exakt 6 Doppelzimmer. Viele selbstgemachte schmiedeeiserne Gegenstände wie z.B. Zaun oder Eingangstor geben der Unterkunft ihren Namen. Die Gruppenmitglieder machen sich schnell frisch und wir begeben uns auf die erste große Herausforderung unserer Tour – die Suche nach einem passenden Abendlokal für alle 12 Mitreisenden. Das eine Lokal ist zu fleischlastig, das zweite zu italienisch und das dritte bietet nur Snacks – am Schluss wird es das erste Lokal, welches tolle Grillgerichte bietet, aber auch für die Vegetarierin Sonja etwas zu bieten hat. Es schmeckt allen und auch Martina ist nachher nicht mehr „hungergrantig“. Gut gesättigt geht dieser erste Tag zu Ende.

07.05.2016: Agios Georgios – Paramonas

Nachdem es am gestrigen Anreisetag etwas später wurde, versammeln wir uns heute ca. um 09:00 Uhr im schönen Garten des Iron House Apartments. Dusanka klagt über einen Kauz, der die ganze Nacht aktiv war und ihr keine Sekunde Schlaf gelassen hat. In unserer Unterkunft gibt es kein Frühstück, also machen wir uns mit den Rucksäcken gleich auf den Weg zur Strandpromenade von Agios Gorgios, wo einige Bars und Restaurants stehen, die Frühstück anbieten.

Sonnenschutz beim Frühstück des ersten Wandertages
Sonnenschutz beim Frühstück des ersten Wandertages

Susanne findet am Weg eine herrenlose Geldbörse, deren Besitzer sich leider nicht mehr ausfindig machen lässt, also wandern die rund EUR 40,– in die Reisekasse für evtl. Mehrausgaben. Unser Frühstück nehmen wir in einer kleinen Bar zu uns, mit direktem Blick aufs Meer. Es wird continental und english breakfast offeriert, was zeigt, dass Korfu in der Saison fest in der Hand von britischen Urlaubern sein dürfte. Relativ spät, um ca. 10:30 Uhr brechen wir zu unserer ersten richtigen Wanderetappe auf, was angesichts der Gehzeit von ca. 4 Stunden aber kein Problem darstellen sollte.

Wunderbare Strandwanderung bei Agios Georgios
Wunderbare Strandwanderung bei Agios Georgios

Der erste Abschnitt führt ebenso wie gestern direkt am Strand entlang. Hier ist die Kunst, jenen Bereich zu finden, wo der Sand am wenigsten nachgibt, ohne von den Wellen erwischt zu werden. Nach einiger Zeit verlassen wir den Strand und erklettern die bewachsenen Sanddünen zwischen dem Meer und dem See Korission, der genau genommen eigentlich eine Meereslagune ist. Wir treffen auf eine Sandpiste, welche auf meiner Karte als Straße eingezeichnet ist. Wenn dies schon als Straße deklariert ist, wie sehen dann erst die Wege aus ?
Nach ca. einer Stunde Gehzeit erreichen wir die engste Stelle der Landzunge zwischen See und Meer und treffen auf den Kanal der beides verbindet. Für Fußgänger existiert eine Brücke oder besser gesagt ein paar zusammengenagelte Baumstämme. Obwohl diese nicht besonders vertrauenswürdig aussehen, nimmt Maria, die ein wenig Höhenangst hat, all Ihren Mut zusammen und schafft dank der helfenden Hände von Herta problemlos die Überquerung.

Maria überquert mutig die Brücke
Maria überquert mutig die Brücke

Wir treffen hier auch erstmals andere Wanderer oder besser gesagt eine Gruppe englischsprachiger Strandspaziergänger. Wir setzen unseren Weg zwischen Meer und See fort und ich muss die Schwimmfraktion unter den Wanderern mehrmals davon abhalten, ins Meer baden zu gehen, indem ich sie auf die Mittagspause vertröste. Für diese habe ich in der Karte die letzte Bucht auserkoren, bevor der Korfu-Trail ein wenig ins Landesinnere abzweigt.

Vegetation am Wegesrand
Vegetation am Wegesrand

Dort angekommen, sieht man, dass die Bucht nur über Privathäuser und einige Treppen erreichbar ist. Also heißt es umdrehen und einige 100 m zurück, wo das letzte Schild zum Strand zu sehen war. Dusanka, Günter und Waltraud sparen sich die extra Meter und verbringen ihre Mittagspause lieber auf einer kleinen Bank, die ca. 30 m über dem Meer in einem kleinen Wäldchen steht. Wir restlichen Wanderer steigen zu einer kleinen Bucht hinab, wo wir einen schönen Sandstrand vorfinden, der uns ganz alleine gehört.

Einsamer Strand für die Mittagspause
Einsamer Strand für die Mittagspause

Kaum angekommen, stürzen sich Susanne, Herta und Sonja ins Meer. Während Susanne wenige Sekunden später kaum mehr auszumachen ist, kühlen sich die übrig gebliebenen Wanderer inklusive mir nur zaghaft ab, indem sie die Füße ins Wasser stecken oder kurz untertauchen. Nach einer Stunde Mittagspause kann ich unsere Badenixen nur schwer zum Weitergehen motivieren, aber schließlich machen wir uns doch auf den Weg. Dieser führt auf kaum befahrenen Asphaltstraßen immer in der Nähe der Küste.

Am Weg nach Paramonas
Am Weg nach Paramonas

Einmal verläuft die Straße so nahe an der Küste, dass sich der größte Teil irgendwann über die Steilküste ins Meer verabschiedet hat. Für Fußgänger ist dieser Teil zum Glück passierbar.

Die Reste der Küstenstrasse
Die Reste der Küstenstrasse

Den Rest des Wandertages geht es mit wenig Höhenunterschied durch Wälder, die überwiegend aus beeindruckend großen Olivenbäumen bestehen. Um ca. 16:00 Uhr treffen wir im kleinen Ort Paramonas ein. Das Land fällt in diesem Teil Korfus relativ stark zum Meer ab, sodass zwischen der Strandtaverne und den ersten Häuser noch 50 m Höhenunterschied sind. Da ich hier nicht alle 12 Wanderer in einem Quartier unterbringen konnte, schlafen vier in der Villa Leena (geführt von einer Finnin) am Berg und die anderen acht in Aristotelis Nikos Paramonas Studios in unmittelbarer Strandnähe.

Erholung in der Taverne Plora
Erholung in der Taverne Plora

Alle gemeinsam gehen wir jedoch, nachdem wir unser Gepäck abgelegt haben, zur Taverne Plora, die schön direkt am Strand liegt und heute den ersten Tag geöffnet hat. Daher ist die Auswahl noch etwas beschränkt, es wird jedoch alles frisch gemacht. Außerdem ist bereits reichlich Ouzo eingekühlt, weswegen die Stimmung im Laufe des Abends immer heiterer wird. Manchen wird es zu heiter, sodass sie sich schon früher in ihr Bett zurückziehen.

Meeresfrüchte- / Fischplatte
Meeresfrüchte- / Fischplatte

Da ich wieder Appartements ohne Frühstück gebucht habe, beschließen wir, etwas einzukaufen und am nächsten Morgen auf der Terrasse der Nikos Paramonas Studios zu frühstücken. Der Wirt der Taverne ist so nett und besorgt uns Brot, Butter und Marmelade vom Supermarkt in der nächsten Ortschaft 3 km weiter. Der Tag endet mit einem herrlichen Sonnenuntergang direkt über dem Meer.

Sonnenuntergang in Paramonas
Sonnenuntergang in Paramonas

08.05.2016: Paramonas – Ano Garouna – Agios Gordios

Wie besprochen richten wir auf der herrlichen Terrasse das Frühstück für alle her. Die vier Mädels von der oberen Herberge stoßen pünktlich um 08:00 Uhr dazu. Dusanka hat diesmal besser geschlafen, jedoch verkündet uns Günter, dass er leider nicht mehr weitergehen kann. Das Tragen des Rucksackes belastet ihn zu sehr und er kann aufgrund der Schulterschmerzen kaum schlafen. Außerdem plagt ihn ein immer wieder auftretendes Schwindelgefühl. Ich schlage ihm vor, dass wir sein Gepäck zur nächsten Unterkunft transportieren können und er es ohne Gepäck probieren kann. Nach kurzer Überlegung beschließt Günter, dass er es ja probieren kann. Mein Versuch, ein Taxi zu rufen, schlägt leider fehl („zur Zeit kein Fahrer bereit, versuchen sie es in einer halben Stunde wieder“), also versuchen wir den netten Tavernenwirt von gestern zu einem Botendienst nach Agios Gordios zum Hotel Pink Palace zu überreden, was auch gelingt. Natürlich geben noch ein paar andere rückenmüde Wanderer Teile ihres Gepäckes ab, damit sich die Fahrtspesen auszahlen :-). Nun können wir zum Glück vollzählig ca. um 09:30 Uhr unsere heutige Tagesetappe antreten. Zuerst geht es ein Stück einer Asphaltstraße entlang, bevor wir auf den ersten richtigen Wanderweg des Corfu Trails stoßen.

Das erste Stückchen Wanderweg
Das erste Stückchen Wanderweg

Auf diesem geht es zwischen Terrassen von Olivenbäumen knackig bergauf, bis wir auf den Beginn einer Schotterstraße stoßen. Dort treffen die ersten von uns auf eine Gruppe deutschsprachiger Wanderer, die auch auf dem Corfu Trail in die gleiche Richtung wie wir unterwegs sind. Die Stelle eignet sich auch gut für eine Pause und ein paar schöne Bilder mit Meereshintergrund.

Heinz und Rene nach dem ersten Anstieg
Heinz und Rene nach dem ersten Anstieg

Anschließend geht es weiter über einen Sattel, bevor es wieder hinab zur Ortschaft Ano Pavliana geht. Dort wird Dusanka von einer älteren Griechen begrüßt und abgebusserlt, als ob sie sich nach 20 Jahren wieder einmal getroffen hätten, dabei kennen sich die beiden gar nicht. Aber mit Dusankas Griechisch-Kenntnissen und ihrer offenen Art lernen wir die griechische Bevölkerung gut kennen. In dem kleinen Dorf gibt es auch ein Kaffeehaus und so kommen wir um eine „kurze“ Vormittagspause mit Kaffee, und dem Testen von griechischen Süßspeisen nicht herum. Kurz nachdem wir das Dorf verlassen haben, sieht unser Weg aus wie im Urwald.

Im Urwald von Korfu
Im Urwald von Korfu

Korfu ist um diese Jahreszeit so wunderbar grün und dicht bewachsen. Direkt am Wegesrand wachsen Orchideen, für die man bei uns im Blumenladen viel Geld zahlen würde. Waltraud bekommt von einem alten Griechen am Wegesrand ein paar Zitronen frisch vom Baum geschenkt, weil sie den Baum so fasziniert angesehen hat.

Zitronen frisch vom Baum
Zitronen frisch vom Baum

Unser Weg führt uns abwechslungsreich durch die kleinen Dörfer Kato Pavliana und Vouniatades sowie durch Wälder, nur kurz vor dem Erreichen des Dorfes Strongili (unsere Mittagsrast) ca. eine halbe Stunde durch eine staubige Ebene in der prallen Sonne. Hier macht Herta bei einer Pinkelpause Bekanntschaft mit einer Schlange, die direkt neben ihr die Flucht ins Dickicht beginnt. Man kann nicht genau sagen, wer sich mehr erschreckt hat ;-). Auch ein Hirte mit seiner Ziegenherde begegnet uns in dieser Ebene.

Hirte mit seiner Herde
Hirte mit seiner Herde

In Strongili liegen direkt am Corfu Trail zwei Tavernen, die zur Mittagsrast einladen. Dusanka übernimmt die Kommunikation, doch der Wirt bringt einfach das, was er loswerden möchte und so entstehen unter den hungrigen Wanderern kleinere Konflikte um die servierten Mahlzeiten. Highlights dieser Taverne sind das Anstoßen auf den Geburtstag des Wirtes (im Oktober!) und die Lieferung von 4 Riesenportionen Eis anstelle eines Eises mit 4 Löffeln.

In der Taverne von Strongili
In der Taverne von Strongili

Gut angegessen und finanziell erleichtert geht es weiter von Strongili wieder bergauf. Als sich unser Weg ein wenig verläuft, sind erstmals meine Orientierungskenntnisse (und die meines GPS) gefragt. Beim Suchen des korrekten Anschlusses zu unserem Corfu Trail schrecke auch ich eine Schlange im hohen Dickicht auf, die sich mit einer Mordsgeschwindigkeit von mir davonschlängelt. Den Weg habe ich trotzdem gefunden und so geht es bei noch immer heißem Wetter vorbei an einer Kirche und einem verfallenen Haus bergauf zum Dorf Komianata.

Der "Hintereingang" nach Komianata
Der „Hintereingang“ nach Komianata

Auf dem entzückenden Hauptplatz möchte Günter eine Griechin mit geschätzten 120 kg, die vermutlich noch nie mehr als 10 Minuten gegangen ist, fragen, wie weit der Weg zu unserem Ziel noch sei.

Dusanka erkundigt sich nach dem Weg
Dusanka erkundigt sich nach dem Weg

Wir passieren die Dörfer Dafnata und Stavros und erreichen einen tollen Aussichtspunkt, von dem aus die Stadt Korfu und der Berg Pantokrator zu sehen sind. Zum Glück ist auch eine britische Touristin dort, die Fotos von uns anfertigen kann.

Ein komplettes Gruppenfoto
Ein komplettes Gruppenfoto

Nach einiger Zeit ist ein Abzweiger nach rechts besser markiert als alles, was wir bisher am Korfu Trail gesehen haben, obwohl der Weg eindeutig nicht zu unserem Ziel Ano Garouna führt. Wir lassen die Abzweigung liegen und setzen den Weg fort. Nach 10 Minuten sammeln wir uns bei der nächsten Weggabelung und müssen feststellen, dass Heinz und Herta nicht nachkommen. Da läutet schon das Telefon von Günter und ich gehe den Weg zurück, bis ich die beiden treffe, als sie den Weg mit der falschen Markierung gerade retour kommen. In größeren Gruppen kann es also tatsächlich passieren, dass jemand den Anschluss verliert und es erst mit Zeitverzögerung auffällt. Der restliche Weg des Tages führt auf schmalem Pfad durch einen schönen Wald mit interessanten Steinformationen, bevor wir das Bergdorf Ano Garouna erreichen.

Merkwürdige Steinformationen vor Ano Garouna
Merkwürdige Steinformationen vor Ano Garouna

Dort rufe ich, wie vereinbart, Magdalena vom Pink Palace Hotel an. Ursprünglich wollte ich in Magdalenas Apartments übernachten, wurde jedoch aufgrund von Renovierungsarbeiten ins Pink Palace Hotel umquartiert, welches doch relativ weit abseits des Corfu Trails liegt. Doch es gab das Angebot, dass wir vom Corfu Trail abgeholt werden. Während ein Teil der Gruppe versucht, eine geschlossene Taverne zum Leben zu erwecken, warten Susanne, Sonja, Herta und ich auf Magdalena. Nach langer Wartezeit und einigen Telefonaten holt sie uns mit ihrem Auto ab, und bringt die ersten 4 Wanderer zum Pink Palace Hotel. Für die restlichen 8 fährt sie bzw. ihr Lebensgefährte noch einmal. Das Pink Palace ist bei booking.com nicht sonderlich gut bewertet und es ist auch klar warum. Eine lieblose Appartementburg mit über 150 Zimmern, welches für junges, englisches und anspruchsloses Publikum gebaut wurde. Der Name Pink Palace ist Programm und somit ist alles in grässlich-schrillem Pink angemalt, was der Anlage somit das Prädikat „Muss man gesehen haben“ bringt.

Verdientes Korfu-Bier auf der Terrasse vom Pink Palace
Verdientes Korfu-Bier auf der Terrasse vom Pink Palace

Das Abendessen ist mit einer gut schmeckenden Gemüsesuppe und appetitlich angerichteten Spaghetti Bolognese mit viel Gemüse jedoch über unseren Erwartungen und rundet einen anstrengenden, aber schönen Tag ab.

09.05.2016: Agios Gordios – Sinarades – Pelekas – Ermones

Das Frühstück beginnt pünktlich um 08:00 Uhr mit einem Abstieg von 120 Treppen zur ebenfalls in Pink gehaltenen Strandbar des Pink Palace. Hier gibt es ein klassisches Hotelfrühstück mit Toastbrot, Butter, Aufstrichen und Ham & Eggs. Wieder 120 Treppen aufwärts zurück zum Hotel, wo Magdalena schon auf uns wartet, um uns zurück zum Corfu Trail nach Sinarades zu bringen. Auch zum Gepäcktransport zum heutigen Tagesziel in Ermones konnte ich sie mit EUR 20,– überreden.

Olivenwälder bei Sinarades
Olivenwälder bei Sinarades

Wir durchqueren Sinarades und gehen die nächsten zwei Stunden entspannt auf breiten Schotterstraßen durch Olivenwälder, bevor wir das Dorf Pelekas erreichen. Dort verführt uns eine kleine Bäckerei und ein nebenan gelegener Platz zu einer Vormittagspause,

Vor der Bäckerei in Pelekas
Vor der Bäckerei in Pelekas

die einige Meter weiter und höher am Kaisers Thron (benannt nach dem Kaiser Wilhelm) gleich nahtlos in die Mittagspause übergeht. Kaisers Thron ist ein wunderschöner Aussichtspunkt am höchsten Punkt des Dorfes Pelekas, von dem man fast ganz Korfu überblicken kann. Auch der Blick zurück zeigt, welch weite Distanzen wir alleine heute und gestern zurückgelegt haben.

Des Wanderführers Rucksack am Kaisers Throne
Des Wanderführers Rucksack am Kaisers Throne

Nach der Mittagsrast führt unser Weg bergab Richtung Meer. Wir passieren den Nacktbadestrand von Mirtiotissas und ich kann Susanne nur mit Unwillen davon abhalten, sich dort in die Fluten zu werfen. Mit dem Versprechen, dass wir heute am Abend direkt am Meer übernachten werden gelingt es dann schließlich doch.

Der Strand bei Mirtiotissas
Der Strand bei Mirtiotissas

Wir passieren auch das Kloster bei Mirtiotissas und der Weg nimmt wieder Höhe auf. Die Anstiege in Korfu sind meist nicht besonders lang, in den doch bereits hohen Temparaturen zu mittags sind sie aber doch sehr schweißtreibend.

Brigitte genießt den Meeresblick
Brigitte genießt den Meeresblick

Nachdem wir knapp 250m Höhe erreicht haben, geht es nun rasch hinunter zum Dörfchen Vatos. Dort verlassen wir den Corfu Trail, um zu unserer Unterkunft, den Rosa Bella Corfu Suites in Ermones zu gelangen. Um 16:00 Uhr treffen wir in dieser sehr schönen klassischen Hotelanlage mit Apartments ein. Der Portier ist zwar sehr freundlich, wirkt aber etwas verpeilt. So bringt ihn die Buchung von 4 Zweibettzimmer und 1 Vierbettzimmer ziemlich durcheinander. Sowohl er als auch der Page, der uns zu den Zimmern führt, scheinen nicht genau zu wissen, welches Zimmer wieviele Betten hat, schließlich finden wir aber doch alle unsere Plätzchen.

Der Ausblick in den Rosa Bella Corfu Suites
Der Ausblick in den Rosa Bella Corfu Suites

Nun gibt es freie Nachmittagsgestaltung für alle außer für mich. Ich rufe Magdalena an und wir vereinbaren, uns eine halbe Stunde später bei der Brücke vor Ermones zu treffen. Diese halbe griechische Stunde entspricht in europäischer Zeit einer Stunde und so warte ich 30 Minuten an einem der weniger attraktiven Fleckchen Korfus auf das Gepäck meiner „Luxustouristen“.

Korfiotische Vegetation
Korfiotische Vegetation

Nach einer Dusche und einem Blick zum Strand sowie einem griechischen Mythos-Bier in der Taverne sieht das Leben aber wieder deutlich besser aus :-). Den Gepäckstransport für morgen handele ich mit dem seltsamen Portier aus, der mir zusichert, dass er für EUR 40,– unser Gepäck im Laufe des nächsten Tages in die Nähe seines Heimatdorfes Pagoi bringt. Den Abend verbringen wir ebenfalls gemeinsam in einer Taverne direkt am Strand. Dort bereite ich die Gruppe mental auf die morgige, sehr lange Etappe vor. Die Stimmung ist trotzdem sehr ausgelassen.

Ohrenreiben in der Taverne
Ohrenreiben in der Taverne

Humoristischer Höhepunkt des Abends ist dabei, dass Heinz sich an den Ohren reibt.

10.05.2016: Ermones – Paliokastritsa – Agios Georgios (Nord)

Aufgrund der bevorstehenden Etappe beginnen wir das Frühstück frühestmöglich um 07:30 Uhr. Wir werden mit einem sehr umfangreichen und guten Frühstücksbuffet verwöhnt. Maria und Martina (M&M) nutzen die dabei angebotenen Kuchen, um eine kleine Geburtstagstorte für Brigitte zu basteln, wobei natürlich alle Anwesenden beim Happy Birthday miteinstimmen.

Alles Gute zum Geburtstag, Brigitte
Alles Gute zum Geburtstag, Brigitte

M&M erzählen dabei auch, dass sie mitten in der Nacht aufgrund feucht-nasser Bettwäsche ins nebenliegende Hotel Philoxenia übersiedelt sind, um eine trockene Nacht verbringen zu können. Trotzdem sind alle ausgeschlafen, als wir um 08:30 Uhr das Hotel verlassen und wie üblich einen Berg Gepäck für den Transport zum nächsten Ziel hinterlassen. Auf Asphaltstraßen geht es vom Strand weg Richtung Landesinnere immer begleitet vom Quaken der Frösche, die es sich in einem der wenigen Bäche Korfus heimisch gemacht haben. Wir erreichen die Einfahrt zum Golfklub Corfu und biegen auf die Verbindungsstraße nach Giannades ab. Diese wechselt bald zu einer schattigen Schotterstraße. Unspektakulär geht es in der Ebene dahin, nur das letzte Stück nach Giannades geht es bergauf.

Günter vor der Aussichtsterrasse von Giannades
Günter vor der Aussichtsterrasse von Giannades

Am Berggipfel befindet sich auch eine kleine Bäckerei / ein Kiosk, gerade recht für ein zweites Frühstück. Wir verlassen Giannades beim Hinterausgang und wandern die ganze Zeit auf Schotterstraßen, zuerst in der Sonne, dann wieder in den bereits lieb gewonnenen Olivenhainen. Die breite, leicht zu gehende Strecke ermöglicht angeregtes Plaudern und so erreichen wir rasch das Bergdorf Liapades, das uns mit seinen engen Gassen und vielen klassischen griechischen Details empfängt.

Hauseingang in Liapades
Hauseingang in Liapades

Am Hauptplatz von Liapades finden wir eine Taverne, in der ein paar britische Wandersleute sitzen. Diese Gruppe sind erst die zweiten Wanderer, die wir auf unserem Weg treffen. Mit Aussicht auf eine Mittagspause am Strand ganz in der Nähe von Paleokastritsa drängt die Gruppe rasch weiter und schon kurz darauf sind wir ganz in Meeresnähe. Der Weg geht jedoch nicht in die gewünschte Richtung und ein Blick auf das GPS zeigt, dass wir im Bergabgehen eine Abzweigung übersehen haben. Also wieder 60 Hm bergauf und die richtige Abzweigung nehmen, bevor wir tatsächlich am Mittagsziel, dem Strand von Liapades, ankommen. Hier ist es richtig entspannend.

Der Strand von Liapades
Der Strand von Liapades

Eine kleine Bucht mit nur wenigen Leuten und eine Bar, die für perfekte musikalische Untermalung (Phil Collins) sorgt, ermöglicht eine Mittagspause, die für alle Mitwanderer etwas zu bieten hat. Aufgrund der langen Etappe muss ich meine Gefährten nach einer Stunde wieder aufscheuchen und wir begeben uns sogleich auf die Wegsuche. Nach einigem Probieren entdecke ich, dass der Corfu Trail quer an Pool und Spielplatz einer Hotelanlage vorbeiführt. Ein seltsames Bild geben wir 12 Wanderer teils mit Stöcken und Rucksäcken bewaffnet ab, wie wir an den Badegästen auf ihren Liegen vorbeimarschieren.

Wandern am Korfu-Trail :-)
Wandern am Korfu-Trail 🙂

Gleich darauf befinden wir uns aber mal wieder auf einem richtigen Wanderweg, der sogar einmal eine 2 m hohe Leiter zur Überwindung eines kleinen Felsens bietet.

Die gefährlichste Stelle
Die gefährlichste Stelle

Es geht nun abwechselnd über Asphalt- und Schotterstraßen sowie Wanderwegen bergauf. Dabei passieren wir auch einen uralten kaputten LKW, der schon komplett von Blumen überwuchert ist.

Die Natur setzt sich durch
Die Natur setzt sich durch

Die Wanderwege sind zwar schön, aber durchaus herausfordernd zu finden, da nur unzureichend markiert. Die heißen Temperaturen am Nachmittag machen allen beim Anstieg zu schaffen und einige Wasserflaschen sind geleert, bevor wir Lakones erreichen. Dieses Bergdorf liegt herrlich ca. 300 m über Paleokastritsa und bietet lt. Reiseführer einen der schönsten Ausblicke des Mittelmeeres.

Die Bucht von Paleokastritsa
Die Bucht von Paleokastritsa

Wir genießen dabei auch Eis und Getränke, die der erste Kiosk des Dorfes zu bieten hat. Das sehr langgezogene Dorf bietet noch Hotels, Lokale und knapp vor Ende Alkis Olivenholzkunstwerke. Bei diesem angeblich über die Landesgrenzen hinaus bekannten Künstler decken sich einige von uns mit Mitbringsel ein, auch ich besorge zwei Halsketten mit handgemachten Olivenholz-Anhänger für meine daheimgebliebenen Frauen. Der Corfu-Trail führt hier noch länger auf einer Asphaltstraße entlang, bevor es durch die Wälder zum Dorf Krini geht. Anschließend fehlt uns noch ein Stückchen, bevor wir ein kleines Felsentor erreichen.

Das Felsentor vor Agios Georgios
Das Felsentor vor Agios Georgios

Hier ist der Corfu Trail spektakulär an einem steilen Abbruch angelegt und bietet ebenfalls herrliche Ausblicke. Für uns besonders erfreulich ist, dass nach dem langen Tag bereits unser heutiges Ziel Agios Georgios zu sehen ist.

Herta mit vollem Elan
Herta mit vollem Elan

Doch zuvor müssen wir noch ein wenig absteigen und uns an den bewaldeten Küsten entlang hanteln. Einen abzweigenden Weg, der mit Agios Georgios gekennzeichnet ist, lasse ich bewusst links liegen, da sowohl Karte als auch GPS den Hauptweg als wesentlich kürzer ausweisen. Wir gehen plaudernd und langsam müde werdend dahin und stehen plötzlich vor einem Erdrutsch, der die teilweise asphaltierte Straße vor längerer Zeit Richtung Tal befördert hat. Es ist nicht zu erkennen, wo die Route weiterführt und so walte ich meines Amtes als Wanderführer und übernehme die Wegsuche. Das Gelände ist relativ steil und dornenreich und so benötige ich mehrere Anläufe, bevor ich den Anschluss der Straße etwas weiter talwärts und einen halbwegs sicheren Weg dorthin finde.

Die Gruppe wartet auf die Rückkehr des Wegsuchers
Die Gruppe wartet auf die Rückkehr des Wegsuchers

Als ich zurückkomme und die frohe Nachricht überbringe, machen wir uns alle auf den Weg über aufgelassene in Terrassenform angelegte Olivenplantagen. Brigitte bedankt sich noch extra für dieses kleine Zusatz-Abenteuer zu ihrem Geburtstag, als plötzlich unser Pfad abermals endet. Zwei Wegalternativen erweisen sich beide als zu gefährlich, um die ganze Gruppe darüberzuschleusen und so bleibt nur der lange Weg zurück. Nicht nur, dass wir nun gut ca. 2 km wieder bergauf und zurückgehen müssen, es sind auf dem neuen Weg noch weitere 3 km zu überwinden, bevor wir jene Stelle passieren können, von der wir bereits nur knapp 100m Luftlinie entfernt waren.

Der Beweis für die heutige Marathon-Etappe
Der Beweis für die heutige Marathon-Etappe

Zum Glück tragen es alle mit Fassung und nehmen trotz Blasen und Müdigkeit noch alle Kraft zusammen, um knapp vor 20:00 Uhr unser Ziel zu erreichen. Gott sei Dank liegt Kostas Apartments gleich zu Beginn des langgezogenen Strandortes. Wir laden das Gepäck ab, und duschen uns rasch, bevor wir uns (exkl. Susanne, die ihre Blasen versorgt) auf den kurzen Weg zu einer Taverne in Strandnähe machen, die durch uns heute ein wenig länger geöffnet hat. Dusanka und der Wirt verstehen sich ausgezeichnet. Das hat zur Folge, dass wir durch die angeregten Konversationen noch etwas länger warten müssen, bis unser großer Hunger nach diesem anstrengenden Tag gestillt wird.

Tzatziki zur Aufmunterung
Tzatziki zur Aufmunterung

Das Essen ist jedoch ausnahmslos frisch gekocht, sehr lecker und mehr als reichlich, sodass am Ende alle satt und glücklich sind, diese 33km-Etappe (inkl. 6 km ungeplantem Mehrweg) geschafft zu haben.

11.05.2016: Agios Georgios – Valanio – Sokraki bzw. Spartilas

Auch unser Frühstück am nächsten Tag nehmen wir in der Taverne ein, wo der Wirt unseretwegen extra früher öffnet. Es sind weiterhin alle an Bord und über Nacht ausreichend erholt, um die heutige Etappe in Angriff zu nehmen.

Frühstück in Agios Georgios
Frühstück in Agios Georgios

Um die gestrigen Extra-KM ein wenig auszugleichen, kürze ich eine Schleife und ca. 250 Hm des Original Corfu Trails und wir machen uns unmittelbar auf den Weg zu den Dörfern Aspiotades und Manatades. Es ist heute erstmalig ein wenig bewölkt und so kommen wir bei angenehmen Wanderwetter zügig voran. Es gibt nur eine kleine Pause in der Apotheke von Agios Athanasios, um den Vorrat an Blasenpflastern wieder aufzustocken.

M&M in einer der Ortschaften am Weg
M&M in einer der Ortschaften am Weg

Noch vor Mittag erreichen wir das Etappenziel der Etappe 10 meines gelben Korfu-Wanderführers, eine relativ stark befahrene Straße in der Nähe der Ortschaft Drosato, auf der die korfiotische Polizei gerade Kontrollen durchführt. Ein Polizist wüsste auch schon den „richtigen“ Weg für uns, doch ich entscheide mich für die originale Variante des Corfu-Trails. Der gewählte Weg verwandelt sich in wenigen Minuten von einer Schotterstraße in einen herrlich verwachsenen, von meterhohen Gräsern und Farnen gesäumten Wanderpfad, der sogar von einer kleinen Bachüberquerung durchkreuzt wird.

Bachüberquerung
Bachüberquerung

Nach einigen Minuten, wo wir dem nur schwach ausgetretenen Steig folgen, endet dieser abrupt. Ein Blick auf das GPS zeigt, dass alle zwölf Wanderer eine Abzweigung verpasst haben, da unser Blick immer auf den Boden gerichtet war. Schnell korrigiert geht es nun ziemlich direkt bergauf, bis wir das Bergdorf Valanio erreichen, das wir uns für die Mittagspause ausgesucht haben. Rasch ist klar, eine offene Taverne gibt es hier keine, dafür einen „Supermarkt“, also ein 20 m2 großes Lokal, das von allem ein bisschen was hat.

Unser Rastplatz in Valanio
Unser Rastplatz in Valanio

Uns genügt es zum Erwerb von frischen Tomaten und einem Eis, welches wir am Hauptplatz verzehren und dabei die Katzen des Ortes beobachten, wie sie in einem kleinen Flugzeug im Vorgarten eines Hauses spielen. Nach ca. einer Stunde Pause geht es weiter, allerdings nur kurz, denn dann passiert ein kleiner Unfall. Herta steigt auf ein Gullygitter, von dem eine Strebe unter der enormen Last zusammenbricht und Herta bis zum Knie einbricht. Dabei erleidet sie ein paar Kratzer an der Hautoberfläche und das Knie bekommt einen ordentlichen Schlag ab.

Herta bestens betreut nach Ihrem Unfall
Herta bestens betreut nach Ihrem Unfall

Nach professioneller Erstversorgung durch die gelernte Krankenschwester Susanne, die ihr einen Verband anlegt, kann Herta aber weitergehen. Zum Glück verlassen wir die Stadt und lassen Gefahren wie Kanaldeckel somit hinter uns. Unser Weg führt sehr lange auf einer Schotterstraße fast auf gleicher Höhe entlang, was vor allem Dusanka sehr gut gefällt. Das letzte Stück vor Sokraki geht es von der Schotterstraße weg, auf einen sehr engen und steilen Wanderweg, der von zahlreichen dornigen Gewächsen gesäumt ist.

Dornenreicher Weg nach Sokraki
Dornenreicher Weg nach Sokraki

Mehr als einmal bleibt mein Rucksack irgendwo hängen und am Ende muss ich mir zahlreiche dornige Blätter aus den Haaren und dem Gewand entfernen. Abseits des Weges sehen wir einen ausrangierten Herd liegen. Leider nicht das erste Mal, dass wir mehr oder weniger große Müllablagerungen in der idyllischen Landschaft sehen. Der Weg öffnet sich und führt in das Dorf Sokraki. Nach der Buchung der ersten sechs Wanderer habe ich in der Nachbarortschaft Spartilas unser Quartier reserviert. Als weitere sechs dazu kamen, war nur mehr Platz für zwei und ich musste daher die Agallis Corfu Studios im Ort Sokraki dazubuchen. Wir betreten die Appartementanlage und staunen nicht schlecht, welch schicke Unterkunft sich in diesem unscheinbaren Örtchen verbirgt. Ein Pool, ein toller Ausblick, sehr saubere und liebevoll eingerichtete Zimmer sowie ein Geschenkskorb mit Olivenöl, Marmelade, Kekse und Limoncello erwarten uns.

Geschenkskorb im Agallis Residence Suite
Geschenkskorb im Agallis Residence Suite

Für Herta gibt es von der sehr netten Wirtin auch ein Coolbag für ihr Knie. Weil Platz ist, beschließen wir, dass neben M&M, Sonja und mir auch Heinz und Herta hier bleiben, damit sich das Knie erholen kann. Ich begleite ohne Gepäck noch den Rest der Gruppe auf den ca. 1-stündigen Weg nach Spartilas. Dieser Weg ist schön und abwechslungsreich und führt zum Schluss durch ausgedehnte Weinplantagen. Sogar Artischoken und andere faszinierende Gewächse finden wir vor. Der letzte Teil des Weges geht wieder einmal auf Asphaltstraßen bis zum Beginn des Dorfes Spartilas, welches langgezogen am Hang des Berges Pantokrator liegt und herrliche Ausblicke auf Korfu-Stadt bietet. Leider liegt die Villa Elia am anderen Ende der Hauptstraße und so gibt es noch 15 Minuten Extra-Gehzeit, die ich auch wieder zurückgehen darf. Die Villa Elia ist ebenfalls eine traumhafte, feudal eingerichtete Unterkunft mit herrschaftlichem Kaminzimmer im EG und drei schönen Doppelzimmern im 1. Stock. Günter möchte mich unbedingt überreden, dass ich per Taxi wieder zurück nach Sokraki fahre, ich lehne jedoch dankend ab und mache mich um 18:00 Uhr mit Hertas Gepäck zurück auf den Weg. Bergab laufend und bergauf mit schnellem Schritt bin ich 40 Minuten später wieder zurück bei den anderen, nachdem der Hinweg fast 1 Stunde 30 Minuten gedauert hat.

Hängematte mit Meeresblick in der Ferne
Hängematte mit Meeresblick in der Ferne

Sonja und Co. haben es sich inzwischen gemütlich gemacht. Nach einer Dusche machen wir uns zu sechst schon auf die Suche nach einer Taverne. Am übersichtlichen Hauptplatz finden wir neben einer kleinen, einfachen Schankstube mit einer Snack-Speisekarte auch ein Geschäft mit Olivenschnitzereien, welches ausgiebig erkundet wird. Der Wirt der Taverne ist sehr bemüht und wir bekommen Saganaki (Gebackenen Fetakäse) und Tzatziki für alle.

Gut versorgt in der Taverne von Sokraki
Gut versorgt in der Taverne von Sokraki

Bei Hertas Versuch, den Roséwein als Salatmarinade zu verwenden, bekommt der Wirt beinahe einen Kollaps, greift sich verneinend an den Kopf und holt rasch den fehlenden überreifen Essig. Sogar der Wunsch nach einer Nachspeise wird uns durch einen Karton mit übrig gebliebenen Hochzeitsbäckereien erfüllt. Inzwischen beobachten wir das Dorfleben (Sonja spricht von einer Inszenierung), wie sowohl der älteste als auch ein jüngerer Dorfbewohner in der Taverne vorbeischauen, um die ersten Touristen des Jahres zu begutachten. Mit den ersten Regentropfen unserer Wanderwoche kehren wir zu unserer Unterkunft zurück, wo wir in der Ferne einige Blitze beobachten können.

12.05.2016: Sokraki – Spartilas – Mt. Pantokrator – Nissaki – Korfu-Stadt

Per Telefon haben wir mit unseren Mitwanderern in der Nachbarortschaft ausgemacht, dass wir um 08:30 Uhr gemeinsam in deren Villa frühstücken und am Weg durch Spartilas Lebensmittel mitnehmen werden. Also brechen H&H, M&M, Sonja und ich schon knapp nach 07:00 Uhr bei wolkenverhangenem Himmel aus unserer kuscheligen Unterkunft auf und nehmen noch Marmeladen und Tee aus unserem Geschenkskörbchen mit. Der Weg nach Spartilas ist mir beim dritten Mal ja schon bestens bekannt und so kommen wir abgesehen vom Anlegen unserer Regenbekleidung zügig voran.

Unser Frühstückstisch
Unser Frühstückstisch

Als wir knapp nach 08:00 Uhr in Spartilas eintreffen, hat gerade der dortige Supermarkt geöffnet und gemeinsam mit der gegenüberliegenden Mini-Bäckerei (2 Sorten Brot) kaufen wir für EUR 12,– Frühstück für 12 Personen ein. In der Villa Elia ist bereits die Frühstückstafel vorbereitet und wir essen das letzte Mal in großer Runde gemeinsam. Aufgrund des schlechten Wetters und unterschiedlicher Interessen teilt sich die Gruppe.

Erklärung der Varianten
Erklärung der Varianten

Dusanka und Günter verabschieden sich, da sie heute die Fähre zurück ans Festland nehmen wollen, um nach Hause zu fahren. M&M, H&H, Ingrid und Brigitte wollen den Tag mit schlechtem Wetter lieber in Korfu-Stadt verbringen. Waltraud, Susanne und Sonja wollen den für eine Woche gebuchten Wanderführer wirklich komplett nutzen und entscheiden sich, trotz schlechten Wetteraussichten mit mir wie geplant den Pantokrator zu besteigen. Die Städtetouristen nehmen bei ihrer Taxifahrt auch gleich unser Gepäck mit, sodass die vier Wanderer sich um ca. 09:30 Uhr nur mit Tagesgepäck bewaffnet auf den Weg machen. Gleich nach Verlassen des Dorfes Spartilas erwartet uns ein Wanderweg, so wie wir ihn von zu Hause kennen – ein schöner, schmaler Pfad, der überwiegend durch Wald führt. Wir gewinnen rasch an Höhe und erreichen das Plateau des Pantokrator auf ca. 700 m Höhe. Es nieselt ein wenig bzw. hängen die Wolken sehr tief, sodass wir ab 600 m Höhe in mehr oder weniger dichten Nebel unterwegs sind. Trotzdem oder gerade deswegen empfinde ich diesen Abschnitt als einen der schönsten der gesamten Strecke, da sich eine ganz besondere Stimmung entwickelt. Die Wegfindung auf der Hochebene ohne konkretem Orientierungspunkt und mit schlechten Markierungen ist nicht ganz einfach und so müssen wir auch zwei kleine Umwege in Kauf nehmen, wo uns das GPS wieder auf den richtigen Pfad bringt.

Selfie am höchsten Punkt unserer Tour
Selfie am höchsten Punkt unserer Tour

Schlussendlich erreichen wir sicher die asphaltierte Straße, die zum Gipfel des Pantokrators führt. Mangels Sicht entscheiden wir uns, die letzten 150 Höhenmeter zu sparen, da außer der heute nicht vorhandenen Aussicht auf den Gipfel nichts auf uns wartet. Nach ein paar „Gipfelselfies“ geht es also bergab auf einer langen Schotterstraße, die sich schier endlos an den Flanken des Pantokrator entlangschlängelt. Gleich zu Beginn weist mich mein GPS darauf hin, dass entlang des Weges ein Geocache versteckt ist. Diese Information wird gleich genutzt, um Susanne und Waltraud in die Geheimnisse des Geocaching einzuweihen. Der Cache „Ouzo2“ ist in wenigen Minuten gefunden und geloggt. Immer leicht abwärts geht es nun die Schotterstraße entlang, vorbei am verlassenen Ruinendorf Sinies.

Der Weg nach Nisaki im Regen
Der Weg nach Nisaki im Regen

Die Straße wechselt dann plötzlich von Schotterstraße auf Asphaltstraße mit perfektem Asphalt und Leitplanken sowie fast zweispurigem Ausbau, bevor sie unvermittelt wieder in eine Schotterstraße mäßiger Qualität übergeht. Der genaue Zweck der Asphaltierung erschließt sich uns nicht :-). Auf knapp 200m Höhe würde der Corfu Trail noch einige Höhenmeter gewinnen und einige Täler ausgehen, wir entscheiden uns – aufgrund des mittlerweile einsetzenden Regens – den direkten Weg zur Küste zur Ortschaft Nissaki zu gehen. Langsam erreichen wir die ersten Häuser und Susanne holt mit zwei Ausrutschern auf dem Asphalt noch etwas nach, was ihr die ganze Woche verwehrt geblieben ist. Wir stoßen genau bei einer Bushaltestelle auf die Küstenstraße und können dem dortigen Fahrplan mit etwas Mühe entnehmen, dass in einer Stunde der nächste Bus kommen soll. Also gehen wir eine kleine Abzweigung zum Meer und beschließen diesen heutigen Wandertag mit ein paar kleinen Snacks in einer Taverne direkt am Meer. Der Bus kommt dann ca. 15 Minuten nach der angegebenen Zeit und bringt uns in ca. 40 Minuten nach Korfu-Stadt. Der dortige Busbahnhof ist nur wenige Minuten vom Hotel Bretagne entfernt, welches ich wegen der Flughafen-Nähe als Quartier für unsere letzte Nacht in Korfu gewählt habe. Unsere Mitwanderer sind von ihrer Sightseeing-Tour schon zurück und erwarten uns bereits im Hotel. Nach der Körperpflege führt uns Heinz mit der letzten noch ungetragenen Kleidung in ein nettes Lokal in Korfu-Stadt. Dort verbringen wir einen unterhaltsamen letzten gemeinsamen Abend. Alle Anwesenden sind voll des Lobes für den Wanderführer, was mich sehr freut, aber es hat sich in dieser Woche auch wirklich alles gut gefügt und trotz großer Gruppe gab es nur geringe Meinungsverschiedenheiten.

13.05.2016: Korfu-Stadt – Sightseeing – Bratislava – Wien

Um 05:30 Uhr versammeln wir uns in der Hotellobby, denn schon um 07:05 Uhr hebt unser Flugzeug vom Flughafen ab. Zu Fuß (!) gehen wir in 10 Minuten zum Flughafen. Dort erwartet uns eine negative Überraschung. Unser Flug ist mit Verspätung von über 9 Stunden auf 17:30 Uhr datiert.

Heftige Flugverspätung
Heftige Flugverspätung

Nach einer halben Stunde Wartezeit am Flughafen zur Klärung der Situation wird klar, dass dies die frühestmögliche Abflugszeit ist. Also machen wir mit unserem Gepäck kehrt marsch, um es in der Hotellobby zu deponieren und noch einen Tag in Korfu-Stadt zu verbringen. Da sich das Wetter heute wieder von seiner besten Seite zeigt, sind auch jene sechs, die bereits gestern hier waren, nicht böse und können so ihr Kulturprogramm fortsetzen.

Am Hafen von Korfu
Am Hafen von Korfu

Nach gemeinsamen Marsch in die Innenstadt trennen sich die Wege. Sonja und ich gehen kurz bummeln, um uns danach mit Geocaching die Zeit zu vertreiben. Auch Waltraud stoßt dazu und findet in kurzer Zeit den zweiten Cache ihres Lebens. Bei der Suche nach Schätzen spüren wir auch auf ein Restaurant auf, welches die Tische auf Stufen aufgebaut hat.

Essen auf Stufen
Essen auf Stufen

Wir nutzen den zusätzlichen Urlaubstag noch für ein gemeinsames Mittagessen in diesem originellen Ambiente. Nach ausgiebigem Shopping machen wir uns um 15:00 Uhr auf den Weg zum Hotel (Gepäck) und weiter zum Flughafen.

Letzter Blick auf Korfu
Letzter Blick auf Korfu

Der Flieger hat zwar weitere Verspätung und hebt erst um ca. 18:00 Uhr tatsächlich ab, doch schlussendlich landen wir alle wohlbehalten in Bratislava. Im Flixbus nach Wien essen wir geheim (der Fahrer mag das nicht) unsere restlichen Vorräte und ich muss mich in der umgekehrten Reihenfolge wie vor einer Woche von meinen treuen Mitstreitern verabschieden.

15.08.2015: Wien – Langen/Arlberg – Lech – Stuttgarter Hütte

Der Anfang dieser Reise beginnt wie ein Jahr zuvor am Karnischen Höhenweg. Ich sitze ab 07:30 Uhr beim McDonalds im Westbahnhof, esse mein zweites Frühstück und warte auf Heinz und Elias, die kurz darauf kommen. Elias ist nicht nur ein Jahr älter, sondern auch gefühlte 10cm größer als vor einem Jahr. Das wird sicher auch positive Einflüsse auf seine Schrittlänge haben. Wir betreten 20 Minuten vor Abfahrt den Zug und können in einem Waggon mit zahlreichen freien Plätzen einen Viererplatz besetzen, der sich gut zum Kartenspielen eignet. Der Zug fährt pünktlich um 08:30 Uhr ab und kommt mit einigen Minuten Verspätung um 11:00 Uhr in Salzburg an, wo wir nur einmal über den Bahnsteig wechseln um den Anschluss Richtung Vorarlberg zu erwischen. In Imst sollten wir auf Elisabeth und Reinhard treffen. Ein Anruf ergibt jedoch, dass die beiden zwar auch seit St. Pölten im Zug sitzen, jedoch ca. 1,5 Stunden früher unterwegs waren. Als ich mit Reinhard telefoniere, steigen sie gerade in den Bus nach Lech. Um 14:30 kommen auch wir in Langen an.

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Ankunft am Bahnhof im Langen

Nach vielen Tagen von Sommerhitze bis zu 38 Grad in Wien müssen wir uns erst an das dortige Wetter (15 Grad, Nebel und starker Regen) gewöhnen. Elias vertreibt sich die Wartezeit auf den Bus mit einer Zigarette, ebenfalls eine Änderung zum Vorjahr. Der Bus kommt pünktlich und bringt uns über Stuben, wo gerade die Straße erneuert wird und einige spektakuläre Galerien über den Flexenpass nach Lech zum Rüfiplatz. Es regnet zwar nicht mehr, doch wir sehen, dass unsere heutige Wanderstrecke vom Rüfikopf weg in dichte Wolken gehüllt ist. Im Sommer fährt die Rüfikopfbahn nur alle halben Stunden mit der kleineren der beiden Gondeln, doch wir haben Glück und müssen kaum warten. Einige Minuten können wir noch die wolkenlose Aussicht zurück auf Lech genießen, bevor wir auf ca. 2000 m in die Wolken eintauchen.

Noch wolkenfreier Blick auf Lech
Noch wolkenfreier Blick auf Lech

Oben angekommen gilt es sich zu orientieren, was im dichten Nebel gar nicht so einfach ist. Unser heutiges Ziel, die Stuttgarter Hütte, liegt zwar nur zwei Stunden entfernt, ist jedoch auf den Wegweisern nicht angeschrieben. Im Unterschied zu einem Geotrail, der hier bei Sonnenschein sicher nett zu gehen ist.

Am Rüfikopf
Am Rüfikopf

Mit der Karte in der Hand finden wir trotzdem den richtigen Weg, als es nach einer halben Stunde Gehzeit immer stärker zu regnen beginnt und wir schon früher als gewünscht unsere volle Regenmontur anziehen müssen. Am Weg bergauf zur Rauerkopf-Scharte werden wir also von innen und außen schön nass, als wir uns den Weg durch die Bächlein suchen, die den Wanderweg hinabfließen. Oben auf der Scharte (die Grenze zwischen Vorarlberg und Tirol) angekommen machen wir eine kurze Pause.

Rauerkopfscharte - Grenze zwischen Vorarlberg und Tirol
Rauerkopfscharte – Grenze zwischen Vorarlberg und Tirol

Der Regen wird schwächer und auch der Nebel gibt ein paar Meter Sicht frei – bis zur Stuttgarter Hütte reicht es jedoch nicht. Nach einer weiteren halben Stunde Gehzeit trennen uns nur noch ein paar Kühe von der Stuttgarter Hütte, die es sich am Weg breit gemacht haben. Wir umrunden diese großzügig und treffen um ca. 17:30 Uhr auf der Hütte ein, wo Elisabeth und Reinhard bereits auf uns warten.

Die Stuttgarter Hütte
Die Stuttgarter Hütte

Die Hütte wird vom Deutschen Alpenverein – Sektion Stuttgart verwaltet, daher der Name. Dementsprechend gut organisiert ist die Hütte – bei der Ankunft erhält jeder eine Karte mit einer Nummer in die Hand gedrückt, auf der das Zimmer vermerkt ist und alle Konsumationen eingetragen werden. Wir beschliessen alles auf einer Karte zu sammeln und am Schluss eine Abrechnung zu machen. Von den Zimmern haben wir es gut erwischt – Elisabeth und Reinhard haben ein Zweit-Bett-Zimmer zugeteilt bekommen und wir ein Drei-Bett-Zimmer. Die Dusche funktioniert wie jene am Karnischen Höhenweg mit Münzeinwurf (3 EUR für 3 Minuten), da Einseifen nicht mitgerechnet wird, geht es mit einer Münze sich sogar für Heinz und mich aus 🙂

Aussichtsplattform bei der Stuttgarter Hütte
Aussichtsplattform bei der Stuttgarter Hütte

Beim Abendessen setzt sich noch Gernot zu uns, der mit Elisabeth und Reinhard einen gemeinsamen Bekannten hat und auch eine Woche in den Lechtaler Alpen verbringen möchte.

16.08.2015: Stuttgarter Hütte – Leutkirchner Hütte

Durch das ungewohnt frühe Schlafengehen (um 22:00 Uhr ist strenge Hüttenruhe) bin ich schon früher wach als die anderen. Nach einer erholsamen Nacht geht der Blick nach dem Aufstehen natürlich gleich aus dem Fenster. Leider ist nicht mehr als eine weiße Wand sichtbar, das Wetter scheint also unverändert. In der Nacht konnten wir auch immer wieder Regentropfen am Dach vernehmen. Ich gönne mir ein „großes“ Frühstück, welches neben ein paar Scheiben Schwarzbrot, Butter und Marmelade (kleines Frühstück) auch noch Wurst und Käse enthält.

Das richtige Wetter für einen Salamander
Das richtige Wetter für einen Salamander

Da der kürzeste Übergang zur Ulmer Hütte – die Trittscharte – gesperrt ist, und das Wetter nicht gerade zu Extratouren einlädt, beschließen wir, uns auf den direkten Weg zur Leutkirchner Hütte zu machen. Knapp vor 9:00 Uhr brechen wir in die Nebelsuppe auf, zuerst ein wenig aufwärts zum Erlijoch, anschließend geht es 500m bergab in Richtung der Erlach-Alm.

Wegweiser am Erlijoch
Wegweiser am Erlijoch

Beim Absteigen treffen wir wieder auf Gernot, der ein wenig früher aufgebrochen war und sehen zwei Steinböcke im Nebel, die sich durch unsere Anwesenheit jedoch nicht weiter stören lassen. Auch auf einem Kamm auf der anderen Seite des Almajurbaches lassen sich die Hörner von Steinböcken erkennen und auch eine Gruppe von Gämsen kann gesichtet werden, als der Nebel sich einmal kurzfristig hebt.

Abstieg zur Erlach-Alm
Abstieg zur Erlach-Alm

Der Weg ist zwar gatschig, aber sonst nicht schwierig und so erreichen wir nach ca. 2 Stunden Gehzeit die Erlach-Alm. Dort entdecken wir ein kleines Eis-Fähnchen, normalerweise ein untrügliches Zeichen für eine Bewirtschaftung. Und tatsächlich treffen wir auf einen ca. 30-jährigen Mann, der uns mit Getränken und Kuchen versorgt, obwohl ihm die gestrige Almfeier noch spürbar in den Knochen steckt. Damit kommen wir zu einer unerwarteten aber umso schöneren Mittagspause um 10:30 Uhr.

Idyllisches Tal im Nebel
Idyllisches Tal im Nebel

Der Regen, der uns immer wieder begleitet hat, hat aufgehört und so setzen wir den Weg ohne Regengewand fort. Der Weg überquert zuerst einen Bach und steigt dann ziemlich gleichmäßig an. Das erste Stück enthält einige sehr enge Wegpassagen, bei denen es zünftig in Richtung Tal hinuntergeht, wenn man mal danebensteigt.

Der "schwarze" Pfad zur Leutkirchner Hütte
Der „schwarze“ Pfad zur Leutkirchner Hütte

Dies erklärt auch die schwarze Kennzeichnung des Weges. Doch wir kommen gut über diese heiklen Passagen und nach weiteren zwei Stunden Gehzeit taucht plötzlich und unvermittelt die Leutkirchner Hütte aus dem Nebel auf. Gleichzeitig mit uns trifft auch eine Gruppe von Mountainbikern auf der Hütte ein. Der Hüttenwirt erklärt uns, dass diese Ihr Rad teilweise bis zu zwei Stunden tragen müssen, um diese Hütte zu erreichen !

Die Leutkirchner Hütte
Die Leutkirchner Hütte

Da wir schon um 13:00 Uhr in der Hütte eintreffen, genehmigen wir uns zuerst ein Mittagessen, um uns dann mit Kartenspielen (Jolly) und Plaudern mit dem Hüttenwirten die Zeit zu vertreiben. Als „Highlight“ des Nachmittages bläst ein bayrischer Wanderer mit Lederhosen das Kufsteinlied auf der Mundharmonika, lt. Reinhard mit deutschem Akzent :-). Gernot, den wir gestern abend getroffen haben, beschließt nach einer Stärkung noch heute zum ca. 2 Gehstunden entfernten Kaiserjochhaus weiterzugehen. Außer uns übernachten somit nur eine Gruppe ca. 10 älterer englischsprachiger Damen und Herren sowie 3 Deutsche auf der Hütte.

Den Kühen ist das Wetter egal
Den Kühen ist das Wetter egal

Eine Dame übergibt dem netten Hüttenwirt ein großes Sackerl voll mit Schwammerln, welches vermutlich am nächsten Tag im Essen landet – das nasse Wetter hat also auch etwas Gutes. Als Bergsteigeressen gibt es einen leckeren Linseneintopf mit Speck, Elisabeth hat mit der vegetarischen Variante etwas Pech, sie bekommt trockenen Reis mit ein paar Karotten und einem Spiegelei. Wie in der letzten Hütte bekommen wir wieder ein Dreibett und ein Zweibettzimmer zugeteilt.

17.08.2015: Leutkirchner Hütte – Kaiserjochhaus – Ansbacher Hütte

Nach einer angenehmen Nacht bringt der Blick aus dem Fenster wieder die Gewissheit, dass wir uns wohl auch heute  Panoramablicke abschminken können. Die Wolken liegen weiterhin schwer auf den Bergen und eine hohe Feuchtigkeit liegt in der Luft. Während es in unserem Zimmer wohlig warm war (Bohnenheizung ?), dürfte es in Elisabeth und Reinhards Zimmer gezogen haben und kalt gewesen sein, weswegen die Stimmung in der Früh noch ein wenig frostig ist. Das Frühstück mit warmen Tee und die ersten 150m bergauf bringen alle jedoch wieder auf Betriebstemperatur.

Vegatation auf 2200m
Vegatation auf 2200m

Nach dem Anstieg geht der Weg lange Zeit ohne große Niveauunterschiede an einer Bergflanke entlang. Beim Gehen scheuchen wir eine Herde von ca. 20 Gämsen auf, darunter auch einige noch recht junge, die es sich in der Nähe des Weges gemütlich gemacht hatte. Überhaupt ist der Weg mehr von Gämsenhufen ausgetreten als von Wanderschuhen. Apropos Wanderschuh – trotz bisher 2 Tagen nassen Wiesen, Wegen und Wasser von oben hält mein neuer Goretex-Surround-Schuh von La Sportiva noch trocken.

Die Gruppe vor dem Kaiserjoch
Die Gruppe vor dem Kaiserjoch

Nach der Überquerung des Kaiserjoches wird die Sicht noch schlechter, und wir hören in der Ferne ein Schaf, welches unentwegt „määäht“. Wenig später entdecken wir ein kleines, schwarzes Babyschaf (max. 2-3 Tage) und seine Mama, welche für den Lärm verantwortlich ist.

Schwarzes Schaf mit kleinem Baby
Schwarzes Schaf mit kleinem Baby

Nach einem kurzen Gipfel der noch zu überwinden ist, entdecken wir zwanzig Meter bevor wir dagegen stoßen das Kaiserjochhaus. Bei dem nassen Wetter ist eine trockene und warme Stube natürlich sehr willkommen und so stärken wir uns zwischen 10:00 und 11:00 Uhr für den noch folgenden längeren Nachmittag zur Ansbacher Hütte.

Mittagspause im Kaiserjochhaus
Mittagspause im Kaiserjochhaus

Als wir die Hütte verlassen, hat sich der Nebel ein wenig gehoben und wir sehen sogar bis ins Inntal hinunter. Weiter geht der Lechtaler Höhenweg zwischen Grießkopf und Malatschkopf hindurch.

Der Malatschkopf
Der Malatschkopf

Anschließend müssen wir einige versichterte Stellen überwinden, die wohl mit der Grund sind, warum dieser Weg schwarz gekennzeichnet ist. Nach ca. einer Stunde erreichen wir die Kridlonscharte, bei der uns von der anderen Seite gerade eine Familie mit zwei Kindern entgegengeklettert kommt. Hier könnte man bei guter Sicht den Hintersee sehen, den wir nur schemenhaft erahnen können.

Kridlonscharte mit Hintersee im Nebel
Kridlonscharte mit Hintersee im Nebel

Unspektakulär geht es auf der hinteren Flanke der Aperriesspitze eben dahin, bevor wir nach einer Weggabelung die nächsten 100m fast Diretissima bergauf gehen. Dann erreichen wir das Hinterseejoch, was wir zu einer längeren Rast mit Müsliriegel, Nüssen und Hauswürstel nutzen. Heute stehen die Wolken relativ beständig auf ca. 2.300m, sodass die Sicht ganz gut ist, solange wir unter dieser Höhe bleiben. Beim Abstieg Richtung Vordersee können wir sogar schon unser heutiges Tagesziel, die Ansbacher Hütte erkennen. Während fast alle über die gute Sicht erfreut sind, wirkt Elias ein wenig frustriert darüber, dass die Hütte noch so weit in der Ferne liegt. Den Zeichnungen am Ufer nach zu schließen hat der Vordersee dank der Hitzewelle der letzten Wochen nur einen Bruchteil seines üblichen Ausmasses. Wir passieren ihn und nähern uns dem Theodor-Haas-Weg, dem Schlüsselteil der heutigen Etappe. Hierbei werden die Felswände der Vorderseespitze gequert. Vor allem bei den zahlreich tief eingeschnittenen Bachläufen sind jedes Mal recht anspruchsvolle Passagen zu meistern, die zum Glück gut versichert sind.

Am Theodor-Haas-Weg
Am Theodor-Haas-Weg

Hierbei stellt sich heraus, dass Elisabeth und Heinz wahre „Bergziegen“ sind, die spielerisch von Stein zu Stein hüpfen während das Lächeln in ihren Gesichtern immer größer wird. Elias tut sich ein wenig schwerer, wird aber toll von seinem Papa Heinz unterstützt, sodass wir alle gut beim Alperschonjoch ankommen, von wo es noch eine Stunde zum Ziel ist.

Das Alperschonjoch
Das Alperschonjoch

Die direkte Variante über die Samspitze lassen wir aufgrund mangelnder Sicht aus und so umrunden wir diesen Berg über das Flarschjoch (Vorsicht bei Schüttelreimen !). Elias ist schon etwas müde und die Tatsache, dass am Weg zum Flarschjoch zuerst drei „optische Gipfel“ erreicht werden, bevor man tatsächlich oben ist, erleichtert die Motivation auch nicht. Aber dann geht es nur noch bergab und wir erreichen um 16:00 Uhr die Hütte.

Die Ansbacher Hütte
Die Ansbacher Hütte

Diese ist gut besucht und wir bekommen ein 5-Bett-Zimmer zugewiesen. Es wird Halbpension mit einem Kotelett als Hauptgericht und einem Frühstücksbuffet angeboten, eine Option die die meisten von uns gerne annehmen. Wir treffen auch auf Gernot, der heute früh vom Kaiserjochhaus aufgebrochen ist, für den weiteren Weg zur nächsten Hütte jedoch nicht genügend Motivation hatte. Gute Motivation braucht man auch für die Dusche, da hier durchgehend eine Schlange von bis zu 5 Personen darauf wartet, die Anstrengungen des Tages abwaschen zu können. Elias wartet so lange auf eine gute Gelegenheit, dass er schlussendlich die Duschmünze auf die nächsten Tagesetappen mitnimmt. Knapp vor Einbruch der Dunkelheit trifft noch eine 12-Personengruppe mit Bergführer aus Oberstdorf ein. Dieser hat seine Gruppe seit 07:30 Uhr in der Früh von der letzten Hütte bis hierher „geschleppt“, dafür ist er wahrhaft nicht zu beneiden. Die späten Gäste haben jedoch den Vorteil, dass sie den Gesang versäumen, den eine deutsche Gruppe während und nach dem Abendessen anstimmt und dabei auch von einer Ziehharmonika begleitet wird. Kommentar des Hüttenwirtes dazu: „Da seht Ihr, was wir immer aushalten müssen“ 🙂

18.08.2015: Ansbacher Hütte – Memminger Hütte

Der Morgen beginnt mit einem Frühstücksbuffet, wo es neben Brot, Butter und Marmelade auch Nutella, Schinken, Speck und Orangensaft gibt. Zumindest theoretisch, wenn man bei dem Gedränge in der Früh zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist. Gernot möchte sich heute unserer Gruppe anschließen und wird gerne „adoptiert“.

Aufbruch im Nebel
Aufbruch im Nebel

Wir starten wie üblich im Nebel mit wenig Sicht und ich leider mit ein wenig Kopfweh in den Tag. Vielleicht macht es sich doch bemerkbar, dass wir seit Tagen nur noch jenseits der 2000 Höhenmeter unterwegs sind. Nach einer halben Stunde Gehzeit geschieht dann das Unglaubliche. Der Nebel hebt sich und gibt Blick auf den Himmel frei, bei dem ein kleines Stück blau zu sehen ist, durch welches die Sonne scheint.

Am Winterjöchl
Am Winterjöchl

Die ersten Sonnenminuten am 4. Tag ! Nach dem Anstieg auf das Winterjöchl und die Grießl-Scharte genießen wir erstmal die Sonne zumal auf der anderen Seite der Scharte schon die Nebelwand darauf wartet, uns wieder zu verschlucken.

Wolkenstau an der Grießl-Scharte
Wolkenstau an der Grießl-Scharte

Auch die ersten Meter des längsten durchgehenden Abstieges (900 Meter hinunter) unserer Tour sehen nicht so einladend aus. Zahlreiche Seilversicherungen und ein nasser, rutschiger Untergrund lassen uns die ersten hundert Höhenmeter nur sehr langsam vorankommen.

Abstieg von der Grießlscharte
Abstieg von der Grießlscharte

Dieser Untergrund wird dann durch ein Geröllfeld abgelöst, um dann fließend in ein Stück sehr schlammigen und rutschigen Weg überzugehen – hier sind die Wanderstöcke besonders hilfreich, um Bodenkontakt zu vermeiden. Reinhard rutscht auch einmal kräftig aus, außer braunen Spuren auf der Kleidung bleibt er jedoch unbeschadet.

Mittagsrast
Mittagsrast

Beim Abstieg sehen wir viele Schafe und kurz darauf begegnen wir auch dem dazugehörigen ca. 70-jährigen Schäfer, der schnell mal ins Tal abgestiegen war, um Einkaufen zu fahren.

Fast schon Fernsicht
Fast schon Fernsicht

Als wir auf 1700m angekommen sind, müssen wir uns zwischen zwei Wegen entscheiden. Einer macht einen kleinen Bogen und führt noch einmal ca. 250Hm bergab, vor dem Anstieg zur Memminger Hütte. Der andere verzichtet auf diesen Umweg, seine Begehung wird jedoch nur geübten Wanderern empfohlen.

Wegweiser
Wegweiser

Eine kurze Abstimmung ergibt, dass wir uns für geübt genug halten, um auf den Umweg zu verzichten. Die schwierigsten Stellen sind eine Bachüberquerung und einige sehr schmale Wegstücke, bei denen ein falscher Schritt zu einem schmerzvollen Absturz führen würden.

Der Weg für Geübte zur Memminger Hütte
Der Weg für Geübte zur Memminger Hütte

Ansonsten ist dieser Weg zwar sehr schlammig und teilweise sehr steil aber nicht schwierig. Wieder einmal hat sich dichter Nebel eingeschlichen und es hat auch wieder leicht zu regnen begonnen. Am Bergaufweg zeigen sich wieder einige Gämsen. Die Memminger Hütte zeigt sich nach längerem Aufstieg auch, allerdings noch ca. 60 Höhenmeter über uns, was Elias nicht besonders freut. Kurz nachdem wir die Hütte erreicht haben, beginnt es noch stärker zu regnen, das Timing ist also auch heute wieder in Ordnung. Im Vergleich zu den letzten Tagen ist auf der Memminger Hütte der Bär los.

Memmingerhütte mit "Partyzelt"
Memmingerhütte mit „Partyzelt“

Grund ist der E5-Weitwanderweg von Oberstdorf nach Meran, der hier unseren West-Ost-Wanderweg kreuzt. Insgesamt 156 Personen finden sich an diesem Tag auf der Hütte ein, einige davon müssen mangels Schlafplätzen am Boden schlafen. Wir erhalten ein 9-Bett-Zimmer zugeteilt, das schlussendlich von 11 Personen genutzt wird. Reinhard entdeckt den Trockenraum mit zwei leistungsfähigen Heizstrahlern und ist davon so begeistert, dass er es uns allen weitererzählt. Ich nehme das zum Anlass in der Mitte der Tour mal meine Wäsche durchzuwaschen und im Trockenraum aufzuhängen. Die Hütte ist top organisiert und so werden die 150 Leute in knapp 2 Stunden á la carte abgefertigt. Als Besonderheit decken wir uns hier nicht mit den üblichen Alpenvereindecken zu, sondern benutzen unsere Hüttenschlafsäcke mit einer „normalen“ Bettwäsche, was mir eine sehr angenehme und kuschelige Nacht beschert.