30.08.2017: Viveli – Hadlaskard

Der gestrige Tag war aufgrund des Schlammgehüpfes doch anstrengender als geglaubt. Daher beschließen wir eine leichte Abänderung der Wanderprogrammes. Anstatt heute über die Hütten Hedlo und Hadlaskard zur Torehytte zu gehen, steuern wir heute nur Hadlaskard an und nehmen morgen die direkte Variante von Hadlaskard nach Litlos.

Viveld Fjellstua

Aus dem restlichen Reis von gestern mache ich als Frühaufsteher einen Milchreis und gemeinsam mit etwas Brot und den Goodies von gestern bekommen wir ein gutes Frühstück zusammen. Um 09:00 Uhr brechen wir auf, und ehe ich mich orientiert habe, marschieren meine drei Mitwanderer nach einer ersten Brücke gleich mal falsch Richtung Stavali. Zum Glück fällt mir der Irrtum rasch auf und ich kann meine Gruppe auf den richtigen Weg bringen. Auf diesem sehen wir auch gleich das Zelt des gestrigen abendlichen Besuchers.

Ein Zelt in der Morgensonne

Er steht einsam mit einem Kaffee auf einer Halbinsel zwischen zwei Flüssen und genießt die noch tief stehende Sonne. Unser Weg hingegen verläuft die ersten beiden Stunden mehr oder weniger entlang des Flusses Veig. Nur einmal geht es ein wenig vom Fluss weg ein Stückchen bergauf. Dabei rutscht Evelyn auf einer der zahlreichen Steinplatten aus und prallt auf die Hüfte, was zwar schmerzhaft ist, sie aber am Weitergehen nicht hindert.

Einer der zahllosen Seen

Durch die Sonne, die hinter den Wolken immer wieder durchscheint, bieten sich heute einige wundervolle Bilder von glitzernden Wasser, das die Berge herunterrinnt. Auch heute sind hie und da Schlammpfützen zu umgehen, aber verglichen mit gestern handelt es sich heute um einfaches Terrain. Die leichte Strecke erlaubt angeregte Unterhaltungen und so kommen wir rasch zur privaten Hütte von Hedlo, die aber schon vor einer Woche geschlossen hat.

Auch Spass muss sein

Trotzdem machen wir eine kurze Snackpause, während aus der Gegenrichtung ein einsamer asiatischer Wanderer aus dem Wald kommt, der jedoch keine Lust auf Kommunikation hat. Nachdem die Sonne nicht langfristig zwischen den Wolken hindurch kommt, bleiben wir nicht allzu lange und setzen unseren Weg fort in Richtung Hadlaskard.

Norwegischer Asphalt

Wieder zweigt der Weg ab vom Fluss Veig und über eine lange Reihe von Steinplatten, die fast wie ein asphaltierter Weg wirkt geht es in ein Nebental.

Findlinge am Weg

Wir passieren einige alte Steinhütten, die teilweise auch noch genutzt werden und einige Findlinge während wir langsam Höhe gewinnen und auf den Hadlaskardhalsen aufsteigen.

Evelyns Silhouette am Pass

Von dort hat man einen tollen Überblick über die Hütten von Hadlaskard und den hutförmigen Berg Harteigen, den wir schon vor zwei Tagen aus weiter Entfernung gesehen haben.

Blick auf Hadlaskard und Harteigen

Aufgrund des Windes am Pass gehen wir ein paar Schritte zurück und machen im Windschatten einiger riesiger Felsen unsere Mittagspause. Die Mittagspause wird wie meistens beendet, wenn Conny ihren ganzen Rucksackinhalt angezogen hat und Bewegung braucht, um Ihre Körpertemparatur im positiven Bereich zu halten. Unser Weg führt nun wieder bergab, immer die Hütten von Hadlaskard im Blick. Zunächst geht es steiler bergab und das letzte Stück nur mehr flach dahin über ein paar Bäche. Dabei kommen wir zwei Wanderern immer näher, die ich schon vor einigen Stunden vor uns den ersten Anstieg hochgehen sah.

Hadlaskard

Von Hadlaskard steigt Rauch auf, vermutlich werden gerade die frischen Brötchen gebacken, von denen uns schon in Viveli erzählt wurde. Wir erreichen die Hütten um knapp nach 13:00 Uhr und haben heute somit tatsächlich einen wanderfreien Nachmittag. Obwohl die Hütte kein Essen anbietet ist sie trotzdem nicht unbewirtschaftet, denn eine ältere Norwegerin kümmert sich um Sauberkeit, das Zuweisen der Plätze und das Backen der Brötchen. So erhalten auch wir unsere Zimmer zugewiesen – jeweils Zwei-Bett-Zimmer im oberen Stock der Hütte.

Der Shop in Hadlaskard

Den Nachmittag verbringen wir unterschiedlich. Conny nutzt die rucksackfreie Zeit, um ohne Gepäck ein wenig Richtung Stavali zu wandern, Reinhold und ich waschen einige unserer strapazierten Wäschestücke und Evelyn vertieft sich in ein mitgebrachtes Buch. Die Hütte liegt an einem Knotenpunkt mehrerer Wanderwege und so ist tatsächlich ein bisschen was los.

Aufenthaltsraum in Hadlaskard

Das Pärchen, das wir fast eingeholt haben, kommt ursprünglich aus Tschechien und der Mann hat eine Angelrute mit und versucht sein Glück im direkt neben der Hütte gelegenen Fluss. Ein norwegischer Jäger erreicht im Laufe des Tages die Hütte und erzählt von 1000en Rentieren, die er heute nicht weit von der Hütte entfernt gesehen hat. Eine Gruppe von vier älteren norwegischen Herren macht eine 3-Tages-Tour und interessiert sich für unsere Unternehmungen. Schlussendlich erreicht ein wenig später ein deutsches Pärchen die Hütte, wobei er mit geschätzten 120kg nicht die Idealstatur eines Wanderers erreicht. Sie warnen uns vor unserer morgigen Etappe durch das Grönodalen, für die sie 9 Stunden benötigt haben und die einige hochalpine Stücke enthalten soll. Wir lassen uns aber nicht verunsichern und kümmern uns stattdessen um unser Abendessen. Aufgrund der gestrigen Dosenerfahrung vermischen wir wieder einige Dinge aus dem Shop zu einer Tomatensauce (mit Fisch und Mais) und greifen wieder auf Nudeln zurück. Voll motiviert, versuche ich als Nachspeise aus einer Fertigmischung Palatschinken zu machen, was auf den vorhandenen Pfannen aber kaum möglich ist, da der Teig immer anklebt. Reinhold und ich verputzen die einzelnen Stückchen trotzdem, bevor wir über die steilen Treppen in den ersten Stock zu unseren Nachtquartieren gehen.

31.08.2017: Hadlaskard – Litlos

Der nächste Morgen zeigt sich wettermäßig wieder von der guten Seite, ein paar Wolken und viel blauer Himmel sind zu sehen, angeblich soll es nachmittags etwas schlechter werden. Kein Grund also nicht schon früh aufzustehen und aus den Vorräten des Shops in Hadlaskard wieder ein Porridge zu machen.

Porridge Frühstück

Als Abwechslung gibt es dazu ein paar der frisch gebackenen Brötchen mit Margarine und Marmelade. Wir gehen heute direkt über das Veigdalen und das Grönodalen nach Litlos und sparen uns somit einen Tag gegenüber der urspünglichen Planung ein, den wir in den letzten beiden Tagen als Rückstand aufgebaut hatten. Die Strecke ist von den Höhenmetern her nicht spektakulär, aber streckenmäßig relativ lang. Also brechen wir gegen 08:30 Uhr auf, nicht ohne vorher die uns laut Hüttenplan zugewiesenen Allgemeinräume gereinigt zu haben. Solange wir wie die letzten Tage dem Fluß Veig stromaufwärts folgen, geht es durchschnittlich leicht bergauf, was in der „Ebene“ der Hardangervidda bedeutet, dass man sich jeden Höhenmeter mehrfach erarbeiten muss.

Mein wasserdichter Rucksack

Gleich zu Beginn ermöglichen die Morgenstimmung und die Sonne einige sehr schöne Fotos von Harteigen, kleinen Seen in denen sich die Landschaft spiegelt und endlosen Panoramen. Es scheint heute eine sehr einsame Etappe zu werden, denn wir sehen heute nur einmal zwei Jäger, die abseits unseres Pfades auf der Pirsch sind, ansonsten bleiben wir den ganzen Tag unter uns. Aufgrund der Erzählungen halten wir immer wieder Ausschau nach den Rentierherden leider bleibt uns das Erlebnis der Sichtung einer Herde jedoch versagt. Da ich genau die selbe Strecke schon einmal vor ca. 20 Jahren gegangen bin, warte ich auf einen Wiedererkennungseffekt, dieser stellt sich jedoch nicht ein.

von Stein zu Stein hüpfen

Wo damals nach starken Regenfällen viele Flüsse mühsam zu durchqueren waren, können wir diesmal liebliche Bäche durch einfaches von Stein zu Stein hüpfen überqueren. So kommen wir ohne große Pausen rasch voran und passieren bald eine Art Schlucht im Übergang vom Veig zum Grönodalen. Hier müssen wir ein wenig über Blockwerk gehen, von dem beschriebenen alpinen Charakter können wir jedoch wenig feststellen.

Die „alpine“ Stelle

Anschließend machen wir eine kleine Vormittagspause an einem schönen Aussichtspunkt über einen im Tal fließenden Flug, die angrenzenden Wiesen und die Jägerhütte Aramot.

Kartenstudium

Wir gehen weiter und müssen sogleich die Zuflüsse des soeben besichtigten Flusses überqueren, dies ist jedoch mit einigen Geschick und unter Zuhilfenahme der Stöcke ohne Naßwerden möglich. Anschließend folgt ein kurzer steiler Anstieg, für den wir aber prompt mit einem wunderbaren Rückblick auf die gesamte heute bereits zurückgelegte Strecke belohnt werden.

Panorama festhalten

Beim Blick nach vorne stellt sich nun endgültig „Hochebenen“-Feeling ein. Eine scheinbar endlose Weite aus Hügeln in einer Art Mondlandschaft, die nur hie und da von Flüssen und Seen unterbrochen wird, liegt vor uns. Außer ein paar Schneehühnern und Abdrücken von Schafen gibt es kaum Hinweise auf die Tierwelt und so sind wir froh, dass wir einander zum Plaudern haben. Die etwas verspätete Mittagspause nehmen wir irgendwo mittendrin in dieser Landschaft ein, unmittelbar neben einem kleinen Bach, der uns mit herrlich frischem Trinkwasser versorgt.

Wasser schöpfen bei der Pause

In der Weite vor uns ist der Berg Holken sichtbar, unterhalb dessen unser heutiges Ziel Litlos liegt. Wir steuern nun stundenlang auf ihn zu und die einzige Frage ist, ob wir ihn linkerhand oder rechterhand passieren.

Zum Glück gibts eine Brücke

Die größte Abwechslung sind zwei Abzweigungen. Die eine geht zur Hütte Bessa die andere ist die alte Variante der Verbindung Litlos – Hadlaskard. Als wir den Berg Holken nach einem letzten Anstieg erreichen, wissen wir, dass unser Ziel nicht mehr fern ist. Conny nimmt plötzlich ein Affentempo auf, um sicherzustellen, dass sie rasch bei der Hütte ist und die Unsicherheit beseitigen kann, ob wir auch heute wieder ein Zimmer zugewiesen bekommen.

Conny stürmt die Hütten von Litlos

Ich folge ihr und nach ca. 20 Minuten Abstieg tauchen unterhalb eines Felsens plötzlich die Hütten von Litlos am See Litlosvatnet auf. Diese Hütten sind bewirtschaftet, sie werden durch Helikopter und Wasserflugzeug mit frischen Lebensmitteln versorgt. Nach einem Bier, einer Dusche und Wechsel des Gewandes treffen wir uns wieder im gemütlichen Aufenthaltsraum der Hütte mit Blick auf den See. Dort können wir beobachten, wie Jäger Ihre Rentierbeute in einen großen Sack verpacken und ein Hubschrauber diesen zur nächsten Straße bringt.

Haufen von Rentierresten

Unmittelbar neben der Hütte ist auch eine kleine Jägerhütte, wo die Jäger ihre Rentiere zerlegen und für den Transport vorbereiten. Um Punkt 19:00 Uhr öffnet der Speisesaal, wo wir heute ein Drei-Gang-Menu (für umgerechnet EUR 35,–) serviert bekommen. Nach einer Suppe gibt es eine Art „Schlachtplatte“ mit teilweise schwer identifizierbaren Fleisch aller Art plus Kartoffeln und Karotten. Dabei ist auch eine Rentierwurst, die eigentlich ziemlich gut schmeckt, jedoch schnell von den am Tisch sitzenden Norwegern verspeist wird. Bei der Nachspeise einem Karamelleis macht Conny den Fehler, dass sie das Eis nicht annimmt, anstatt es an mich weiterzugeben, kann diesen Fehler aber zum Glück noch korrigieren ;-). Nach dem Essen treffen wir im Aufenthaltsraum auf die drei jungen Deutschen, die wir schon bei Rembesdalseter getroffen haben. Wir erfahren, dass sich die zwei Mädels und der Bursch erst bei der Zugfahrt kennengelernt haben, und beschlossen haben gemeinsam durch die Hardangervidda zu streifen. Mit der Planung des morgigen Tages schließen wir diesen Tag ab. Morgen werden Reinhold und Evelyn wie geplant nach Hellevasbu gehen, während Conny und ich die Route nach Middalsbu nehmen. Grund dafür ist, dass unser Flug früher geht und wir von Middalsbu bessere Chancen haben, den täglichen Bus nach Oslo am übernächsten Tag zu erwischen. Von Middalsbu aus wollen wir ein Taxi von Roldal rufen, die Dame am Schalter bei Litlos sagt uns die Nummer eines Taxidienstes und dass es in der Nähe der Middalsbu-Hütten auch ein Handysignal gibt.

01.09.2017: Litlos – Middalsbu

Das Frühstück in Litlos wird in Buffetform offieriert. Obwohl nicht mit dem Buffet von Finse vergleichbar, bietet sich ausreichende Abwechslung vom selbstgemachten Porridge.

Sommerbrück bei Litlos

Etwas wehmütig brechen wir auf, denn nach ca. einer Stunde trennen sich die Wege von Reinhold und Evelyn sowie Conny und mir. Zuerst gehen wir noch eine halbe Runde um den Litlosvatnet, bevor wir am gegenüberliegenden Ufer den letzten gemeinsamen Aufstieg absolvieren.

„Wildlife“ in der Hardangervidda

Dieses Wegstück ist mir von meiner ersten Tour noch in guter Erinnerung, da wir hier erstmals nach zwei Tagen mehr Sicht als 50m hatten. An der Wegkreuzung nach Hellevassbu ist es dann soweit. Passend zu meiner Stimmung verdunkelt sich auch der Himmel und lässt ein paar Regentropfen auf uns hinunter.

Abschiedsfoto

Wir verabschieden uns mit ein paar losen Plänen, was wir eventuell nächstes Jahr gemeinsam unternehmen. Conny und ich setzen den Weg bergab zum Fluss Kvenno fort, den wir mit seiner Seenkette die nächsten Stunden begleiten werden.

Da gehen sie dahin

Der Regen hat wieder aufgehört und der Weg verläuft sehr schön nie weit weg vom Wasser. Nach einiger Zeit erreichen wir den großen Findling Drykkjestein in dessen Schutz eine kleine Hütte errichtet wurde.

Drykkjestein

Im Unterschied zu gestern sehen wir heute auch einige andere Wanderer, die uns entgegen kommen. Immer wieder sind einige von der Seite kommenden Bächlein zu queren, aber wie schon die letzten Tage ist das möglich, ohne dabei nass zu werden. Im Schutze einer Böschung machen wir eine kurze Mittagspause, bevor wir unseren Weg fortsetzen und bald darauf den Beginn des Vivassdalen erreichen.

Entlang der Seenkette

Hier erhält Conny plötzlich eine SMS, was uns zeigt, dass wir der Zivilisation wieder näher kommen. Da es bei Middalsbu auch ein Signal geben soll, werden wir das Taxi erst am Abend rufen. Ab diesem Punkt geht es nun stetig bergab und es begegnen uns zahlreiche Leute, die entweder mit einer Rute oder einer Waffe ausgerüstet sind. Man merkt eindeutig, dass die Jagdsaison vorige Woche begonnen hat.

Ausblick auf Vivassvatnet

Unser Weg führt uns in mehreren Stufen hinab zum See Vivassvatnet, den wir noch umrunden, bevor uns nur noch ein letzter kleiner Anstieg um einen Bergrücken vom Erblicken der Middalsbu-Hütten trennt. Wir erreichen die Hütten um knapp nach 15:00 Uhr und brauchen zum Betreten erstmals den DNT-Schlüssel, da noch keine Wanderer vor uns angekommen sind. Es beginnt der Alltag auf norwegischen Hütten mit Holzhacken und Feuer machen und der Suche nach dem besten Schlafplatz.

Abstieg zur Middalsbu

Eine der beiden Hütten bietet gerade vier Schlafplätze, sodass wir uns für diese entscheiden. Etwas später trifft in der anderen Hütte ein wenig gesprächiger deutscher Jugendlicher ein und eine schwedische Mama mit zwei Kindern. Ich schnappe mir mein Handy und möchte eine kleine Runde um die Hütte machen, um das Taxi zu rufen. Dazu gehe ich Richtung der Talöffnung, wo wir heute mittag schon einmal kurz Empfang hatten. So weit ich auch gehe, mein Handy will keinen Empfang anzeigen. Plötzlich lande ich inmitten eines Schafabtriebes und frage einen der Schäfer ob er weiß, wo man hier Empfang hat. Er schickt mich zu der kleinen Häuseransammlung beim Stausee Valldalsvatnet. Dort frage ich wieder und mir wird ein Platz beschrieben, der weitere 10 Gehminuten entfernt ist. Endlich nach 45 Minuten zeigt mein Telefon einen Balken Empfangsstärke an, und ich kann ein Taxi nach Roldal für morgen 10:00 Uhr bestellen. Nach 1,5 Stunden bin ich von meiner „kurzen“ Runde wieder retour und Conny hat schon begonnen, das Essen vorzubereiten.

Abendstimmung bei der Middalsbu

Wir machen uns einen gemütlichen Abend mit etwas Kartenkunde und verbringen unsere letzte Nacht in der norwegischen Wildnis.

02.09.2017: Middalsbu – Roldal – Oslo

Stein mit guten Wünschen

Ein letztes Mal zeigt sich das norwegische Wetter von seiner besten Seite. Die Gelsen, die einem sonst das schöne Wetter verleiden, gibt es in dieser Spätsommerzeit zum Glück auch nicht mehr. Perfekter konnten die Bedingungen nicht sein.

Conny macht die Brücke
Auch ich versuche eine Brücke

Daher nutzen wir das schöne Licht der soeben aufgegangenen Sonne, für einige letzte Fotos in der norwegischen Natur. Anschließend reinigen wir die Hütte, versperren sie ordnungsgemäß und absolvieren unsere letzte kleine Wanderung. Mir ist die ganze Strecke bereits von meiner vortägigen Handyempfangssuche bekannt :-). Nach 30 Minuten erreichen wir den Stausee Valldalsvatnet und warten dort bis kurz nach 10:00 Uhr auf das bestellte Taxi.

Noch ein Wasserfall auf den letzten Metern

Dieses bringt uns in ca. 30 Minuten und für 700 NOK nach Roldal. Dort haben wir noch ausreichend Zeit, den dortigen Supermarkt genau unter die Lupe zu nehmen und ein paar Dinge zu kaufen (z.B. Tomaten), die wir die letzten Tage nicht haben konnten. Vollbepackt gehen wir zur Busstation von Roldal. Als der Bus um die fahrplanmäßige Uhrzeit nicht da ist, wird Conny etwas nervös.

Roldal

Immerhin ist es der einzige Bus des Tages und der letzte, der uns rechtzeitig nach Oslo bringt, um den Flug zu erwischen. Doch mit knapp 10 Minuten Verspätung taucht der Bus auf, und wir laden unser Gepäck ein. Eine halbe Stunde und viele wunderschöne Landschaftseindrücke später erreicht der Bus das Haukeliseter Fjellstue, wo unsere Wanderung ursprünglich hätte enden sollen. Ich mache gerade ein Foto, welches ich Reinhold und Evelyn schicken möchte, als die beiden plötzlich und unerwartet in den Bus einsteigen.

Haukeliseter

Sie sind heute bereits um 05:00 Uhr (!) in der Dunkelheit aufgebrochen, und nach 6,5 Stunden Gehzeit rechtzeitig um 12:00 Uhr in Haukeliseter angekommen, um den Bus zu erreichen. Die Wiedersehensfreude unsererseits ist groß, doch vor allem Evelyn ist ziemlich erschöpft und benötigt ein wenig Erholung. Fast die ganze restliche Busfahrt von über 5 Stunden sind wir damit beschäftigt, ein günstiges und zentral gelegenes Quartier in Oslo für unsere letzte Nacht in Norwegen zu finden. Dies ist in Skandinavien nahezu unmöglich und so kostet dann die Halbpension im Thon Hotel Terminus für Conny und mich in Oslo über EUR 200,– für zwei Personen. Reinhold und Evelyn finden etwas anderes auch ganz in der Nähe des Bahnhofes und so verbringen wir unerwartet auch den letzten Abend in Norwegen noch gemeinsam. Nach dem Abendessen verabschieden wir uns dann ein zweites und letztes Mal voneinander. Der Abend endet mit Handysurfen untermalt von Fussballbildern am Flachbildschirm im Hotel-Zimmer – Zivilsation, Du hast uns wieder 😉

03.09.2017: Oslo – Wien

Das Frühstücksbuffet in unserem Hotel ist wesentlich reichlicher als das gestrige gemeinsame Abendessen und so verlassen wir ausreichend gestärkt unsere Unterkunft für eine ca. 3-stündige Erkundungstour durch Oslo.

Vor dem Schloss

Dabei weihe ich Conny in das Geocaching ein

Conny beim Geocachen

und während wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abgrasen können wir insgesamt vier Caches entdecken.

Sprungfoto

Die Tour führt uns zum Schloss, zum Rathaus und zum Hafen, sowie zum relativ neu errichteten Opernhaus.

Der neue Ikea-Katalog

Nach der Sightseeing-Runde holen wir das deponierte Gepäck aus unserem Hotel und nehmen diesmal den Zug zum Flughafen, der aufgrund der wesentlich kürzeren Fahrzeit bei gleichem Preis auf alle Fälle zu empfehlen ist. Bei der Heimreise treffen wir noch auf das gesamte österreichische U19-Fussballteam, das in Oslo ein 4-Nationenturnier gewonnen hat. Ansonsten verläuft der Flug ereignislos und wir landen in Wien bei der gleichen Temparatur (18 Grad), die wir in Oslo auch hatten.

28.05.2017: Wien – London – Tralee

Die Reise nach Irland beginnt zu fünft, obwohl sie eigentlich zu sechst hätte beginnen sollen. Doch leider erfährt Uyangaa, die mongolische Staatsbürgerin ist, zu spät, dass sie für Irland ein Visum braucht, welches sie kurzfristig nicht mehr erhält.
Um 09:00 Uhr warten meine Familie und ich auf Gerlinde am Bahnhof Korneuburg. Diese steigt jedoch nicht aus dem erwarteten Zug aus Göllersdorf sondern überrascht uns von der Park&Ride-Anlage aus kommend. Sie hat einen relativ großen und schweren Rucksack dabei. Gemeinsam geht es zum Flughafen, wo wir auf Rike und Susanne treffen. Rike und Susanne sind mit leichtem Gepäck (ca. 6kg) unterwegs.

Abschied am Flughafen

Nach dem obligatorischen Foto am Flughafen muss ich meine Familie mit dem Passieren der Sicherheitskontrolle leider zurück lassen und ein neues Abenteuer beginnt. Rike ist etwas nervös, bevor wir den EasyJet-Flieger nach London-Luton besteigen, doch der Flug verläuft ereignislos und ruhig. Interessant beim Ankommen in London ist die Möglichkeit, die Passkontrolle durch einen Scan von Pass und Gesicht automatisch vorzunehmen, was wir gleich erfolgreich ausprobieren. Am Flughafen bleiben uns etwas über 3 Stunden zum Umsteigen und so nehmen wir erst unser Gepäck entgegen und stärken uns in einem kleinen Supermarkt. Wieder im Abflugbereich zeigen die Monitore eine Verspätung von 35 Minuten und noch kein Check-In-Gate an. Also verbringen wir die Wartezeit bei BurgerKing und ich warte auf weitere Informationen bzgl. des Check-Ins. Nachdem sich eine Stunde später noch nichts getan hat, gehe ich auf Verdacht zum RyanAir -Schalter, wo mir die Damen sagen, dass wir schon spät dran sind. Also schnell Gepäck abgeben und zum Gate hetzen, welches natürlich das am weitesten entfernte ist. Aber es geht sich alles aus und schlussendlich hebt die Maschine genau mit der angekündigten Verspätung Richtung Flughafen Kerry ab.

Gelandet in Irland

Als nach einem weiteren ruhigen Flug auch noch das Gepäck aller Reisenden vollständig ankommt, kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Mit dem Taxi einer alten irischen Lady fahren wir die 15 Minuten zum Bahnhof von Tralee, wo wir Margit vom Zug abholen, die über eine andere Anreisevariante nach Irland gekommen ist.

Gleich sind wir komplett

Gemeinsam gehen wir zu unserem ersten Bed & Breakfast unserer Reise dem Tralee Townhouse. Dort empfängt uns ein älterer Herr mit sehr gepflegten Englisch, der uns unsere Zimmer zuweist. Margit, Rike, Gerlinde und ich gehen am Abend noch in ein Lokal in Tralee um uns der irischen Küche zu nähern. Susanne versucht, eine Verkühlung mit ein wenig extra Schlaf in den Griff zu bekommen. Da am morgigen Tag gleich eine lange Etappe auf uns wartet, bestellen wir unser Frühstück für 07:30 Uhr.

29.05.2017: Tralee – Camp – Castlegregory

Pünktlich 07:30 Uhr steht das Frühstücksbuffet mit Cerealien, Joghurt, Milch, Toast, Butter und Marmelade bereit. Zusätzlich kann man noch aus Full Irish Breakfast, Scrambled Egg, Boiled Egg als warme Speise wählen. Das Full Irish Breakfast besteht aus einer kleinen Bratwurst, ein wenig Ei, einer Tomate, einer Scheibe gebratenen Schinken sowie einer Scheibe Black und White Pudding (Blutwurst und eine andere Fleischsorte gemischt mit Haferkörner oder etwas ähnlichen).

Aufbruch vor unserem ersten B&B

So gestärkt beginnen wir um 08:30 Uhr nach einem Startfoto unsere erste Etappe des Dingle Ways. Nach einigen Metern aus dem Stadtzentrum heraus sehen wir die erste Markierung und le

gen dann die ersten Kilometer Richtung Meer auf einem Rad/Fußweg zurück, der einen Kanal begleitet.

Die Mühle von Blennerville im Hintergrund

Erste Sehenswürdigkeit auf der Strecke ist die Mühle von Blennerville, die direkt am Meer steht. Danach stocken wir bei einer Tankstelle unsere Wasservorräte auf, da das Wasser in der Unterkunft stark nach Chlor gerochen und geschmeckt hat. Weiter geht es auf ein paar Nebenstrassen, die interessanterweise eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 80km/h aufweisen, was bei der Breite der Strasse nur schwer erreichbar scheint.

Der Beginn des ersten „richtigen“ Wanderweges

Nach einer halben Stunde biegt der Dingle Weg nach links ab Richtung Slieve Mish Mountains. Hier steigt der Weg ca. 150Hm an, bevor wir mit der Überquerung einer Leiter (es sollten noch unzählige folgen) den ersten Wanderpfad unserer Reise erreichen. Das Wetter ist zum Wandern optimal, bei ca. 15 Grad ist der Himmel überwiegend bewölkt, aber es bleibt den ganzen Tag trocken.

Gerlinde auf einer der zahlreichen Brücken

Der Weg bleibt die nächsten zwei Stunden immer ungefähr auf gleicher Höhe, wobei ein paar kleine Bäche überquert werden müssen. Diese sind meist mit Eisentraversen überbrückt, sodass wir dabei nicht nass werden. Durch die Höhe von 150m haben wir immer gute Sicht zurück nach Tralee und die Tralee Bay. Wir kommen bei einer Stempelstation vorbei, bei der man sich einen Stempel in seinen Reiseführer holen kann, jedoch ist nicht klar, was hier genau abgebildet sein soll.

Eine Stempelstation

Wir beschließen unsere Mittagspause zu machen, bevor der Weg wieder an Höhe verliert, und sich der Küstenstraße der Dingle Halbinsel nähert. Weiter geht es auf einem prinzipiell befahrbaren breiteren Weg, der jedoch alle 100m durch ein Schaf/Kuhgatter vom nächsten Abschnitt getrennt ist. Zum Glück sind ausnahmslos Leitern angebracht, die das Überqueren ermöglichen. Auf diesen Leitern ist auch eine detaillierte Anleitung aufgedruckt, wie diese richtig überquert werden sollen. Vorbei an einigen Überresten einer alten Siedlung und an unzähligen Fuchsien-Sträuchern, die hier wie Unkraut überall wuchern.

Susanne in den Fuchsien

Auch Himbeeren und Brombeeren gibt es hier in Hülle und Fülle, leider sind wir hierfür noch zwei bis drei Monate zu früh unterwegs. Dank Navi schneiden wir den Originalweg auf der Höhe der Ortschaft Camp ein wenig ab und sparen so zwei Extrakilometer, bevor wir die Küstenstraße überqueren und wenige Minuten später erstmalig direkt auf einen Sandstrand der Dingle-Halbinsel stossen. Susanne kann Ihre Wasserbegeisterung nicht verbergen und steigt zumindest mit den Füssen ins Meer, Gerlinde tut es ihr gleich. Beide beschließen auch die nächsten 3-4 Kilometer am Strand barfuß weiterzugehen, was jedoch etwas anstrengender sein dürfte als mit den Schuhen, obwohl der Strand gut zu begehen ist. Am Ende des Strandes ist dann Zeit für ein Foto im Sonnenschein mit Sonnenbrillen, schließlich wollen wir alle unsere Ausrüstungsgegenstände, die wir mühsam mittragen auch nutzen.

Ein Foto mit Sonnenschein

Die letzten Kilometer zum heutigen Ziel sind etwas langatmig, immerhin haben wir schon 25 Kilometer hinter uns und der asphaltierte Weg geht die letzten Kilometer schnurgerade scheinbar endlos zum Etappenziel Castlegregory. Irgendwann gelangen wir dort an und versammeln uns beim dortigen Spar. Aufgrund der Buchungssituation schlafen wir heute in zwei getrennten Quartieren und so gehe ich mit Margit und Gerlinde zu deren B&B, das etwas ausserhalb liegt. Zuerst ein kurzer Schreck, da das B&B unbewohnt scheint, doch die Lösung ist einfach, denn ich habe an der falschen Tür geläutet. Die Gastgeberin ist sehr nett und bietet mir gleich an, mich wieder in den Ort zurückzufahren und mit Susanne und Rike gemeinsam in das andere Quartier zu bringen. Dies nehme ich gerne an und checken kurz darauf im Castlehouse B&B ein.

Das Castlehouse B&B

Nach der Auswahl von Pancakes mit Obst und (eigentlich wäre ein „oder“ auf der Speisekarte vorgesehen) Rührei mit Lachs fürs morgige Frühstück und einer Duschpause treffen sich die noch fortgehbereiten Margit, Susanne und ich noch zur Erforschung des Nachtlebens von Castlegregory. Wir finden prompt das einzige offene Pub, vor dessen Eingang gleich zu erkennen ist, was passiert, wenn man zuviel Zeit hier verbringt.

Vor dem Pub in Castlegregory

Drinnen ist es sehr gemütlich und mit einer „Schlachtplatte“ für eine Person, an der zwei Leute satt werden und einer großen Portion Fish & Chips lassen wir den Tag ausklingen. Am Heimweg sehen wir sogar noch die Sonne untergehen, die sich hier ca. um 21:30 Uhr Ortszeit verabschiedet.

30.05.2017: Castlegregory – Cloghane

Am nächsten Morgen bieten sich Susanne und mir im gleichen Zimmer zwei unterschiedliche Wetterszenarien. Während ich Richtung Berge einen bewölkten Himmel mit einigen blauen Stellen sehe, blickt Susanne in eine schwarze Wand, die sich bedrohlich vom Meer nähert. Die Hoffnung, dass sich während des sehr leckeren Frühstücks meine Sicht des Wetters durchsetzt, erfüllt sich leider nicht. Beim Frühstückstisch beschwert sich der Mann eines deutschen Pärchens über das Wetter und den schwierigen Weg, den die beiden in den letzten Tagen hinter sich gebracht haben. Wir erfahren, dass wir „falsch“ herum gehen, da alle anderen Wanderer die Halbinsel Dingle im Uhrzeigersinn umwandern. Umso besser für uns, so sind wir überwiegend alleine unterwegs !

Start bei regnerischen Wetter am Strand

Nach dem Aufstocken der Vorräte beim Spar starten wir also bei Regenwetter so gegen 09:00 Uhr und sind nach einigen Schritten wieder auf einem Strand. Am Strand finden sich einige recht gut erhaltene Muscheln und Schnecken, die das Meer angespült hat, eine davon nehme ich als Andenken mit. Heute soll eine große, relativ flache Landzunge entlang des Strandes umrundet werden, ich beschließe aber, den Weg wieder um ein paar Kilometer abzuschneiden. Wir queren daher die Landzunge entlang der Strasse und biegen auf Höhe einer Surfschule auf den Strand auf der anderen Seite ab.

Surfschule

Diese Surfschule macht bei Regen einen recht verlassenen Eindruck und Susanne schnappt sich ein liegengebliebenes, großes, lachsfarbenens Fleece-Handtuch. Nach einer kurzen Pause gehen wir zum Strand und sehen kurz darauf eine Gruppe Kinder und zwei Lehrer in Neoprenanzügen und Minisurfbrettern, die im frischen Wasser herumtoben.

Ein Foto noch in Regenmontur

Wir setzen unseren Weg am längsten Sandstrand Irlands mit einer Gesamtlänge von 12km fort. Das Wetter bessert sich langsam und es hört zu regnen auf. Obwohl man nun schon das heutige Etappenziel am Ende der Bucht sieht und es bis dahin scheinbar endlos auf menschenleeren Sandstrand entlang geht, ist das Wandern auf den Stränden von Dingle sehr kurzweilig. Der Sand ist bis auf ein paar Stellen sehr fest und man benötigt kaum extra Energie. Das Rauschen des Meeres ist ein willkommener Begleiter und wir haben die nächsten Stunden perfekte Sicht auf Mount Brandon. Dieser Berg, den wir morgen überqueren werden, hüllt sich heute jedoch meistens in Wolken.

Mittagspause am Strand

Nachdem gegen Mittag sogar die Sonne herauskommt, bietet es sich an, die Mittagspause direkt am Strand zu machen. Susanne, Gerlinde und Margit schmeissen sich in Ihre extra mitgenommenen Badeanzüge/Bikinis und stürzen sich ins Meer.

Ganz klein sind 3 Badenixen zu erkennen

Aufgrund der Ebbe ist hierfür allerdings ein recht langer Weg notwendig, sodaß die Badenixen von unserem Rastplatz aus kaum mehr sichtbar sind. Nach einer wirklich entspannenden Pause geht es weiter dem Strand entlang und bei Ebbe sieht es so aus, als ob man direkt über die Bucht von Cloghane zu dieser Ortschaft kommen kann.

Rike und Margit vor dem extrem breiten Strand

Tatsächlich endet der Weg am Strand aber vor der Bucht und es geht auf eine kleine Begleitstrasse. Diese steigt ein paar Meter an und umrundet einen 100m hohen „Berg“. Bei den mittlerweile warmen Temparaturen ziehen sich diese letzten Kilometer auf der Asphaltstrasse Richtung Cloghane ein wenig, doch nach einer Stunde ist auch der letzte Abschnitt geschafft.

Die Kirche von Cloghane

Am Eingang von Cloghane gleich gegenüber von der Kirche ist ein kleiner Shop und bei diesem gibt es Kaffee (ganz wichtig für Rike) und Zimtschnecken (ganz wichtig für Susanne und mich) zur Stärkung.

Unsere Nachmittagsjause

Anschließend beziehen wir unsere Quartiere. Gerlinde und Margit sind im O´Connors Guesthouse untergebracht, in dem auch das Pub der Ortschaft untergebracht ist, die anderen drei ca. 50m weiter in der Mount Brandon Lodge (nicht zu verwechseln mit dem Mount Brandon Hostel, dem Mount Brandon Cottage und dem Brandon View B&B). Vom Fenster unserer Unterkunft können wir gut beobachten, wie sich die komplette Bucht von Cloghane durch die Flut langsam mit Wasser füllt.

Das O´Connors Guesthouse

Am Abend erweist sich der Wirt im O´Connors Guesthouse als Entertainer, und erzählt allen Gästen die Geschichte der insgesamt vier deutschen Kriegsflugzeuge, die im Laufe des zweiten Weltkrieges am Mount Brandon zerschellt sind.

31.05.2017: Cloghane – Mount Brandon – An Bothar

Der nächste Tag beginnt neben Toastbrot und Cerealien mit Porridge, welcher mit ausreichend Honig halbwegs genießbar wird. Anschließend gehen wir ein Stück zurück zum Shop unsere Vorräte auffüllen, da die nächste Einkaufsmöglichkeit erst morgen mittag wieder auf uns wartet.

Ausblick über die Bucht von Cloghane am Morgen

Das Wetter meint es weiterhin recht gut mit uns, Mount Brandon und seine Nachbarn sind heute nicht in Wolken gehüllt. Gestern hatte ich nach dem anfänglichen Regen vergessen, mich einzuschmieren und danach zuviel Sonne erwischt, weswegen ich auf Nase, Stirn und Nacken einen ordentlichen Sonnenbrand bekommen habe. Der Fehler passiert mir heute nicht mehr und frisch eingeschmiert starten wir mit einem kurzen Anstieg auf einem Wanderweg.

Friedhof von Cloghane

Wir gehen vorbei an einem typisch irischen Friedhof und einem kleinen süßen Schaf welches kräftig meckert, vielleicht weil sich daneben ein erwachsenes Schaf im Zaun verheddert hat und verendet ist. Wir erreichen wieder eine Asphaltstrasse, die uns langsam der Ortschaft Brandon näher bringt. Kurz vor Brandon müssen wir uns entscheiden, ob wir die heutige Etappe um ca. 2 Stunden um eine sehr aussichtsreiche Variante verlängern. Von meinen Mitwanderern kommen uneinheitliche Signale also entscheide ich für uns, die kürzere Standardvariante zu gehen, die sich auf einer Schotterstraße langsam aber stetig dem Berg hinauf schlängelt.

Schafe am Mount Brandon

Begleitet werden wir ein Stück von einem irischen Schäfer, der mit dem Quad und seinen vier Hunden wesentlich schneller als wir unterwegs ist. Knapp vor Ende der Schotterstraße sehen wir eine Menge Plastiksäcke auf einem Feld liegen. Bei näherem Hinsehen kann man erkennen, dass hier der gestochene Torf getrocknet wird und es sich zum Glück nicht um eine illegale Deponie handelt. Ab nun geht es wieder auf einem Wanderweg weiter, der trotz des trockenen Wetters der letzten Tage einige matschige Stellen zu bieten hat. Aufgrund des Sonnenscheins machen wir noch eine „Frühstückspause“ vor dem letzten Anstieg zum Sattel des Mount Brandon. Dabei lasse ich mich mit Schwung auf einen vermeintlich weichen Moospolster fallen, der sich als niedriges Nadelgehölz entpuppt und ziemlich weh tut.

Eindeutige Markierung

Während unserer Pause sehen wir ungewohnt viele Wanderer von der anderen Seite über den Sattel kommen, denen wir nach unserer Pause begegnen. Der Weg teilt sich auf viele kleine Wege und Schafspfade auf und wird umso steiler und matschiger je näher wir dem Sattel kommen. Hier kann ich mir schon gut vorstellen, dass der Weg bei Nebel und Regen nicht besonders angenehm zu gehen ist. Wie immer, wenn es in die Nähe eines Gipfels geht, werde ich ein wenig schneller und bin so schon 10 Minuten vor den letzten beiden Damen dort.

Rike – erschöpft, aber glücklich

Ich habe inzwischen den Sattel ein wenig nach dem optimalen Mittagspausenplatz abgesucht, aber der Punkt, von dem aus man bis nach Tralee zurückblicken kann, ist eindeutig der schönste. Leider kommen gerade jetzt ein paar Wolken und ein wenig Wind auf, sodass ich die Damen während der zweiten Hälfte meiner Gipfelzigarette mit Ausblick bereits weiterschicke, damit Ihnen nicht kalt wird. Während ich mir Sorgen mache, dass sich meine Mädels evtl. verirren könnten und ich Ihnen früher als geplant nacheile, machen Susanne und Rike ganz entspannt am höchsten Punkt des Sattels ein paar Hüpfbilder.

Blick auf die Dingle Halbinsel hinter dem Sattel

Auf der anderen Seite eröffnet sich ein interessanter Blick auf den gesamten westlichen Teil der Dingle-Halbinsel mit vielen Buchten, Bergen und Stränden. Der Abstieg ist nicht so steil wie der letzte Teil des Anstieges und somit recht angenehm zu bewältigen. Gegen Ende müssen immer wieder einige Schaf- und Kuhgatter geöffnet werden, immer eine gute Gelegenheit für die Gruppe um ein wenig zusammenzuwarten.

Steile Abhänge vom Mount Brandon

Am Fuße des Mount Brandon legen wir noch ca. 3km auf Asphaltstraße zurück, bevor wir das relativ freistehende Pub und B&B An Bothar erreichen. Die Gastgeberin kann sich gleich positiv an mich erinnern, da ich ursprünglich nur für zwei Personen gebucht hatte und dann nach und nach immer mehr Mitwanderinnen dazugekommen sind.

Eine der zahlreichen Callas aus den Gärten der Iren

Rike muss erstmals auf Ihr Einzelzimmer verzichten und entscheidet sich dafür, mit Margit und Gerlinde ein Dreibettzimmer zu teilen. Da wir relativ früh hier sind, wird ein wenig Wäsche gewaschen und der Fernsehraum der Unterkunft genutzt. Das WLAN-Kennwort hat Susanne meist schon herausgefunden, bevor wir die Unterkunft betreten haben ;-). Mit einem feinen, aber einigen Mitreisenden zu kleinen Abendessen im Restaurant-Teil des B&Bs geht dieser schöne Tag zu Ende.

01.06.2017: An Bothar – Dunquin

Am vierten Tag scheint das Wetter so zu werden, wie es Rikes Handy schon für die ganze Woche anzeigt, nämlich regnerisch. Also nutzen wir das schöne Frühstücksbuffet und führen ein Gespräch mit zwei Vorarlbergerinnen, die gestern eine organisierte 4-Tages-Tour mit Gepäckstransport beendet haben und wie alle in die entgegengesetzte Richtung unterwegs waren.

Vor dem B&B An Bothar in Regengewand

Anschließend beginnen wir den heutigen Wandertag im leichten Regen. Es geht eben zwischen Schafs- und Rindweiden im hohen Gras dahin. Schon nach den ersten Minuten sind meine Goretex-Schuhe innen nass und auch meine Hose ist durchnässt, da ich mir die Regenüberhose gespart habe. Nach ca. 30 Minuten wechselt der Dingle-Way wieder auf Asphaltstrasse um dann bei der kleinen Ortschaft Feohanagh auf einen schönen Küstenwanderweg zu wechseln.

Küstenweg in Schlechtwetterstimmung

Diesen können wir aufgrund des immer wieder auffrischenden Regens nicht gebührend genießen und so entschließen wir uns, in der CoastGuard Lodge bei Murreagh eine kleine Vormittagspause mit Kaffee und heißer Schokolade einzulegen. Der Wirt erklärt uns, warum der Capuccino so heißt (lt. ihm wegen der Ähnlichkeit mit dem Hinterkopf der Kapuziner-Mönche bei Sonnenbrand) und im Hintergrund läuft Mrs. Marple. Nach der Aufwärmpause nutzen wir noch einen kleinen Shop zur Aufstockung der Vorräte, die nächste Gelegenheit wird es erst in Dingle-Stadt geben.

Strand bei Murreagh

Der Weg wechselt nun auf den Strand und Susanne und Gerlinde hoffen auf eine kurze Regenunterbrechung für ein Bad in den Fluten.

Rückblick auf Murreagh

Als nach ca. einer Stunde Strandwanderung der Regen sogar noch stärker wird und der Weg wieder weg vom Meer führt, gibt es dann trotz Regens kein Halten mehr.

Ein Selfie vor dem Sprung in die Fluten

Susanne und Gerlinde werfen sich in die Fluten, während Rike, Margit und ich im Windschatten einer Mauer eine improvisierte Mittagspause machen.

Warten auf die Badenixen

Nach dem Badevergnügen geht es weiter bei langsam trockener werdenden Wetter. Wir folgen für einige Kilometer schwach befahrenen Asphaltstrassen vorbei an einem Golfplatz, während die Kleider langsam wieder trocknen. Nach einem Stück auf der stark befahrenen Küstenstrasse kommen wir zu Clogher Strand, wo aufgrund der starken Wellen explizit vor dem Baden gewarnt wird. Mein GPS zeigt mir an, dass bei dieser Natursehenswürdigkeit auch ein Geocache versteckt ist, den ich rasch finde und somit meinen ersten Geocache in Irland loggen kann !

Clogher Strand

Kaum sind wir wieder zurück am Dingle Way lockt eine Töpferei mit integrierten Cafe zur nächsten Pause, bei der ich die zu Mittag ins Wasser gefallene Gipfelzigarette nachhole. Anschließend geht es bei der heutigen Bergwertung ca. 100m über einen Sattel auf einem Schotterweg nach oben, bevor wir in die Bucht von Dunquin, unserem heutigen Etappenziel, absteigen. Vorbei am dortigen Hostel verlassen wir den Wanderweg, um direkt zu unserer heutigen Unterkunft, dem B&B An Portan zu gelangen.

Das B&B An Portan
Das B&B An Portan

Dort bekommen wir drei bungalowartige Zimmer zugewiesen mit einem sehr interessanten Sperrmechanismus. Nach dem Duschen verbringen Margit und ich eine Viertelstunde mit der Erforschung (die Schnalle muss ca. 45 Grad nach oben gedreht werden um zu verriegeln, anschließend muss der Schlüssel zur Fixierung gedreht werden) des Mechanismus. Nachdem die zweite Dinner-Alternative im Ort, das Krugers (angeblich des westlichste Pub Europas) nur Snacks bietet, nehmen wir unser Abendessen im Restaurant unserer Unterkunft An Bothar ein. Die Dame, die uns bedient, überrascht mit gutem Deutsch, mit dem sie bei einigen Fragen zur Speisekarte aushilft. Nach einem guten Essen genieße ich bei der zweiten Zigarette des Tages sogar noch einen Sonnenuntergang.

02.06.2017: Dunquin – Dingle

Heute ist der fünfte Wandertag und der letzte Tag auf der Dingle-Halbinsel. Viele blaue Flecken am Himmel lassen den gestrigen teilweise verregneten Tag vergessen, als wir den Ort Dunquin langsam Richtung Süden verlassen.

Hinweisschild bei Dunquin

Vor der Küste von Dunquin liegen die Blasket Inseln, die bis vor 60 Jahren spärlich aber doch bewohnt waren, ein paar Häuser können wir heute auch gut von unserem Weg aus erkennen. Nach einer halben Stunden Gehzeit erreichen wir bereits ein Highlight des heutigen Tages, den Ausblick über den Coumeenoole Beach.

Ausblick über den Coumeenoole Beach

Zahlreiche Autofahrer bleiben hier ebenfalls stehen, um den Blick über Strand, Felsen, die unruhige See und die vorgelagerten Inseln zu genießen. Für uns geht es noch ein Stückchen weiter auf der Küstenstrasse, bevor der Dingle Weg von der Hauptküstenstrasse abweicht. Es geht gut 150 Höhenmeter hinauf und mit jeden Meter wird die Aussicht über diese grandiose Landschaft besser.

Gerlinde hat den Überblick

Nach einer der mittlerweile gewohnten Leitern über eine Mauer verläuft sich der Weg etwas und die sonst sehr zahlreich gesetzten typischen Markierungen sind nicht mehr zu sehen. Da die Richtung aber klar ist, bleiben wir einfach immer halbwegs auf gleicher Höhe, bevor wir auf eine Steinmauer stoßen, die den Weg klar vorgibt. Wir folgen dieser Steinmauer mal bergauf mal bergab und sehen dabei unter uns immer die Küstenstrasse und einige alte, runde Steinhäuser, die ein bißchen wir steinerne Iglus aussehen.

Entlang und zwischen den Mauern geht es weiter

Am letzten Stück dieses Abschnittes kommen uns erstmals an diesem Tag Menschen auf unserem Weg entgegen. Diese dürften zu einer Reisegruppe gehören, da alle das gleiche Logo auf Ihren Shirts tragen. Wenig später, als wir die Hauptstrasse entlangwandern kommen uns ca. 50 Menschen auf der Strasse entgegengelaufen, die ebenfalls zu dieser Gruppe gehören. Diese schwitzen noch mehr als wir, scheint doch die Sonne mittlerweile ziemlich kräftig auf uns herunter. Unser Weg führt uns weg von der Straße hin zur Küste und wir beschließen, beim Erreichen des Strandes unsere Mittagspause dort zu verbringen.

Unser Mittagspausenstrand

Sonne, Strand und Meer ruft natürlich wieder die Badenixen Susanne, Gerlinde und Margit auf den Plan die den größten Teil der Pause im Wasser dieser ruhigen Bucht verbringen. Aufgrund des schönen Wetters dauert die Pause länger als sonst. Aufgrund der Erfahrung mit dem Sonnenbrand vor drei Tagen suche ich mir einen schattigen Platz unter einer Böschung. Irgendwann setzen wir unseren Weg doch fort, zwei kleine Zuflüsse zum Meer müssen wir über sehr enge Brücken (mit Rucksack kaum passierbar) überwinden. Auch die Iren nutzen das schöne Wetter fürs Badevergnügen, ebenso kommt uns eine Gruppe von Pferden entgegen, die mit ihren Reitern einen Ausritt direkt am Strand macht.

Pferdeausritt in der Bucht von Ventry

Nach drei km Strand entlang der Bucht von Ventry erreichen wir den gleichnamigen Ort. Rike verschafft der Gruppe dank eines dringenden Kaffeebedürfnisses eine kurze Pause, bevor es das letzte Mal am heutigen Tag bergauf geht. Einen extra Haken, den der Dingle-Weg noch schlägt, lassen wir aus und so verlaufen die letzten 1,5 Stunden rein auf einer Nebenstrasse aus Asphalt, die uns in der irischen „Hitze“ nur langsam näher der Stadt Dingle bringt. Ca. 1km vor Dingle befinden wir uns wieder auf der Hauptstrasse. Hier ist es sehr unangenehm dass es keinerlei Gehsteig oder Bankett gibt, da diese stark befahren ist. Überhaupt merkt man, dass die Ortschaft Dingle der touristische Knotenpunkt der Insel ist, denn hier ist soviel los, wie bisher noch nirgends.

Delphin Fungi begrüßt die Gäste von Dingle

Die Statue des Delphin Fungi im Hafen von Dingle kann man kaum ohne Touristen antreffen und das leckere Eis bei Murphies muss man sich auch erst durch Anstellen verdienen. Bei der Tourist-Info erkundige ich mich nach der Lage unserer heutigen beiden Unterkünfte. Bei der „Freundlichkeit“ der dortigen Mitarbeiter wundert es mich nicht, dass ich auf meine Anfrage bzgl. eines Schifftransfers auf die Iveragh-Halbinsel keine Antwort bekam. Nach einem Einkauf im für unsere bisherigen Verhältnisse riesigen Supervalu von Dingle suchen wir das Sraid Eoin B&B und das Old Smokehouse B&B gleich in der Hauptstraße von Dingle auf.

Die Hauptstrasse von Dingle

Im Sraid Eoin müssen sich drei Damen ein Dreibettzimmer teilen, während Susanne und ich im Old Smokehouse mit engen Platzverhältnissen, den Charm der 70er und der unmittelbaren Nähe zu Pizzeria und Pubs zu kämpfen haben. Apropos Pub – diesmal haben wir reichlich Auswahl betreffend unseres Abendessens, die Wahl fällt auf das Dingle Pub, das gute Speisen zu sinnvollen Preisen anbietet und eine schöne Pub Athmosphäre.

Unser köstliches Abendessen im Dingle Pub

Vom regen Treiben in der Hauptstrasse Dingles profitieren Susanne und ich noch in der Nacht. Ab ca. 22:00 Uhr gibt es Live Musik vom gegenüberliegenden Pub und um ca. 2 Uhr kommen einige Angeheiterte lautstark vom Fortgehen zurück und beschallen unser Nebenzimmer.

03.06.2017: Dingle – Caherciveen (Bus) – Mastergeehy

Mit der gestrigen Etappe haben wir unsere Wanderung am Dingle-Way abgeschlossen und wollen noch vier Tage am Kerry-Way wandern. Dazu ist heute früh bereits um 06:45 Uhr Treffpunkt am halben Weg zwischen unseren Unterkünften, da um 07:15 Uhr unser Bus nach Tralee geht.

Das „Old Smokehouse“ um 06:45 in der Früh

Ursprünglich wollte ich mit einem Boot von Dingle nach Caherciveen übersetzen, aber regelmässige Verbindung gibt es keine und von zu Hause ist es mir nicht gelungen, ein Boot zu organisieren. Also geht es heute ohne Frühstück im B&B dafür mit Vorräten aus dem Supervalu auf die Busfahrt nach Tralee. Von dort mit einem anderen Bus nach einem Einkauf von Vorräten für die nächsten beiden Tage nach Killarney und von dort wieder mit einem anderen Bus weiter Richtung Caherciveen im Norden der Iveragh-Halbinsel.

Susanne „zwängt“ sich durch die Kuhsperre

Wir fahren mit dem Bus eines Teil des berühmten „Ring of Kerry“ und auch wenn die Strasse zweifellos ein paar schöne Abschnitte hat, erschließt es sich mir nicht, warum sich hier im Sommer tausende Autos und Busse entlangschieben, um in rund 4 Stunden Fahrzeit einmal die Halbinsel zu umrunden. Ich zeige dem Busfahrer meine Wanderkarte und ersuche ihn, uns ca. 5km vor Caherciveen rauszulassen. Damit ersparen wir uns, diese Strecke auf dem Kerry Way wieder zurückzugehen. Unser heutiger Wandertag beginnt nach den Busfahrten erst um 11:30 Uhr und führt zunächst noch in der Ebene über grüne Wiesen und zwei Bäche.

Rike auf der Steinbrücke

Einmal verstellen ein paar Kühe die Leiter über den Weidezaun, weichen aber rasch aus, als sie uns fünf auf sie zukommen sehen. Den Rest des Tages verläuft der Weg auf einem Bergrücken von Gipfel zu Gipfel wobei diese sich zwischen 200 und 400m bewegen. Der Weg ist sehr matschig und es verlangt viel Geschick seine Schuhe halbwegs trocken zu halten.

Diesen Schildern folgen wir

Von oben kommt jedoch trotz dicht bewölkten Himmel und vielen dunklen Wolken kein Regen nach, da wir glücklicherweise immer dort sind, wo es gerade nicht regnet. Durch den stetig auf dem Bergrücken blasenden Wind beschließen wir unsere Mittagspause in einer kleinen Senke bei einem Sattel zu machen. Aber auch hier wird den Mädels schon kalt, noch bevor ich meine Zigarette fertig geraucht habe und so setzt sich der Troß schon langsam ohne mich in Bewegung.

Ausblick über die Iveragh-Halbinsel

5 Minuten später klettert ein Ire mit gummistiefelähnlichen Schuhen über die Viehleiter und wir gehen ein paar Minuten gemeinsam am Weg, bis wir den Rest der Gruppe eingeholt haben.

Auch in Irland ist Windkraft ein Thema

Der Weg ist größtenteils sehr matschig, wobei meine Schuhe schon nach 5 Minuten innen naß waren. Langsam hanteln wir uns über die Bergrücken immer höher und höher bevor wir mit den Knockavohaun (Höhe 371m) den höchsten Punkt unserer heutigen Wanderung erreichen.

Margit macht sich als Erste auf den Weg bergab

Unten im Tal ist bereits die Jugendherberge erkennbar, in der wir heute übernachten werden. Beim bergabgehen höre ich plötzlich ein lautes „Au“ hinter mir. Rike ist ausgerutscht und mit Kopf und Brustkorb auf einem Stein aufgeschlagen. Rike´s Beine sind abgesehen von ein paar Schrammen unversehrt und nach ein paar Minuten durchschnaufen und toller Unterstützung von Susanne kann sie den Weg unter Schmerzen aber doch fortsetzen. Doppelt vorsichtig gehen wir das letzte Stück bergab, bevor wir auf Strassen stoßen, die uns zu unserer heutigen Unterkunft bringen. Aber auch hier lauern Gefahren. Beim Nebeneinandergehen weichen sowohl Rike als auch ein entgegenkommender Autofahrer zu wenig aus und es kommt zu einer Berührung mit dem Aussenspiegel ! Als auch noch leichter Regen einsetzt sind wir alle froh, dass wir gegen 17:00 Uhr herum die Unterkunft erreichen.

Eine Kirche gleich neben unserer Unterkunft

Die Türen sind offen, aber es ist niemand anzutreffen, also rufe ich bei der Telefonnummer an, die ich bei der Reservierung erhalten habe. 15 Minuten später ist die nette Betreiberin des Hostels hier, weist uns unsere Zimmer zu und erklärt uns die Benutzung der Kücheninfrastruktur und der Waschmaschine. Heute sind wir komplett als Selbstversorger unterwegs, dank eines benachbarten Pubs mit angeschlossenem Shop ist der Tisch mit Nudeln, zweierlei Saucen und einem Salat sowie Keksen als Nachspeise reichlich gedeckt. Susanne und Margit sammeln Wäsche ein und kümmern sich um frische Wäsche und Rike schläft schon früh, um sich vom heutigen Sturz zu erholen.

04.06.2017: Mastergeehy – Waterville – Caherdaniel

Der nächste Tag beginnt mit einem sehr reichhaltigen Frühstück. Mit der gestern geholten Milch, Cerealien und Toastbrot haben wir gemeinsam mit den zahlreichen Aufstrichen, die man so in den Kühlschränken von Jugendherbergen findet, mehr Auswahl als in so manchen B&B. Leider geht es Rike mit ihrer Verletzung im Brustbereich noch nicht wirklich besser. Deswegen erkundige ich mich bei der Betreiberin des Hostels und frage nach der Nummer eines Taxis. Rike versorge ich mit der notwendigen Info, wo das heutige Etappenziel in Caherdaniel genau ist. Mit etwas Verspätung brechen wir restlichen vier auf.

Eine der unzähligen Leitern am Weg

Der Himmel ist bedeckt und die Vorhersage genau wie in den letzten Tagen eher durchwachsen. Der Weg führt ein wenig weg von der Straße und immer auf gleicher Höhe entlang vorbei an einigen schönen Torffeldern, mal überqueren wir ein kleines Bächlein, dann wieder ein Kuhgatter. Ungefähr eine Stunde nach dem Aufbruch erreicht mich ein SMS von Rike, dass alles geklappt hat, und sie bereits in unserem Quartier auf uns wartet. Nach ca. 1,5 Stunden Gehzeit passieren wir den Weiler von Mastergeehy bevor der Kerry Way das Tal verlässt und sich auf einen Bergrücken hinaufschlängelt. Oben müssen wir uns entscheiden, welche Variante des Kerry Way wir weitergehen wollen.

Blick auf den Lough Courrane

Die eine führt im Landesinneren vorbei an den Ufern des Lough Currane um dann über den Pass Windy Gap (ca. 400m) nach Caherdaniel zu kommen. Die zweite führt entlang des Bergrückens bis zur Ortschaft Waterville und von dort der Küste entlang nach Caherdaniel. Da unsere Unterkunft einige km westlich von Caherdaniel liegt und Variante zwei die kürzere ist, entscheiden wir uns aufgrund des unsicheren Wetters für diese.

Mittagspause mit Blick auf Waterville

So bleiben wir die nächste Stunde immer auf dem Bergrücken mit immer schöneren und weiteren Blicken auf den Lough Currane und die Bucht von Waterville. Auf der letzten Erhebung des Bergrückens namens Knag verbringen wir unsere heutige Mittagspause bei wunderbarer Aussicht. Wenn man den richtigen Platz wählt ist es sogar einigermassen windstill.

Panorama bei der Mittagsrast

Nach wie vor bleiben wir heute trocken, doch es macht den Eindruck, dass die Wolken über dem Meer sich einigermassen zusammenziehen. Daher brechen die Damen schon zur Hälfte meiner Mittagszigarette auf, damit wir rasch nach Waterville kommen.

Weitere Gärten voller Callas

Knapp eine Stunde später marschieren wir auf einer langgezogenen Asphaltstraße nach Waterville. Dieser Ort ist geprägt vom „Ring of Kerry“ der hier direkt durchführt. Daher gibt es entlang der Hauptstraße zahlreiche Pubs und Parkmöglichkeiten für Busse, Autos und Motorradfahrer.

Die Strandpromenade von Waterville

Wir nutzen den kleinen Shop und die letzten Sonnenstrahlen für ein Eis, bevor wir entlang der Promenade von Waterville unseren Weg fortsetzen. Zum Glück nur kurz müssen wir ein Stück auf der N70 gehen, bevor wir rechts auf eine Nebenstrasse abzweigen, die sich lange gerade mitten durch einen gerade im Umbau befindlichen Golfplatz zieht. Die ersten Regentropfen fallen, als der Weg in einen unbefestigten Weg übergeht, der langsam, aber stetig ansteigt. Entlang des Weges finden sich immer wieder Schilder, die über Land und Leute informieren, doch Margit ist die einzige, die beim immer stärker werdenden Regen Lust hat, sich das genau durchzulesen.

Der lange Weg nach Caherdaniel

Auch der Wind wird stärker und nach der Querung der N70 fliegen uns fast die Regenjacken um die Ohren, als wir gerade am höchsten Punkt auch noch über eine Leiter steigen müssen. Auf der anderen Seite des Passes taucht unvermutet das Gasthaus Scariff Inn auf. In Anbetracht des Wetters legen wir dankbar eine kurze Trocknungspause ein, die ich dazu nutze, um unsere heutige Gastgeberin telefonisch zu befragen, wie weit wir noch von Ihrem B&B entfernt sind. Die Antwort „rund 500m auf der N70 entlang“ erfreut uns sehr und gewärmt und mit einer Suppe gestärkt, nehmen wir die letzten Minuten in Angriff während der Regen gerade ein wenig nachläßt. Schemenhaft ist manchmal der wunderschöne Ausblick über die Bucht und die vorgelagerten Inseln zu erkennen, wir freuen uns aber mehr über den Anblick des wunderschönen Hauses vom Thidwick B&B, wo uns Rike tiefenentspannt begrüßt.

Die letzten Meter vor der Unterkunft

Clare, die Besitzerin zeigt Gerlinde und Margit Ihr Zimmer anschließend gehen Susanne und ich zum Übernachten zu Clares Nachbarn John, da Clare nicht genügend Zimmer für uns alle frei hatte. John hat einen lauten, aber gutmütigen Hund, den er nur schwer davon abhalten kann uns abzuschlecken. Seine Unterkunft ist ok, aber kein Vergleich zum Paradies ein paar Meter weiter :-). Clares Mann bietet uns an, dass er uns für ein Abendessen nach Caherdaniel führt, jedoch müssen wir den Plan fallenlassen, da aufgrund des Bank Holidays die einzigen beiden Pubs komplett ausgebucht sind.

Die Wäsche kann im Inneren trocken

Also erklärt sich Clare bereit, für uns ein Nudelgericht zu improvisieren und wir kommen zum Genuss eines tollen Abendessens mit internationaler Weinbegleitung in einer Art Wintergarten mit Aussicht.

Clare zaubert ein Essen für uns

Susanne, die den abendlichen Ausflug nach Caherdaniel gar nicht erst antreten wollte, ist leider nicht dabei. Sie wird dafür von John, der Damenbesuch erhält, ebenfalls zu einem Abendessen eingeladen.

05.06.2017: Caherdaniel – Sneem – Kenmare (Bus)

Der Morgen beginnt sehr gut mit einem delikaten Frühstück (viele verschiedene Biomarmeladen), welches wir gemeinsam in Clares Wintergarten einnehmen.

Frühstück im Wintergarten

Das Wetter sieht ein wenig besser aus als gestern abend, zumindest ist der Blick bis zur Bucht frei und Susanne und ich machen wieder „Flugfotos“.

Susanne hebt ab

Rike beschließt, das erste Stückchen nach Caherdaniel mit uns mitzugehen. Dort wird sie Clare wieder abholen und um ca. 16:00 Uhr treffen wir uns in Sneem, dem Ziel der heutigen Wanderung. Da das Thidwick B&B etwas abseits des Kerry Way liegt, rät uns Clare einfach direkt einen alten Weg zu nehmen. Hier finden wir zwar das beschriebene Gatter, welches wir überklettern, aber danach ist von einem Weg keine Spur mehr. Auf steilen, nassen und vor allem stark zugewachsenen Terrain bahnen wir uns unseren Weg, bis wir auf den Kerry Way stoßen. Zum Glück hat vor allem die angeschlagene Rike diese schwierige Extratour gut überstanden. Inzwischen hat es zu regnen begonnen, aber in Hinblick auf das wechselhafte Wetter der letzten Tage beschließe ich, nur Rucksackhülle und Regenjacke, nicht aber die Regenhose anzulegen. Der Weg bis nach Caherdaniel verläuft sehr schön durch kleine Wäldchen und bietet immer wieder schöne Ausblicke auf kleine Sandstrände und Buchten.

Die Ortsmitte von Caherdaniel

Als wir das „Blind Piper“ – Pub in Caherdaniel erreichen, wartet schon Clare auf Rike. Mit mitleidigen Blick aufgrund des stärker werdenden Regens fragt uns Clare, ob noch jemand anderer die Taxi-Option wählen möchte, doch wir widerstehen alle. Den Rest des heutigen Tages gehen wir auf der „Old Butter Road“, auf der früher die Butter aus dieser Gegend nach Killarney gebracht wurde. Als wir im Dauerregen auf dieser nur mehr teilweise erhaltenen „Strasse“ dahinwandern, denke ich darüber nach, wie anstrengend das Leben hier früher gewesen sein muss.

Susanne beißt sich durch

Nach einer Weile treffen wir auf die Abzweigung zum Windy Gap und ich bin froh, dass wir gestern den Küstenweg gewählt haben, sonst hätten wir gute zwei Stunden doppelt gehen müssen. Wir kämpfen uns mühsam im Regen und teilweise starken Wind vorwärts und machen wie üblich bei so einem Wetter keine Pausen.

Wasser wohin man schaut

Der Kerry-Weg verläuft auf diesem Abschnitt teilweise auf Asphaltstrassen und teilweise auf Erd- oder Graspfaden. Dank des Dauerregens bleiben immer weniger trockene Inseln auf den Wegen frei und irgendwann sind dann auch Susannes Bergschuhe als letzte auch innen naß. „Highlight“ ist die Überquerung eines Baches, der zu breit zum Springen ist und ein anschließender Aufstieg auf einen Sattel, bei dem uns der Weg entgegenfließt.

Wandern im Bachbett

Ein anderes Highlight ist eher ein tierisches, als eine Herde von Kühen eine Verbindung von Ihrer Weide zu unserem Wanderweg nutzt, und sich auf einem vier Meter breiten von Mauern begrenzten Weg direkt vor uns aufbaut.

Unmöglich zu passieren

Margit entpuppt sich als Kuhflüsterin und redet solange auf die Tiere ein, bis sie diese schlussendlich bis zum nächsten „Ausgang“ vor sich hertreibt. Zwischen Margit, Susanne sowie Gerlinde und mich schiebt sich aber prompt eine weitere Kuh und macht keine Anstalten aus dem Weg zu gehen. Weder hinter noch vor der Kuh ist ausreichend Platz um einigermassen sicher vorbeizukommen, also warten wir unter sanften Zureden, bis auch diese Kuh sich wieder trollt. Margit und Susanne sind rasch wieder eingeholt und langsam lässt auch der Regen und Wind nach.

Überquerung eines Flusses vor Sneem

Erst jetzt merke ich, dass ich meine Oberschenkel in meiner dauernassen Wanderhose ordentlich aufgerieben habe, und schwöre mir, künftig rascher im Anlegen der Regenüberhose zu sein. So hilft jetzt nur Durchbeissen und die letzten 4 Kilometer bis Sneem können wir zumindest ohne weiteren Nachschub von oben ein wenig trocknen. Im schönen Örtchen Sneem treffen wir punktgenau um 16:00 Uhr auf Rike und stärken uns ein wenig in einer Bäckerei.

Belohnung in der Bäckerei von Sneem

Ich organisiere inzwischen ein Taxi, welches uns in die nächste Ortschaft Kenmare in unsere dortige Unterkunft „The Rose Garden“ bringt. Diese Etappe ist sich leider bei den neun geplanten Wandertagen auf Dingle und Kerry nicht ausgegangen. Der große, aber etwas in die Jahre gekommene Bus bringt uns sicher die 25km nach Kenmare.

Ankunft im „The Rose Garden“

Dort angekommen wollen sich alle nur noch vom vor allem psychisch anstrengenden Regenwandertag erholen, während ich meine Reibwunden mit Bepanthen versorgen. Zum Abendessen bestelle ich eine Runde Pizzas von der Pizzeria in Kenmare womit wir den Abend gemütlich im Bed&Breakfast ausklingen lassen können.

Pizzalieferung in Kenmare

06.06.2017: Kenmare – Killarney

Wir sitzen im gemütlichen kleinen Cafe des B&B The Rose Garden beim Frühstück und überlegen bzgl. der heutigen Etappe. Der Himmel ist bedeckt von dunklen Wolken und es regnet immer wieder. In Anbetracht der gestrigen Etappe und der Tatsache, dass wir heute um 17:30 Margit pünktlich zum Zug nach Killarney bringen möchten, beschließen wir, mit dem Taxi zum Muckross Lake zu fahren, wo wir dann gemeinsam zum Zielpunkt unserer Reise Killarney einmarschieren können.

Gruppenfoto in der Sonne vor der Abfahrt

Gesagt – getan, nach dem leckeren Frühstück erfrage ich von der Betreiberin des B&B eine Taxinummer und bestelle uns ein Taxi, während die Damen packen und die Wartezeit im Wintergarten des B&Bs verbringen. Auch während der Taxifahrt vorbei am Molls Gap und Ladies View regnet es immer wieder und trübt ein wenig die schönen Ausblicke über das Meer, den See Lough Leane und hinein ins Black Valley. Aufgrund der verkürzten Strecke ist heute auch Rike die ganze Zeit mit von der Partie und wir starten unsere heutige letzte Etappe auf asphaltierten Wegen durch eine parkähnliche Landschaft.

Lake Muckross

Wir gehen immer in Sichtweite von Seen und überqueren einige Zu- und Abflüsse der Seenplatte vor Killarney. Anhand der vielen Menschen mit Rädern, Skates oder zu Fuss merkt man, dass es sich hier um ein begehrtes Ausflugsziel aus der Touristenhochburg Killarney handelt. Nach ca. zwei Stunden zeigt mein GPS wieder einmal einen Cache in unmittelbarer Nähe an, was für den heutigen entspannten Tag eine schöne Abwechslung bietet.

Suche nach dem Geocache

Ich überrede Gerlinde mit mir auf die Suche zu gehen, während die anderen drei sich einen schönen Platz für eine Mittagsrast bei Muckross Abbey suchen. Gerlinde und ich durchstöbern lange das Waldstückchen im Park und erst als wir schon aufgeben wollten, zeigt sich der Schatz nur 1m von der Stelle entfernt, wo ich meinen Rucksack hingelegt habe. Mit etwas Mühe finden wir dann auch unsere anderen drei Mitwanderer und legen gemeinsam die letzten Meter im Park zurück, bevor wir entlang der Hauptstrasse N70 Richtung Killarney einmarschieren.

Am Ziel unserer Reise

Zum Glück gibt es zumindest an dieser Stelle einen Geh/Radweg, sodass wir nicht direkt auf der Strasse gehen müssen. Das Wetter zeigt sich heute den ganzen Tag von der gnädigen Seite und trotz dicht bewölkten Himmels sehen wir immer wieder Sonnenstrahlen und vor allem keinen Regen ! Vom ersten Ortsschild von Killarney bis zum Stadtzentrum ist es noch ein relativ langer Weg uns so haben wir auch trotz verkürzter Strecke heute sicher ausreichend Kilometer zurückgelegt.

Auf den Strassen von Killarney

In Killarney angekommen suchen wir uns ein gemütliches Plätzchen, welches wir im Cafe „Underground“ finden, wo ich mir einen Kuchen schmecken lasse. Anschließend suchen wir noch zu fünft unsere Unterkunft in Killarney, welche sich direkt gegenüber von Bahnhof und Busbahnhof befindet. Das Railway Lodge B&B ist das kleinste und einfachste der ganzen Reise, wir haben einen Twin Room mit zwei Einzelbetten und einen Double Room mit einem so schmalen Doppelbett, dass Rike beschließt am Boden zu schlafen. Nach dem Bezug unserer Zimmer bringen wir Margit zum Zug und es heißt Abschied nehmen.

Margit verlässt uns wie sie gekommen war.

Auch wenn es blöd klingt, aber nach 10 Tagen gemeinsam reisen fehlt uns etwas, nachdem wir Margit mit Taschentüchern winkend am Bahnhof verabschiedet haben. Wir machen uns gemeinsam auf der Suche nach einem Lokal für das Abendessen und haben im Unterschied zu bisher die Qual der Wahl aus den vielen Möglichkeiten. Wir entschließen uns für ein relativ großes Lokal, welches ein bisschen an eine Sportsbar erinnert und ein breites Spektrum an Speisen anbietet. Mit einer letzten Runde Guinness stoßen wir zur viert auf eine schöne Reise an und da Margit weg ist, darf ich auch endlich die anderen Mädels fragen, ob es Ihnen gefallen hat (Im Business Englisch „Feedbackrunde“ genannt).

07.06.2017: Killarney – London – Wien

Trotz direkter Lage an einer stark befahrenen Strasse war die Nacht relativ ruhig und nach dem einfachen Frühstück im B&B bleiben uns noch ein paar Stunden, bevor wir um 14:30 Uhr Richtung Flughafen Kerry aufbrechen. Die Rucksäcke können wir im B&B stehen lassen und so streifen wir noch ohne Gepäck durch die Stadt. Ich suche nach einer Möglichkeit, die Flugtickets nach Hause auszudrucken, für die ich gestern am Handy den Online-Check-In gemacht habe. Man könnte dies zwar auch am Flughafen machen, allerdings will Ryanair dafür EUR 50,– pro Person ! Daher investiere ich zwei Euro für vier Ausdrucke in einem Internet Shop. Weiters suche ich noch ein paar Mitbringsel für die Daheimgebliebenen und durchstreife die zahlreichen Souveniers und Schmuckgeschäfte. Dank Whatsapp ist das Risiko eines Fehlkaufes heutzutage schon minimiert und nach einigen Suchen habe ich einen Anhänger für meine Frau und meine Tochter und ein Schaf für meinen Sohn erstanden.

Kakao mit Schlag im „Underground“

Im Outlet Center beim Busbahnhof in Killarney treffen wir uns alle wieder. Der Busfahrer des Flughafenbuses verweigert den direkten Verkauf von Tickets und so kommt noch kurzfristig Hektik auf, als ich die Bustickets in Rekordzeit aus dem Automaten zaubern muss, während der Busfahrer schon fahren möchte. Der kleine Flughafen in Kerry bietet für die 5 Flüge am Tag auch entsprechend wenig Entertainment, doch irgendwann sitzen wir auch im Flieger, der diesmal in London-Stansted landet.

Spaß am Flughafen London Stansted

Der dortige Höhepunkt ist ein Besuch beim BurgerKing, der einen Getränkeautomaten mit über 100 verschiedenen Geschmacksrichtungen bieten. Der Rückflug nach Wien bietet ein wenig Turbulenzen, aber das kann das Ende einer schönen Wandertour auch nicht mehr trüben. Pünktlich um knapp nach 23:00 Uhr Ortszeit landen wir in Wien und Gerlindes Neffe bringt mich mit dem Auto bis vor die Haustüre nach Korneuburg.

08.07.2016: Wien – Keflavik – Reykjavik

Das fünfte Mal verschlägt es mich nach Island. Diesmal biete ich in meiner Funktion als Bergwanderführer eine kombinierte Wander- und Sightseeingreise an. Für den Wanderteil, einer fünftägigen Wanderung am Laugavegur habe ich die letzten beiden Tage die Menus zusammengestellt und die entsprechenden Lebensmittel eingekauft und in einem eigenen Ortlieb-Transportsack verpackt. Wie immer nervös, ob alles wie geplant klappen wird, mache ich mich Freitag abends am Weg zum Flughafen. Diesmal bringt mich mein Schwager Rudi, der während meiner Abwesenheit Urlaub in Wien macht, mit dem Auto hin. Am Flughafen treffe ich gleich auf Waltraud, die einen der wenigen Sitzplätze ergattert hat. Wenig später stößt auch Susanne hinzu. Beide waren heuer schon mit mir auf Korfu und Susanne übernimmt mit der vierten Teilnahme an meinen Wanderungen die Führungsposition unter meinen „Stammkunden“. Beim Check-In des Lebensmittelsackes erklärt uns die Dame, dass jeder nur EIN Gepäckstück einchecken darf, selbst wenn das Gesamtgewicht der Gepäckstücke pro Person weit unter 20kg liegt. Bei der Wahl EUR 65,– für das zusätzliche Gepäckstück zu zahlen oder EUR 12,– für das Zusammenbinden eines Rucksackes mit dem Essenssack mittels Plastikfolie entscheiden wir uns für zweiteres und somit das kleinere Übel. Ansonsten geht es ohne Komplikationen weiter und das Flugzeug startet plangemäß kurz nach 21:00 Uhr. Der Flieger ist nicht einmal halb gefüllt, was für die Reisenden den Vorteil bringt, dass fast jeder einen Fensterplatz ergattert. Gegen Ende des Fluges verpasse ich schlafenderweise fast den Anflug über Island. Zwischen den Wolken kann ich erkennen, dass die Passage zwischen Myrdalsjokull und Eyjafjallajokull fast durchgehend weiß und schneebedeckt ist. Anscheinend war es in Island diesmal ein langer Winter oder ein kühler Frühling. Auch eine Busroute im Hochland, die ich eingeplant habe, war Anfang Juli noch nicht freigegeben.

Nach der Landung um 23:30 Ortszeit, warten wir auf unser Gepäck. Der Rucksack von Susanne erscheint relativ rasch am Förderband, doch sonst warten wir vergeblich auf die weiteren Gepäckstücke. Beim Durchstreifen der relativ kleinen Ankunftshalle finde ich meinen Rucksack nahe des Großgepäcks. Während sich die Halle durch späte Landungen immer mehr füllt, fehlt von Waltrauds Rucksack/Essenspaket weiterhin jede Spur. Das Lost&Found verweist auf das zur Zeit übliche Chaos, und ersucht uns, noch zuzuwarten. Doch auch 45 Minuten und gefühle 20 Flieger später bleibt das Gepäck vermisst.

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Diesen Zettel haben wir anstelle des Gepäcks erhalten

Also geben wir beim Schalter eine Vermisstenmeldung auf, hinterlassen die Adresse unserer Unterkunft in Reykjavik und machen uns um 01:15 mit dem Flybus auf den Weg nach Reykjavik. Nach Umstieg und Wartezeit beim BSI kommen wir schließlich um 02:30 Uhr Ortszeit (oder 04:30 österreichische Zeit) im Quartier der Heilsarmee an, wo Katharina, die im Laufe des Nachmittages direkt von Irland hierher geflogen ist, schon tief und fest schläft.

09.07.2016: Reykjavik Besichtigung

Nach kurzer Nacht geht es ca. um 09:00 Uhr zur Besichtigung von Reykjavik. Waltraud hat mangels Gepäck und Schlafsack in der Nacht gefroren und ist daher ein wenig übernachtig. Eine Recherche am Internet betreffend des Gepäckstückes ergibt, dass es in Wien liegengebliegen ist, und über Frankfurt gegen Mittag in Keflavik landen soll.

Vor unserem Quartier bei der Heilsarmee
Vor unserem Quartier bei der Heilsarmee

Unser erster Weg führt uns in die Innenstadt von Reykjavik wo die Fussballbegeisterung der Isländer über ihr Team nicht zu übersehen ist. Überall überlebensgroße Plakate der Spieler, ein Teamfoto mit  Löchern zum Durchstecken des Kopfes und Public Viewings an jeder Ecke. Morgen ist das EM-Finale, aber wir werden im Hochland nicht viel davon mitbekommen.

Das isländische EM-Team mit drei neuen Spielern
Das isländische EM-Team mit drei neuen Spielern

Anschließend gehen wir zur Harpa, die im Unterschied zu meinem letzten Besuch vor 4 Jahren gut besucht ist. Durch die vielen Leute erkennt man erst, welche Bereiche innerhalb des Opernhauses alle öffentlich zugänglich sind :-). Anschließend schlendern wir dem Meer entlang zum Wikingerschiff. Am Weg Richtung Hallgrimmskirkja steigt uns plötzlich angenehmer Mehlspeisenduft in die Nase. In einem alten, bunt angemalten Haus werden leckere Bäckereien zubereitet, gebacken und gleich verkauft. Aufgrund der langen Schlange pilgern wir weiter. Nach dem Besuch der Hallgrimmskirkja mit kleinem Orgelkonzert und dem Heben eines Caches mit Waltraud machen wir uns auf die Suche nach einem gemütlichen Kaffeehaus. Doch wir werden nicht wirklich fündig und so suchen wir noch einmal die verführerische Bäckerei auf. 

Sonnenstrahlen und Mehlspeisen - herrlich
Sonnenstrahlen und Mehlspeisen – herrlich

Hier werden zwar nur zwei Sorten Brot und drei Mehlspeisen gebacken, diese jedoch wirklich frisch und extrem wohlschmeckend. Beim Verzehr der Köstlichkeiten zeigen sich auch die ersten Sonnenstrahlen des Tages – Herz was willst Du mehr. Wir beschließen, gemeinsam zum Perlan zu spazieren, wo ein Restaurant mit Top-Aussicht auf ehemaligen Warmwasserbehältern errichtet wurde. Auch ein künstlicher Geysir bricht hier alle paar Minuten aus, der von Susanne aber rasch enttarnt wird. 

Aussicht vom Perlan
Aussicht vom Perlan

Beim Rückweg zum Quartier beobachten wir noch kurz das Fussballtraining einer isländischen Damenmannschaft und eine Veranstaltung beim Tjörninn, dem See im Zentrum von Reykjavik. In der Unterkunft ist so gegen 15:00 Uhr leider noch keine Spur von Waltrauds Gepäck und dem Essen für die Wanderung, sodass ich langsam nervös werde und ein Mail an das Lost&Found von Keflavik schreibe (von Anrufen wurde mir aufgrund der Überlastung abgeraten). Wir brechen zu einer weiteren kleinen Runde auf, essen ein wenig zu Mittag und stöbern in den sehr teuren kleinen Supermärkten in der Innenstadt Reykjaviks. Als um 17:00 Uhr das Gepäck noch immer nicht hier ist, gehe ich mit Susanne zum Bonus-Supermarkt (Islands „Hofer“) um unsere Vorräte noch ein wenig aufzubessern und das Frühstück für morgen zu besorgen. 

Am Laugavegur in Reykjavik
Am Laugavegur in Reykjavik

Bei unserer Rückkunft gibt es dann die freudige Nachricht, dass das Gepäck geliefert wurde. Waltrauds Rucksack ist wohlbehalten hier, der Essenssack leider auf der Unterseite aufgeschlitzt und die Hälfte der Lebensmittel irgendwo auf dem Weg zwischen Wien und Keflavik verloren gegangen. Aber egal, wir werden schon nicht verhungern und wir können wie geplant morgen um 06:40 Uhr mit dem Bus in Richtung Hochland aufbrechen. Da der Bus direkt vom Reykjavik City Hostel wegfährt, habe ich die zweite Übernachtung in Reykjavik dort geplant. Wir beschließen, zu Fuss dorthin aufzubrechen, der Weg stellt sich jedoch als länger heraus, als ich es in Erinnerung hatte und so kann sich die unausgeschlafene Waldtraud nur mit letzter Kraft dahinschleppen.

Campingplatz und Hostel in Reykjavik
Campingplatz und Hostel in Reykjavik

Das Hostel wirkt von außen unscheinbar, ist jedoch innen gemütlich eingerichtet und hat mit dem anschließenden Campingplatz einen riesigen Grünbereich. Wir teilen uns ein 6er-Zimmer mit einem Gast, im Laufe der Nacht soll noch einer hinzukommen.

10.07.2016: Reykjavik – Landmannalaugar – Hrafrntinnusker – Alftavatn

Um 05:00 Uhr in der Früh wache ich ca. 20 Minuten vor der Weckzeit auf und nutze die Zeit um für meine MitwanderInnen ein kleines Frühstück bestehend aus Tee, Skyr und Müsli aus der „FreeFood“-Abteilung vorzubereiten. Mit gemütlichen Frühstück in der Allgemeinküche, Rucksack packen und Zimmer herrichten wird es dann zeitlich fast noch knapp, unseren Bus nach Landmannalaugar zu erwischen, der um Punkt 06:40 Uhr von der Jugendherberge abfährt.

Postkasten in Reykjavik
Postkasten in Reykjavik

Mit uns sind noch 5 andere Gäste an Bord, bei ca. 40 Plätzen bleibt also ausreichend Platz für alle. Das Wetter ist typisch isländisch, beim Wegfahren scheint die Sonne und ein wenig später regnet es wieder. Mehr Respekt als vor den Wolken habe ich jedoch von den schon von Reykjavik sichtbaren großen Restschneefeldern, denn immerhin wollen wir heute nachmittag die mit 1.100m höchste Stelle des Laugavegur überqueren. Dank einer kurzen Pause bei Hella und einer Baustelle, bei der der Busfahrer kurzerhand lieber abseits der Strasse fährt verlieren wir schon ca. 45 Minuten auf den Zeitplan bevor der Bus die 26er-Straße nach Hrauneyjar verläßt und auf die F208 nach Landmannalaugar abbiegt (wobei er diese Abbiegung bereits passiert hatte, und erst im zweiten Versuch getroffen hat).

Anfahrt über die Hochlandpiste
Anfahrt über die Hochlandpiste

Jetzt fahren wir auf einer klassischen isländischen Hochlandpiste mit steilen Auf- und Abstiegen und sehr holpriger Fahrspur. Mehr als 30km/h sind bei solchen Verhältnissen kaum möglich und ich schildere meinen MitwanderInnen wie „angenehm“ das Fahrradfahren bei solchen Bedingungen ist. Schließlich erreichen wir um knapp vor 11:00 Uhr mit fast einer Stunde Verspätung des eindrucksvolle Tal bei Landmannalaugar mit den farbenfrohen Berghängen der Brennisteinsalda. Durch die Verspätung gestatte ich Katharina und Susanne nur 30 Minuten Badezeit in der dortigen heißen Quelle und nach dem Sortieren der Rucksäcke und dem Nachfüllen der Trinkflaschen machen wir uns auf den Weg zu unserer Doppeletappe zum Alftavatn, die mit ca. 8 Stunden Gehzeit angegeben ist.

Ausgangspunkt des Laugavegur in Landmannalaugar
Ausgangspunkt des Laugavegur in Landmannalaugar

Ich habe die gesamte Strecke aus meiner Wanderung 2005 noch recht gut in Erinnerung. Damals bin ich jedoch in der entgegengesetzten Richtung unterwegs gewesen, sodaß auch auf mich neue Einblicke und Eindrücke warten. Für Susanne und Katharina, die beide noch nicht in Island waren sind natürlich bereits die ersten Meter durch das erkaltete Lavafeld Laugahraun und den von rauchenden Schwefelquellen gesäumten Weg hinauf zur Brennisteinsalda sehr beeindruckend, da diese Landschaft in Europa ziemlich einzigartig ist. Gerade den ersten Teil des Weges teilen wir noch mit vielen Eintageswanderern, die von Landmannalaugar aus die Umgebung erkunden.

Anstieg auf die Brennisteinsalda
Anstieg auf die Brennisteinsalda

Waltraud beschwert sich nach den ersten Schlucken aus Ihrer Trinkflasche über den schwefeligen Geschmack, bevor wir im Gespräch draufkommen, dass Sie beim Nachfüllen das warme Wasser verwendet hat. Dieses wird in Island zumeist aus den heißen Quellen mit den zahlreichen darin befindlichen Mineralien bezogen und sollte besser nur zum Waschen verwendet werden. Wir kommen langsam höher und die Zahl der Schneefelder wird langsam mehr und mehr unterbrochen zumeist nur von heißen Quellen oder Solfataren, die ihre Umgebung enteisen. Es herrscht klare Sicht und auf dem Altschnee sind klare, nicht vereiste Spuren zu erkennen, sodaß die Orientierung und das Vorankommen relativ einfach sind.

Drei Wanderinnen auf dem Altschnee
Drei Wanderinnen auf dem Altschnee

Das letzte Stück vor der Mittagsstation bei der Hütte Hrafntinnusker ist überhaupt komplett weiß und nur der höchste Punkt 5 Minuten vor der Hütte ragt aus dem Schnee heraus. Deswegen können Waltraud und ich auch den Cache heben, der bei einem Lavastein (Special Hint bei 1000en Lavasteinen rundherum) versteckt ist.

Waltraud und der Geocache
Waltraud und der Geocache

In der Hütte zahlen wir 500 ISK Benutzungsgebühr und bekommen dafür heißes Wasser für einen Tee und eine geheizte Stube.

Die Hütte bei Hafrntinnusker
Die Hütte bei Hafrntinnusker

Eine isländische Bergführerin mit einer Gruppe von 20 Amerikanern erzählt ein bisschen was über den Weg, der uns bevorsteht und beantwortet die Frage nach einer Zeitschätzung mit 4 Stunden Restgehzeit. Von der Hütte weg gehen wir lange Zeit fast auf gleicher Höhe immer mit dem Blick zur Hütte zurück bevor wir ein weiteres Gebiet mit verstärkter geothermischer Aktivität erreichen. Die Wolken, welche sich bisher noch nicht so richtig entscheiden konnten, verdichten sich ein wenig und um 18:15 beginnt es zuerst leicht und dann stärker zu regnen.

Ausblick auf den Alftavatn
Ausblick auf den Alftavatn

Der Regen wird stärker und so ziehen wir alle unsere Regenkleidung an bevor sich der Blick auf die Landschaft des Alftavatn öffnet. Wir können schon unser heutiges Tagesziel erkennen, doch zuvor müssen wir noch einen steilen Abstieg und die Durchfurtung des Grashagakvisl überwinden. Beim Abstieg kann man erkennen, dass sich an einigen Stellen des Flusses noch Schneebrücken erhalten haben, die viele Wanderer zum Vermeiden der Furt benutzt haben. Ich beobachte beim Hinuntergehen die 20 Amerikaner und den Weg, den sie über den Fluss wählen und so kommen auch wir trockenen Fußes auf die andere Seite. Der Rest der Tagesetappe ist ein gemütliches Ausgehen über Wiesen in unterschiedlichsten Grüntönen.

Das Ziel unserer ersten Etappe
Das Ziel unserer ersten Etappe

Als wir knapp vor 20:00 Uhr am Alftavatn eintreffen begrüsst uns schon die Hüttenwirtin und fragt, ob wir die Gruppe von Rene sind, sie habe uns schon erwartet. Wir bekommen unsere Schlafplätze zugewiesen und staunen nicht schlecht, als wir feststellen, dass eine 1,20m breite Liege für zwei Personen gedacht ist. Somit finden in einer kleinen Hütte mit knapp 20m2 32 Personen auf 8 Stockbetten Platz. Dementsprechend brummt das Leben in der kleinen Hütte, aber zum Glück haben die meisten ihr Abendessen schon hinter sich, sodaß wir in Ruhe die Kürbissuppe und die Kasnudeln mit Röstzwiebel zubereiten können. Der Ofen und die vollbelegte Hütte sorgen gerade im „1. Stock“ für warme Temperaturen und ich bin sehr froh, dass ich direkt neben dem einen Spalt breit geöffneten Fenster liegen kann.

11.07.2016: Alftavatn – Emstrur – Thorsmörk (Volcano Huts)

Nach einer erstaunlich ruhigen Nacht wache ich auf, als die Hälfte unserer Hüttenmitbewohner bereits zusammengepackt hat. Wir müssen heute reservierungsbedingt bis nach Thorsmörk kommen und werden daher ein Stückchen mit dem Hochland-Bus von Reykjavic Excursions fahren, der um 14:00 Uhr von Alftavatn Richtung Emstrur fährt. Also liegen wir noch ein wenig im Bett und beobachten die Wanderer beim Aufbrechen. Als Frühstück bereiten wir uns einen Couscous mit gerösteten Mandeln, getrockneten Marillen, Zimt und Zucker zu. Diese Mahlzeit findet bei allen Mitreisenden großen Anklang.

Vormittag beim Alftavatn
Vormittag beim Alftavatn

Da wir am Vormittag kein Programm haben, bleibt Zeit, zu duschen oder die wunderbare Stille am Ufer des Alftavatn zu genießen. Auch kommt es zu kleinen Diskussionen innerhalb der Gruppe, da die Schlafdefizite und der „Kampf“ um die knappen Erdgeschossplätze offensichtlich ein wenig an den Nerven knabbern. Durch das Warten auf den Bus gibt es zu Mittag eine ungewohnt üppige Jause und wir freuen uns alle sehr, als wir den Bus am Ufer des Alftavatn auftauchen sehen. Der erste Bus ist jedoch ein privater Besuch einer Gruppe deutscher Pensionisten, die sich wundern, dass es Leute gibt, die hier übernachten.

Aufbruch
Aufbruch

Erst der zweite Bus ist jener von re.is und wir erfahren, dass diese Route erst seit wenigen Tagen wieder befahren wird. Es gibt eine Furt zwischen Alftavatn und Emstrur, die sehr schwierig ist, über die sich der Busfahrer einige Sorgen macht. Pünktlich um 14:00 Uhr startet der Bus mit uns vier als einzige Gäste auf seine abenteuerliche Weiterfahrt mit insgesamt fünf Furten. Nach Überwindung der ersten beiden Furten machen wir kurz Halt bei der Hütte Hvanngil, bevor es weitergeht. Bei der nächsten Furt über die Kaldaklofskvisl sind die Wanderer bevorzugt, denn für Sie gibt es eine Brücke. Unser Busfahrer hingegen schnappt sich seine hüfthohen Gummistiefel und einen Stock, testet die Tiefe des Flusses und verschiebt ein paar Steine. 

Ein Jeep in der Kaldaklofskvisl
Ein Jeep in der Kaldaklofskvisl

Ein Jeep, der uns überholt, und ebenfalls furtet, gibt unseren Busfahrer ein paar Tipps. Wir holen uns das Gepäck aus den nicht wasserfesten Gepäcksfächern in den Passagierraum und überlegen schon, ob wir nicht die Brücke nutzen wollen. Doch wir bleiben solidarisch im Bus als sich der Fahrer ein Herz fasst und mit dem relativ langen Bus die steile Böschung hinunterfährt. Langsam aber stetig kämpfen wir uns durch den Fluss nur knapp vor dem Rausfahren kommt der Bus ins Stocken. Mit einmal Vor- und Zurückfahren kommen wir jedoch frei und der Bus kann die Böschung auf der anderen Seite hochfahren. Busfahren in Island ist definitiv kein einfacher Job !

In der Vulkanwüste
In der Vulkanwüste

Nach zwei weiteren Furten lässt uns der Busfahrer am Fusse des markanten Berges Hattafell aussteigen. Ungefähr eine Stunde ist es von hier zur Hütte Emstrur und erst dann beginnt eigentlich unsere heutige Tagesetappe. Wir umrunden Hattafell und ich erwarte den Blick auf die Hütte hinter jedem Hügel, aber es zieht sich doch ein wenig, bis wir um 16:30 Uhr die Hütte erreichen.

Vor dem markanten Berg Hattafell
Vor dem markanten Berg Hattafell

Wir gönnen uns nicht mehr als eine kleine WC- und Trinkpause, bevor wir diese Oase in der schwarzen Vulkanlandschaft verlassen.

Campingplatz in der Oase von Botnar
Campingplatz in der Oase von Botnar

Gleichzeitig mit uns machen sich noch drei israelische Brüder auf den Weg nach Thorsmörk. Nach einer halben Stunde geht der Weg steil bergab in die Schlucht des Gletscherflusses Sydri-Emstrua. Mit beeindruckender Kraft hat er sich einen tiefen Canyon in die Landschaft geschnitten in den wir hinabsteigen, ganz am Ende sogar mit einer Seilsicherung.

Vor der Schlucht des Sydri-Emstrua
Vor der Schlucht des Sydri-Emstrua

Über eine Brücke geht es auf der anderen Seite wieder steil bergauf  und wir begleiten diesen Fluss und den einmündenden Markarfljot den Rest des Tages. Die Wettervorhersage für heute nachmittag war nicht besonders gut und tatsächlich beginnt es ungefähr zur Halbzeit unserer Etappe zu regnen. Nach und nach ziehen wir uns alle unser Regengewand an. Ich kann also erstmals meine neue gelbgrüne Bergans Hardshell Jacke testen. Auf das Anziehen der Regenüberhose verzichte ich, was dazu führt, dass 15 Minuten später meine Wanderhose komplett nass ist. Die Kommunikation innerhalb der Gruppe reduziert sich durch den Regen auf ein Minimum. Nur Susanne setzt sich einmal bestimmt für eine Essenspause ein, da durch das späte Weggehen eigentlich schon lange Zeit für das Abendessen wäre.

Brücke über die Ljosa
Brücke über die Ljosa

Der Regen wird zum Glück wieder schwächer und auf dem relativ eben verlaufenden Weg kommen wir rasch voran. Während wir die enge Schlucht über den Ljosa noch mittels Brücke überwinden, wissen wir, dass wir den letzten Gletscherfluss vor Thorsmörk furten werden müssen. Einmal müssen wir noch einen Bergrücken erklimmen, bevor wir den Fluss von oben schon erkennen können. Die israelischen Jungs sind ein paar Minuten vor uns dort und glauben zuerst noch mit „von Stein zu Stein hüpfen“ davonzukommen. Schlussendlich wechseln sie aber so wie wir auf anderes Schuhwerk. Susanne und Waldtraud, die eigene Stöcke dabei haben, gehen voran und bewältigen die eiskalte Überquerung tadellos.

Die tapfere Katharina beim Furten
Die tapfere Katharina beim Furten

Dann mache ich mich mit meinen Stöcken auf den Weg, die ich anschließend wieder zu Katharina zurückwerfe, damit auch sie diese wichtige Unterstützung beim Furten hat. Schlussendlich kommen wir alle vier gut über den Fluss und nach einiger Zeit fangen die eisgekühlten Füße beim Gehen so richtig angenehm zu Prickeln an.

Wegweiser bei Thorsmörk
Wegweiser bei Thorsmörk

Wir haben noch ca. 45 Minuten Gehzeit durch den Wald von Thorsmörk, bevor wir die Volcano Huts im Husadalur um 22:30 Uhr erreichen. Trotz der späten Zeit machen wir uns noch ein Süppchen in der kleinen, aber gemütlichen Hütte und nutzen auch alle die Duschmöglichkeit in einem Art Container ein paar Meter weiter.